METROPOLA - Band 1 - Der Jahr...

By The_Crowstorm

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Auf dem Wüstenplaneten Carth erbauen die Reste der Menschheit die Millionenstadt Metropola. Knapp vierhundert... More

METROPOLA - Band 1 - Der Jahrhundertsturm
Prolog: Schatten im Untergrund
Kapitel 1: Waffengeschäfte
Kapitel 2: Sektoren
Kapitel 3: Panic at the Disco
Kapitel 4: Vanilleschnaps
Kapitel 5: Prinzipien
Kapitel 6: Die Tischtennisplatte
Kapitel 7: Der Soldat
Kapitel 8: Unsere Familie
Kapitel 9: Dave
Kapitel 11: Um dir zu helfen
Kapitel 12: Ende des Theaters
Kapitel 13: Die Einbrecherin
Kapitel 14: Gute-Nacht-Geschichten
Kapitel 15: Der Sensenmann
Kapitel 16: Elaine
Kapitel 17: Undercover
Kapitel 18: Sicherheitsrat
Kapitel 19: Monster
Kapitel 20: Gesetze
Kapitel 21: Der Deal
Kapitel 22: Kalpa
Kapitel 23: Carths Wut
Kapitel 24: Der Coup
Kapitel 25: Wäschetrockner
Kapitel 26: Die schlimmste Droge
Kapitel 27: Impulse
Kapitel 28: Haftstrafe
Kapitel 29: Sektkorken
Kapitel 30: Bruderliebe
Kapitel 31: Krisen
Epilog: Rock Lobster
Schlussworte & Danksagungen

Kapitel 10: Die Hackerin

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By The_Crowstorm

„Ein Internetcafe. So was war schon auf der Erde nicht mehr cool", spottete Gale und verschränkte die Arme.

„Sag Cassy das lieber nicht", warnte Vincent seinen Kumpanen. „Sie liebt ihr Geschäft. Hier treffen sich ihre Hackerfreunde."

„Seit wann treffen sich solche Leute im realen Leben?"

„Siehst du? Niemand würde auf die Idee kommen, hier nach den professionellsten Hackern Metropolas zu suchen."

Das unscheinbare Gebäude mit gerade einmal zwei Stockwerken an Höhe lag zwischen zwei gigantischen Betonmonstern, die es umzingelten wie eine Horde Wölfe ihre Beute. Von außen betrachtet wirkte es wie ein kleines Ladengeschäft, ohne Leuchtreklamen, Schilder oder Lichterketten wie die anderen Geschäfte. Stattdessen waren die Worte Internetcafe Klein auf dem schmutzigen Fenster zu lesen, jedoch nur, wenn man ganz genau hinsah.

Vincent hatte die Tarnklamotten für eine lockere graue Jogginghose und ein grünes T-Shirt getauscht, ganz im Gegenteil zu Gale, der die gemütlichen Sachen mit einem olivgrünen Muscleshirt mit Tarnhose und Springerstiefel ersetzt hatte. Zunächst hatte Gale Bedenken dahingehend geäußert, dass er auffallen könne, vor allem in einem Internetcafe, das als Treffpunkt für kriminelle Hacker diente. Vincent beruhigte ihn darauf mit den Worten: „Du trägst doch Tarnklamotten. Niemand wird dich sehen."

Der Wind frischte auf, während die beiden vor dem Laden standen und die unscheinbare Tür betrachteten, bis Vincent schließlich die Stille durchbrach. „Bist du bereit?"

„Wieso fragst du mich das? Ist doch deine Ex."

„Sie ist nicht meine Ex", entgegnete Vincent sicher.

Gale lächelte verschlagen. „Sieht sie das genauso?"

„Lass uns einfach reingehen."

