Zehn Sekunden

By Herbstzeitlose_

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Musik, Partys, Fame und Frauen. Eigentlich dachten sie, dass sie alles haben, was man braucht. Doch dann st... More

Prolog
Geständnisse
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, ob du'n Mädel hast, oder auch keins
Von Fischbrötchen und Obdachlosigkeit
Harte Fakten
Was ich will
Von Fantasien und Experimenten
Verräterische Spuren
Alles okay zwischen uns?
Immer dieses Gedankenchaos!
Trostpflaster
Fick sie halt!
Sag es laut
Irgendwas ist immer
Karawane der Liebe
Aller guten Dinge sind nicht drei!
Auf Abwegen
Heul doch
Pleiten, Pech und Pannen
Von Verwirrung und offenen Fragen
Feuchte Fantasien und Erkenntnisse
Gebt mir mal die Zwangsjacke!
Nie gesagt
Und jetzt mal Klartext!
Von Krümeltee und düsteren Kreaturen
Damals in der Schule
Versteckspiel
Das Spiel mit dem Feuer
Und ich singe dein Lied
Ich bin nicht kompliziert, du verstehst mich nur nicht
Von Pillen und Plänen
Fühlt sich wie fliegen an
Von Selbstbeherrschung und schmutzigen Geheimnissen
Vorfreude ist die schönste Freude
Zimmer 420
In all mein Schwarz dein fettes Grinsen
Von Eifersucht und ehrlichen Worten
Eiserner Steg
Und es war Sommer
Ich frage mich danach, was uns verbindet oder trennt
Von spritzigem Sekt und unruhigen Geistern
Schlechte Ideen schaffen die besten Erinnerungen
Von Philosophie und Pilzragout
Tanzt ihr Stricher, der König hat Laune!
Von quietschenden Federn und Chaos im Kopf
Die Story vom Pferd
Ich sprüh's an jede Häuserwand
Finger weg, Bitch
Geschwisterliebe
Hear me screaming, see me bleeding
Von Panik und Strohhalmen
Das große Wort mit L
Winterwonderland
All I want for christmas is You!
Epilog

Ein Kuss, der dich nicht loslässt und dich Tage trägt

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By Herbstzeitlose_

Frankfurt am Main, 28. Oktober 2013

Irgendwann wurde ich durch ziemlich laute Geräusche geweckt, die ich schlaftrunken nicht ganz zuordnen konnte. Der Himmel draußen war noch pechschwarz und das ganze Zimmer stockdunkel, da auch die drei Teelichter auf dem Nachttisch längst abgebrannt waren.
Mir war arschkalt, was zum einen daran lag, dass ich noch immer nackt war, und zum anderen daran, dass Lukas sich im Schlaf völlig egoistisch in beide Decken eingewickelt hatte, in denen er jetzt mit einem zufrieden aussehenden Gesichtsausdruck neben mir lag.
Außer seinem Gesicht und einer Hand kam nichts von ihm unter der Bettdecke hervor. Erst jetzt bemerkte ich, dass er, obwohl er schlief, mit dieser Hand meine festhielt.

Natürlich fand ich das direkt viel zu süß, um mich irgendwie über seinen heimtückischen Deckendiebstahl aufregen zu können.
Da ich mir mein Zimmer ein paar Stockwerke unter uns ja eigentlich mit Igor teilte, fragte ich mich, ob dieser wohl in der Zwischenzeit mitbekommen hatte, dass ich schon stundenlang weg war.
Vielleicht hatte ich aber auch Glück und der Joint vorhin hatte ihn in ganz andere Traumwelten befördert, aus denen er vor dem nächsten Nachmittag nicht mehr erwachen würde.

Ich seufzte tief, als mir bewusst wurde, dass ich wohl demnächst in mein offizielles Nachtlager wechseln müsste. Natürlich würde Igor auffallen, dass ich fast die ganze Nacht nicht da gewesen war.
Unter anderen Umständen wäre das gar nicht mal etwas so außergewöhnliches.
Es kam öfter mal vor, dass ich mich während ein paar freien Stunden spontan mit Leuten traf, die ich in der jeweiligen Stadt kannte oder mir anderweitig die Zeit alleine vertrieb, wenn mir das enge aufeinander hocken auf Tour zu viel wurde.

