Blüten so kalt wie Schnee

By PromisesLala

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Jongin ist ein Gemälde mit zu vielen Details und Luhan die Kirschblüte, die jeden Winter überdauert. More

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Der Tanz brennender Kirschblüten
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By PromisesLala

Luhan hatte über Nacht plötzlich hohes Fieber bekommen. Kyungsoo wachte auf, als er lautes Atmen und Husten hörte und schreckte aus dem Bett als er sah wie Luhan zitterte und sich in den Laken krümmte.

Er rüttelte an seinen Schultern, erst sanft, dann immer fester. „Wach auf!", bat er, Panik schwang in seiner Stimme mit.

„Was ist denn?", murmelte Yixing schlaftrunken und war sofort an Kyungsoos Seite, als er die Situation erfasst hatte. „Was hat er?"

Kyungsoo schüttelte den Kopf und legte seine Hand auf Luhans feuchte Stirn. „Er hat hohes Fieber", flüsterte er. Dann rüttelte er erneut an Luhan und zwang ihn schließlich aufzuwachen.

„Soo?", seine Stimme war ganz rau und schwach. „Was ist mit mir?"

„Du hast Fieber", erklärte er sanft und strich ihm das Haar aus der Stirn. „Du musst aus den nassen Sachen raus und wir wechseln die Laken, du erkältest dich sonst noch mehr."

„Mir ist kalt", flüsterte er, während sein Körper brannte und Hitze ausstrahlte. „Soo..."

Kyungsoo nahm Luhan in die Arme und half ihm aufzustehen. Yixing kümmerte sich um den neuen Bettbezug. „Setz dich hier hin", bat Kyungsoo und brachte ihn zu Yixing's Bett hinüber. Er half ihm aus seinem nassen Pyjama hinauszuschlüpfen und stülpte ihm irgendwelche Sachen über die er auf die schnelle gefunden hatte. Er zitterte wie Grashalme im Wind. Kyungsoo legte erneut seine Arme um ihn und strich über seinen Rücken und Oberarm.

Als Yixing fertig war, war Luhan schon fast wieder eingeschlafen. Im Fieberwahn murmelte er irgendwelche unverständlichen Dinge vor sich hin – Kyungsoo fand es klang ganz nach Tanzbegriffen und Anweisungen. Er hatte sie schon oft vor sich hinmurmeln hören, wenn er mitten im Wohnheimzimmer seine Choreographie übte, während Yixing an seinem Schreibtisch skizzierte und Kyungsoo, eingekreist von Büchern, auf dem Bett saß.

Yixing half Kyungsoo Luhan zurück in sein Bett zu bringen. Er holte einen tiefen Teller mit kaltem Wasser und ein kleines Handtuch und setzte sich neben Kyungsoo auf die Bettkante. Er legte Luhan das feuchte Handtuch auf die Stirn und drehte es immer wieder um, oder befeuchtete es erneut.

„Habt ihr irgendwelche Medikamente da?", fragte Kyungsoo leise. Luhan war wieder eingeschlafen.

„Nicht wirklich, normalerweise werden wir nicht krank."

Das wusste Kyungsoo, sowohl Yixing als auch Luhan hatten eigentlich ein zuverlässiges Immunsystem, dass sie nicht so einfach im Stich ließ. „Dann werde ich welche besorgen gehen."

„Um die Uhrzeit? Wo bitte willst du etwas finden?"

„Wir haben Zuhause bestimmt etwas um das Fieber zu senken."

„Soo, es fahren keine Busse mehr, du wirst nicht so einfach nachhause kommen, außerdem, was willst du deinen Eltern sagen?"

„Die Wahrheit – dass Luhan krank ist und er Hilfe braucht."

„Kyungsoo..."

„Was?!", fauchte er Yixing an. „Soll ich einfach daneben sitzen und dabei zusehen, wie es ihm mit jeder Minute schlechter geht?"

Yixing zog die Schultern etwas ein. Kyungsoo bereute sofort, so laut geworden zu sein. „Nein, glaub mir, mir fällt es auch nicht leicht dabei zuzusehen, wie es Luhan schlecht geht."

