The Nightfighters

By missbega

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Eigentlich war dein Leben von vorne bis hinten durchgeplant. Eigentlich wusstest du was der Sinn deines Leben... More

Prolog
Eins
Zwei
Drei
Vier
Sechs
Sieben
Acht

Fünf

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By missbega

Gerade saß ich auf meinem neuen Bett in meinem neuen Zimmer, denn ab jetzt wohne ich in der Zentrale. Das Zimmer war ziemlich groß, trug aber trotz der ganzen Möbel ein Gefühl der Leere und Identitätslosigkeit nach außen. Ich musste mich hier dringend mal einrichten um mich wenigstens ein bisschen zu Hause zu fühlen. Wenn ich so drüber nachdenke ist es wie in einem Studentenwohnheim hier, irgendwo tröstete mich das wenn ich bedachte dass ich meine Mitschüler so eine ähnliche Situation erleben würden.

Auf einmal klopfte es an meiner Tür und ich schnellte in die Höhe.

,,Ja, bitte?'' Meine Stimme klang zart und so zerbrechlich, immer noch geschafft von den vorherigen Ereignissen.

Oliver trat leise herein und schloss die Tür hinter sich. Er lief mit schnellen Schritten auf mich zu und betrachtete mein Gesicht eingehend.

,,Ist alles in Ordnung, Lacey? Ich meine wegen vorhin.''

Ich nickte langsam. ,,Es geht mir gut.''

Mr. Dwight hatte etwas Panik bekommen und schnell das Abschlussbankett eingeläutet um sich um dieses seltsame Ereignis zu kümmern, ohne dass alle ihn anstarrten. Ich hatte einen Happen gegessen und mich von einigen beglückwünschen lassen, bin dann aber auch schon nach kurzer Zeit auf mein mir zugewiesenes Zimmer gegangen um alles zu verarbeiten.

,,Ist mit Jay alles in Ordnung?'', fragte ich vorsichtig.

Oliver winkte ab. ,,Ihm geht's gut. Er unterhält sich mit ein paar Leuten und genießt das Buffet. Und gesundheitlich macht er auch keinen schlechten Eindruck auf mich.''

Erleichtert atmete ich aus. ,,Oli, ich weiß nicht was mit mir los ist, aber ich habe Menschen verletzt.''

Diese Erkenntnis traf mich stärker als ich gedacht hatte. Mein Atem beschleunigte sich und meine Gedanken fingen an zu rasen. Ging es Latisha gut? Was zur Hölle hab ich getan? Was stimmte nicht mit mir? War ich krank? Würde ich sterben?

,,Hey, hey.'' Oliver nahm mich in den Arm und streichelte mir sanft den Kopf.

Auch wenn er der jüngste von uns war, war er doch trotzdem um einiges größer als ich und konnte so sein Kinn auf meinem Kopf abstützen.

,,Es ist nicht deine Schuld, okay? Ich ... Ich bin sicher die Hexe war einfach etwas geschwächt. Oder dein Körper hat sich etwas gewehrt und die Kräfte schwerer aufgenommen, es ist aber sicherlich alles in Ordnung.''

Ich lehnte mich zurück und sah in seine Augen. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. ,,Danke.''

Langsam löste er sich aus meiner Umarmung und trat einen Schritt zurück.

,,Ich bin eigentlich wegen noch einer Sache hier'', sagte er und sah sich im Zimmer um bevor sein Blick wieder meinen auffing. ,,Wie wäre es jetzt Mias Zimmer näher unter die Lupe zu nehmen? Es scheinen noch reichlich Leute unten im Festsaal zu sein, es wäre wahrscheinlicher nicht erwischt zu werden.''

,,Ja'', rief ich ohne zu Zögern. ,,Lass es uns tun.''

Mein Zimmer lag nicht weit entfernt von Mias, darum hatte ich bei der Zimmervergabe gebeten.

Oliver und ich liefen mit schnellen Schritten den Flur entlang, wir durften nicht erwischt. Weit und breit war zwar kein Nightfighter zu sehen, es gab jedoch noch andere Anwohner hier.

Vor ihrer Tür blieben wir stehen. Mia hatte ihren Namen eingeritzt und mit einem Edding drunter gekritzelt: ,,Wenn du ohne Erlaubnis eintrittst, veranstalte ich eine Eingeweidenparty mit dir.''

