《Sex Tape》

By 7cherry7

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Es ging immer nur um den Sex. Erinnerst du dich noch ? "Rache ist eine Tat der Leidenschaft. Vergeltung eine... More

S E X T A P E
《《S E X T A P E》》
《V O R W O R T & W A R N U N G》
《T R A I L E R》
《P L A Y》
TAPE 1《Restart》
TAPE 2《Tell me no lies》
TAPE 3《Shane Caprino》
TAPE 4《Welcome to the lion's den》
TAPE 5《7 Million Dollar Deal Part I》
TAPE 6《7 Million Dollar Deal Part II》
TAPE 7《A nasty surprise》
TAPE 8《What goes around comes around》
《La Diabla》
TAPE 10《Jack James Cunnigford》
TAPE 11《Secrets》
TAPE 12《Midnight Conversation》
TAPE 13《It's a trap》
TAPE 14《Take off your clothes, Sir》
TAPE 15《Run Baby Run》
TAPE 16/1《Romeo Must Die》
TAPE 17《You destroyed her Fuckboy》
TAPE 18《Poison Girl》
《Nuit blanche》
TAPE 20《Broken Mirror》
TAPE 21《Happy Birthday, Shane》
TAPE 22《The Virgin Codex》
TAPE 23《Game Over》
TAPE 24《Invitation》
TAPE 25《Piano Kiss》
TAPE 26《I'm here》
TAPE 27《Deal with the Devil》

TAPE 16/2《Romeo Must Die》

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By 7cherry7

»Waren Sie auf einer Veranstaltung oder auf einer Konferenz, wo wir uns zufällig begegnet sein könnten?«beharrte er ein weiteres Mal, strengte sich insoweit an, dass sogar seine Falten sich um ein Vielfaches vermehrten.

Scheiße. Wenn er mich erkennt, fliegt die ganze Nummer auf. Dann war' s das ein für alle Mal.

Angestrengt versuchte ich mir eine einigermaßen sinnvolle Antwort zurechtzulegen, doch die Worte schwebten wirr in einer unregelmäßigen Reihenfolge vor meinem geistigen Auge herum. Einige knallten einander, lösten sich auf und brachte einen großen Buchstabenhaufen zustande von dem ich mich nicht zu befreien wusste. Es war die reinste Katastrophe. Wenn ich in wenigen Sekunden keine brauchbare Lösung fand, dann konnte ich definitiv meine Koffer packen. Doch kurz bevor ich an den Rand der Verzweiflung stieß, ertönte plötzlich das laute Lachen von Shane und erstaunt von dieser Art von Reaktion und insbesondere von ihm, nahm ich ihn seitlich in Augenschein.

»Das ist unmöglich«, sagte er. Seine Brust hob und senkte sich vor Belustigung.

»Sie ist doch nur meine Assistentin.«

Ok... ja, ok das könnte klappen. Ja genau sprach ich mir Mut zu und stimmte mit ein:

»Exakt, ich bin doch nur eine Assistentin«, lachte ich unsicher mit, doch am liebsten hätte ich Shane eine Ohrfeige vom allerfeinsten verpasst. Was hieß hier bitte, ich war nur eine Assistentin? Für wen hielt er sich eigentlich? Aber nun gut. Jetzt gab es ein größeres Problem als Shanes schamlose Überheblichkeit.

»Mhh...«, murmelte der alte Mann miesgrimmig eher zu sich selbst. Er schien nicht ganz überzeugt von Shanes Worten zu sein, denn er betrachtete mich ein weiteres Mal ausgiebig. Alter Mann, jetzt lass endlich locker!

Als wären meine verzweifelten Gebete erhört worden, sah ich über die Schulter von Mr. River hinweg einen von den Wachmännern am Eingang zielstrebig auf uns zukommen. Diese Chance darf ich mir nicht entgehen lassen.

»Entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich darum kümmern«, sagte ich und lief dem Wachmann entgegen. Halleluja. Somit würde es ihm vielleicht schwieriger fallen mich zu identifizieren.