Cassy war paranoid, auch wenn sie stets das Gegenteil behauptete. Vincent kannte sie bereits viele Jahre, etwa drei Monate davon hatten die beiden eine zweifelhafte Freundschaft mit Vorzügen geführt. Vincent hatte die Zeit sehr genossen. Cassy war wild, zügellos und versaut, manchmal auch etwas zu stürmisch für seinen Geschmack. Leider war sie die meiste Zeit über nicht in der Stimmung gewesen, mit ihm zu schlafen. Auf eine gewisse Art und Weise steigerte ihr Verhalten sein Interesse an ihr. Er wollte das haben, was er nicht kriegen konnte, und wenn er das bekam, was er wollte, fühlte es sich an wie ein wilder Ritt, der ihm dann doch zu heftig wurde. Cassy war hübsch, dominant und wusste, wie man vögelte, weshalb Vincent bereits viele Jahre an jener Freundschaft festhielt. Bin ich wirklich so ein Arsch? Nach einiger Zeit veränderte sich Cassys Sichtweise ihm gegenüber. Sie hat Gefühle für mich entwickelt. Der Verdacht erhärtete sich, als Vincent eines Tages mit einem Mädchen, das er im Siceroys kennengelernt hatte, auftauchte. Cassy war rasend vor Wut gewesen. Jahre später, und noch bis vor kurzem, wohnten Cassy und das Mädchen Namens Alicia gemeinsam in einer Wohnung, auch wenn sie sich gegenseitig kaum ausstehen konnten. Das verstehe, wer will.

Als Vincent und Gale das Internetcafe Klein betraten, blickten ihnen staubige Bildschirme, leere Stühle und eine gelangweilt dreinblickende junge Frau hinterm Tresen entgegen. Ihre blonden Haare hingen an geflochtenen Zöpfen von ihr herab, das schmale Gesicht wirkte ausdruckslos und die müden Augen waren halb geschlossen und glasig.

„Hi", begrüßte Vincent sie, freudig strahlend. „Wir suchen Cassy. Ist sie hier?"

Die junge Frau blies ihre Kaugummiblase zu einer beachtlichen Größe auf, bis diese vor ihrem Gesicht platzte. Kauend sagte sie dann: „Is' nich' hier" und schmatzte anschließend weiter.

„Nun ja, sie ist nicht zu erreichen. Sie ist ja eine sehr Vorsichtige, wie du bestimmt weißt."

„Du redest wie n' Bulle", bemerkte sie und warf Vincent einen kritischen Blick dabei zu.

„Wie, was? Ein Bulle?" Vincent schnaubte.

„Ich fürchte, sie hat recht", mischte sich Gale ein und zuckte mit den Achseln.

„Wieso fällst du mir jetzt in den Rücken? Ich dachte, du wolltest mir helfen?"

„Bei deinem Auftritt kann dir kaum jemand helfen. Wie hast du es überhaupt dahin geschafft, wo du heute stehst?"

„Was hast du gesagt?" Als Gale darauf nur lachte, wandte sich Vincent kopfschüttelnd der Frau hinterm Tresen zu. „Könnten wir jetzt bitte erfahren, wo Cassy steckt?"

„Du bist n' Bulle."

„Ich bin kein Bulle!"

„Beweis es mir."

„Beweisen? Wie soll ich das denn machen?"

„Ich weiß nicht." Unter ihrem gelangweilten Gesichtsausdruck kam allmählich ein munteres Lächeln zum Vorschein. „Zieh dein Shirt hoch, zeig, dass du nicht verkabelt bist."

Der sprachlose Profikidnapper schüttelte den Kopf, doch dann kam er der Aufforderung nach und lüftete sein T-Shirt und drehte sich einmal um sich selbst. „So, zufrieden?"

„Jetzt zieh die Hose runter, dreh dich nochmal und sing My Life is a Dance von Mila Mila dabei."

Gerade noch schallte Gales Lachen durch das Internetcafé, da bemerkte Vincent ein weiteres Gelächter von weiter hinten. Dieses Kichern ... „Ha ha. So, genug amüsiert?", rief er über die Schulter der Tresendame hinweg.

Die schmale Tür öffnete sich und eine noch schmalere Gestalt mit bunten, wild gestylten Haaren betrat den Tresenbereich. Ihre zahlreichen Piercings glänzten im Licht der schwachen Neonröhren, während sie sich lachend den Bauch hielt. Auch ihre Mitarbeiterin schmunzelte ein wenig. Cassy trug eine dunkle Lederjacke, die rosa strahlte, wann immer die Neonröhren sie anleuchteten. Ihr Gesicht war käseweiß, was in ihrem Fall ein gutes Zeichen war. Monitorbräune. Schwach zeichneten sich Sommersprossen auf ihrer Nase und den Wangen ab. Diese hasste sie schon immer. Ihre Augenränder waren so schwarz geschminkt, dass ihre ohnehin schon riesigen Augen noch größer wirkten. Sie strahlten eine gewisse Leere aus, Vincent verlor sich beinahe in ihnen.