Das sah ihr ähnlich. Ihren schwarzen Humor hatte sie schon von Anfang an gehabt. Sie hatte gesagt, sie habe ihn von ihrem Vater geerbt.

Da Oliver noch kein Nightfighter war, lag es nun an mir diese Tür zu öffnen. Ich war zwar erst eine frischgebackene Kämpferin, hatte schon gelernt was ich später so tun könnte. Und das hier war mein erster Versuch. Ich atmete tief ein und aus, legte dann meine Hand langsam auf das Schloss und schloss die Augen. Ich konzentrierte mich auf dieses Objekt und versuchte durch den Kontakt eine Hitze herzustellen, die aus meinem tiefsten Inneren kam. Ich spürte sie in mir lodern und ihren Weg durch meinen Arm finden. Meine Fingerspitzen kitzelten und man hörte das Schloss unter der Hitze schmelzen. Ich nahm meine Hand weg und das deformierte Metallstück fiel mit einem dumpfen Ton zu Boden. Ich sah Oliver an, der das Schloss einfach nur ungläubig anstarrte und murmelte: ,,Krass.''

Als ich gerade meine Finger um die Türklinke legte um die Tür aufzumachen, griff er nach meinem Handgelenk.

,,Es ist Mia um die es hier geht. Denkst du wirklich jemand könnte einfach so da rein spazieren auch wenn das Schloss beseitigt wurde?'' Er zeigte auf die Drohung an der Tür und schob mich von der Tür weg. Er stellte sich auf die andere Seite neben der Tür und schob die Tür mit einer ausgestreckten Hand auf, woraufhin er sich sofort an die Wand drückte. Das Licht aus ihrem Zimmer fiel in den Flur und für einen Moment geschah nichts. ,,Da ist nichts, Oliver'', murmelte ich und wollte gerade einen Schritt nach vorne machen als drei Messer aus der Tür flogen und direkt untereinander in der gegenüberliegenden Wand stecken blieben. Mit offenem Mund sah ich von den Waffen zu Oliver rüber, der nur schnippisch abwinkte. ,,Flugzauber.'' Er betrat das Zimmer, während ich die Spuren des Angriffes schnell beseitigte und die Messer reinbrachte und die Tür hinter uns schloss. Zu meiner Enttäuschung sah Mias Zimmer nicht sehr viel anders aus als meins und war damit genauso geheimnisvoll wie seine Bewohnerin selbst. Ihr Bett war nicht fertiggemacht worden, auf dem Schreibtisch lag nichts außer einer kleinen Schicht Staub, die sich angesammelt hatte. Wie lange sie wohl schon weg war ...? Wieso haben wir denn bloß nicht eher etwas unternommen...

Oliver zog die Vorhänge zurück um etwas Licht ins Dunkle zu schaffen – vergebens. Vor einem Wandspiegel häuften sich ein paar schwarze Schuhe in allen Arten, in ihrem Kleiderschrank war nichts Ungewöhnliches vor zu finden. Während Oli nochmal unterm Bett nachsah, kontrollierte ich die Schubladen ihres Nachttisches. Handcreme, Makeup, ein Buch und haufenweiße Zettel. Ich blätterte Alles schnell durch, es war aber nichts zu finden was uns einen Hinweis auf etwas gab.

Das Problem war ja, dass wir nicht einmal wussten wonach wir suchten. Und ob es etwas zu finden gab. Wir wussten nicht ob Mia einfach nur ungewöhnlich lange für eine Mission brauchte oder ob ihr etwas zugestoßen war. Die Information auf welcher Mission sie gerade war, würde das Präsidium aufgrund von Schutz nicht herausgeben. Aufgrund von Schutz der kämpfenden Nightfighter und auch der anderen. Vielleicht war etwas in Mias Zimmer was uns darauf Auskunft geben würde. Irgendein Hinweis.

Als ich die letzte Schublade zuschieben wollte, blieb sie stecken und quietschte beim Weiterschieben. Mit voller Wucht zog ich sie wieder zu mir, als ich sie aus Versehen komplett rausholte. Gerade wollte ich sie in das dunkle Loch schieben, als ich ganz am Ende ein zerknülltes Stück Papier sah. Ich holte es hervor und faltete es auseinander. Es war ein kurzer Brief gewesen.

Mein geliebtes Mädchen,

viel zu lang ist unsere letzte Begegnung her und ich muss ehrlich gestehen, dass du mir fehlst. Sehr oft denke ich daran, was du wohl gerade tust und wo du bist. Ob du zu einer erwachsenen Frau herangewachsen bist, ob du die richtigen Entscheidungen im Leben getroffen hast.

