»Worüber habt ihr euch eigentlich unterhalten? Die Unterhaltung zwischen euch sah tatsächlich sehr lebendig aus und ich hab wirklich das Gefühl bekommen, dass es zwischen euch Klick gemacht hat.«, quetschte Aaliyah mich auch schon in der ersten Sekunde aus, nachdem ich frischgeduscht aus dem Badezimmer kam und meine feuchten Haare mit einem Handtuch trocknete. Auf ihren Lippen bildete sich ein Grinsen und ich wusste sofort, dass sie mir mit ihren Fragen hinterher total auf den Geist gehen könnte. »Natürlich stelle ich die Frage nur aus Interesse.«
»Ist mir schon klar.«, schmunzelte ich leicht und verdrehte dabei meine Augen, während ich mich zu meinem Koffer hinhockte und darin nach einem anderen Shirt suchte. »Damit du nicht an deiner Neugier stirbst, beantworte ich zu gern deine Fragen.«, sprach ich aus und achtete dabei, dass sie den Sarkasmus aus meiner Stimme hörte. »Wir haben uns hauptsächlich über berufliche Dinge unterhalten. Er hat mich gefragt, ob ich mein Hobby zum Beruf machen möchte und mir hinterher noch Tipps geben, wie ich es mit meinem Hobby auf die große Bildfläche schaffe. Eine normale Unterhaltung zwischen zwei Zivilisten und ich bin mir sicher, das da nichts zwischen uns Klick gemacht hat.«, betonte ich und gab die Suche nach dem Shirt auf.
»Dass es zwischen euch Klick gemacht hat, bedeutet nicht gleich, dass ihr eine romantische Beziehung eingehen könntet.«, schmunzelte Aaliyah. »Sowas kann auch auf platonischer Ebene funktionieren. Kein Grund dich angegriffen zu fühlen. Ich denke, dass wir nun alle wissen, dass du glücklich mit deinem Briten bist. Die Urlaubsbilder auf Korfu sind der Beweis dafür, dass ich dich in nächster Zeit mit einem Inselbewohner teilen muss.«, sprach sie aus und verlor ihr Grinsen dabei nicht. »Das soll wirklich alles sein?«
»Was möchtest du denn noch wissen? Dass er uns in Zukunft Karten für all seine Spiele schenkt?«, entgegnete ich mit einer Gegenfrage und wusste nicht, was sie nun erwartete. »Er hat mir dann noch seine Hilfe angeboten. Falls ich durch ihn ein paar Designer kennenlernen möchte.«, erwähnte ich nebenbei und setzte mich anschließend mit meinem Handy im meiner Hand auf die Fensterbank, die gleichzeitig eine unglaublich bequeme Sitzmöglichkeit anbot. »Wirklich freundlich, aber ich denke nicht, dass ich seine Hilfe in Zukunft annehmen kann.»
»Warte, was? Warum nicht?«, meldete Zoë und sah mich mit ihren großen Augen an. »Seine Hilfe wär die Chance für dich! Paris ist die Stadt der Mode und mit seinen Kontakten, könntest du bald bestimmt mit Jean Paul Gaultier zusammenarbeiten. Willst du die Chance echt verpassen?«, fragte sie mich und nannte mir Gründe, warum genau ich seine Hilfe annehmen sollte.
Sie erzählte mir nichts neues. In der französischen Hauptstadt wimmelte es förmlich von bekannten und bemerkenswerten Designern, die sich in der Modewelt durchsetzen konnten und sich nun einen Namen machten – Davon träumte ich schon mit meinen naiven, zwölf Jahren. Mit meiner Arbeit aufzufallen, mich in der kritischen Welt der Mode durchzusetzen und mir hinterher einen Namen machen. Und mit der Hilfe von Kylian Mbappé bekäme ich die Chance, die ich nicht einfach ausblenden sollte.
Er pflegte Kontakte, wovon ich Nachts nur Träumen konnte.
»Ich möchte es alleine hinbekommen.«, antwortete ich ihr daraufhin und überraschte mit meiner Antwort nicht nur Zoë. Auch Aaliyah, die zuvor noch wie eine Idiotin über beide Ohren gegrinst hatte, verlor ihr Grinsen und sah mich mit einem überraschten Gesichtsausdruck an. »Am Ende möchte ich wieder an meine Anfänge zurückdenken und behaupten können, dass ich mir meinen Erfolg hart erarbeitet habe. Ohne Hilfe oder sonst was, versteht ihr? Ich fühle mich schon schlecht, dass ich einen kleinen Boost von einem Inselbewohner - alias der Brite alias mein Freund - bekommen habe.«, erzählte ich ihnen und teilte ihnen mit, was schon ziemlich lange auf mir lastete.