‚Natürlich', dachte Kyungsoo. ‚Immerhin sind wir beide in ihn verliebt.' „Ich weiß", sagte er laut. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren."

Yixing nahm Kyungsoos Hand, zwischen seine. Sie waren noch immer etwas feucht und kalt von der improvisierten Kompresse. „Ist schon gut, aber beruhige dich, ihm wird es schon gutgehen, es ist immerhin Luhan, von dem wir hier sprechen."

Irgendwann breiteten Yixing und Kyungsoo ihre Bettdecke auch noch über Luhan aus, um das Zittern endlich zu stoppen. Es half und die beiden anderen hatten ohnehin nicht mehr vor ein Auge zuzutun in dieser Nacht. Sie wachten über Luhan und unterhielten sich murmelnd über alles Mögliche. Seit Kyungsoo mit Luhan zusammengekommen war, hatte er innerlich eine Mauer zwischen Yixing und sich aufgestellt, wohl aus Schuldgefühlen, weil er es nicht wagte ihm von Luhan und sich zu erzählen. Es war jedoch so einfach, wieder in das alte Muster zurückzufinden, Kyungsoo spürte die Mauer in sich zusammenbrechen und zumindest für diese Nacht, war alles so wie früher, als hätte er Yixing niemals hintergangen.

Luhan wachte am nächsten Morgen mit einem Schrecken auf. Sein Fieber war zwar gesunken, jedoch nicht verschwunden.

„Es ist nach zehn", rief er erschrocken aus. „Ich bin schon längst zu spät."

Kyungsoo zwang ihn mit sanfter Gewalt sich wieder ins Bett zu legen. „Ich habe bei SM Entertainment angerufen, die Nummer habe ich mir aus deinem Handy herausgeholt, ich habe Bescheid gegeben, dass du krank bist und nicht kommen kannst."

Luhan blickte ihn mit großen Augen an. „Was haben sie gesagt?"

„Sie wünschen dir gute Besserung und hoffen du kommst bald wieder auf die Beine." Kyungsoo strich ihm liebevoll über die Wange und Luhan schmiegte sein Gesicht hinein.

„Danke Soo." Seine andere Hand ergriff die von Kyungsoo, die in seinem Schoß lag und drückte sie. „Wirklich."

„Schon gut, sprich nicht zu viel, du musst dich schonen." Er blickte zur Küchennische, wo ein Topf Suppe stand, die er schon vorher vorbereitet hatte. „Bist du hungrig?"

Luhan schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht, als er bemerkte, dass das keine gute Idee gewesen war. „Wo ist Yixing?"

„Er ist Medikamente holen. Und ich finde du solltest trotzdem etwas essen, auf leeren Magen kannst du sowieso keine Medizin nehmen." Kyungsoo half Luhan sich in seinem Bett aufzurichten und schenkte ein wenig Suppe in eine Schüssel ein. Er legte dem Kranken ein Tablett mit der Schüssel auf die Schenkel, gab schließlich jedoch auf, als er sah wie unbeholfen Luhan sich mit der Suppe anstellte. „Mach einfach nur den Mund auf." Kyungsoo fütterte ihn mit der Suppe. Luhan war wirklich süß. Nach der Hälfte gab Luhan auf und verweigerte jeden weiteren Löffel. Kyungsoo ließ seufzend gut sein.

Yixing und Kyungsoo schwänzten beide ihre Vorlesungen für den Tag und leisteten Luhan Gesellschaft, auch wenn dieser nicht alles mitbekam, weil er immer wieder einnickte.

Kyungsoo dachte oft daran, wie er vorgehen würde, wenn er Yixing eines Tages alles erzählte, fand jedoch niemals den richtigen Zeitpunkt dafür, um es wirklich zu tun. Wahrscheinlich log er sich selbst etwas vor. Und doch, vielleicht war das ein wichtiger Teil ihrer Freundschaft. Sie liebten und brauchten einander, so dass all die ungesagten Dinge eigentlich nur zwischen ihnen standen, um sie zu schützen.