Ich weiß, es ist in der Vergangenheit einiges geschehen, doch das soll einem Treffen von uns nicht im Wege stehen. Der Todestag deiner Mutter ist schließlich nahe, da muss die Familie doch füreinander da sein oder etwa nicht? Ich habe deine Mutter wirklich geliebt, Liebling. Aber Liebe reicht oftmals nicht aus. Vor allem reichte es bei ihr nicht aus. Irgendwann holt einen die Realität ein. Die Realität deiner Mutter war ich. Ich hatte sie gekriegt. Genauso wie ich deinen Bruder gekriegt habe. Genauso werde ich auch dich kriegen, Liebes. Egal wohin du gehen magst, egal wo du dich zu verstecken wagst. Ich werde dir folgen, dir auflauern und dich finden. Das ist keine Drohung, mein Schatz – das ist ein reines Versprechen.

In Liebe - L

Ich versuchte langsam ein- und auszuatmen. Anscheinend hatte ich meine Atmung nicht wirklich unter Kontrolle, denn Oliver rief: ,,Hast du etwa was gefunden?'', und riss mir den Brief aus der Hand. Ich musste mich für einen kurzen Moment hinsetzen um einen klaren Gedanken fassen zu können. Okay, jemand hat Mia gedroht sie zu finden und zu ... töten? Sie hatte immer gesagt, dass ihre Familie tot war, aber nicht wie sie gestorben war. Sie wüsste nicht viel darüber. Aber anscheinend war das alles kein Unfall, sie wurden getötet. Und zwar nicht von irgendwem ... Sondern von ihrem Vater! Der sie jetzt ebenfalls auf die Todesliste ihrer Familie setzen will. Und es vielleicht auch schon getan hat!

,,Denkst du sie ist schon tot?'', fragte ich leise und sah Oliver an.

Er lenkte seinen Blick vom Papier zu mir. Seine Augen waren erschreckend weit aufgerissen, Angst spiegelte sich ihnen wider. ,,Ich ... Ich weiß es nicht. Wir müssen es aber herausfinden.''

Ich nickte ihm mit zusammengepressten Lippen zu. Wir mussten es versuchen. Ich wagte gar nicht daran zu denken, was der Tod Mias für uns zu bedeuten hatte.

Ich klopfte schnell an Jays Tür und wartete ungeduldig mit Oliver auf sein Erscheinen. Jay öffnete die Tür mit einem genervten: ,,Was ist?'', aber wir stürmten einfach an ihm vorbei in sein Zimmer.

Er rieb sich das Gesicht, versucht uns nicht anzuschreien und schnaubte: ,,Ich habe gerade versucht etwas Schlaf zu kriegen, die Zeremonie hat mir etwas Energie geraubt. Also hoffe ich ihr habt einen guten Grund hier reinzustürmen.'' In einer stoischen Haltung mit vor der Brust verschränkten Armen baute sich Jay vor uns auf und sah mit einem finsteren Blick von Einem zum Anderen.

,,Sieh dir das an'', ich hielt ihm den Brief vor die Nase, ,,den haben wir in Mias Zimmer gefunden.''

Er riss mir den Zettel aus der Hand und senkte die Stimme. ,,Ihr seid in Mias Zimmer eingebrochen? Das verstößt gegen die Regeln! Und außerdem wird sie euch umbringen, wenn sie das erfährt.''

Ich runzelte die Stirn. ,,Machst du dir denn gar keine Sorgen, Jay? Wir mussten das tun. Denn hätten wir es nicht getan, hätten wir niemals diesen Zettel gefunden!''

,,Lacey hat Recht, etwas ist faul. Und dieser Brief ist der Beweis dafür. Wir können nicht einfach so tatenlos rumsitzen und nichts tun. Wir ...'', er schluckte, ,,... wir wissen nicht einmal wie es gerade mit ihr steht.'' Oliver sah mich mit einer ängstlichen Miene an. Er wollte, dass wir alle zusammen bleiben würden, dass wir alle gemeinsam bis ans Ende kämpfen. Ihm waren seine Freunde und das Zusammensein wichtiger als sein Leben.

