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Par stillwithoutyou

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Zwรถlf Buchstaben. Sieben Konsonanten. Fรผnf Vokale. Hoffender Prinz, der auf die drei verborgenen Worte wartet... Plus

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Par stillwithoutyou

Mit leuchtenden Augen sah ich auf den Ort vor mir herab. Eine kleine Erbhebung grenzte die Stadt von der Umgebung ab. Häuser lagen zwischen Wasserquellen und Flüssen. Es gab kaum Straßen, aber die Häuser waren so gradlinig an einander gebaut worden, dass Wege auf ihren Dächern verzeichnet waren.

Wir eilten hinab. Sofort erreichte uns der Trubel. Mit schnellen Schritten nahmen wir den Steg, der uns auf die Dächer der Häuser führte. Unter unseren Füßen floss Wasser vorbei, hin und wieder entdeckte man Boote vorbei schwimmen. Ich erkannte, weswegen manche Menschen die Stadt als Labyrinth beschrieben. Wenn man von oben herabschaute, waren die Wasserstraßen unübersichtlich. Als wären sie dafür gemacht, sich zu verlaufen. Und trotz dieser Verwirrung bemerkte ich die Genauigkeit mit der gearbeitete wurde. Alles war aufeinander abgestimmt, alles auf einer Ebene, kein Hausdach ragte heraus. Ein geordnetes Chaos. Es war erstaunlich anzusehen, hatte aber nicht die Schönheit von Ardjile mit seinen Rosen oder die von Sopua mit der lebenden Nacht.

Langsam gingen wir schweigend neben einander her. Wir stachen aus der Menge heraus. Besonders Ruby mit ihrem roten Haar und Evins Erscheinung schien die Leute zu interessieren. Selbstbewusst liefen sie Seite an Seite. Die Menschen spalteten sich um sie. Jk und ich blieben etwas zurück. Ich hörte das Gemurmel von den Anwohnern um uns herum. Erst nach einer Weile stellte ich fest, dass sie Evin erkannten. Daran hatte ich zuvor nicht einmal gedacht. Dabei kannte selbst ich die Gerüchte um ihn. Damals als ich noch im Schloss lebte, hatte ich davon Wind bekommen. Von dem farblosen Prinzen mit dem erkalteten Herz.

In meinen Gedanken versunken, bemerkte ich die Bewegung vor mir nicht. Evin zog etwas aus seiner Tasche und warf es auf die Menge zu. Ich riss meine Augen auf, während ein Messer knapp über den Kopf eines älteren Mannes die Wand einschlug. Vor Schock wurden die Knie des Fremden weich. Er fiel in einer unterwürfigen Geste auf den Boden und flehte meinen Bruder um Vergebung an. Verwirrt beobachtete ich die Szene. Ich hatte keinen blassen Schimmer was soeben passiert war. In diesen Moment wünschte ich mir Jimin und Jac herbei. Aus irgendeinen Grund wussten die beiden immer, wann Erklärungsbedarf bei mir bestand.

Der Weißhaarige kniete sich elegant zu dem anderen herab. Seine behandschuhte Hand legte er auf die Schultern des Mannes, der geradezu in den Boden hinein starrte. Dennoch war Evins Handlung kein Akt der Freundlichkeit, nein, seine Berührung war eine leise Warnung. Man sollte besser nicht mit dem Eis spielen.

„In Zukunft hältst du deinen Mund verschlossen.", gab der Prinz den Untertan zu verstehen. „Natürlich Sir. Entschuldigen Sie Sir. Das wird nie wieder vorkommen!" „Gut.", seine Stimme war so kalt wie der Ausdruck in seinen Augen. Dann stellte er sich wieder an den Anfang unserer kleinen Gruppe. Wir liefen weiter. Ich warf einen Blick zurück auf das Geschehen. Die Menschen, die sich zuvor ihrer Neugierde hingegeben hatten, verschwanden nun eilig. Kleine Leitern an der Seite führten jeweils nach unten. Türen wurden aufgerissen und zugeschlagen, Fenster unter uns geschlossen, Lichter erloschen. Als versuchten sie, ihre bloße Existenz zu verbergen. Der Mann kniete noch immer in derselben Position auf dem Boden und zitterte. Über die ganze Situation konnte ich nur meine Stirn runzeln.