Doch heute hatte ich ein paar Stunden zuvor noch Igors Unternehmungsdrang mit aller Kraft unterbunden und ihm vorgespielt, dass ich unendlich müde sei. Regelrecht in den Schlaf gezwungen hatte ich ihn, damit ich endlich zu Lukas hier rauf konnte.
Da wäre es wohl sehr verdächtig, wenn ich erst morgen früh zurück ins Zimmer gehen würde, um ihm dann eine erfundene Geschichte von spontanem Partywahn zu erzählen, der mich die ganze Nacht lang irgendwo hin getrieben hatte.
Auch, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich einfach nur mit Lukas unterwegs gewesen war, gab es keinen offensichtlichen Grund dafür, Igor deshalb anzulügen.
Denn auch, wenn ich tatsächlich - aus welchen Gründen auch immer - alleine was mit Lukas machen wollte, wäre Igor doch der Letzte, der sich ausgeschlossen fühlen oder mir deshalb sogar böse sein würde. Dann hätte er einfach nur grinsend mit den Schultern gezuckt, es akzeptiert und wäre zu Benni und Stefan rüber gewandert.

Ich beschloss, noch ein paar Minuten hier liegen zu bleiben, bis ich ein wenig wacher war. Da mir mittlerweile wirklich extrem kalt war, zupfte ich ein paar mal erfolglos an der Decke herum, um mir ein Stück davon zu erobern, aber Lukas hatte sich viel zu fest darin eingewickelt.

Die Geräusche im Nebenzimmer wurden noch etwas lauter. Mittlerweile hörte es sich nicht mehr nur so an, als ob Möbel gerückt wurden oder so was in der Art. Nun hörte man auch noch ein rhythmisches Klatschen, das ab und an von leisem Stöhnen begleitet wurde.
Ich brauchte einen Moment, bis mein verschlafenes Hirn die Geräuschkulisse als Sexgeräusche identifizierte.
Augenblicklich wurde mir fürchterlich heiß und ich brauchte gar keine Bettdecke mehr. Nicht etwa, weil mich das so anmachte, sondern weil mir bewusst wurde, dass alle Menschen in den Zimmern um uns herum Lukas und mich genauso gehört hatten.

Bei einem ungewöhnlich lauten Klopfen an die Wand schrak nun auch Lukas aus seinem Schlaf hoch und zerquetschte mir fast meine Hand, die er die ganze Zeit über locker in seiner gehalten hatte.
Ich zog scharf die Luft ein und befreite meine schmerzende Hand aus seinem Todesgriff. Auch, wenn er jetzt nicht unbedingt zierlich war, hätte ich ihm eine solche Kraft nun auch nicht gerade zugetraut.
„Oh, Entschuldigung!", sagte er und schaute sich dann leicht verwirrt im Zimmer um. „Was war das?"
Ich musste ihm jedoch gar nicht erklären, was das war, weil die Dame hinter der Wand von ihrem Stecher gerade verlangte, sie noch eine Spur härter ran zu nehmen, woraufhin erneut ein lautes Klopfgeräusch zu hören war.
„Ahhh", sagte Lukas und grinste wissend. „Ist das ihr Kopf, der da an die Wand knallt, oder wie?"

„Keine Ahnung", murmelte ich.
Lukas bemerkte natürlich sofort, dass mir irgendwas durch den Kopf ging.
„Was ist los, Timi?", fragte er darum und eine leichte Panik machte sich in seinem Gesicht breit. „Oh Gott, bereust du es? Fandest du es nicht gut?"
„Doch es war gut, natürlich!"
Er atmete erleichtert aus. „Ich dachte schon."
„Ich hab mich nur gerade gefragt... wenn wir die so hören... dann hat man uns doch auch gehört."
Lukas befreite sich aus seinem Deckenberg und rutschte ein Stück zu mir rüber, wo er dann beide Decken über uns ausbreitete.
„Wahrscheinlich hat man uns gehört. Aber soll ich dir mal was sagen? Mir ist das so vollkommen egal! Der Sex mit dir war der absolute Wahnsinn, Timi. Jeder Sex, den ich vorher mit Frauen hatte, kommt mir im Vergleich dazu einfach nur lächerlich vor. Ich fand das so extrem geil, dass von mir aus das ganze Hotel darüber Bescheid wissen soll."
Ich grinste leicht und war froh darüber, jetzt endlich mal bedeckt zu sein und nicht mehr splitterfasernackt in der Kälte herumzuliegen. „Ach, Lukas..."
„Komm schon, es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ausgerechnet irgendjemand in den Zimmern hier oben ist, der uns kennt. Die einzigen Leute, die eine Gefahr darstellen, liegen ein paar Stockwerke unter uns."
„Du hast schon recht. Dieses ganze Versteckspiel seit Tagen macht mich vielleicht einfach ein bisschen zu paranoid."

