SuggTube

By Seagreenbubbles

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Da habe ich also meine sieben Sachen gepackt, mich von meiner Familie verabschiedet und bin nach London gezog... More

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By Seagreenbubbles

Grinsend stehe ich vor dem Badezimmerspiegel. Meine Wangen glühen und mein Bauch kribbelt wie verrückt. Die Theorie mit den Schmetterlingen ist mir immer zu kitschig gewesen. Aber jetzt, da mein Gehirn praktisch aus Zuckerwatte besteht, war es mir egal, ob in meinen Gedärmen Insekten, die früher mal widerwärtige Würmer waren, oder winzig kleine Elefanten, rumhopsten. Denn Joe hatte mich geküsst, und bei Gott, es ist ein wunderschöner Kuss gewesen. Meine Lippen kribbelten immer noch und ich hoffe, dieses Gefühl geht nie wieder weg.

Während ich strahlend vor dem Waschbecken stehe, schleichen sich leider auch andere Gedanken in meinen Kopf. Joe und ich haben uns gerade zwei mal richtig getroffen und schon liege ich knutschend mit ihm auf dem Boden. Ist das nicht viel zu früh? Denkt er wohl anders darüber? Oder denkt er gar, ich bin billig? Und ganz nebenbei, wo ist eigentlich Milza? Ich hab ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

Auch wenn meine Gute Laune noch nicht ganz weg ist, hat sie einen ordentlichen Dämpfer bekommen. Aber hier unten zu stehen und Trübsal zu blasen, bringt mich auch nicht weiter. Also denke ich mir, dass es am besten ist, wenn ich wieder hoch gehe.

Joe liegt immer noch auf dem Boden, alle Viere von sich gestreckt. Als er mich sieht, hebt er nur den Kopf und lächelt mich an.

"Alles in Ordnung?", fragt er besorgt, als meine gekräuselte Stirn sieht.

Ich beschließe, mit dem einfachsten Thema zu beginnen.

"Ich hab Milza aus den Augen verloren, weißt du, wo er ist?".

Er scheint erleichtert zu sein, offenbar hatte er einen anderen Grund für meinen Stimmungsumschwung erwartet oder gar befürchtet.

"Den finden wir schon wieder, so groß ist die Wohnung ja auch wieder nicht", erwidert er zuversichtlich. Dann beginnen wir, nach meinem kleinen, meist grünen Reptil zu suchen.

Und tatsächlich, nur ein Paar Minuten später finden wir ihn. Er hing am Wasserhahn in der Küche und fängt geduldig jeden Tropfen mit der Zunge auf, der herunterfällt. Joe findet das urkomisch und ich kichere ein bisschen mit ihm. Obwohl ich erleichtert bin, mein Chamäleon wieder zu haben, bin ich immer noch nicht bei der Sache.

Ich überlege, wie ich zu dem anderen Thema überleiten kann, aber Joe kommt mir zuvor.

"Du fragst dich, ob es zu früh war", er sagte es voller Verständnis, was mich mehr überrascht, als es sollte.

"Nein. Ja. Ich, nun... Ich bereue es zumindest nicht. Aber wir haben uns bis jetzt gerade zwei mal getroffen..."

"Drei mal", verbesserte er mich. "Du hast meine Kamera mitgehen lassen."

Ich lachte auf. "Ja, und du meine!" Er winkte theatralisch ab, musste dann aber auch lachen.

"Nein, ich versteh schon was du meinst", Joe führte mich zum Sofa. Milza ließen wir fürs erste hängen. Er hatte Durst und normalerweise folgte er mir sowieso wie ein langsamer, winziger Schatten.

Nachdem wir uns gesetzt hatten, begann er zu reden.

"Ich weiß nicht, ob du' s weißt, aber ich bin jetzt schon eine ganze Weile Single. Das hat mir auch nie wirklich viel ausgemacht, Youtube war zeitaufwendig genug, aber mir ist aufgefallen, immer wenn es mit einem Mädchen ernster wurde, hab ich mich zu sehr reingehangen. Ich versuche, nur mit Mädchen etwas anzufangen, die mir wirklich etwas bedeuten und mit denen es wirklich klappen könnte... Aber... in letzter Zeit, seit Youtube richtig gut läuft, habe ich das Gefühl, dass jede, mit der ich was anfange, sich in den Typen hinter der Kamera verliebt, oder sogar nur hinter dem Geld und der Aufmerksamkeit her ist."

Er lachte kurz auf.

"Kann ja auch sein, das ich jetzt durchdrehe. Und... Ach ich weiß auch nicht. Du wusstest ja noch nicht mal richtig, was Youtube überhaupt ist." Er lacht wieder und ich schaue ihn kurz empört an.