Ruby ließ sich auf der nun freien Fläche etwas zurückfallen. Irgendwann lief sie nur knapp vor Jk und mir. Immer wieder umgingen wir das Zeug, das die Menschen einfach haben stehen lassen. „Habt ihr mitbekommen, was da passiert ist?", wollte das rothaarige Mädchen wissen. Verdutzt sah ich zu ihr. Ich ging davon aus, dass sie es besser wusste, schließlich stand sie direkt neben Evin und war somit auch dem Mann näher gewesen. „Nein.", antworte Jk ihr ehrlich. Erneut blickte ich verwirrt drein. Selbst Jk wusste es nicht? Das war ungewöhnlich. Nicht nur ungewöhnlich, das war so gut wie unmöglich.

„Was hat den der Mann gesagt?", fragte ich Ruby. Diese zuckte die Schultern. „Ich habe nicht mal gehört, dass er irgendwas gesagt hat, geschweige den was." Mit einem mulmigen Gefühl blickte ich auf Evins Rücken. Sein Gehör war doch nicht mehr normal oder?

Mit einem Kopfschütteln verbannte ich die Gedanken dazu auf später. „Warum sind die Menschen so vor ihm geflohen?", wollte ich schließlich von einem der beiden wissen. Ruby schenkte mir einen ihrer typischen missbilligenden Blicke. „Weil er ein Messer auf jemanden geworfen hat.", fuhr sie mich an, als hätte ich mir das Denken können. „Aber er hat doch nicht wirklich versucht, ihn zu treffen!"; widersprach ich ihr. Nicht weil ich ihn beschützen wollte, sondern weil ich nicht glaubte, er könnte verfehlt haben, wäre des Mannes Tod tatsächlich sein Ziel gewesen. Erneut schüttelte ich leicht den Kopf. Ruby zog eine Augenbraue hoch. „Darauf würde ich nicht wetten. Zumindest nicht wenn man den Gerüchten glauben schenkt."

Jk war auffallend still, während unseres gesamten Gespräches. Ein kurzer Blick auf ihn zeigte mir, dass er nachdachte. Selbst er hatte es nicht kommen sehen. Sowas muss für so jemanden wie Jungkook wie ein Wunder sein.

„Du meinst die Gerüchte über sein Aussehen?" Das Mädchen sah mich genervt an und schüttelte anschließend hilflos den Kopf. „Wie kommt deine Uninformiertheit eigentlich immer zu Stande?" Beleidigt starrte ich auf meine Stiefel. Ich probierte mich doch anzupassen, aber jedes Mal wenn ich etwas lernte, kam etwas neues auf mich zu. Ich machte das ja schließlich nicht absichtlich. „Hast du den keine Freunde, die dir von Gerüchten erzählen? Jeder hat doch so eine Tratschtante! Das ist fast so etwas wie soziale Norm, eine Beschaffenheit, ein Gesellschaftsgesetzt!" Dramatisch hob sie ihre Hände in die Höhe, während sie mich mit ihren entgeisterten Augen musterte.

„Ich habe Freude.", murmelte ich schon leicht angesäuert. Sie hatte die Dreistigkeit zu lachen. „Mhm ja du redest von dem Freund, den du im Wald abschlabberst und seine Freund, nicht?", fragte sie mich beinah höhnisch. Mit einem kurzen Blick auf Jk stellte ich erleichtert fest, dass er noch zu sehr in Gedanken war, um uns zu beachten. Ich schnappte mir Rubys Arm und zwang sie zum Anhalten. Erst als der Zweiundzwanzigjährige mehrere Meter entfernt war, starrte ich auf das Mädchen finster herab. „Versuch ja nicht, es zu leugnen. Man kann es ja fast in der Luft richen." Sie verzog ihr Gesicht, während sie mit der Hand vor ihrer Nase herum fuchtelte. Seufzend schloss ich kurz meine Augen. „Gut dann eben nicht Jk. Aber seine Freunde sind auch meine Freunde. Jimin hat sich sogar auf meine Seite gestellt."

