METROPOLA - Band 1 - Der Jahr...

By The_Crowstorm

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Auf dem Wüstenplaneten Carth erbauen die Reste der Menschheit die Millionenstadt Metropola. Knapp vierhundert... More

METROPOLA - Band 1 - Der Jahrhundertsturm
Prolog: Schatten im Untergrund
Kapitel 1: Waffengeschäfte
Kapitel 2: Sektoren
Kapitel 3: Panic at the Disco
Kapitel 4: Vanilleschnaps
Kapitel 5: Prinzipien
Kapitel 6: Die Tischtennisplatte
Kapitel 7: Der Soldat
Kapitel 8: Unsere Familie
Kapitel 9: Dave
Kapitel 10: Die Hackerin
Kapitel 11: Um dir zu helfen
Kapitel 12: Ende des Theaters
Kapitel 13: Die Einbrecherin
Kapitel 14: Gute-Nacht-Geschichten
Kapitel 16: Elaine
Kapitel 17: Undercover
Kapitel 18: Sicherheitsrat
Kapitel 19: Monster
Kapitel 20: Gesetze
Kapitel 21: Der Deal
Kapitel 22: Kalpa
Kapitel 23: Carths Wut
Kapitel 24: Der Coup
Kapitel 25: Wäschetrockner
Kapitel 26: Die schlimmste Droge
Kapitel 27: Impulse
Kapitel 28: Haftstrafe
Kapitel 29: Sektkorken
Kapitel 30: Bruderliebe
Kapitel 31: Krisen
Epilog: Rock Lobster
Schlussworte & Danksagungen

Kapitel 15: Der Sensenmann

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By The_Crowstorm

Dumpf waren die Geräusche aus dem Inneren der geheimen Untergrundarena Billburs. Vincent hörte die Rufe Hunderter, wie sie jubelten und grölten, dazu das schallende Geplapper eines Ansagers, der wohl den nächsten Kämpfer ankündigte. Ein großer bulliger Mann tastete Vincent nach Waffen ab. Als er fertig war, grunzte er ihm zu und ließ ihn passieren. Hübscher und klüger als Kürbiskopf ist der Typ hier allemal.

Vincent stemmte sich gegen die schwere Stahltür und blickte in eine große Halle voller Menschen. Die meisten von ihnen waren nicht viel älter als er. Viele trugen lockere Straßenklamotten, hatten sich die Haare bunt gefärbt und sich die Gesichter gepierct. Punkrock schallte aus den Boxen, die in den Ecken der Halle hingen, begleitet von einem Gewitter an Lichtblitzen, die einen schier erblinden ließen. Der schwere Geruch von Eisen lag in der Luft, vermutlich wegen des Blutes, das hier in Strömen fließen musste, wenn die Kämpfer sich gegenseitig aufmischten. Auf den nackten Betonwänden fanden sich Graffitis jeder Art, seltsame Flecken, deren Ursprung Vincent nicht weiter nachgehen wollte und breite Risse, die sich durchs Mauerwerk zogen und äußerst bedrohlich wirkten. Falls der Laden über ihren Köpfen zusammenbräche, wäre es das gewesen, denn Fluchtwege suchte man hier vergebens.

Schön oder gar ästhetisch wirkte hier unten nichts, bis auf die zwei Athleten innerhalb des großen Stahlkäfigs im Zentrum der Halle. Die meisten Zuschauer hatten sich um die Kuppel versammelt, um dem brutalen Zweikampf beizuwohnen. Der Ansager, ein hagerer Mann mit lockigen hellbraunen Haaren, saß mit verschränkten Armen auf einem Hochstuhl und überblickte den Kampf von einer der besten Positionen aus. Eine noch bessere Sicht und vor allem mehr Komfort bot die kleine Loge, die sich oberhalb der Treppen befand, wo zwielichtige Gestalten von oben herab das Kampfgeschehen verfolgten. Vermutlich muss man ganz schön viel Zaster auf den Tisch legen, um sich dort einen V.I.P Platz zu sichern. Die einfachen Zuschauer drängten sich um die kreisrunde Kuppel, kletterten teilweise sogar auf diese, um ihre Gesichter zwischen die Streben zu stecken, um noch mehr vom Blutbad zu sehen.

