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By skraja

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Jop und so :) More

Intro
Die Sonne und der Himmel
Die Sonne und der Himmel
Kapitel 1: Neue Wege I
Kapitel 2: Neue Wege II
Kapitel 3: Ein fremder Krieger I
Kapitel 5: Die Adlerfeste I
Kapitel 6: Die Adlerfeste II
Kapitel 7: Gewonnen, was verloren schien I
Kapitel 8: Gewonnen, was verloren schien II

Kapitel 4: Ein fremder Krieger II

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By skraja

»Wie ist dein Name?!«, erhob einer der Männer im barschen Tonfall das Wort, doch der Fremde blickte nicht auf. »Ich rede mit dir!«, polterte er ihm entgegen. Keine Reaktion. Der Mann schaute zu seinem General und wurde durch ein kaum merkliches Nicken bestätigt, weiter zu machen.

»Hübsche Axt«, sagte der Soldat in einem aufgesetzten freundlichen Ton, offensichtlich seine Strategie ändernd. Er widmete der Waffe, die auf dem Tisch lag seine volle Aufmerksamkeit und streckte die Hand nach ihr aus. Endlich hob der fremde Krieger den Blick und beobachtete den Soldaten eindringlich. Zu Endranors Überraschung reagierte er nicht, als der Mann die Axt in die Hand nahm und sie eingehend betrachtete. Stattdessen lehnte er sich zurück, brach sich ein kleines Stück von seinem Brot ab und stopfte es sich in den Mund. Er schaute den Soldaten mit einer Mischung aus Neugier und Arroganz an, während er mit einem zufriedenen Lächeln das Brot kaute.

Endrandor spürte, wie Unruhe in ihm aufstieg. Zwar wähnte er sich allein durch die Anwesenheit der Soldaten und des Generals auf der sicheren Seite, doch das Selbstbewusstsein und die Zuversicht, die der Fremde ausstrahlte, machten ihn nervös.

»Wem hast du diese Waffe gestohlen?«, wollte der Soldat wissen. »Oder bist du am Ende nur ein abtrünniger Anhänger eines gefallenen prelonischen Hauses?« Der Mann sprach unbeirrt weiter, während seine Kameraden langsam den Tisch umrundeten und neben dem Fremden in Stellung gingen. »Euresgleichen muss man benehmen beibringen!«

»Und du glaubst, dass du das kannst?«, erhob der Fremde zum ersten Mal das Wort. »Du wirst die Axt wieder auf den Tisch legen«, sprach er weiter und obwohl er leise redete, wurde jedes seiner Worte von Entschlossenheit begleitet. »Es sei denn du willst, dass ich dir deine Hand abschlage, damit du meine Waffen kein weiteres Mal berühren kannst.«

»Du stellst hier keine Forderungen!«, brüllte der Soldat ihn an.

Endranor sah zu Kayne, der das Schauspiel mit gerunzelter Stirn beobachtete. Er schaute zunächst verwundert drein, doch dann lehnte er sich gegen den Tresen und schmunzelte.

»An deiner Stelle würde ich die Männer zurückrufen, Zyrus. Zumindest wenn du willst, dass sie diesen Tag überleben.«

Der General blickte den jungen Krieger überrascht an und wollte gerade etwas sagen, als der Befehl des Soldates durch den Raum hallte. »Ergreift ihn!«

Augenblicklich brach ein Tumult aus. Der Fremde stieß den Tisch um, was den Soldaten vor ihm zurückwarf. Dann zog er sein Schwert und richtete seine Aufmerksamkeit auf die anderen Männer. Endranor ging reflexartig hinter seinem Tresen in Deckung und zuckte bei jedem Poltern, das er hörte, zusammen. Irgendetwas schepperte. Schmerzenschreie. Dann war es plötzlich ruhig. Vorsichtig zog der Wirt sich an seinem Tresen empor und lugte in den Schankraum. Die fünf Soldaten der Stadtwache lagen wehklagend auf dem Boden. Vier von ihnen hatten eine große Wunde am Bein und waren nicht in der Lage sich aufzurichten. Der Fünfte lehnte verkrampft an der Wand. In seiner Hand steckte ein kleines Messer, welches ihn an den Holzpfahl band, der die Decke stützte.