Kyungsoo lehnte sich an Yixing, während sie auf dem Boden saßen und gemeinsam an den Fernseher blickten, Luhan auf dem Bett mit geröteten Wangen und noch immer etwas fiebrig, aber schon deutlich besser.

Wenn er an seine schönste Zeit mit Yixing und Luhan zurückdachte, war dies ein Tag an den er sich gerne erinnerte.

Jongin hatte vollbepackte Tüten und sogar eine Kuchenform dabei.

„Die Form hättest du dir wirklich sparen können", erklärte Kyungsoo nach der üblichen kurzen Rundführung in Kyungsoos Wohnung.

„Ich wollte nicht unverschämt sein", er lächelte breit und legte weitere Sachen auf Kyungsoos Küchentisch.

„Was für einen Kuchen wollen wir denn backen?"

„Schokolade."

„Weil sie den am liebsten mag?"

„Ja, genau."

Kyungsoo legte den Kopf schräg, ein Grinsen auf den Lippen. „Also ist er doch für deine Freundin?"

Jongin lief rot an. „Nein Hyung."

„Komm schon Jongin, mir kannst du es sagen."

Jongin sah ihn lange an und Kyungsoo fand es ein wenig peinlich, dass er so neugierig war. Und wenn der Kuchen für seine Freundin wäre, was ging ihn das an? „Er ist für meine Schwester."

Kyungsoo hatte nicht mehr mit einer Antwort gerechnet und war ein wenig erstaunt. „Du hast Geschwister?"

„Drei um genau zu sein. Drei ältere Schwestern."

„Oh, wow", äußerte der dunkelhaarige erstaunt, damit hatte er nicht gerechnet.

„Ich kann wirklich gut flechten und Haare frisieren", scherzte er. „Der Kuchen ist für meine jüngste Schwester."

„Und du wolltest deine Familie überraschen?"

„Kann man so sagen", Jongin hatte ein falsches Lächeln auf den Lippen. Kyungsoo musste zurück an sein Gespräch mit Jongdae denken. ‚Ich habe noch nie eine Person gesehen, die so sehr fühlt wie Jongin.', hatte er gesagt und Kyungsoo glaubte ihm aufs Wort.

„Na gut, ich nehme an du hast auch ein Rezept mitgebracht, wenn du so akribisch einkaufen warst."

Jongin beförderte ein Blattpapier zu Tage. „Natürlich. Es nennt sich", er räusperte sich wichtigtuerisch. „Chocolate Cake mit lieblicher Vanille Note – ein schokosüßer Traum."

„Wusstest du, dass die meisten Menschen vergessen, dass Alpträume auch Träume sind?"

Jongin zog einen Schmollmund. Kyungsoo fand ihn urkomisch. „Entschuldige, es klingt toll." Er strich ihm natürlich mit den Fingern durch die Haare. Die Geste schockte beide für einen Moment, dann zog Kyungsoo seine Hand schnell zurück und lachte verlegen. „Wollen wir anfangen?"

„Klar", murmelte Jongin. Kyungsoo wäre gerne mit dem Kopf gegen die nächste Wand gelaufen.

Jongin sah Kyungsoo dabei zu, wie er den Teig anrührte und gab regelmäßig erstaunte Laute von sich. „Du bist wirklich gut."

„Ich habe gerade nur zwei Eier aufgeschlagen."

„Ja, aber gleichzeitig!"

Kyungsoo schüttelte belustigt den Kopf, es wurde ernster als Jongin versuchte den Teig zu probieren, was Kyungsoo mit allen Mitteln vermeiden wollte. „Jongin da sind rohe Eier drin."

„Das ist gesund", stellte er in den Raum und griff an Kyungsoo vorbei, um an die Schüssel zu gelangen. Jongin hatte lange Arme, viel länger und muskulöser als Kyungsoos und offensichtlich auch eine durchtrainierte Brust, was Kyungsoo bemerkte, weil sie an seinen Rücken gepresst war. Er umfasste die Schüssel mit den Armen und presste sie sich an die eigene Brust, als würde er einen Säugling beschützen, Jongin hörte nicht auf zu lachen und schließlich gewann er. Kyungsoo sah ihm angeekelt dabei zu, wie er den Teelöffel, den er in den Teig getunkt hatte, ableckte.