Blutbad traf es sehr gut. Als Vincent einen kurzen Blick auf die Arena erhaschen konnte, stach ihm das Rot deutlich ins Auge. Das ist keine Wandfarbe ... das ist Blut. Bevor er sich jedoch durch die Menge kämpfen würde, wollte sich Vincent bei den Offiziellen nach demjenigen erkunden, der noch keinen Kampf verloren hatte, der Legende, dem Sensenmann.

Der breitschultrige Buchmacher mit dem kahlrasierten Schädel saß hinter einem rostigen Tisch und entfernte die Banderole von einem Bündel Cypher und zählte es. Vincent blieb vor ihm stehen. Der Buchmacher machte keine Anstalten aufzusehen, geschweige denn den Mund aufzumachen. Selbst nach Vincents zweitem Räuspern gab er keine Reaktion von sich. Erst die Sprache des Geldes erweckte die nötige Aufmerksamkeit bei ihm.

„Auf?"

Vincent schob ihm zweihundert Cypher über den Tisch. „Kash, den Sensenmann."

„Sieg oder Niederlage?"

„Sieg natürlich."

„Sieg natürlich", wiederholte der Buchmacher murmelnd und nahm rasch das Geld entgegen.

„Wann genau kämpft er denn?"

„Er ist gleich als nächstes dran." Während er sprach, überreichte er Vincent den Wettschein, ein kleiner gelber Zettel mit Namen und Zahlen in einer fast unleserlichen Schrift geschrieben.

„Besten Dank", sagte Vincent, nickte und steckte den Wettschein ein.

Darauf folgend bahnte er sich einen Weg durch die grölende Menge, von denen die allermeisten nicht besonders begeistert waren, als sich Vincent zwischen sie quetschte und nach vorne drängelte. „Du bist mir auf den Fuß getreten, du Assi", hörte Vincent hinter sich, doch schnell verhallten die Laute im Jubel der Menge. Vincent kämpfte wegen des penetranten Schweißgestankes einen verzweifelten Kampf gegen seinen Würgereiz. Hoffnungsvoll erreichte er dann tatsächlich die vorderste Reihe, nahm einen tiefen Luftzug, nur um ernüchtert festzustellen, dass der strenge Eisengeruch hier am schlimmsten war. Frische Blutlachen zierten den steinharten Betonboden, ebenso dunkleres, bereits getrocknetes Blut, das unverkennbare Flecken hinterlassen hatte.

Die zwei Kämpfer hätten unterschiedlicher nicht sein können.

Der erste und augenscheinlich eindeutige Favorit, war ein muskelbepackter Hüne mit Ziegenbart und Glatze. Er trug lediglich eine kurze Hose und schwarze Springerstiefel, mit denen er in einer der roten Pfützen stand.

Sein Gegner war ein schlanker, junger Kerl mit langem schwarzen Zopf, einem weißen Unterhemd und eng anliegender Jogginghose. Er tänzelnde durch die Arena wie ein Martial Arts Kämpfer, die Fäuste stets erhoben.

Der schlanke versuchte den Hünen mit grazilen Tritten gegen die Seiten zu treffen, doch stets wehrte er die schmerzhaft wirkenden Tritte mit seinen Armen ab. Der Hüne konterte mit einem Faustschlag, dem der Martial Arts Kämpfer scheinbar ohne Probleme ausweichen konnte. Während er sich so koordiniert bewegte, wirbelte sein meterlanger Zopf wie eine Peitsche durch die Luft. Der Hüne versuchte, diesen zu greifen, jedoch reagierte der Martial Arts Kämpfer mit einer gekonnten Drehung, sodass der Zopf in die andere Richtung schwang. Blitzschnell duckte er sich und hämmerte seine behandschuhte Hand in den speckigen Bauch seines Gegners. Der Hüne spuckte blutigen Speichel aus, während er sich mit einer Hand den Bauch hielt und mit der anderen den nächsten Schlag seines Gegners abwehrte. Vincent bemerkte erst jetzt die scharf wirkenden Rasierklingen, die der Schlanke in seinen Zopf geflochten hatte. Wenn ihm das mal nicht selbst zum Verhängnis wird. Vincent stellte sich vor, wie ihm der eigene Haarschopf ins Gesicht klatschte. Ein Schauer lief ihm dabei über den Rücken.

Die Menge war begeistert. Sie waren hierhergekommen, um Blut zu sehen, und sie wurden nicht enttäuscht. Gespannt beobachtete Vincent die Kämpfer, aber auch das Drumherum. Die Zuschauer grölten und stemmten sich gegen die Stahlstreben des Käfigs. Einige wenige blickten mit Besorgnis in den Ring. Vermutlich waren das die, die auf einen der beiden gewettet hatten. Bisher machte der schlanke Jüngling den fitteren Eindruck, auch wenn der schwerfällige Hüne überraschend gut mit der Geschwindigkeit seines Gegners mithalten konnte.