Lukas legte seinen Kopf auf meiner Brust ab. „Das würde ich auch sagen. Du... du bereust es also nicht?"
Ich legte meine Arme um ihn und zog ihn noch enger an mich. „Nein, ganz bestimmt nicht. Es war sehr gut."
Lukas lachte leise. „Ich hatte ja eigentlich fast damit gerechnet, dass irgendwas schief läuft. Aber dafür, dass es das erste Mal war, ist es ja wirklich gut gegangen."
„Mich wundert es auch ein bisschen, dass es keine Pannen gab. Sonst hat doch auch nie was ohne Unfälle oder Störungen funktioniert."
Lukas überlegte kurz, dann kicherte er vor sich hin. Erst, nachdem ich ihn zum vierten Mal fragte, was denn nun los sei, fand er seine Sprache wieder.
„Ich habe vorhin geträumt, dass wir nochmal Sex hatten. Aber ich hab dir dabei den Penis gebrochen. Du musstest dann ins Krankenhaus und wir sind voll aufgeflogen. Aber es hat überhaupt niemanden so richtig überrascht. Igor war es egal, Stefan fand es total süß und Benni meinte, er wüsste es sowieso schon lange."

„Aua. Das sind aber brutale Träume, die du da von mir hast", sagte ich und schnippte ihm gegen die Stirn. „Falls die Reaktionen in der Realität wirklich so aussehen sollten, wäre das ja echt nett."
Lukas seufzte. „Aber auch sehr unrealistisch."

Wir lagen noch länger so da und schwiegen. Wir wussten beide, welch unausgesprochene Fragen jetzt schwer über uns hingen.
Wie sollte es jetzt weitergehen? Wo sollte das alles hinführen?
Bisher hatten wir nie weiter gedacht, als bis zum ersten Sex. Denn wenn es einem von uns nicht gefallen hätte, hätte sich automatisch alles, was eventuell danach folgen könnte, erledigt.
Nun hatte sich das aber geklärt. Doch weder er noch ich wagten es in diesem Moment, die Sache anzusprechen.

„Ein Penisbruch also", sagte ich, um die Stimmung wieder aufzulockern, und wuschelte Lukas durch sein sowieso schon sehr chaotisch liegendes Haar.
„Wie kommt dein Hirn denn auf so was?"
Lukas meckerte ein bisschen und schlug meine Hand von seiner Frisur weg.
„Alter, kein Wunder dass meine Haare dünner werden, wenn du mir die immer ausreißt!"
Dann gab er mir aber gleich noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und grinste.
„Naja, so halt."
„Wie, so halt?"
„Mann, Timi! Vielleicht, weil ich daheim für gewöhnlich einen sehr stabilen Silikondildo ficke, der nicht kaputt zu kriegen ist."
Und schon war meine altbekannte Sprachlosigkeit wieder da, gepaart mit schamrotem Gesicht und rasendem Herzen.
„Ob ich diese Schüchternheit jemals aus dir rausbekomme?", überlegte Lukas laut. „Obwohl. Eigentlich will ich das gar nicht. Ich liebe dein geschocktes Gesicht, wenn ich so einen Spruch raus hau. Das spornt mich irgendwie immer dazu an, beim nächsten Mal noch einen drauf zu setzen. Und jetzt, wo ich weiß, dass ich auch mit nem Kerl im Bett einfach nur der Hammer bin..."

Ich prustete laut los und Lukas fiel in mein Lachen ein.
„Du bist..."
„...unmöglich, ich weiß."

Unsere Zimmernachbarn gingen mittlerweile schon zu Runde zwei über und Lukas legte seinen Kopf wieder auf meiner Brust ab. „Ich wette, bei uns hat sich das heißer angehört. Die schreit ja so, als ob er sie abstechen würde."
„Bestimmt haben wir uns besser angehört. Ich sag es nicht gern, aber ich sollte jetzt..."
„...langsam mal wieder zu Igor runter", sagte Lukas und vollendete damit innerhalb von wenigen Augenblicken schon meinen zweiten Satz.