Langsam sah ich das Unbehagen ihn ihrem Gesicht. Mit einer schnellen Bewegung befreite sie ihren Arm aus meinem Griff. „Es sind Jks Freunde. Vielleicht können sie dich gut leiden, aber ich bin sicher, sie haben dich noch nie als Freund gesehen." Ihre Stimme wurde immer beschwichtigender, als würde sie mir die Wahrheit nur ungerne erzählen. Ich biss mir leicht auf die Wange. War es den die Wahrheit? Sicher nicht. Oder? „Du hast unrecht." Ich schüttelte den Kopf, „Jimin ist mein Freund. Und Jac und Nile auch!" Irgendwann zwischen den Tagen unserer Wanderschaft wurde ich immer offener ihr gegenüber. Langsam empfand ich ein Gefühl von Reue. Womöglich hätte ich ihr nicht so viel erzählen sollen. Aber ich hatte ja auch nicht erwartet, dass sie solche Schlüsse daraus ziehen würde.

„Jimin? Glaub mir, er von allen hat dich nie als nur einen Freund gesehen. Für einen Freund verrät man nicht sein Land. Und was die anderen beiden betrifft: Jac ist dein Onkel, den kann man ja kaum als Freund zählen lassen und Nile war interessiert an dem Abenteuer nicht an dir. Außerdem wie ich gehört habe, ist sie längst nicht mehr hier." Ich ließ ihre Worte auf mich wirken. Dann ergriff sie erneut das Wort. „Ich meine ja nicht, dass sie nicht wichtig für dich sind oder du für jemanden, aber versuch mal etwas realistischer zu sein. Sie alle wollten, erwarteten etwas von dir. Aus deinen Erzählungen war es so einfach herauszulesen. Ich ging davon aus, dass es dir bewusst war." Sie entschuldigte sich nicht, aber ich sah es in ihren Augen aufblitzen: Mitleid. Die Innenseite meiner Wange blutete für einen winzigen Moment, bevor sie sich wieder heilte.

Ich schüttelte nur erneut den Kopf. „Nein, ich habe Freunde. Ich habe doch-" „Mich?", unterbrach mich Ruby mit diesem wissenden Ausdruck. Ich schluckte meine Worte herunter. „Lass es einfach gut sein Taehyung, okay?" Etwas flehendes lag in ihrem Gesicht. Nervös schaute sie vor und zurück. „Komm sonst verlieren wir sie." Für eine Sekunde packte sie mich am Arm und zog mich vorwärts. Sobald ich von alleine lief, ließ sie mich los.

Meine Augen brannten, aber sie waren leer. Ich verstand nicht einmal, warum es mich so überraschte, die Wahrheit zu hören. Ich war vielleicht nicht alleine, aber hatte ich Freunde? All diese Menschen hatte ich so gesehen, aber was wenn sie mich nicht als solches anerkannten? Ah verdammt. Die Stelle oberhalb meines Herzes schmerzte. Es rief nach mir. Leicht strich ich mit der Hand über meine Kleidung, wo das Hari-Zeichen zu finden war. Dann schob ich meine Gedanken in eine Box und verriegelte sie. Schließlich änderte sich dadurch rein gar nichts. Ich hatte ein Ziel, auf das ich mich konzentrieren musste. Ich konnte nicht Gefahr laufen, davon abgelenkt zu werden. Der Fakt war: Es war unwichtig, ob ich Damian alleine oder mit einer Horde von Freunden gegenübertreten musste. Irgendwann würde ich es tun müssen und entweder als Sieger oder als Geist hervorkommen.