"Natürlich wusste ich, was das ist, ich hab nur nicht meine ganze Freizeit dort verbracht", motzte ich ihn gespielt beleidigt an. Zugegeben, ich hatte nicht gewusst, das Youtube so ein populäres Ding ist, wie gesagt, ich habe nur Trailer von Filmen gesehen, manchmal auch ein paar lustige Katzenvideos, die mir Freundinnen gemailt hatten. Aber ich hatte keine Ahnung, dass Joe von so manchen Frauen wie ein Star oder Promi behandelt wurde, den keiner wirklich aufrichtig und nur wegen seiner Persönlichkeit mochte.

Er lachte auf und schaute mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht an.

"Aber natürlich wusstest du das. Es ist nur, du hattest keine Ahnung, wer ich bin und das hat es mir leicht gemacht, mich fallen zu lassen. Und ich... Ich mag dich wirklich."

Ich war sprachlos. Er hatte sich so viele Gedanken darüber gemacht. Ich hatte noch nie einen Jungen wie ihn getroffen, der so nachdenklich und zuvorkommend, aber gleichzeitig so humorvoll ist wie er. Und obwohl ich ihn kaum kannte, wusste ich, dass ich ihn auch wirklich mochte.

"Okay", sagte ich, als Zeichen, das ich ihm keinen Korb geben würde und sage, der Kuss war zu früh, oder das wir gar nur Freunde sein sollten. Ich lächelte ihn an.

Er strahlte zurück. Zum Glück vertiefte er es nicht weiter.

"Hast du vielleicht Lust, ein bisschen an Caspar's Prank zu arbeiten?", fragte Joe nach einer Weile.

Das passte mir gut, ich hatte nämlich schon einen Masterplan erarbeitet und damit alle klappt, bedarf es präziser Planung. Außerdem brauchte ich unbedingt einen Themawechsel. Ernste Gespräche gehen mir immer an die Nieren.

"Ja, klar. Hattest du schon irgendwelche Ideen?", fragte ich ihn.

Er grinste. "Ich habe den leisen Verdacht, du hast selber welche. Spuck's einfach aus, ich steuere dann bei, falls es passt."

Perfekt. Er ahnte nichts, also kann ich mit Teil eins des Masterplans beginnen.

"Ich habe mir deine Taktiken angesehen und du setzt immer sehr auf Schreckmomente, deswegen erwartet Caspar so etwas in der Art, aber ich denke, mal etwas anderes Auszuprobieren, wäre durchaus effektiv."

Ich hatte mein Pokerface aufgesetzt und sprach mit meiner Business Stimme. Er schien beindruckt.

"An was hast du da gedacht?", fragte er.

Ich grinse. "Nun, ich bin froh das du fragst. Ich hab dir doch vorgeschlagen, die Prank-Woche Teil 2 einzuschlagen, diesmal aber...", ich machte eine dramatische Pause. "Ziehen wir sie anders auf. Größer, wahrscheinlich viel aufwendiger", ein entschuldigender Blick meinerseits, "aber vor allem, durchdachter." Ich hoffte, ihn nicht zu verletzen, aber den Mitbewohner morgens mir Sprühkäse, oder was auch immer, vollzusprühen, konnte man in meinen Augen nicht als genialen Scherz ansehen. Zum Glück, traf ihn das nicht sehr, er war sogar schon Feuer und Flamme.

"Ja! Ich sehe es schon vor mir, aber es wird wirklich aufwendig, wir müssen uns für die ganze Woche etwas ausdenken, dennoch, das wird bombastisch!", ruft er begeistert aus.

Ich bekomme ein leicht schlechtes Gewissen, beim Anblick seiner Vorfreude, ich ging das ganze ja nicht ohne Hintergedanken an, aber ich rufe mir in Erinnerung, dass ich ihm ja doch bei den Streichen gegen Caspar helfen werde. Außerdem freue ich mich total darauf, mit ihm so viel Zeit verbringen zu können.


Wir sprechen noch bis in den Abend hinein und schmieden Pläne. Gegen um acht haben wir circa die Halbe Woche mit Pranks gefüllt, wir haben sogar eine Liste mit allen Materialen und wo wir sie bekommen, erstellt. Dafür sind wir beide total hibbelig, wie zwei Kinder, die auf einer Übernachtungsparty zu viel Süßes gegessen haben, außerdem rauchen uns die Köpfe.

"Joe?" Wir saßen beide halb auf der Couch, halb auf dem Boden, umgeben von Zetteln, Joes Laptop und unseren Handys.

"Hm-mh", antwortete er.

"Ich glaube es wir Zeit, dass Milza und ich gehen."

Sein Kopf schoss hoch. "Jetzt schon?!"

Ich kicherte leicht.

"Ja, es ist schon nach acht. Milza sollte langsam seinen Ausflug beenden."