„Du bekommst Bauchschmerzen."

„Bestimmt nicht."

Kyungsoo seufzte. „Gib mir die Form, ich muss sie einfetten."

Kyungsoo gab Jongin viele Tipps und ließ ihn alles einmal selbst ausprobieren, der jüngere stellte sich etwas ungeschickt an und sorgte dafür, dass Teig in alle Richtungen flog, aber zumindest war er konzentriert bei der Sache.

„Deine Küche ist ein Schlachtfeld", meinte Jongin mit schuldbewusstem Blick.

„Mach dir keine Gedanken, das kriegt man alles sehr leicht wieder weg."

Während der Kuchenboden im Backofen aufging, erklärte Kyungsoo Jongin wie er Schokolade im Wasserbad schmelzen ließ. Jongin war absolut fasziniert.

„Hast du noch nie ein Schoko-Fondue gegessen?"

„Nicht wirklich, nein."

Kyungsoo beauftragte Jongin damit, darauf aufzupassen, dass die Schokolade nicht anbrannte, was sich als Fehler erwies als er zurückblickte. „Wieso fehlt die Hälfte?"

Jongin zuckte die Achseln. „Wenn es schmilzt, sieht es immer nach weniger aus Hyung. Das ist Physik."

„Bestimmt." Kyungsoo strich mit dem Daumen Jongins Mundwinkel entlang und präsentierte ihm den verschmierten braunen Fleck. „Physik, was?"

„Woher weißt du, dass das Schokolade ist?", fragte er unschuldig.

Kyungsoo schnaubte und küsste sich die Schokolade vom Daumen. „Definitiv Schokolade." Jongin starrte ihn mit großen Augen an, erst dann wurde Kyungsoo bewusst, was er gerade getan hatte. Er wandte sich schnell ab, weil er spürte wie sein gesamtes Gesicht und seine Ohren heiß wurden. Der kleine Küchenwecker, in Form eines Pinguins, den Yixing ihm geschenkt hatte kurz nachdem er eingezogen war, erlöste beide aus der unangenehmen Stille.

„Der Teig muss aus dem Backofen", erklärte Kyungsoo das Offensichtliche, legte ein Brett auf ein Stückchen freien Küchentisch und stülpte sich braune Ofenhandschuhe über die Hände. „Es riecht gut", lächelte er, als der Kuchenboden aus dem Ofen war. Er blickte zurück zu Jongin, der noch immer wie festgefroren dastand und zu Boden blickte. „Mh Jongin-ah, kannst du die Herdplatte ausschalten? Sonst verbrennt noch die Schokolade."

Jongin wachte auf und tat um was Kyungsoo ihn gebeten hatte, dann kam er hinüber, um sich ebenfalls den Kuchen anzusehen. „Sieht wirklich gut aus."

Innerlich seufzte Kyungsoo, Jongin klang wieder normal.

Sie schnitten den Boden in zwei, verteilten die Schokolade und vollendeten den Kuchen. Jongin hatte irgendwann aufgegeben, stand an den Küchenschrank gelehnt, wo die Töpfe verstaut waren, und sah mit verschränkten Armen zu. Kyungsoo verteilte mit einem Teigschaber den Rest der Schokolade über den gesamten Kuchen und fühlte sich sehr zufrieden. „Ich glaube so kann er sich sehen lassen."

Jongin erschien erneut hinter ihm, eine kleine Dose in der Hand. „Eine Sache habe ich noch."

„Zuckerstreusel?"

„Genau", er verteilte die vor allem rosa und blauen Zuckerstreusel auf dem Kuchen, so dass er bunt und festlich aussah.

„Wie alt ist deine Schwester nochmal? Du meintest doch älter als du oder?"

„Sie ist ein Jahr älter als ich – achtzehn also."

„Dann geht sie auch noch zur Schule?"