Langsam holten wir zu den beiden anderen auf. „Was für Gerüchte nun?", brach ich schließlich das unangenehme Schweigen zwischen Ruby und mir. Für eine Sekunde schaute sie mich verwirrt an, bevor sie die Erleuchtung traf. „In den Gerüchten wird sich von dem kalten Prinzen erzählt. Er wird auch Racheengel der Krone genannt. Er soll Menschen nach Lust und Laune töten, ganz wie es ihm beliebig ist. Man weiß nicht, wie wahr die Gerüchte sind, aber was wir eben gesehen haben, spricht nicht gerade dagegen. Auch das damals im Wald." Bei der unangenehmen Erinnerung schüttelte sie sich. Ich starrte sie an, aber blickte eigentlich durch sie hindurch. „Nein.", äußerte ich, ohne den Gedanken beendet zu haben. „Was nein?", hakte das junge Mädchen nach. Mittlerweile waren wir wieder auf einer Ebene mit Jungkook. Er schenkte uns ein kurzes Nicken. „Nein, ich glaube nicht, dass es wahr ist." Ich hörte sie seufzen, aber ich kam ihren Worten zuvor. „Mord ist Mord, selbst bei Menschen mit vier oder fünf Namen. Und bei Mord kommt man nicht einfach so davon!" Jungkook fuhr mir sanft über den Arm.

„Sei doch nicht so naiv!", rief das Mädchen aus, als ihr Geduldsfaden platzte. Der Dunkelhaarige schenkte ihr einen belehrenden Blick und riss das Wort an sich. Naiv, wiederholte ich. Naiv, Naiv, Naiv.

„Das Gesetzbuch und die Realität sind nie dasselbe Taehyung.", Jk versuchte möglichst gefühlvoll mit mir umzugehen. Offenbar bekam er meine aufgewühlte Gefühlswelt mit. Seine Hand lag noch immer auf meinem Oberarm. Seine Berührung hätte beruhigend wirken sollen, aber diesmal verfehlte es seine Wirkung. Auf einmal kam ich mir wieder klein vor. Damian hatte mich naive genannt. Unwissend hatten sie mich alle genannt.

Seine Hand war wie ein Zugeständnis, eine Erinnerung daran, wie hilflos ich in all ihren Augen war. Hörte das den nie auf? Ich versuche doch mein bestes, zu wachsen und stärker zu werden. Warum reichte das den nicht? All diese Situationen an denen ich behandelt wurde wie ein Kind, wenn ich keins mehr war, strömten auf mich ein. Sie alle trugen dieses sanftmütige Lächeln, sie alle betätschelten mich, als wäre ihre Erklärungen an mir verschwendete Zeit. Als wäre ich verschwendete Zeit. Ich spürte wie meine Finger zuckten. Die Stelle über meinem Herzen fühlte sich leer an.

„Ein Mord ist nichts für einen Prinzen. Ein Mord ist im Generellen gar nichts, wenn man es auf die Befehle der Krone schieben kann. Du könntest in jedes Gefängnis des Landes gehen und dir würde keine einzige Person mit vier Namen begegnen." Langsam bewegte ich mich aus seiner Reichweite, sodass seine Hand von mir fiel. Unsicher lag sie noch einen Moment in der Luft.

„Aber ich war doch nicht umsonst drei Jahre lang in einer Zelle!", fuhr ich die beiden an.

Rubys Augenbrauen schossen in die Höhe. „Was hast du den angestellt, um dort zu landen? Hast du dich vor deinen Wachen entblößt oder was?" Beinah hörte ich einen belustigen Ton aus ihrer Stimme dringen, aber sie probierte es, zu überdecken. Plötzliche Wut ergriff mich. „Ich habe dir doch am Anfang erzählt, dass ich aus dem Schloss ausgebrochen bin!"

Sie zuckte leichtfertig ihre Schultern. „Ja, weil ich dachte, du hättest keine Lust mehr auf den Anblick von Gold oder sowas. Ich konnte doch nicht ahnen, dass du wirklich ein Krimineller bist. Komm schon, sags mir!"

Entnervt fuhr ich mir über die Augen. „Meine Mutter ist bei der Geburt gestorben.", gab ich schließlich bekannt. Ich dachte mir dabei nicht einmal etwas. Ich dachte gar nichts, während ich die Wahrheit aussprach. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Ich hatte schließlich ewig hier gelebt, in dem Land des Aberglaubens. Ihr Ausdruck fiel von ihrem Gesicht. Es versickerte in dem Dach unter ihren Füßen. „Du bist eine Sünde des Teufels?" Eilig sprang sie aus meiner Reichweite.

Ihr Gesicht verzog sich vor Ekel vor mir. Für einen Moment starrte ich in ihre geweiteten Augen. Ich nahm ihren Hass und ihre Angst in mich auf. Ihr Ausdruck setzte sich in mein Gedächtnis ab. Dann machte ich auf den Absatz kehrt.