Er wirkte enttäuscht. "Klar... Willst du eine Box, oder so? Da kannst du ihn rein setzten. Oder soll ich dich begleiten?"

"Eine Box wäre super, aber ich will keine Umstände machen, ich finde den Weg schon allein."

Er kniff die Augen zusammen und Grinste. "Weißt du was? Ich bring dich nach Hause. Das gehört sich erstens so, und zweitens weiß ich dann, wo du wohnst."

Ich lachte auf. "Joseph Sugg, das war total creepy!"

Er hatte tatsächlich die letzten Worte wie eine alte Hexe gewispert.

Er lächelte nur und ignorierte meine letzten Worte. "Es klingt schön, wenn du meinen Namen sagst."

Mir blieben wieder die Worte weg, aber ich bin mir ziemlich sicher, das ich total rot bin und Joe ist auch das Blut in die Wangen geströmt. Verlegen schaue ich zu Boden, aber ein kleines Lächeln kann ich mir trozdem nicht verkneifen.

"Aber egal...gehen wir los", sagte er leise. Ob er wohl auch lächelt? Ich traue mich nicht, in sein Gesicht zu schauen. Und seit wann bin ich eigentlich so schüchtern? Vor ein Paar Wochen war ich doch noch die laute Jules, die alleine nach London zieht und dort ein neues Leben beginnt, und jetzt sitze ich hier zusammen mit Joe und benehme mich wie ein kleines, schüchternes Lämmchen.

Milza war am Wasserhahn eingeschlafen und behutsam bettete ich ihn in den Schuhkarton, den Joe mir gegeben hatte. Dann verließen wir die Wohnung und machten uns auf den Weg zur Tube.


Als wir schließlich an meiner Haustür standen, fragte ich Joe, ob er noch mit hoch kommen wollte, aus reiner Höflichkeit, aber er verneinte, was ihn mir noch zehnmal sympathischer machte, als er es eh schon war. Jedoch brannte mir eine Frage auf der Zunge.

"Weißt du noch, als ich das erste mal bei dir in der Wohnung war und Caspar reinkam?" Er nickte.

"Da hast du was zu Caspar gesagt. Sierra Whiskey. Ich hab mich nur gefragt, was das heißt."

In der Abenddämmerung konnte ich sein knallrotes Gesicht nur erahnen, aber ich bin viel zu neugierig, um noch einen Rückzieher zu machen.

Er kratzte sich im Nacken und räusperte sich.

"Ich hätte mir denken können, dass du das nicht vergisst." Er lachte auf. "Fotografisches Gedächtnis, na klar." Er holte noch ein mal tief Luft.

"Es steht für S.W. ...sehr wichtig. Das ist ein Code, den Caspar und ich ausgemacht haben, wenn wir weiblichen Besuch bekommen sollten. Das heißt, der andere soll sich benehmen, weil der Besuch... nun ja ... sehr wichtig ist."

Immer noch total rot, schaute er mir in die Augen.

Ich wusste nicht warum, aber ich musste los lachen. Das war einerseits so was von süß und andererseits... keine Ahnung, aber es passte zu den beiden.

Joe schaute mich zuerst verdattert an, stimmte dann aber mit ein.

Ich umarmte ihn. "Gute Nacht, Joseph Sugg", sagte ich leise und gab ihm noch einen Kuss auf die Wange, dann drehte ich zur Tür, um sie aufzuschließen, aber er hielt mich am Handgelenk fest, wirbelte mich herum und drückte seine Lippen auf meine. Ich erschrak leicht, aber nach ein paar Milisekunden ließ ich mich fallen. Meine Körper stand inerhalb von Sekunden in Flammen und obwohl ich nicht darauf vorbereitet war, war dieser Kuss fast noch besser als der Erste. Ich war nicht mehr ganz so unsicher, es war nicht mehr so unvertraut. Aber sein unglaublicher Geruch haut mich trotzdem fast wieder um. Er roch so gut... Mein Bauch kribbelte wie verrückt, als er schließlich seinen Kopf zurückzog und mich lächelnd ansah.

"Wir sehen uns", sagte er und mit diesen Worten ließ er mich völlig desorientiert vor meiner Haustür stehen und ging wieder Richtung Tube.






""""""""""


Hallo :)

Die letzten beiden Kapitel habe ich relativ zeitnah geschrieben aber ich hoffe, es sind nicht so viele Rechtschreibfehler drin...


Lasst mir mal eure ehrliche Meinung zu den Kapiteln und zur ganzen Geschichte da, ich würde mich sehr freuen.


An diesem Zeitpunkte, vielen Dank, für all die Reads und Votes und Kommentare und Unterstützung und, und, und

Ich bin wirklich dankbar für all das :))


Ich hab euch lieb xx.

Seagreenbubbles Ende.

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