Jongin stockte und schraubte den Deckel wieder auf die Dose. „Das ist so eine Sache..."

Kyungsoo seufzte. „Ist das dein persönlicher Scharm? Bist du gerne geheimnistuerisch?"

„Nicht wirklich", sagte er und rieb sich verlegen mit der Hand über den Nacken. „Aber du könntest Recht haben."

Kyungsoo zuckte die Achseln. „Wie auch immer, am besten wir lassen ihn jetzt abkühlen, sonst fällt er uns noch auseinander, wenn du ihn direkt in die Dose tust."

Jongin sah kurz an die Küchenuhr. „Es ist erst zwei Uhr, ich habe noch reichlich Zeit, bis wir uns treffen."

„Was macht ihr denn?"

„Nichts Besonderes, wir gehen wahrscheinlich nur am Han-River entlang spazieren." Kyungsoo und Jongin machten sich daran das Chaos zu beseitigen. „Was hast du heute noch vor?"

„Ich werde mich später wahrscheinlich noch einmal ein wenig an die Arbeit setzen." ‚Und am Abend vielleicht in einen Club gehen und mit irgendeinem Mann schlafen', das sagte er natürlich nicht laut.

„Verstehe", Jongin verzog das Gesicht. „Jongdae-hyung macht dir nichts als Arbeit."

„Das ist mein Job, ich mag es wenn er mir Arbeit macht." Jongin und Kyungsoo hatten das schmutzige Geschirr neben das Waschbecken gelegt. Sie kamen zu einem stummen Einverständnis, dass Kyungsoo abwusch und spülte und Jongin trocknete.

„Ich bin froh, dass du mit Jongdae arbeitest. Er hat sich in dem letzten Monat wirklich sehr verändert."

„Inwiefern?"

Jongin dachte kurz nach, um nichts Falsches zu sagen. „Er malt noch mehr als früher, ist zwar etwas kritischer mit sich selbst geworden, aber irgendwie sogar noch besser. Das klingt komisch, wenn ich das über mich selbst so sage, aber seine Bilder gefallen mir immer mehr, ich mag wie er mich abbildet."

„Das ist überhaupt nicht eigenartig." Kyungsoo reichte ihm die erste saubere Schüssel. Zwischen ihnen hing ein sanfter Zitronengeruch von dem Spülmittel. „Jongdae malt, was er sieht, hat er mal gesagt, vielleicht hat sich auch mit dir etwas verändert?"

„Vielleicht", antwortete Jongin unsicher. „Das Bild, das in deinem Wohnzimmer hängt, wer hat das gemalt?", wechselte er das Thema.

Jongin musste es bei seiner kleinen Führung gesehen haben. „Yixing, er hat es mir vor ein paar Jahren geschenkt."

„Es ist mir sofort aufgefallen, es ist wirklich schön."

Kyungsoo nickte lächelnd. „Das ist es."

„Wer sind die anderen zwei Jungen neben dir auf dem Gemälde?"

„Du hast wirklich genau hingesehen, oder?"

„Jongdae hat mir beigebracht, worauf ich achten muss", erwidert Jongin ein wenig stolz.

„Der Rechte von beiden ist mein bester Freund Yixing, der auch das Bild gemalt hat, links neben mir ist ein anderer guter Freund von mir. Er lebt zurzeit in China."

Kyungsoo wollte Luhans Namen nicht erwähnen, weil Jongin ihn sonst eventuell als Idol erkennen würde. Wenn er das nicht schon längst hatte, er machte jedoch nicht den Eindruck als ob.

„Ich hätte auch gerne ein Bild von Jongdae und mir", meinte Jongin nachdenklich. „Aber er weigert sich, sich selbst zu malen."

„Darüber haben Jongdae und ich letztens gesprochen, ehrlich gesagt."

„Und? Hat das seine Meinung geändert?"

Kyungsoo schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht."

Jongin seufzte. „So ist Jongdae."

Sie arbeiteten in angenehmer Stille weiter, bis alles Geschirr ordentlich verstaut war.