Der Fremde bückte sich und hob gelassen die Axt auf, bevor er sich an den Soldaten wendete. »Nächstes Mal tust du besser direkt, was ich dir sage, Soldat.«

Zyrus zog seinen Zweihänder und machte Anstalten auf den Mann loszugehen, doch Kayne legte ihm eine Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. Ohne ein Wort an den General zu richten, ging Kayne auf den Fremden zu. Der junge Krieger der Bruderschaft zog seine Waffe nicht. War er denn von allen guten Geistern verlassen? Endranor umklammerte den Lappen in seiner Hand so fest, dass auch der letzte Tropfen Wasser entschwand und zu Boden tropfte. Allein bei dem Gedanken, dass es dem Fremden gelingen würde, auch Kayne und Zyrus zu besiegen, lief ihm bereits der Angstschweiß von der Stirn.

»Musste das sein?«, erhob Kayne das Wort und nickte in Richtung des Soldaten, der an der Wand lehnte.

Zu Endranors Überraschung griff der Unbekannte ihn nicht an. Er ließ sein Schwert wieder in der Scheide verschwinden und lächelte, bevor er das Messer aus der Hand des Mannes zog. Mit schmerzverzerrten Gesicht rutschte dieser an der Wand hinab und keuchte schwer auf.

»Ihr habt eine merkwürdige Art, Freunde willkommen zu heißen.«

Kayne schüttelte den Kopf und seufzte, während er seinen Blick über die Soldaten schweifen ließ. »Du hättest auch einfach sagen können, wer du bist.«

»Ich war am Essen«, gab er locker wider.

»Kann mir mal einer sagen, was hier los ist?«, polterte die Stimme des Generals durch den Raum. Er hielt noch immer seinen Zweihänder in der Hand, schien sich aber nicht sicher zu sein, ob er nun angreifen sollte.

Kayne lächelte und ging auf Zyrus zu. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und zeigte auf den fremden Krieger. »Das, mein Freund, ist Khorin Vasaris, mein Bruder. Erster Sohn meines Hauses, Erbe der Bruderschaft und wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, bester Krieger in den fünf Königslanden.«

Dem General klappte der Unterkiefer herunter. »Was? Khorin Vasaris ist tot!«

»Ach? Das erzählt man hier also über mich, interessant.« Khor warf einen letzten abschätzigen Blick auf die Soldaten, von denen einige versuchten sich aufzurichten, bevor er sich an den General wandte. »Ich denke, Eure Männer brauchen einen Heiler und darüber hinaus, noch sehr viel Training.«

»Diese Männer sind von mir persönlich ausgebildet worden!«, antwortete der General ihm empört.

»Dann braucht auch Ihr noch sehr viel Training«, gab Khor gelassen zurück. Zyrus machte Anstalten, ihm widersprechen zu wollen, doch Khor kam ihm zuvor. »Der bemitleidenswerte Anführer hier hatte nicht einmal seine Waffe gezogen, als er mich bedroht hat. Der Kleine da hinten führt einen Anderthalbhänder, nutzt den Vorteil dieser Waffe aber nicht. Mein Schwert ist sehr viel kürzer und trotzdem ist es mir gelungen, ihn zu treffen. Es wäre besser für ihn, würde er auf ein einfaches Schwert zurückgreifen. Ein Krieger, der nicht eins mit seiner Waffe ist, ist nichts Besseres, als ein Holzfäller mit einer stumpfen Axt. Das Gleiche gilt für die anderen.« Khor nickte erneut in Richtung der Soldaten, bevor er fortfuhr. »Zwei von ihnen führen Waffen, dessen Vorteile sie gar nicht kennen. Und der Rothaarige ist über seine eigenen Füße gestolpert, als er versucht hat meinem Hieb auszuweichen. Es mag sein, dass ihre Fähigkeiten ausreichen, um eine Schlägerei in einer Taverne zu schlichten, doch wäre dies ein echter Kampf gewesen, wären sie alle tot. Von einer Stadt, die an der Grenze zu Prelon liegt, und die der Bruderschaft die Treue geschworen hat, habe ich mehr erwartet.«