Ich hörte wie Jungkook Ansatz machte, mir zu folgen, doch ich kam ihm zuvor. Während des Laufens schloss ich meine Augen. Wie eine Seuche verbreitete sich die Stille in meinem Gehirn, als ich mich für meine Kräfte öffnete. Dann griff ich nach ihren Energien. Zuerst nahm ich ihnen die Kraft in den Beinen, dann kurzfristig ihr Augenlicht. Auf einmal war es ganz einfach meine Fähigkeiten zu koordinieren, gezielt auf Punkte loszugehen. Alle drei kamen mit einem Geräusch auf den Boden auf und bleiben ohnmächtig liegen. Ich nahm es nur nebenbei wahr. Mit der zusätzlichen Energie lief ich schneller, viel schneller. Der Wind sah mir hinterher.

Immer mehr Brücken überquerte ich, immer näher kam ich dem Zentrum des Labyrinths. Ich nahm eine der Leitern nach unten. Im Inneren der Stadt verliefen Gehwege neben den handgemachten Flüssen. Und irgendwann wurde das Wasser komplett von Erde abgelöst. Als stände ich über ihnen, konnte ich die drei bewegungslosen Personen beobachten. Eine Karte von dem ganzen Labyrinth zeichnete sich in meinen Gehirn.

Ich versteckte mich schließlich hinter einer Hauswand. Für einen Moment, der mir vorkam wie eine Ewigkeit genoss ich die Ruhe in meinem Gehirn. Ich hatte nicht vergessen, wieso ich weggerannt war, es war mir einfach egal. Ich wusste sobald ich meinen Griff um ihre Energiequellen lockern würde, kämm alles zurück. All der Schmerz und all die Gedanken. Aber für diesen kurzen Augenblick war mir auch das gleichgültig.

Es kostete mich Überwindung, doch schlussendlich ließ ich von ihnen ab. Ich konnte ihre Schnappatmung hören, als sie aus ihrer plötzlichen Starre erwachten. Dann verlor ich mein Bild zu ihnen. Es riss plötzlich ab und eine Welle überrollte mich, die mich in die Knie zwang. Ich selbst rang nach Atem. Als hätte ich erneut vergessen, Luft zu holen. Mein Hari Symbol schien sich in meine Haut zu fressen und sich auf mein Herz zu stürzten. Es hakte mit Speeren und Messern auf mir herum, bis ich Blut ausspuckte.

Aber auf eine seltsame Art und Weise machte es mir nichts. Es war nicht viel schlimmer von dem Gefühl, dass ich bei Rubys Anblick empfunden hatte. Unser ganzes Gespräch sprang auf und ab in meinem Kopf. Als würden ihre Stimmen auf mich einschreien. Ich erinnerte mich an ihren Blick. An diesen Unglauben und an diesen Hass und ich konnte ihn nicht abstreiten. Ich verstand ihre Gefühle. Es waren dieselben, die ich in den Augen meines Spiegelbildes sah.

Sie war tot. Meine Mutter war tot. Und ich war schuld.

Ich hatte sie meinem Vater gestohlen, meinen Brüdern, meinem Volk. Man erzählte sich von den tagelangen Trauerfeiern ihr zu Ehren, den jährlichen Festen und diesem riesigen Grabmal, das ich nur aus Gerüchten kannte.

Womöglich war ich schuld an dem Grauen in Damians Augen, womöglich verdiente ich die Behandlung meiner Brüder, womöglich war der Hass der Leute meine Strafe. Wie hatte ich nur vergessen können? Wie hatte ich jemals vergessen können?

Ruby hatte recht, wahrscheinlich hatte keiner von ihnen mich je als Freund gesehen. Wahrscheinlich war ich naive und unwissend.

Aber ich hatte es vergessen. Ich war so überzeugt von mir gewesen, von dem Plan die Welt zu verbessern. Ich hatte nicht gemerkt, wie unrealistisch diese Idee war. Sei mehr realistisch. Wie konnte ein Monster die Welt retten?