»Gibt es ein Problem?«, fragte ich, als ich die Hektik des Wachmanns bemerkte.

»Miss Duront, eine junge Dame am Eingang verlangt danach Mr. Caprino zu sprechen. Leider stand sie nicht auf der Gästeliste und als wir sie höflich darum baten das Gelände zu verlassen, da hat sie sich schlichtweg geweigert zu gehen. Sie wirkt... total gerissen und sie besteht darauf Mr. Caprino zu sehen. Andernfalls sagt sie rühre sie sich nicht von der Stelle.«

Nanu...
Ich verschränkte die Arme ineinander und runzelte die Stirn.

»Und Sie sind sich sicher, dass sie nicht auf der Liste steht?«

»Ja, Madame. Ich habe Sie zuvor noch nie in Mr. Caprinos Gegenwart gesehen.«

Shane, der meine Unruhe bemerkt zu haben schien, beendete das Gespräch mit George River und tauchte kurz vor uns auf.

Wenigstens dieser Sache war ich noch knapp entkommen. Da hatte ich nochmal wahnsinnig Glück gehabt.

»Was ist los?« verlangte er in einem autoritären Ton zu erfahren.

Der Wachmann und ich blickten uns einen Moment lang unsicher an, ehe ich die Initiative ergriff:

»Es fragt eine junge Frau nach Ihnen, Mr. Caprino. Sie steht nicht auf der Gästeliste weshalb wir sie nicht reinlassen dürfen, aber sie weigert sich das Gebäude zu verlassen, bis sie nicht mit ihnen gesprochen hat. Sollen sich die Sicherheitsmänner darum kümmern?«

Shane legte die Stirn in Falten und seine Augenbrauen begegneten sich in der Mitte als er über meine Worte nachdachte. Einen Moment lang verschwand er in seiner eigenen Welt, doch dann fällte er mit einer klaren und festen Stimme sein Urteil

»Nein. Ich will sehen wer mit mir reden will.

Mit dieser Aufforderung ging er durch die Menge hindurch. In angemessenem Abstand folgte ihm. Während wir den Saal passierten, erkannte ich die vielen neugierigen Blicke, die auf ihn gerichtet waren. Frauen rückten sich in meinem Blickfeld, die sich regelrecht an seiner Schönheit ergötzen. Ich verdrehte genervt die Augen. Frauen hatten fast immer denselben Männergeschmack. Arschlöcher.

Als die große Saaltür geöffnet wurde und wir hinaustraten, durchquerten wir mit dem Wachmann die Lobby und als der Eingang in Sicht kam, deutete dieser nach draußen auf eine Gestalt, die beinahe zwanghaft im Kreis lief.

Mit den Kontaktlinsen nahm aus dieser Entfernung eine junge Frau wahr. Eine Frau die vor dem Eingang, an denen jeweils zwei breit gebauter in schwarz gekleidete Männer positioniert waren, hysterisch auf und ab lief und auf den Boden starrend auf ihren Fingernägeln kaute, derweilen ihr ihre kastanienbraunen schulterlangen Haare strähnenweise vors Gesicht fielen.

Müsste ich sie mit einem Satz beschreiben würde ich sagen, dass sie einen gestressten und unorientierten Eindruck erweckte. Und wenn ich raten dürfte, würde ich sie in meinem Alter einschätzen, wenn nicht sogar eins bis zwei Jahre jünger.

Shane folgte meinem Blick, stoppte dann aber abrupt und stellte seinen Arm quer in meine Richtung um mich am Weiterlaufen zu Hinden.

»Stopp! Keinen Schritt weiter. Sie gehen wieder rein«, forderte er mich auf. Seine Stimme hatte mit einem Mal an Strenge dazugewonnen. Er schaute weiterhin geradeaus. Aus dem Seitenprofil betrachtet stachen seine Wangenknochen bei dieser angespannten Lage noch mehr in den Vordergrund. Angesichts dieses ungewöhnlichen Befehls starrte ich ihn völlig perplex an.