„Cassy", sagte Gale und nickte ihr höflich zu. „Lange nicht gesehen."

„Immer noch die alten Armeeklamotten, was? Bist du nicht langsam aus dem Alter raus?"

Vincent spürte Gales strafenden Blick in seinem Nacken, doch ignorierte er diesen und sagte: „Wir müssen reden, Cassy."

„Wieso?"

Vincent bemerkte den neugierigen Blick der Mitarbeiterin. „Das würden wir gerne mit dir allein besprechen."

Die Hackerin seufzte lautstark. „Wenn's denn sein muss." Wortlos marschierte sie zu einem der freien Computerplätze.

Vincent und Gale folgten ihr zu dem düsteren Platz neben der Tür zum Klo. Auf den dunklen Tischen lag eine dicke Staubschicht und ein unangenehmer Geruch nach alten, muffigen Teppichen stieg ihm in die Nase, was wahrscheinlich an dem schäbigen Teppichboden lag. Es war stickig hier drin, die Luft stand geradezu. Vergebens suchte Vincent nach einem Deckenventilator, wie er in den meisten öffentlichen Gebäuden eingebaut war. Cassy schien diesen nicht für nötig zu erachten.

Als sie schließlich saßen, faltete Cassy mit Desinteresse in den Augen die Hände auf dem Schoß. „Also, was wollt ihr von mir?"

Sorgsam wählte Vincent seine nächsten Worte. „Ich stehe im Kontakt mit einem sehr einflussreichen Herrn, der einen wichtigen Auftrag in meine Hände gegeben hat."

„In deine Hände? Eine Entführung also."

„Wir brauchen dich. Gale ist bereits mit an Bord. Er wird unser Fluchtwagenfahrer und Teamkoordinator sein." Vincent konnte Gale aus dem Augenwinkel nicken sehen. „Du bist die beste Hackerin, die ich kenne."

„Wahrscheinlich die Einzige, die du kennst", meinte Cassy und verdrehte die Augen. „Und ihr wollt mich also dabei haben?"

„So sieht es aus. Es wird nicht leicht werden. Schließlich müssen wir uns in den Regierungs-Sektor schleichen."

„Ich bin raus", sagte Cassy prompt und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. „Wer auch immer euer Auftraggeber ist, er hat einen an der Macke."

„Cassy." Vincent versuchte bewusst, selbstsicher zu wirken. „Wir sind dieser Aufgabe gewachsen. Ich habe alles genaustens durchdacht. Es ist ein Fünf-Personen Job. Wir ..."

„Verdammt, Vincent", knurrte Gale von der Seite und ließ seine flache Hand auf den Tisch fallen. „Versuch nicht, die selbe Nummer bei ihr abzuziehen, wie du es bei mir gemacht hast." Er wandte sich Cassy zu. „Für jeden, der mitmacht, springen eine Mille dabei raus."

„Du bist viel zu ungeduldig", rügte Vincent seinen alten Freund, doch blickten beide erwartungsvoll zu Cassy.

Ihre Miene blieb unverändert. „Für einen Einbruch in den Regierungs-Sektor sollten mindestens Eins-Fünf drin sein, wenn nicht sogar mehr", bemängelte Cassy und spielte mit ihrem Zungenpiercing.

„Du wärst gar nicht vor Ort", meinte Vincent achselzuckend. „Eine Millionen für einen Job, den du von Zuhause aus erledigen kannst oder aus einem Versteck heraus. Ganz egal, du trägst kein Risiko dabei."

„Sagst du. Hackerangriffe auf die Sicherheitssysteme des Regierungs-Sektors werden nachverfolgt. Die Behörden werden das nicht ignorieren."

„Das hält dich doch sonst nicht davon ab, Hackerangriffe auf Bonzen und Beamte zu starten", sagte Vincent und fürchtete sich bereits vor der Antwort. Wenn Blicke töten könnten ...