Es brannte, nicht in meinen Augen, in meinem Herzen. Aber ich verlor keine Träne. Ich saß einfach da und ließ den Schmerz in mir wüten. Ließ zu, wie mich Gedanken zerfetzten.

Ich legte mich auf meinen Rücken und starrte auf die kahle Hauswand neben mir. Der Ort wurde sekündlich unangenehmer, farbloser. Die Häuser waren alle in demselben schwachen Gelbton und das Wasser so grau wie in dem Schloss. Pflanzen gab es keine. Diese Stadt erschien so erschreckend seelenlos.

„Gefunden." Die Stimme erkannte ich sofort, aber ich blieb einfach bewegungslos liegen. Ich vernahm, wie er sich seufzend niederließ, als ich keine Antwort von mir gab. „Wie oft willst du den noch dein Versprechen brechen?", scherzte er. Aber ich brachte nur ein klägliches Zucken mit den Mundwinkeln zustande. „Damals ist es eine andere Welt gewesen.", flüsterte ich und hoffte das würde ihm genügen. Er machte ein Geräusch, als würde er überlegen. „Nein, die Welt ist dieselbe gewesen. Du bist derjenige, der sich verändert hat."

Womöglich hatte er recht. Damals hatte ich auch nicht gedacht, jemals wieder vor ihm wegrennen zu müssen. Gedankenlos gab ich ihm das versprechen. Nur um es kurz darauf zu brechen. Mehrmals.

„Aber was kann man machen? Du bist eben mein entlaufener Prinz. Und jedes mal wenn du wegläufst, werde ich dich eben wieder einfangen." Sein Finger strich mir über die Wange. Mein Gesicht war ihm noch immer abgewandt. Eine Weile widmeten wir uns dem Schweigen, dann ergriff er das Wort erneut. „Ruby meinte es nicht so- sie ist nur-" „Sie meinte es so", unterbrach ich ihn schroff, „und sie hat alles Recht dazu." Kurz stockte meine Stimme, bevor ich flüsterte. „Vielleicht hat mein Bruder ja recht und ich bin ein Monster."

„Glaubt du das wirklich?", fragte er genauso leise. Ich starrte nur weiterhin die kalte Wand an. Tänzelnd fuhren meine Finger über den unebenen Stein. Irgendwo blieb ich hängen, aber es störte mich nicht. Ein wenig Blut tropfte von mir, als die Wand an einer Stelle meine Haut aufritzte. In der Luft blieb die Flüssigkeit stehen und kehrte dann wieder zu mir. Das Selbstheilen war eine angeborene Eigenschaft meiner königlichen Abstammung.

Jungkook zwängte seine Hand unter meiner, sodass ich in der Bewegung innehalten musste. Er umgriff mein Handgelenk so sanft. Fast hätte ich bei der Berührung die Augen geschlossen.

„Ich hatte geglaubt, ich hatte gehofft, du hättest aufgehört so zu denken." Ich zuckte die Schultern. „Ich habe nicht aufgehört, ich habs nur vergessen. Dabei ist es so lächerlich." Furchtbar schnell drehte er mich um. Zwang mich in sein Gesicht zu sehen. Meine Hand hielt er noch immer fest, doch diese lag nun von der Wand entfernt in der Luft. „Was ist lächerlich?", fragte er mich mit einen unbestimmbaren Unterton. Ich blinzelte gegen den Himmel. „Zu denken ich könnte Gott spielen und die Welt retten." Er seufzte. „Erinnere mich daran, Ruby eine Lektion zu erteilen, damit sie nicht mehr mit dem Selbstbewusstsein andere Leute spielt."

Erneut zuckten meine Mundwinkel, ließen sich aber nicht zu einem Lächeln überreden. „Es ist nicht ihre Schuld.", hauchte ich, wie gebannt von dem Ausdruck in seinen Augen. „Deine ist es aber auch nicht.", widersprach er meinen Gedanken.

Ich spürte den Stich auf meiner Haut, sofort fuhr ich mit der Hand zu meinem Herzen und hielt die Stelle fest. Es wäre so einfach aufzugehen und jemand anderen die Kontrolle zu überlassen. Wäre Jungkook nicht hier, womöglich hätte ich es getan, aber die Entschlossenheit in seinem Blick stoppte mich. Es war dieselbe Empfindung, die ich damals auf seinem Gesicht gesehen habe, damals als ich zwischen den Gittern durch gespäht hatte und er auf den Hoff zu meinem Bruder gebracht wurde.