Jay sah auf den Zettel und sagte: ,,Wir können das nicht alleine schaffen. Oliver, du bist nicht einmal ein richtiger Nightfighter.'' Oli war in seinem Stolz gekrängt, denn er holte tief Luft und baute seine Brust auf. Er hatte wirklich viel trainiert und sich schlau gemacht über Einiges. Wenn ich sage ich habe viel trainiert, dann war es sicherlich nicht einmal die Hälfte von dem was Oliver getan hatte. Er war genauso wie Jay darauf vernarrt gewesen einer der größten Nightfighter der Welt zu werden. Gesagt zu bekommen, er könnte seinen Freunden wegen seiner fehlenden Zeremonie nicht helfen, zischte in seinen Ohren wie eine Beleidigung. Er wusste ganz genau wozu in der Lage war und wozu nicht. Und er wusste was er für seine Freunde riskieren würde.

,,Ich kann das trotzdem schaffen'', knurrte Oliver nun unter zusammengebissenen Zähnen hervor.

,,Das denkst du, aber du weißt nicht womit du es dabei zu tun hast. Und außerdem sind Lacey und ich gerade erst zu Nightfightern ernannt worden, wir haben noch keine richtige Kontrolle über unsere Kräfte.''

,,Sowas lernt man doch sowieso besser in der Praxis, oder nicht?''

Jay sah wieder auf den Brief herab und ich spürte neben meiner energischen Willenskraft Jay zu Mias Rettung zu überzeugen ein weiteres Gefühl, das nicht eins mit mir war, sondern mich und meinen Körper eher umkreiste – es war ein Gefühl eines Dilemmas. Eine Ungewissheit und gleichzeitig große Angst. Ich hatte das zuvor gehabt, aber es fühlte sich dieses Mal anders an. Zumal ich diese Gedanken schon soweit es ging von mir geschoben hatte, realisierte ich auf einmal, dass das nicht meine Gefühle waren, die ich da spürte, sondern Jays.

,,Jay, ich kann nicht hier rumsitzen und auf das Beste hoffen. Wir haben keine Ahnung seit wann Mia weg ist, deshalb zählt jede Sekunde. Wir können auf kein Präsidium warten. Dafür haben wir keine Zeit.''

Jays Blick war auf sein Bett gerichtet, sichtlich am Nachdenken sagte er nichts mehr weiter.

,,Ich weiß, dass du Angst hast, ich kann das durch unsere Verbindung spüren.''

Plötzlich sah er zu mir und war perplex. ,,Sie ... wirkt schon?''

Ich nickte. ,,Und es ist völlig okay, dass du Angst hast. Die haben wir auch.''

,,Ich hab keine Angst'', winkte Oliver ab.

,,Und ich weiß auch, dass du ein ehrenhafter Nighfighter sein willst. Du befolgst jede Regel und willst deine Pflichten erfüllen. Die Menschen beschützen und nicht die Nightfighter. Aber hierbei geht es deine Freundin Mia. Sie hätte das Gleiche für dich getan und das weißt du auch.''

Jays Blick konnte man nicht deuten, aber durch die Verbindung wusste ich, dass er versuchte wachsam zu sein und sich nichts mehr anmerken zu lassen. Er versuchte sich gegen die Verbindung zu sperren.

,,Lacey und ich werden heute noch aufbrechen'', übernahm jetzt Oliver das Wort. ,,Können wir auf dich zählen?''

Sein Gegenüber rührte sich aber nicht vom Fleck, in seinem Gesicht war nur ein wütender Ausdruck abzulesen.

,,Das Präsidium wird nach euch suchen lassen, wenn hier irgendwer mitkriegt, dass ihr abgehauen seid. Und wenn jemand mitkriegt, dass ich davon wusste, kriege ich Schwierigkeiten. Ich bitte euch deshalb keinen Kontakt zu mir aufzunehmen.''

Oliver trat einen Schritt näher zu Jay und wurde etwas wütender.

,,Hör mir gut zu, Jay'', sagte er und tippte ihm auf die Brust. ,,Ich weiß was du denkst, aber ich tu das bei aller Liebe nicht für Lacey, sondern allein für Mia. Wenn du uns also bitte entschuldigst, wir haben eine Freundin zu retten.''

Ohne ein weiteres Wort rammte Oliver Jays Schulter und verließ umgehend das Zimmer. Ich warf Jay noch einen verwirrten Blick zu bevor ich Oliver nachlief und hörte in meinen Gedanken leise Jays Stimme flüstern: ,,Es tut mir Leid, Lacey.''


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