»Rein. Sofort«, befahl er knapp und ich dachte ernsthaft einen Moment lang darüber nach ob ich mich weigern sollte. Aber der aggressive Unterton in seiner Stimme ließ mir keinen Freiraum für eine andere Option übrig und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte ich auf dem Absatz kehrt und ging.

Kurz nachdem ich darauf seine stampfenden Schritte in die entgegengesetzte Richtung wahrnahm, wagte ich es nach einigen Metern stehen zu bleiben und mich umzudrehen. Er hat kein Wort darüber verloren, dass ich ihn nicht beobachten durfte, also...

Als die junge Frau im Nu Shane zu sehen, bekam erwachten all ihre Züge auf Anhieb und ihre Augen funkelten auf. Schleunigst ging sie auf ihn zu und hatte die Hände leicht angewinkelt um bei ihm angelangt diese auf seine Brust zu platzieren. Doch Shane packte sie so schnell und fest an den Handgelenken, dass meine Augenbrauen bei dieser Bewegung in die Höhe schossen.

Wer war diese Frau und warum benahm sich Shane ihr gegenüber so... so grob?

Je mehr ich dieses Schauspiel von der Ferne aus betrachtete, desto deutlicher wurde, dass sie sich stritten. Shane gestikulierte aufgeregt mit den Armen und auch sie hatte einen wilden Ausdruck angenommen, indes sie auf ihn einzureden bestrebte. Nach kurzer Zeit sah ich, dass Shane etwas erwiderte, demonstrierend seinen Zeigefinger hob und dann mit einigen Schritten wieder reinzugehen beabsichtigte. Doch allzu weit kam er nicht, denn das ohrenbetäubende, erschrockene Aufschreien ihrerseits erfüllte die Umgebung, sodass selbst ich zusammenzuckte. Verzweifelt versuchte sie sich nach diesem Ausruf an Shane zu klammern, indem sie ihre zittrigen Hände nach ihm ausstreckte. Diese Geste von ihr machte mir Angst, mein Herz blieb einen Moment stehen und nichtsahnend setzte ich einen Schritt vor. Doch da hatten die Wachleute schon nach ihr griffen und sie von Shane entfernten. Ein letzter unhörbarer Satz von Shane erfolgte und er ging mit den Männern, die die zappelnde Frau an den Armen hielten und die verzweifelt auf Shane einzureden versuchte, zum Parkplatz rüber.

Ok, was um alles in der Welt war das? Was ging hier vor sich?, fragte ich mich und stemmte die Hände in dir Hüften, während ich alleine in der Lobby stand.

Blitzartig wurde ich aus meiner Starre gerissen, als hinter mir eine Stimme erklang die ich heute am wenigsten hören wollte.

»Die kleine Aurora ist mal wieder auf der Suche nach einer Goldgrube, was ? Na, bist du fündig geworden?«durchdrang mich die dünne Stimme von Chloé, als sie abrupt neben mir erschien.

Sie hatte sich die Haare zu einer Hochstreckfrisur frisieren lassen und ihr klassisches Kleid in Beige verlief ihr bis zu den Knien. Das hinterhältige Lächeln hatte sie wie immer aufgesetzt und nun wandte sie sich geradewegs mit diesem an mich.

»Ich weiß nicht wovon Sie sprechen Mr. Waldorf und außerdem gilt für Sie immer noch Miss Duront. Ich würde es herzlich Begrüßen, wenn wir diese Formalitäten beibehalten würden.«

Ihr Blick verfinsterte sich, doch ihr dämonisches Lächeln wurde um einiges breiter.

»So, so Sie spielen also ihr Spiel weiter. Super...«, sagte sie spöttisch und ich hielt einen Augenblick inne. Wovon sprach sie? Wusste sie etwa...?