Der Kampf dauerte noch ungefähr drei Minuten, bis zu seinem brutalen Ende. Der Jüngling wirbelte um, verpasste seinem Gegenüber einen harten Tritt gegen die Hüfte und einen gegen das rechte Knie, woraufhin der Hüne wie ein nasser Sack zu Boden ging. Der Martial Arts Kämpfer wähnte sich bereits als Sieger, als er sich zum Hünen hinunterbeugte und bereits zum Schlag ausholte, da schnellte der Oberkörper des Hünen nach oben, und das unangenehme Geräusch eines brechenden Knochen ließ Vincent erschaudern. Er hatte es zunächst nicht erkannt, zu schlecht war der Winkel gewesen, um es sehen zu können. Doch als er den Jüngling mit blutiger Nase und angsterfüllten Augen sah, wusste er, was geschehen war. Der Hüne erhob sich mit schmerzverzerrter Miene und einem kleinen Blutfleck auf der Glatze. Da war sich Vincent sicher. Der Hüne hatte seinem Gegner die Nase gebrochen, als er seinen Schädel gegen diese prallen ließ. Zwar hielt sich der Jüngling noch immer die Nase, jedoch war es ihm anzusehen, dass der Schmerz unerträglich war. Er sackte auf die Knie, hielt die Hände in die Höhe und krümmte sich dabei vor Schmerzen. Vincent nahm an, der Jüngling sei besiegt und der Hüne habe gewonnen, bis ihm einfiel, dass heute ausschließlich Kämpfe auf Leben und Tod ausgetragen wurden. Kash, derjenige den er anheuern wollte, kämpfte nur, wenn er seinen Gegner auch für immer besiegen konnte. War es ein Fehler, einen solchen Kerl anzuheuern? Noch bevor Vincent seinen Gedanken weiter denken konnte, schnappte sich der Hüne den Jüngling und stemmte ihn in die Luft, als sei er eine Stoffpuppe und schleuderte ihn gegen den Käfig. Der Jüngling zuckte hustend und mit angsterfüllten Augen und kroch in seinem eigenen Blut durch den Ring. Der Hüne wiederholte das Spiel immer wieder, bis sein Gegner sich nicht mehr rührte.

Die Zuschauer johlten und klatschten, pfiffen und polterten mit ihren Fäusten gegen den Käfig. Der Gewinner reckte triumphierend die Arme nach oben und ließ sich bejubeln, während er den Zuschauern ein blutverschmiertes Lächeln schenkte. Ob er wohl für auch nur eine Sekunde Todesangst hatte?

Unter frenetischem Jubeln verließ er die Kuppel. Zwei Jungen, die bestimmt noch keine achtzehn Jahre alt waren, quetschten sich in dem schmalen Gang an ihm vorbei. Während er einige der Hände abklatschte, die ihm die Zuschauer über die Absperrung reichten, schnappten sich die beiden Jungen den leblosen Körper des Verlierers und zogen ihn aus dem Ring. Nun führte eine Blutspur aus dem Käfig auf die Rampe, die der Sieger bereits verlassen hatte. Ein makaberes Bild, aber Vincent wusste, worauf er sich eingelassen hatte.

Die geheime Arena im Untergrund lag nicht unweit einer Polizeistation des Trans-Atlantik-Sektors. Was für den einen sehr riskant erschien, bedeutete für den anderen, sich seinem Feind direkt unter die Nase zu stellen, womit dieser niemals rechnen würde. Vincent fühlte sich bereits seit dem Betreten der Untergrundeinrichtung unbehaglich, wie er es sonst kaum tat. Wem das Billburs gehörte, das war selbst ihm nicht bekannt. Generell hüllte sich die Kampfarena und ihre gesamte Organisation in einen geheimnisvollen Schleier des Schweigens, durch den keiner hindurchblicken konnte. Gerüchte rankten sich mehr als genug, doch konnte man diesen nie wirklich Glauben schenken. Vielleicht weiß Kash mehr darüber. Auch wenn Vincent kein Interesse daran hegte, selbst einmal in die Arena zu steigen, so suchte er doch immer nach neuen Partnerschaften und Kontakten. Wissen ist Macht. In gewisser Hinsicht war er selbstständig, und da war es wichtig, neue Kontakte zu knüpfen, um das Geschäft am Leben zu erhalten. Ob kriminell oder nicht, das Spiel war immer das selbe, nur spielten alle mit verschiedenen Spielsteinen.