„Hast du noch Zeit? Möchtest du einen Tee trinken?"

„Gerne." Jongin strich sein rotes T-Shirt glatt, er war wirklich schlank. Die Figur eines Tänzers.

„Ich hätte auch Kakao da, Yixing trinkt ihn Kübelweise im Winter. Ich bin nur noch nicht aus, weil er über Frühling und Sommer eine Pause einlegt."

Jongin lachte beherzt. „Ich nehme gerne den Kakao, wenn Yixing-sshi es nicht erfährt."

„Ich behalte es für mich", grinste Kyungsoo.

Kyungsoo hantierte in seiner Küche, während sich Jongin auf dem Stuhl neben dem Küchentisch nieder ließ. Er spürte seine Augen im Rücken.

Er wollte gerade etwas sagen, als sein Handy klingelte. Es steckte noch immer in seiner Hosentasche und vibrierte unangenehm. Eine unbekannte Nummer erschien auf dem Bildschirm. Er zögerte kurz, nahm den Anruf schließlich jedoch an.

„Do Kyungsoo", meldete er sich und wartete ab.

„Kyungsoo" ein Moment Pause. „-sshi. Hi hier ist Junyeol von ‚Implicit'", er räusperte sich und lachte verlegen. „Erinnerst du dich?"

Erst bei der Erwähnung von ‚Implicit' machte es Klick bei dem schwarzhaarigen. „Natürlich, hallo. Wie sind Sie an meine Nummer gelangt? Obwohl, streichen Sie das, Sie regeln den Papierkram von ‚Implicit' natürlich ist es nicht schwer meine private Telefonnummer ausfindig zu machen."

„Ja kann man so sagen", er lachte wieder verlegen.

„Ist etwas wegen den Bildern, oder wieso rufen Sie an?"

„Nein, also, mh, eigentlich wollte ich mit Ihnen über etwas Persönliches sprechen", stotterte er.

Kyungsoo stöhnte innerlich. Das war nicht das erste Mal, dass sich ein One-Night-Stand bei ihm gemeldet hatte, viele von Ihnen mit der Arbeit verbunden, weil die meisten anderen niemals an seine Nummer gelangten. Schön war die Sache nicht.

Kyungsoo wollte ihn gerade höflich abweisen, als er sich auf die Unterlippe biss. Das war der verdammte Sekretär von ‚Implicit', es könnte schlecht für ihn ausgehen, wenn er wütend auf ihn wurde. „Natürlich, nur einen Moment", sagte Kyungsoo stattdessen, mit einem warmen Stimmton. Er entschuldigte sich kurz bei Jongin und verschwand in sein Schlafzimmer. „Jetzt kann ich reden, was gibt es?"

„Ich wollte nur fragen, ob du eventuell Zeit hättest", Kyungsoo konnte sich gut vorstellen, wie er gerade mit einer trockenen Kehle kämpfte und zu schlucken versuchte. „Ich wollte dich einladen, in ein Restaurant vielleicht? Was auch immer dir lieb ist."

„Junyeol", begann Kyungsoo sanft.

„Ich habe mir eine Weile Zeit gelassen, darüber nachzudenken und ich fände es schön dich noch einmal wiederzusehen. Privat."

Kyungsoo ließ sich die Sache durch den Kopf gehen, es wäre vielleicht nicht ganz unpraktisch noch einmal mit ihm zu schlafen. „Ist gut, wie sieht es mit heute Abend aus? Ich bin frei."

„Ja?", er klang viel zu enthusiastisch für seine siebenundzwanzig Jahre. „Sehr gut, soll ich dich von Zuhause abholen?"

Kyungsoo verneinte schnell. „Du kannst dir gerne das Restaurant aussuchen, ich vertraue dir, und wir treffen uns dann dort, schick mir einfach die Adresse per SMS zu."

Junyeol verabschiedete sich mit einem ‚Ich freue mich auf später.', und Kyungsoo legte auf, ohne etwas zu erwidern.

In der Küche hatte Jongin sich daran gemacht, Tee und Kakao fertig zu machen. „Entschuldige, ich musste etwas klären."