Sie bückte sich gefährlich nah zu mir, umschloss abrupt mein Handgelenk und drang mit ihren Fingernägeln in meine Haut ein. Leise hauchte sie mir zu:

»Ich weiß, dass Sie dass mit dem Video waren, das Sie mir diesen Deal ruiniert haben und glauben Sie mir, das werden Sie bitter zurückbekommen.«

Ich atmete erleichtert aus. Ah deshalb hatte sie mich gesucht.

Als sie fester in meine Haut zu drücken anfing, fing ich ebenfalls ihren freien Arm ein

»Jetzt hör'n Sie mir mal zu. Ich habe keine Ahnung wovon Sie sprechen, aber ich warne Sie. Sollten sie es jemals wagen mich noch einmal anzufassen beziehungsweise mich überhaupt mit ihren Blicken zu belästigen, dann verspreche ich Ihnen, dass Sie das sowas von bereuen werden.«

Ich stieß ihre Hand von mir weg, drehte mich um und entfernte mich von Chloé.
Die musste ich mir jetzt echt nicht geben.

»Na warte... dafür wirst du bezahlen.«

Ich hob schwungvoll die Hand und bewegte meinen Kopf leicht zur Seite.

»Tun Sie was Sie nicht lassen können, nur ersparen Sie mir ihre amateurhaften Videos. Ich bin nicht scharf darauf sie nochmal nackt zu sehen, falls sie etwas in die Richtung beabsichtigen«, sagte ich teilnahmslos. Ich bekam mit wie sie hinter mir wütend auf schnaubte, doch bevor sie auf die Idee kam sich mir in die Quere zu stellen, tappte ich eilig wieder in den Saal.

Kurze Zeit später, als auch Shane sich wieder zu uns gesellte, versuchte ich eine unbekümmerte Miene darzulegen, was aber schwieriger war als gedacht. Im Gegensatz zu meiner, verriet seine Mimik nichts von der aufgelösten Haltung, die er zuvor abgeliefert hatte. Er mischte sich unter die Menge, unterhielt sich, hörte zu und lachte gelegentlich. Ich hingegen stand wie festgenagelt da und versuchte all das Gesehene zusammenzufügen.

Wer war diese Frau?

»Warum sind Sie so in Gedanken versunken, meine Schöne?«

Erschrocken fuhr ich, aus meinen Gedanken gerissen, hoch, nur um wenige Schritte neben mir Jack vorzufinden, der die eine Hand in die Hosentasche seines Anzugs gesteckt hatte und mit einer lässigen Haltung zu mir gedreht stand. Seine Haare waren leicht nach hinten geschoben und das süffisante Lächeln, das er aufgesetzt hatte während er durch den Raum blickte würde jede anwesende Frau hier auf die Knie zwingen. Er wusste, wie er sich zu präsentieren hatte, das musste ich ihm lassen.

Ich schmunzelte und blickte ebenfalls weiterhin in die Runde, als ich zum Sprechen ansetzte:

»Oh Mr. Cunningford schön sie heute in Kleidungsstücken zu sehen. Nach ihren letzten Faux-pas hatte ich befürchtet, dass das zur Angewohnheit werden könnte.«

Wie es mich mit Zufriedenheit stimmte ihm solche Sachen vorzuenthalten. Entzückend. Wahrlich entzückend.

»Wissen sie, wenn ich nackt auftauchen würde, so wären alle weiblichen Anwesenden nicht mehr auf die eigentlich Spende konzentriert, sondern auf was viel spannenderes, aufreißenderes... größeres

Ugh. Perversling.
Ich war nah dran angeekelt das Gesicht zu verziehen, schaffte es dann aber mein aufgesetztes Lächeln beizubehalten. Als ich seine Aussage nicht kommentierte, setzte er einen drauf

»Ich denke Ihnen wäre es nicht anders ergangen.«

Nun war ich wirklich kurz davor meine Augen zu verdrehen.

Arroganter Mistkerl. Was dachte er sich nur dabei?