Kayne grinste. »Glaubst du mir jetzt, dass er mein Bruder ist, Zyrus?«

Der General schob seinen Zweihänder wieder in die Scheide und atmete laut hörbar durch. Es war offensichtlich, dass es ihm nicht gefiel, wie Khor mit ihm sprach, doch er schluckte seine Wut herunter. Denn auch Endranor wusste, wenn dies tatsächlich der erste Sohn von Caleb Vasaris war, dann hatte sein Wort selbst in Kirosh mehr Gewicht, als das des Generals.

»Na schön«, sagte Zyrus und schaute dann zu seinen Männern. »Schwingt eure Ärsche sofort zu einem Heiler! Und morgen früh will ich euch alle auf dem Exerzierplatz sehen!«

Die Männer halfen sich gegenseitig aufzustehen und verließen unter dem strengen Blick ihres Generals die Taverne.

Kayne begrüßte seinen Bruder mit einer herzlichen Umarmung. »Es tut gut, dich wieder hier zu haben. Kartos ist unausstehlich, wenn niemand da ist, der ihn in seine Schranken weist.«

Khor lächelte und erwiderte die Umarmung. »Er hat sich also nicht geändert?«

»Seit du fort bist, ist er sogar noch ehrgeiziger geworden, Vater von seinem Wert zu überzeugen. Aber das ist jetzt unwichtig, denn du bist zurück. Du warst schon immer der Einzige, der ihn in seine Schranken weisen konnte.« Er wies mit seinem Arm auf einen Tisch, der sich neben ihm befand. »Wollen wir uns setzen? Ich bin gespannt zu erfahren, was in Prelon geschehen ist.«

Khor folgte der Aufforderung und setzte sich an den kleinen Tisch. Auch Zyrus gesellte sich zu ihnen, aber nicht ohne den Wirt vorher noch um einen weiteren Zungenlöser zu bitten. Khor beobachtete amüsiert, wie der kahlköpfige, rundliche Wirt ihn kaum aus den Augen ließ, während er das Bier zapfte. Dauernd warf er ihm verstohlene Blicke zu und schaute sofort weg, wenn der Krieger zu ihm sah. Er wirkte nervös und fühlte sich offensichtlich nicht wohl, ihn als Gast in seiner Taverne zu wissen. Doch das kümmerte den Krieger nicht.

Khor hatte sich Met bestellt. Er nahm einen kräftigen Schluck des Honigweins und knallte dem Humpen dann auf den Tisch. Kayne, der sich noch immer mit Wasser zufrieden gab, blickte ihn vorwurfsvoll an.

»Was?«, wollte Khor von ihm wissen.

»Du trinkst Alkohol? Vater wird das nicht gefallen.«

Khor rollte mit den Augen. »Vater wird sich dafür nicht interessieren, sondern eher dafür ob mein Auftrag erfolgreich war.«

»Und war er das?«, fragte Kayne.

»Ich weiß zwar nicht genau, worin Euer Auftrag bestand, doch der prelonische König ist gefallen und Thanatos ist es gelungen, den Frieden zu erhalten. Habt Ihr den Verrat des Hauses Haron aufgedeckt?«, mischte sich Zyrus ein.

Khor schüttelte den Kopf. »Es ist erschreckend, wie wenig Ihr wisst.« Er seufzte und nahm einen weiteren Schluck Met, bevor er ihm antwortete. »Thanatos hat das Friedensabkommen nicht wahren wollen. Er hat den Krieg forciert, um anschließend den Frieden zu wahren.«

»Das ergibt nicht wirklich Sinn«, bemerkte Kayne.

