Sieben

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Oliver hatte mich von der Zentrale abgeholt und wir waren jetzt auf dem Weg um unseren neuen Haltepunkt abzuklappern. Er hatte vorher im Internet nach Alessandro Leonardi recherchiert, aber natürlich gab es keine Artikel über ihn, die ihn mit etwas Negatives in Verbindung setzten. Ich war mir sicher dafür haben seine Männer gesorgt. In einem Artikel bei dem analysiert wurde ob Alessandro aka Big Al schmutzige Geldwäsche betreiben würde, aber natürlich wurde in dem Artikel das Gegenteil behauptet. Weniger auffällig war, dass eine Person namens Louis Martin eine positive Aussage über Alessandro gegenüber den Reportern äußerte. ,,Mister Leonardi ist ein Ehrenmann und würde niemals mit so Etwas zu tun haben wollen. Er steckt fast jedes große Geld, das er besitzt in seine Hilfsorganisation.'' Auffälliger hingegen war, dass in den ganzen Berichten, in denen 'Leute aus dem Bekanntenkreis' heranzogen worden waren, es immer nur Louis Martin war und er diesen einen Satz, mal etwas abgewandelt mit anderen Wörtern oder Satzstellungen, immer wieder verwendet hatte – es war immer der gleiche Sinn in den Aussagen.

Oliver hatte auch nach dieser angeblichen Hilfsorganisation gesucht, während ich am Hörer saß und ihm zuhörte. Sie hieß 'Kids Revival' und setzte sich für herzkranke Kinder ein. Es gab sogar tatsächlich eine Homepage mit Bankkontodaten, die Spenden gerne entgegennahmen. Es gab aber keine Kontaktdaten – keine Telefonnummer, keine Adresse. Wirkte auf mich ziemlich verdächtig. Hätte mich auch nicht gewundert, wenn das alles nur ein riesen Schwindel war. Alles was ich bis jetzt über Alessandro gehört habe, überzeugte mich nicht vom Gegenteil. Also blieb uns erstmal nur die Möglichkeit Louis Martin aufzuspüren. Nach einigem Suchen konnten wir auch eine Adresse zu ihm zuordnen. Seine Internetpräsenz war nicht mächtig, aber groß genug um sich ein Bild zu ihm zu machen: 37, dunkle kurze krause Haare, war stolzer Besitzer einer Werbeagentur.

Ich hatte mich versichert, dass ich mich unbemerkt aus der Zentrale schleichen konnte um mit Oliver loszuziehen. Der beste Weg dafür war auffällig rauszugehen – so zu tun als wäre es selbstverständlich. Und es hat tatsächlich geklappt. Jedenfalls ist mir niemand hinterhergelaufen.

Ich hatte Glück, dass ich noch in meiner Einfühlungsphase des Nightfighter Seins war, denn da kriegt man eigentlich keine relevanten und gefährlichen Aufträge zugeteilt. Um noch einmal extra vorzusorgen war ich am Abend nach meiner Rückkehr aus der Bar bei Mrs. Windsor um mich für die nächsten paar Tage krank zu melden. Ich war wirklich gut darin einen Hustanfall vorzutäuschen, das hatte ich schon früher bei meiner Mutter gemacht als ich keine Lust hatte zur Schule zu gehen.

Gerade wünschte ich mir, dass zur Schule zu gehen mein größtes Problem wäre. Aber das war es nicht mehr. Und das würde es auch nie wieder sein.

Oliver wartete an einem Baum angelehnt auf mich und ließ sich in seiner Miene nichts anmerken als er mich herunterstolzieren erblickte und meinem Marsch zustieß. Die Zentrale lag in einem abgelegenen Wald von Facily Ave und wirkte von außen riesig und prachtvoll. Nicht prachtvoll durch viele Details, sondern durch das Gesamtbild, durch die schlichte Eleganz. Menschen konnten die Zentrale nicht sehen, denn das Präsidium hat einen Unsichtbarkeitszauber auf das Gebäude auferlegen lassen. Man konnte es nur sehen bzw. es betreten wenn man entweder ein vollwertiger Nightfighter war oder ein solches Nightfighter Amulette bei sich hatte. Das bekam jeder angehende Nightfighter zu seinem 12. Lebensjahr an dem die Trainingseinheiten so langsam fester Bestandteil vom Wochenplan wurden und aber auch um uns vor dunklen Einwirkungen der Nachtwesen zu schützen. Sie waren mit einem speziellen Zauber von Hexen belegt worden und repräsentierten natürlich das Element des Nightfighters. Hexen und Nightfighter arbeiteten schon seit jeher gemeinsam. Die Fundamentschrift besagt, dass vor vielen Jahrtausenden als es nur Menschen auf der Welt gab, es immer häufiger vorkam, dass Menschen verwerfliche Dinge taten und auf diese Menschen vom Universum der Nachtfluch gelegt wurde. Sie konnten sich nur noch in der Nacht aufhalten und erlitten tagsüber höllische Qualen. Es entstanden die unterschiedlichsten Nachtwesen so wie sie verschiedener nicht hätten sein können. Einige der Bestraften sahen jedoch ihre Taten ein und wurden zwar nie wieder von ihrem Fluch befreit, jedoch wurde ihnen das Leben damit erleichtert. Andere entwickelten solch einen Groll gegen die höchsten Mächte und versuchten nicht mit ihrem Fluch in ein Gleichgewicht zu kommen, sondern ließen ihn die Überhand ihres Handelns nehmen und fingen an Nachtsüber zu morden. Die Nachtwesen Gemeinschaft spaltete sich in die Erleuchteten und den Unterworfenen. Die Erleuchteten waren zum größten Teil Hexen, die versuchten wieder ein normales Leben unter den Sterblichen zu führen. Da die unterworfenen Nachtwesen aber weiter ihren Trieben folgten und Unschuldige töteten, sahen sich die Hexen als einzige gutherzige Gruppe, die vom Nachtfluch wusste, dazu gezwungen gegen die bösen Nachtwesen zu kämpfen. Da diese aber in der Unterzahl waren, zogen sie sich Mitwissende von den Sterblichen zu um sie zu Nachtkämpfern auszubilden, als Nightfighter. Mit den Jahren wurden es mehr Nightfighter, die versuchten Frieden und Sicherheit auf der Welt einkehren zu lassen. Deshalb gibt es fünf Nightifghter Zentralen auf der Welt verteilt, die alle das gleiche Ziel verfolgen.

The NightfightersWhere stories live. Discover now