»War Ihnen meine Antwort nicht eindeutig genug, Sir?«, fragte ich ihn und auch er musste kurz auflachen. Er verstand worauf ich hinausspielte.

»Schon klar, ich habe meine Antwort klipp und klar erhalten. Sie brauchen nichts zu befürchten. Ich werde mich zurückhalten. Nur fürs erste, versteht sich..."

»Wenn Sie ihr Glück überstrapazieren wollen, nur zu. Ich habe noch so einiges auf peto«, sagte ebenso fest und da spürte ich plötzlich Mias Blick vom Tisch auf und zugerichtet. Verdammt, nicht auch das noch.

»Das glaube ich Ihnen. Warten Sie nur ab, ich werde sie noch überzeugen. Denn die größten leidenschaftlichen Abenteuer beginnen doch meistens mit einer Abfuhr.«

Nach diesen Worten drehte ich mich belustigt zu ihm um. Die Selbstsicherheit, die er weiterhin besaß, stimmte mich mit Verärgerung aber gleichzeitig auch mit Bewunderung.

»Ich bewundere Ihre Fantasie, Mr. Cunningford. Nun muss ich mich aber wieder an die Arbeit machen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend mit den Ladies«, sagte ich und deutete durch die Gegend, wo hie und da einige Damen jämmerlich versuchten Jacks Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Und dann schritt ich zur anderen Seite des Saales von dort aus ich auch noch einen guten Ausblick in die Runde hatte. Mir hätte es nicht gleichgültiger sein können, wo ich mich befand. Ich würde jeden Ort nehmen. Alles, nur um von Jack wegzukommen. Schließlich hatte ich keine Lust, dass all die Mitarbeiter der Firma Gerüchte in die Welt setzten, die so nicht stimmten. Man wusste ja nie. Sicher ist sicher.

Die Zeit verstrich doch meine Gedanken wurden, eine Zeit lang durch die aufkommende Arbeit abgelenkt. Aufmerksam hatte ich immer wieder Shanes Tisch beobachtet. Nichts Auffälliges war auszumachen. Mia unterhielt sich ab und zu mit Zac, der scheinbar sehr gerne an der Flasche hing und Jessica hatte sich desinteressiert abgewandt, was aber ungewöhnlich für die Mia-Jess Konstellation war, denn früher waren sie beste Freundinnen unzertrennlich gewesen. Jetzt hingegen wirkten sie eher wie distanziert Verwandte als Freunde. Was wohl vorgefallen sein mag?

Jack hatte sich natürlich wieder nach Frauen umgeschaut und mit einigen 'Konversationen' geführt und Shane...

Shane hatte sich mit vielen wichtigen Firmeninhabern in ein Gespräch vertieft gehabt. Aktuell befand er sich jedoch mit Helena in einer Art zärtliche Liebesblase. Gerade flüsterte er ihr etwas ins Ohr zu und sie quittierte dies mit einem Kuss auf seine Wange. Ich wandte mich von ihnen ab und konzentrierte mich auf die anderen Gäste.

Elvana war ab und zu mal in der Menge aufgetaucht und hatte mich gefragt ob alles in Ordnung sei. Wie jedes weitere Mal hatte ich versucht sie zu besänftigen, doch ihre Augen waren schnell durch die Gegend gehuscht, um dem selbst nochmal nachzugehen. Nun war es aber doch eine Weile her, dass ich sie das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte, also ließ ich kurzzeitig meinen Blick von Shanes Tisch ab und schaute besorgt über die vielen anderen Köpfe hinweg. Ich sah keine Spur von ihr. Und bevor ich mich auf die Suche nach ihr machen konnte, erblickte ich erneut Shane, der nun durch den Saal lief und zielstrebig die Bühne fokussierte. Als er die kleine Treppe dazu an der Seite hinaufstieg und ganz oben vor dem Mikro zu stehen kam, waren sämtliche Blicke auf ihn gerichtet und er war in dem Augenblick der Mittelpunkt der ganzen Veranstaltung.