Ich konnte nicht ohne ihn.

Vermutlich, würde ich tatsächlich nachgeben und meinen Körper meiner Fähigkeit überlassen, könnte ich mich nicht mal mehr an den Dunkelhaarigen erinnern. Ich wäre einfach verschwunden in dem Nichts und der Stille.

Aber ich wollte ihn nicht vergessen.

Ich wollte uns nicht vergessen.

„Taehyung, wenn ich könnte, würde ich all deinen Schmerz an mich reißen." Meine Hand in seinen Fingern führte er zu seinem Gesicht und legte sie sich auf die Wange. „Ich wünschte, wir wären nicht an all diese Umstände gebunden." Kurz atmete er tief durch. „Ich würde mit dir weglaufen. Dich an einen Ort bringen, wo uns niemand jemals findet. Wir könnten die Welt außerhalb vergessen und all unsere Verpflichtungen hinter uns lassen. Wir bräuchten nicht viel, nur einander." Mein Atem stockte. Die Vorstellung war so verlockend, dass es mir das Herz zerfrass. „Glaub mir Taehyung, wenn ich könnte, würde ich dir eine Welt geben außerhalb diesen ganzen Mistes."

Entschlossen blickte er in meine Augen. Er ließ meine Hand auf seiner Wange verweilen und legte seine Finger nun auf die Stelle über meinen Herzen. Stoff und meine andere Hand verdeckten meine Narbe.

„Und glaub mir, ich bin es nicht, der mich zurückhält. Sondern die Gewissheit, dass du so nicht glücklich werden könntest." Er sah mich offen und ehrlich an. „Das stimmt nicht.", widersprach ich, „Mit dir wäre ich glücklich." Langsam schüttelte er den Kopf. „Aber nicht mit der Welt um uns herum. Es wäre unwichtig, wie weit wir uns von dem Krieg entfernen würden, es würde dich trotzdem niemals frei lassen." Ich bleib stumm, während seine Augen mich an sich bannten.

„Du bist nicht so wie ich Taehyung. Ich könnte alles andere vergessen, mich vollkommen von dir einnehmen lassen, aber du nicht. Es gibt nur das Glück einer Person, das für mich über mein eigenes steht: Deins. Und glaub mir, beinah hätte ich es versucht. Dich einfach eingepackt und weggeschafft, aber ich kann es nicht."

Mit meinen Fingern auf seiner Wange strich ich sachte über die Haut. Langsam tasteten ich mich zu seinen Lippen vor. Ich fuhr die Form seines Mundes nach. Ich spürte die Wärme, die von seiner Haut ausging.

„Es ist noch nicht zu spät, wir könnten gehen. Nur wir zwei.", flüsterte ich, während mich seine Edelsteine faszinierten. Es war das Gegenteil von Evins. In ihnen lag ein Feuer.

Er schüttelte nur den Kopf. „Nein Taehyung. Nicht bevor du dich von deiner Schuld befreit hast." Ich ließ meine Finger von seinem Gesicht fallen. „Es würde nichts bringen, dir zu erklären, dass du keine Schuld trägst. Deswegen nutze sie. Bring die Welt wieder in Ordnung, wenn du schon meinst, sie eigenhändig zerstört zu haben. Lass sie dich antreiben, bis du dein Ziel erreicht hast."

Ich schluckte. Er hatte recht. „Ich werde dich begleiten."

Aufgeben war zu früh. Nicht solange er an meiner Seite war. Mit ihm würde ich schon irgendwie klarkommen.

Leicht nickte ich und entbehrte ein winziges Lächeln. Erfreut blickte er zu mir herab. „Gut, dann was machen wir jetzt?", fragte er. Erstaunt blinzelte ich. Er übergab mir wissentlich die Kontrolle. Ich grinste. „Wir gehen ein paar meiner Brüder in den Hintern treten!"


Freigeschaltet von "Tratschtanten" und "Racheengel der Krone"

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