Ohne seine Hilfe hätte ich es höchstwahrscheinlich nicht allzu weit geschafft und könnte niemals die Sachen machen, die ich jetzt tat. Sicherlich hätte ich ohne ihn nicht die Truppe in Derby kennengelernt, die mir aus England aus halfen oder WDR den Beitrag über mich gemacht. Ich stand in seiner Schuld, keine Frage! Dennoch wollte ich hinterher nicht als die Eine wahrgenommen werden, die es nur durch ein paar Kontakte geschafft hatte.
»Du willst es wahrscheinlich nicht hören, aber er ist nicht Derjenige, der dir den Boost gegeben hat. Ja, du hast für ihn gearbeitet und er war zu dem Zeitpunkt kein Unbekannter in der Fußballwelt. Er ist aber einer von vielen, in der normalen Welt.«, betonte Aaliyah und seufzte anschließend. »Du hast die Arbeit gemacht. Du hast dich ins Zeug gelegt und die Aufmerksamkeit bekommen, die du verdient hast. Du hast nicht nur ein Kleid für Griezmann's Frau gemacht, sondern gleich zwei und dann noch eins für seine Tochter. Allein darauf kannst du stolz auf dich sein, Cecilia. Aber jetzt ein paar Kontakte in Paris zu knüpfen und dabei die Hilfe von Kylian anzunehmen ist kein Verbrechen.«, versuchte sie mich zu überzeugen und wurde dabei von unserer fünfzehnjährigen Cousine unterstützt, die mir unzählige Vorteile aufzählte.
»Sein Angebot hat kein Verfallsdatum. Ich kann darüber noch nachdenken.«, murmelte ich und fuhr mir mit einer Hand über mein Gesicht. Mein Ego würde sich sicherlich nicht darauf einlassen und weiterhin darauf bestehen, dass ich alles im Alleingang durchzog. Aber ein anderer Teil in mir wusste genau, dass ich mit seiner Hilfe die Chance bekam, um mich weiterentwickeln zu können. Und wenn ich es wirklich schaffen wollte, brauchte ich in dieser Branche eine Weiterentwicklung.
Meine Gedanken drehten sich hauptsächlich um diese eine Sache, die ich nicht sehr schnell aus meinem Kopf verbannen konnte. Sämtliche Szenarien tauchten in meinen Gedanken auf und gewährten mir einen Einblick auf das, was passieren könnte, wenn ich die Hilfe annahm oder nicht. Und die Szenarien hielten mich so sehr vom Schlafen ab, dass ich noch hellwach um halb Zwei zwischen meinen schlafenden Cousinen lag und trotz Bemühungen kein Auge zubekam.
Langsam versuchte ich aufzustehen und mich mit meinem Handy in der Hand hinterher auf die Fensterbank zu setzen. Ich entsperrte es und scrollte durch mehrere Apps, bevor ich WhatsApp öffnete und auf ein Lebenszeichen von Mason erwartete. Aber unter unzähligen Nachrichten von meinen Freunden in Privatchats oder Gruppen, entdeckte ich keine einzige Nachricht von Mason.
Nachdem er nicht auf meine ersten beiden Nachrichten geantwortet hatte, schrieb ich ihm weitere Nachrichten. Nachrichten, die er gar nicht erst ignorieren konnte! Aber wie es aussah, schienen ihn die Nachrichten - die mehr über Antoine und seine lachhafte Obsession gegenüber Kylian Mbappé gingen - kalt zu lassen.
darling ❤️;
seit dem du mir geschrieben hast,
dass du ihm Trainingslager angekommen
bist, hast du dich nicht mehr gemeldet.
darling ❤️;
ich mache mir langsam echt Sorgen
Kaum hatte ich die Nachrichten abgeschickt, tauchten auch schon die zwei Häkchen auf. Aber nach längerem Warten, kam keine Notiz von ihm. Ich kaute auf meinem Nagel an meinem Daumen herum und starrte auf unseren Chat, während ich überlegte. Sollte ich ihn einfach in Ruhe lassen und warten bis er sich von allein meldete oder ihn weiterhin mit Nachrichten bombardieren? Letztendlich entschied ich mich für Letzteres und erzählte ihm in einer Audio einfach, in welchem Dilemma ich gerade steckte.
»Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich tun soll. Hilfe annehmen und hinterher ständig mit ihm in Verbindung gebracht werden oder mich da alleine hoch kämpfen? Es wär wirklich toll, wenn du auf meine Nachrichten antworten könntest und mich vor einem Mental Breakdown bewahrst.«, beendete ich meine fünfminütige Audio und nahm meinen Daumen von dem Button.
Wie eine Blöde starrte ich den Chat an und wusste nicht, worauf ich wartete. Aber kaum hatte ich die Hoffnung auf eine Antwort aufgegeben, stand unter seinem Namen kurz "Online". Und so schnell er auch Online kam, ging er auch schon offline. Meine Nachrichten blieben weiterhin ungelesen.
»Dreckskerl.«, murmelte ich und tippte auch schon meine nächste Nachricht ein.
darling ❤️;
vielen Dank für Nichts, Mount