»Sehr geehrte Damen und Herren. Willkommen in der diesjährigen...«,

Doch bereits da schenkte ich seiner Rede keinerlei Beachtung mehr, da ich meinen Blick zurück auf den Tisch gerichtet hatte. Stopp! Etwas stimmte an der Konstellation nicht mehr.
Was...

Zac war nicht mehr da, schoss es mir durch den Kopf und mit rasendem Puls machten sich meine Augen auf die Suche nach ihm. Erleichtert ließ ich einen tiefen Seufzer aus, als ich ihn vor der Bühne ganz vorne abseits neben der stehenden Menschenmasse stehen sah. Er war höchstwahrscheinlich nach vorne gegangen um Shane besser sehen als auch hören zu können. Trotzdem entging mir seine Abgeschiedenheit von den anderen nicht, indem er seelenruhig nur mit einem Glas in der Hand dastand, daraus trank und den Blick dabei geradewegs wie bei den anderen Gästen auch nach oben auf Shane gerichtet hielt. Ich runzelte auf Anhieb die Stirn. Denn im Gegensatz zu den anderen war kein Staunen oder Bewunderung in seinen Zügen geschrieben. Nein, er wirkte ernst und konzentriert, als er Shane zuhörte.

Ich musste unwillkürlich lächeln. Einen perfekteren Zeitpunkt würde sich nicht mehr ergeben. Also dachte ich nicht eine Sekunde länger darüber nach und lief auf ihn zu. Wenige Augenblicke nachdem ich neben ihm zum Halt kam und ihn begrüßte, sagte ich höflich:

»Ich hoffe Ihnen gefällt der Abend bis jetzt, Sir.«
Er trank einen Schluck aus seinem Glas, während er weiterhin zu Shane hochblickte. Ich tat es ihm gleich und wartete. Zunächst antwortete er mir nicht. Er ignorierte mich regelrecht und als ich beschürzt zu der Annahme kam er wolle nicht sprechen, bastelte ich mir in Gedanken eine neue Taktik zusammen.

»Ich hasse solche Events«, fing er aber aus dem nichts an, während er Shane fixierte, der gerade über den Zweck dieser Wohltätigkeitsveranstaltung sprach.

»Menschen spielen sich immerzu nur etwas vor und am nächsten Tag geht sich jeder wieder aus dem Weg. Aber dass was Shane hier tut, dient etwas Gutem. Er protzt nicht wie viele einfach nur mit seinem Geld rum, sondern engagiert sich auch aktiv dafür.«

Mein Lächeln wurde größer. Das ist es.

»Nun, Menschen vor Gefahren zu schützten ist natürlich lobenswert nur nicht immer machbar, Sir«, fing ich an und bemerkte, wie er bei meiner Aussage die Stirn runzelte und sein ernster Blick noch weiter an Härte gewann.

»Wie habe ich das zu verstehen?« fragte er und hob eine Augenbraue. Jetzt hatte ich seine volle Aufmerksamkeit.

»Der Grund weshalb Menschen in ärmeren Ländern in einer Misere leben, ist nicht alleine normalen schicksalhaften Zuständen zu verdanken. Im asiatischen Raum beispielsweise sind es Kriege, die durch andere Menschen verursacht werden. Das Leid der Menschen, die in Nordafrika leben wird durch den französischen Staat verschärft, die von ihren ehemaligen Kolonien, ihren ehemaligen Untertanen weiterhin noch Unmengen an Steuern abverlangen. In Lateinamerika sind es die Straßenkinder, die ihre Familien verlassen, weil sie sich wie eine zusätzliche Last fühlen. Diese Kinder haben keine Zukunftsperspektive, was wiederum zunächst daran liegt, dass diesen Kindern das Recht auf eine Kindheit genommen wird, indem der Staat, also Menschen, solche Familien nicht die nötige Unterstützung anbietet.