Etwa eine halbe Stunde verging, bis sich der Ansager endlich wieder zu Wort meldete: „Verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer", brüllte er in sein Megafon und seine Stimme hallte von den Betonwänden wider. „Auf das Letzte folgt nun ein weiteres Specktakel. Das Finale der Hardcoresaison. Jeder Kämpfer darf eine Waffe seiner Wahl mit in den Ring nehmen. Meine Damen und Herren begrüßt mit mir den ersten der beiden Finalisten. Mit einem Kampfgewicht von einhundertachtzig Kilogramm kam dieser Schwergewichtschampion der Metropola Wrestling Federation zu uns und wagte sich in den Abgrund. Hier ist er, der allseits bekannte Profiwrestler George The Steamroller Kastani!" Vincents Ohren klingelten, als die Menge um ihn herum in einen einzigen Jubelschrei verfiel. Die knochige Dame neben ihm verpasste ihm beinahe einen Kinnhaken, als sie ihre Fäuste in die Höhe reckte und der dürre Kerl zu seiner Rechten schrie so laut, als hätte ihm soeben jemand ein Messer in den Rücken gerammt.

George Kastani war jedem Wrestlingfan der Stadt ein Begriff. Vor einigen Jahren noch war er regelmäßig bei den House Shows der Metropola Wrestling Federation aufgetreten. Er war nicht allzu lang geblieben, war er doch wenig talentiert im Schauspielern, sodass er zwei der beliebtesten Stars der MWF verletzte und diese für lange Zeit pausieren mussten. Die MWF verlängerte daher seinen Vertrag nicht, was auch von den Fans begrüßt wurde. Also hatte er sich entschieden, ordentlich Schotter mit wahren Kämpfen zu machen, mit denen er sich eine goldene Nase verdiente.

Noch vor Jahren hatte man ihn ausgebuht und als einen der schlechtesten Wrestler aller Zeiten betitelt. Jetzt war er kein Showwrestler mehr, sondern ein richtiger Kämpfer. Nun wurde er gefeiert wie ein Star, während er mit seinem dunkelblauen Wrestlingsuit die Rampe entlangging. Seine Haut war tiefschwarz, genau wie seine Haare, die ihm in glatten Strähnen bis zu den Schultern reichten. The Steamroller war nicht besonders groß, machte dies jedoch mit seiner Breite wieder wett. Aus der Ferne betrachtet sah man einen übergewichtigen kleinen Mann, doch wenn man genau hinsah, erkannte man pure Muskelmasse, die ein Mensch ohne entsprechende Substanzen niemals hätte aufbauen können. Ob gedopt oder nicht, spielte hier unten keine Rolle. Das Einzige, was hier zählte, war den Zuschauern eine brutale Show zu liefern und einigen anderen die Taschen zu füllen.

Als George Kastani die Kuppel erreichte, riss er den beiden Jungen, die zuvor den leblosen Körper des Kämpfers aus der Arena gezerrt hatten, einen silberglänzenden Hammer aus den Händen. Die Jungen hatten selbst zu zweit Mühe und Not gehabt, das Ding überhaupt zu halten. In Kastanis Händen wirkte es wie ein Spielzeug und so wirbelte er es auch über seinem Kopf.

Der Ansager rutschte bereits ungeduldig auf seinem Sitz hin und her, während er darauf wartete, dass Kastani endlich die Kuppel betrat. Schließlich war es soweit: „Und nun zu seinem Kontrahenten. Mit einem Kampfgewicht von neunzig Kilo und einer beachtlichen Größe von zwei Metern zehn kam dieser junge Mann vor wenigen Monaten zu uns und machte sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen. Meine Damen und Herren, Kash der Sensenmann!" Die Menge tobte so laut, wie es Vincent nie zuvor gehört hatte. Er ließ sich von der Begeisterung mittragen und so klammerte er sich gespannt an die Kuppel und starrte zur Rampe.