Wir sammelten unsere Klamotten vom Boden zusammen und zogen uns an. Gerade, als ich dabei war, in meine Schuhe zu schlüpfen, kicherte Lukas schon wieder vor sich hin.
Ich warf einen Blick zu ihm rüber und er hielt mir völlig schamlos das Kondom, welches ich Stunden zuvor auf den Boden geschmissen hatte, entgegen.
„Also Timi... ich sehe, es hat dir sehr sehr gut gefallen."
„Schmeiß das weg, du kleiner Spinner", antwortete ich kopfschüttelnd, aber grinsend.
„Echt, so eine gewaltige Ladung bringt auch nicht jeder hin!"
„Boah Lukas, du musst gerade was sagen. Ich hätte vorhin wegen dir fast Schwimmflügel gebraucht, okay?"
Lukas lachte laut auf und entsorgte das Kondom im Müll. „War das gerade ernsthaft ein Konter?", fragte er amüsiert.
„Ich kann ja nicht immer stammelnd in der Gegend rumstehen, wenn du so etwas sagst", meinte ich noch immer grinsend.

Wir gingen zur Tür und bevor ich sie öffnete, zog mich Lukas noch einmal an sich heran und küsste mich. Dann wurde sein Blick plötzlich total ernst.
„Timi, ich weiß, dass es Dinge gibt, über die wir reden sollten. Aber... vielleicht lassen wir erst einmal alles so, wie es gerade ist und verbringen nach der Tour ein bisschen Zeit zusammen... ohne die anderen... und dann sehen wir mal weiter?"
„Ähm... das klingt gut, Lukas. Aber wie sollen wir es lassen? So wie vor... oder...", stotterte ich herum und ich wusste gar nicht so recht, woher mein Anflug von Nervosität gerade kam, geschweige denn, was ich überhaupt sagen wollte.
Lukas grinste breit und kniff mir leicht in den Arsch.
„Genau so, wie es jetzt in diesem Moment ist. Also, dass wir den Sex geil fanden und den so oft wiederholen wollen, wie es nur geht."
„Guter Plan", erwiderte ich breit grinsend und küsste Lukas noch einmal.

Statt die Treppe zu nehmen, fuhren wir die drei Stockwerke mit dem Aufzug runter, wo wir nochmal wild herumknutschten. Auf unserem Stockwerk angekommen, lösten wir uns voneinander und dann verzog sich jeder in sein Zimmer. Lukas in sein Einzelzimmer, um das ich ihn wirklich beneidete, und ich mich in das Doppelzimmer, welches ich mir mit Igor teilte.

So leise, wie nur möglich, öffnete ich die Tür und wurde fast von einer Wand aus viel zu warmer Luft erschlagen. Wie man in einer solchen Hitze nur schlafen konnte, würde mir auf ewig ein Rätsel bleiben.
Doch Igor konnte das offenbar mehr als gut, denn zu meiner großen Erleichterung lag er in genau der gleichen Position da, in der er bereits vor Stunden gelegen hatte und sägte dabei den kompletten Schwarzwald ab.
Ich riss das Fenster ganz auf und ließ ein wenig eiskalte Nachtluft hinein, was Igor gar nicht zu bemerken schien. Auch, als ich mich im Bad soweit fertig gemacht hatte und mich neben ihn legte, war seine Position noch immer die selbe. Würde er nicht so extrem schnarchen, könnte man fast denken, er wäre tot.
Erleichtert darüber, dass er offenbar wirklich überhaupt nichts von meinem kleinen, schmutzigen Ausflug bemerkt hatte, kuschelte ich mich in mein Kissen hinein und ließ noch einmal die letzten Stunden mit Lukas vor meinem inneren Auge ablaufen.

Bei der Erinnerung an seinen Körper, seine Berührungen und seinen Geruch fing mein Herz direkt wieder an, wie wild zu rasen und ich beneidete Lukas noch einmal um sein Einzelzimmer, weil sich in meiner Hose jetzt natürlich etwas unvermeidlich regte.
Der Sex mit ihm war der absolute Wahnsinn und ich kam nicht umhin mich zu fragen, was ich all die Jahre am Sex mit Frauen so toll fand.
Denn auch mir erging es dabei so wie Lukas und die Erinnerung an Hetero-Sex erschien mir im Vergleich mit den neuen Erfahrungen jetzt ziemlich blass und glanzlos.

Ich dachte kurz darüber nach, ob Igor fest genug schlief, damit ich mir neben ihm einen runterholen konnte, doch dann verwarf ich den Gedanken lachend wieder und schlief auch recht bald ein, um von Lukas und seinen süßen, nach Früchtetee schmeckenden Lippen zu träumen.



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