Was ich damit sagen möchte Sir ist, dass das Problem weitaus größer ist. Es liegt in unserer Natur unseresgleichen weh zu tun. An manchen Tagen wache ich auf und frage mich, ob ich durch meine Taten ungewollt jemanden Schaden zugefügt, sein Leben ruiniert habe könnte. Denn auch nur der kleinste Wimpernschlag unsererseits, kann die festen Mauern eines anderen zum Einsturz bringen.«

Ich bemerkte wie er nachdenklich das Glas, welches er just erhoben hatte, an seiner Lippen ansetzte und stoppte. Na, kommt dir da etwas bekannt vor Zac?

»Haben Sie sich das denn auch je gefragt? Was ihre jetzigen Taten, ihre vergangenen Taten oder die in der Zukunft bei einem anderen Menschen auslösen könnten oder gar ausgelöst haben?«

Seine Augen wurden größer, das helle grün wurde beschmutzt und nahm somit urplötzlich an Dunkelheit auf. Angespornt durch die Veränderung, die sich vor meinen Augen abspielte, setzte ich noch einen drauf.

»Gewollt oder ungewollt, wir sind der Grund weshalb Menschen leiden. Jeder Mensch hat von klein auf Ziele und Träume und der Gedanke, dass ich womöglich jemandem diese Menschlichkeit nehmen könnte, erfüllt mich mit Schrecken. Finden Sie nicht auch, Sir?«

Zac antwortete nicht und er blickte auch nicht mehr zu Shane. Erstarrt richete er den Blick auf einen Punkt, den er fokussiert hatte, während er meine Worte in sich aufsaugte. Hart presste er die Lippen aufeinander und der Griff um sein Glas nahm zu. Ab da wusste ich, dass es bei ihm durchgesickert war.

»Verzeihen Sie bitte. Ich war mal wieder in meinen eigenen Gedanken versunken. Was ich sagen wollte ist natürlich, dass wir das was unsere Vorfahren gemacht haben nicht ändern können. Aber wir können versuchen uns zu verändern, obwohl es trotzdem Ereignisse gibt, die nie wieder gut zu machen sind.«

Zac antwortete mir auch dieses Mal nicht, sondern trank in einem Zug sein Glas leer, nur um dann einen Kellner herbeizurufen und sein Glas erneut umzutauschen.

Meine Aufgabe hier war erledigt. Den Rest würde er schon alleine hinbekommen, dachte ich und verabschiedete mich somit von ihm.

Als ein anderer Kellner wenige Meter weiter weg plötzlich an mir vorbeilief, stoppte ich ihn und deutete in Zacs Richtung.

»Sehen Sie den Mann dort drüben?«

Er nickte.

»Ich möchte, dass sie, jedes Mal, wenn sie sehen, das sein Glas leer ist ihm ein neues anbieten, verstanden? Halten Sie sich in seiner Nähe auf.«

»Ja, Madame.« Ausgezeichnet.
Die Stimmung musste nur etwas aufgelockert werden, damit später niemand die Scheu besaß mit offenen Karten zu spielen.

Nachdem der Abend sich endlich dem Ende geneigte hatte, warenbis auf den letzten Gast alle zufriedengestellt. Sie hatten getanzt, sich unterhalten, Geld gespendet, um sich besser zu fühlen oder mit ihrem Geld zu protzen und zudem, was das Wichtigste von allen für sie war, gingen sie mit dem neusten Gossip nach Hause.

Shane und seine speziellen Gäste am Tisch schienen ebenfalls erheitert zu sein, denn sie erhoben sich allesamt als der Raum sich geleert hatte und setzten sich an einen viel größeren Tisch am Ende des Treppengeländes, welche später zu ihren Penthouse Suite führen würde.

Nachdem ich ELvana erblickte und ihr mir mit einem Handzeichen zu verstehen gab, dass sie sich mir gleich anschließen könnte und im Personalabteil hinten verschwand, wollte ich mich zu Shane begeben, der einige seiner Gäste am Eingang die Hand schüttelte und mit dem ein oder anderen ein letztes Gespräch führte.