»Nein, das tut es nicht«, stimmte Khor ihm zu und driftete in Gedanken zu jenem Tag ab, an welchem er als Heerführer des prelonischen Königs in die Schlacht gegen die anderen Häuser gezogen war. Ein denkwürdiger Abend, der dem neuen König des Südens den Weg geebnet hatte, dank seiner Hilfe.

»Und wie steht es jetzt um die Beziehungen zwischen Karutien und Prelon?«, wollte Zyrus wissen.

»Wir sind mit ihnen verbündet«, lautete Khors knappe Antwort. »Thanatos und Valygar haben einen Pakt geschlossen.«

»Dieser Valygar von Trechia«, begann Kayne. »Ich kenne ihn nicht, aber man sagt, er sei mindestens so stark wie sein Vater.«

»Das habe ich auch gehört«, bestätigte Zyrus das Gerücht. »Es tut gut zu wissen, dass Thanatos ihn nicht zum Feind Karutiens gemacht hat. Kirosh wäre die erste Stadt, die Prelon angreifen würde.«

Khor zog eine Augenbraue hoch und seufzte. Es war mehr als erschreckend, wie kurzsichtig der General war. Doch wirklich vorhalten konnte er ihm das nicht, immerhin hatten alle Beteiligten dafür gesorgt, dass die wahren Geschehnisse in Prelon nur wenigen bekannt waren.

»König Torlan war ein Idiot, aber das Gute an ihm war, dass man ihn einschätzen konnte.« Khor machte eine kurze Pause und schaute die beiden Männer an. »Ja, ihr habt beide Recht. Valygars magische Fähigkeiten sind so stark, wie man sich erzählt und das sollte uns nachdenklich machen. Denn darüber hinaus kann ich euch eines sagen. Dieser Mann ist äußerst gewissenlos und gerissen. Ob er dem karutischen Reich wirklich ein treuer Verbündeter sein wird, kann ich nicht beurteilen.«

»Das klingt nicht gut«, bemerkte Kayne. »Hat Thanatos deswegen einen Boten zu uns geschickt? Weil er Verrat des prelonischen Königs erwartet?«

Khor wurde hellhörig. »Der König hat einen Boten zur Bruderschaft geschickt?«

»Ja, und Vater war nicht erfreut. Genaugenommen war er ziemlich wütend. Das Einzige, was er uns gesagt hat, war dass du nach Hause kommst. Wir wussten nur nicht, wann.« Er schlug seinem Bruder neckisch auf die Schulter. »Hast dir Zeit gelassen.«

»Ich musste nachdenken«, gab Khor leise wider. Dass sein Vater wütend war, war nichts Neues, doch er fragte sich, was der König ihm geschrieben hatte. Sein Vater war einer der wenigen, die wussten, was Khors Aufgabe in Prelon gewesen war. Seiner Meinung nach hatte er diese auch erfüllt, doch der König hatte ihm noch einen weiteren Auftrag erteilt. Einen, den er nicht ausführen wollte. Allein bei dem Gedanken daran, Rael zu töten, oder an ihrem Tod Anteil zu haben, fuhr ihm ein kalter Schauer über seinen Rücken. Wieder einmal schaffte die Magierin es, den Krieger seine Befehle in Frage stellen zu lassen. Es musste doch noch einen anderen Weg geben. Einen, bei dem sie überlebte und bei dem er gleichzeitig seinem Vater und dem König dienen könnte, oder nicht?

»Khorin?«, sprach sein Bruder ihn an und schreckte den Krieger damit aus seinen Gedanken. Khor leerte den Humpen und stand auf.

»Wir sollten Vater nicht warten lassen«, sagte er entschlossen und verabschiedete sich vom General. Kayne runzelte die Stirn, folgte seinem Bruder aber aus der Taverne. Die beiden Krieger der Bruderschaft ließen sich ihre Pferde von einem Stalljungen bringen und machten sich auf den Weg zur Adlerfeste.

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