„Arbeit? Du hast ‚Implicit' erwähnt."

„Ja kann man so sagen." Irgendwie widerstrebte es Kyungsoo, Jongin anzulügen.

„Du wirst nicht einmal am Wochenende in Ruhe gelassen."

„Das habe ich mir selbst zu verschulden." Und in dieser Aussage steckte eine Menge Wahrheit. Kyungsoo probierte seinen Tee – er war etwas bitter, weil er zu lange gezogen hatte, was aber nicht gravierend schlimm war.

Sie setzten sich ins Wohnzimmer und redeten noch für eine Weile – Junyeol bereits in Vergessenheit geraten.

„Ich gehe morgen übrigens wieder ins Schwimmbad – du meintest du würdest gerne mal mitkommen, was denkst du?"

Jongin drehte seine leere Tasse zwischen den Händen. „Morgen muss ich leider arbeiten, aber nächsten Sonntag sollte ich frei sein, dann komme ich gerne."

„Okay." Kyungsoo freute sich.

„In drei Wochen findet die Betriebsfeier statt, nicht wahr? Am Freitag soweit ich weiß."

Kyungsoo brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, nickte jedoch schließlich. „Hast du vor, mit Jongdae zu kommen?"

„Er hat mich gefragt, aber ich bin mir nicht sicher gewesen, ob ich wirklich kommen darf."

„Natürlich", sagte Kyungsoo ohne zu zögern. „Wieso auch nicht?"

Er zuckte die Achseln. „Ich habe nie einen Vertrag mit ‚Fine Arts' unterschrieben, somit gehöre ich nicht wirklich zum Betrieb."

„Du gehörst zu Jongdae und ich würde mich auch freuen, wenn du kommst." Kyungsoo fand, dass er ein wenig zu ehrlich zu Jongin war.

„Okay, ich überlege es mir, danke Hyung."

„Du musst mir für nichts danken."

Jongin erwiderte nichts mehr, hatte jedoch noch für eine ganze Weile ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

Ein paar Minuten später, kündigte Jongin seinen Aufbruch an. Kyungsoo zwang ihn dazu seine Kuchenbox auszuleihen, als Jongin mit der Idee kam den Kuchen in Alufolie einzupacken. Er legte ein Kuchenmesser und ein paar Servietten dazu, als Jongin nicht hinsah. Irgendjemand musste sich ja um ihn kümmern, wenn er es nicht selbst tat.

„Nochmals vielen Dank Hyung", Jongin deutete eine Verbeugung an.

„Ich sagte doch schon, dass du dich nicht bedanken musst." Kyungsoo lehnte sich an den Türrahmen. Jongin hatte bereits seine grauen Nikes an und stand im Flur, alle Zutaten die er mitgebracht hatte, jedoch nicht verbraucht wurden, hatte er bei Kyungsoo gelassen. Sie hatten eine Weile darüber gezankt und schließlich hatte Jongin seinen Willen durchgesetzt.

„Also dann, wir sehen uns." Er winkte strahlend und verschwand dann in Richtung der Aufzüge. Kyungsoo wartete bis er hineingegangen war, dann ging er zurück in seine Wohnung. Er streckte seine müden Gelenke und wollte sich ins Wohnzimmer setzten, um ein wenig zu lesen, oder zu dösen, als ihm die kleine Schachtel auf dem Sofa auffiel.

„Pralinen?" Er drehte die Schachtel in den Händen. Tatsächlich waren es Trüffelpralinen mit unterschiedlicher Füllung. Ohne sein Zutun streckte ein breites Lächeln seine Lippen. Er fuhr mit den Fingerspitzen über die Schachtel bevor er sie in die Küche brachte und sein Handy zückte.

‚Das wäre nicht nötig gewesen Jongin.'

Nur einen Moment darauf erhielt er eine Antwort. ‚Ich weiß nicht wovon du sprichst Hyung.'

‚Ganz bestimmt. Danke, ich habe mich gefreut.'

Er legte sein Telefon weg und ging zurück ins Wohnzimmer.

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