Das Personal hatte bereits angefangen die leeren Gläser an den Tischen einzuräumen und somit musste ich mich hier auch nicht mehr herumtreiben.

Ein leichter Druck am Arm ließ mich jedoch abrupt inne halten, sodass ich mich leicht wieder zur Seite drehte und Shane aus den Augen verlor. Augenblicklich stachen kupferfarbige Augen in meinem Blickfeld und die helle blonde Haarpracht die unverkennbar ein unübersehbares Wiedererkennungszeichen an Mia war, nahmen mir die Sicht. Einen Wimpernschlag lang schaute ich ihr ins Gesicht, doch als ich bemerkte, dass sie mich immer noch in ihrem Griff hielt, befreite ich, um sofortig einen gewissen Abstand herzustellen. Selbst der loseste Körperkontakt mit diesem Menschen machte mich krank und es schien als würden die tief vergrabenen Erinnerungen in meinem Unterbewusstsein wieder hervorwallen und meine Sicht versperren.

Ich wusste nicht woran es lag, aber während ich darüber nachdachte, musste mich mein Gesichtsausdruck verraten haben, denn Mia schien ebenfalls zu realisieren, dass sie einen Schritt zu weit gegangen war.

»Entschuldige...«, murmelte sie vor sich hin und ihre Wangenknochen traten etwas rötlicher hervor, als das Puder, das sie aufgetragen hatte.

»Was willst du?«, zischte ich sie an und ließ meinen Blick durch den ganzen Salon schweifen, damit ich gegebenenfalls eingreifen konnte, falls uns jemand entdeckte. Dem war zum Glück nicht so. Die Menschen waren nämlich gerade dabei ihre Mäntel überzustreifen. Wer achtete da schon auf zwei unbedeutsame Frauen?

»Ich wollte dir danken.« Ein kleines Lächeln zierte ihre fülligen, kirschroten Lippen.

Verwirrt schaute ich ihr in die Augen und antwortete sichtlich gereizt:

»Wofür?«

»Dass...dass du heute Abend nichts unternommen hast. Dass du Shane den Abend nicht ruiniert hast. Es bedeutete ihm sehr viel. Ich hatte die ganze Zeit über Angst, dass die Veranstaltung sabotieren würdest«, sagte sie wahrheitsgemäß und ich schnaubte, lachte kurz auf und schritt einige Schritte auf sie zu, sodass wir so nah beieinanderstanden, dass nicht einmal ein Blatt zwischen uns passen würde.

»Ich mag zwar grausam sein, aber so grausam wiederum auch nicht. Mir steht nicht das Recht zu, diese wohltätige Sache zu ruinieren und vielen Menschen somit die Möglichkeit auf ein besseres Leben zu nehmen. Für sowas seid ihr besser geeignet. Mit Shane hat das Ganze nichts zu tun.«

Erleichterung mahnte ihre Züge und ein Lächeln legte sich über meine Lippen.

»Und wer sagt denn, dass ich nichts tue. Schau...«, sprach ich deutlich aus und zeigte Richtung Ausgang, an der sich die Gäste verabschiedeten, ehe ich mit dem Zeigefinger zu Shanes Freunden deutete, die sich allesamt hinten an den großen Tisch gesetzt und lebhaft eine Unterhaltung gestartet hatten.

»Die Gäste gehen, Elvana geht gleich, das Personal geht gleich. Aber ihr seid da und ich bin da. Der Abend beginnt erst jetzt, Mia.« Ich trat ich einige Schritte zurück.

»Heute Abend wird unser Romeo sterben. Und ich muss dafür nicht einmal einen Finger krümmen, das garantiere ich dir.« Voller Entsetzen starrte Mia mich an. Sie klappte den Mund auf, doch es war zu spät, denn ich hatte mich bereits rechtzeitig von ihr abgewandt, um dann von der Menge verschluckt zu werden.

Der Raum leerte sich immer und immer mehr bis nur noch sie und ich blieben.

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