Es dauerte eine geschlagene Minute, bis er sich endlich zeigte. In der Tat war er verdammt groß und zudem gertenschlank. Seine Haut strahlte so weiß, als lebte er in ständiger Dunkelheit. Das auffälligste an Kash waren jedoch die blau gefärbten Haare, die sein linkes Auge bedeckten, während das andere verschlafen zur Kuppel blickte. Vincent fühlte sich enttäuscht. Er hatte jemanden mit etwas mehr Enthusiasmus erwartet. Auch die riesige Sense an seiner Seite, die so wirkte, als habe er sie aus mehreren Schrottteilen zusammengesetzt, konnte über den gelangweilten und trüben Gesichtsausdruck nicht hinwegtäuschen.

Gemächlich schritt der Sensenmann zur Kuppel, wo ihn sein Gegner bereits erwartete. Sobald Kash die Arena betrat, schloss einer der beiden Jungen die Tür. Der Gong ertönte und der Kampf begann.

Schnaubend und mit geweiteten Nasenflügeln preschte Kastani mit dem Hammer in beiden Händen auf Kash zu. Blitzschnell wich Kash dem Knochen zerschmetternden Stahlhammer aus, dann nochmal, dann nochmal und nochmal. Schweiß bildete sich auf der Stirn des Steamrollers. Dann sah es so aus, als würde Kastani eine kurze Pause einlegen, um wieder zu Atem zu kommen. Er trat mehrere Schritte nach hinten und brachte so mehrere Meter zwischen ihn und seinen Kontrahenten. Auch Kash näherte sich dem Rand der Arena. Verängstigt wichen die Zuschauer vor ihm zurück, als Kash die Sense zwischen eine der Streben im Käfig klemmte. Vincent war nur wenige Meter von ihr entfernt. Die Klinge hatte von Weitem gewirkt wie ein Plastikspielzeug. Jetzt bemerkte er, wie scharf sie war und dass sie keineswegs aus Plastik oder Schrottteilen gefertigt war. Er erkannte ein eingeprägtes Muster, geschnörkelte Linien und rechteckige Formen, die auf dem Griff und der Klinge verteilt waren. Das ist Kunst, eindeutig Kunst.

Vincent wandte den Blick von der Waffe ab und richtete seine volle Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf. Jetzt entdeckte er ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen des Sensenmanns. Er breitete die Arme aus, drehte sich um sich selbst und warf einen fragenden Blick in die Menge. Die Zuschauer jubelten und klatschten und stampften auf den Boden. Kash machte eine Geste mit den Händen und befeuerte das Publikum lauter zu werden. AHU AHU AHU AHU, grölte die Menge im Takt und reckte dabei die Fäuste in die Höhe. Auch Vincent konnte sich nicht mehr zurückhalten und stimmte mit ein. Er bietet ihnen eine Show. George Kastani machte ein verärgertes Gesicht. Zähneknirschend schleuderte er seinen Kampfhammer auf den Boden und dehnte kampfbereit seinen Nacken. Kash streckte ihm die Arme entgegen und winkte ihn erwartungsvoll heran. Kastani reagierte prompt und stürmte wie ein wütender Stier auf ihn zu. Während die Menge weiter tobte, hielt Vincent den Atem an. Mit offenem Mund starrte er in den Ring, dabei spürte er sein Herz, wie es vor Aufregung gegen seine Brust pochte.

Das Gebrüll des Steamrollers drang durch das AHU der Menge, noch während er auf den Sensenmann zustürmte. Seelenruhig stand sein grinsender Gegner vor ihm und wartete ... bis er sich seine Sense schnappte, die keinen Meter von ihm entfernt zwischen den Streben hing. Vincent sah die panisch aufgerissenen Augen Kastanis, als es für diesen bereits zu spät war. Kash wirbelte die Sense virtuos um sich selbst und schwang anschließend nach dem Hals seines Gegners. Man hätte sagen können, Kastani sei ihm in die Klinge gelaufen und genauso war es auch. Die Klinge der Sense traf ihn genau in der Mitte des Halses. Er musste eine Schlagader erwischt haben, so wie das Blut aus der Wunde spritzte, als würde man auf eine Ketchuptube drücken. Der massige Körper von Steamroller Kastani krachte zu Boden. Unter ihm bildete sich eine Blutlache, die immer größer und größer wurde. Wie ein Minenarbeiter schulterte Kash seine Waffe und verließ die Arena durch die soeben geöffnete Tür.

Vor Vincents Augen vermischte sich die Welt. Er blendete all die Rufe, den Jubel und das Trommeln um ihn herum aus. Nun war er sich absolut sicher. Er ist perfekt.

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