„Ein Hackingangriff, in Verbindung mit der Entführung einer wichtigen Person, ist absolut nicht das Gleiche wie Spionage oder versuchte Manipulation des Sicherheitssystems. Apropos, wen wollt ihr überhaupt kidnappen?"

„Sie heißt Abby Malone", antwortete Gale rasch. Vermutlich versuchte er, das Gespräch an sich zu reißen, um Cassy doch noch umzustimmen. „Sie ist die Tochter des Verfassungsrichters Nolan Malone."

„Ein Mann, der die Judikative des Staats vertritt", schnaubte Cassy kopfschüttelnd. „Ein Grund mehr bei diesem Irrsinn nicht mitzumachen."

„Eine Millionen Cypher wirfst du damit aus dem Fenster", mahnte Vincent ungeduldig. „Und das bei deinen Ausgaben."

„Meine Ausgaben?" Sie zog kritisch eine Augenbraue nach oben. „Woher willst du wissen, was ich an Ausgaben habe?"

„Tja, ich weiß nicht, vielleicht deswegen, weil du mir die Nummer von Poritac hast stehlen lassen."

„Wer ist bitte Poritac?", wollte Gale wissen.

Noch bevor Vincent ihm eine Antwort geben konnte, fing Cassy an, amüsiert zu grinsen. „Hätte nicht gedacht, dass du es bemerkst. So ein mit unnötig vielen Zetteln vollgestopftes Portemonnaie hat Alicia noch nie gesehen, hat sie mir gesagt."

Ohne Alicia hätte ich das wahrscheinlich gar nicht bemerkt, dachte sich Vincent, doch wollte er Cassy diesen Triumph nicht gönnen. Daher sagte er: „Ein Auftragskiller ist teuer. Roy sagte, Poritac ist ein Profi, und je besser das Opfer beschützt werde, desto höher ist sein Preis. Woher also willst du die Kohle nehmen, ihn zu bezahlen?"

„Ein Auftragskiller?", brachte Gale verwirrt vor, doch wieder ignorierten ihn die beiden.

Cassy kniff die Augen zusammen. „Warum sollte ich die Nummer haben wollen, wenn ich nicht dafür bezahlen kann?"

„Ganz einfach, weil du nicht weißt, wie teuer seine Dienste sind. Oder warum solltest du Alicia sonst dazu bringen, mir die Nummer zu stehlen, obwohl dir die unendlichen Weiten des Internets zur Verfügung stehen? Du bist eine Profihackerin und findest im tiefsten Web keinen einzigen Profikiller?"

„Ich habe viele gefunden", entgegnete Cassy mit steinerner Miene. „Wahrscheinlich kenne ich den Namen Poritac bereits weit länger als du. An seine Kontaktdaten zu kommen, ist schier unmöglich, selbst für jemanden wie mich. Über alles andere, seine Qualifikationen, seine Bedingungen und seinen Preis, weiß ich nur zu gut Bescheid."

„Könnt ihr beide mal für einen Moment die Klappe halten?", knirschte Gale schnaubend. „Ihr zwei redet über diesen Poritac wie über einen Clown, den man für eine Kindergeburtstagsfeier engagiert. Ihr sprecht von einem professionellen Killer! Habt ihr beide überhaupt eine Ahnung, in welche Schwierigkeiten ihr euch damit bringt?"

„Gale", sagte Vincent verwirrt. „Cassy hackt sich in Regierungscomputer und ich entführe Menschen."

„Die Konsequenzen von Entführungen und Hackerattacken sind nicht damit zu vergleichen! Auftragsmörder sind deswegen so rar, weil die meisten von ihnen nicht lange anonym bleiben und geschnappt werden. Auftragsmorde treffen vor allem wichtige Leute, weshalb die Bonzen und somit auch die Behörden ein ganz besonderes Auge auf diese werfen. Wenn ihr einen engagiert, habt ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit bald schon einen Geheimdienst am Arsch kleben. Und selbst wenn ihr Glück habt und er wirklich ein Profi ist, wollt ihr nicht wissen, was das für Leute sind, die für Geld einen Menschen töten, egal wer dieser Mensch ist. Du hast diese Nummer von Roy?"

„Ich habe fast all meine Kontakte in die Unterwelt von Roy."

„Ich habe Roy noch nie wirklich vertraut, und du solltest das auch nicht", mahnte Gale ihn. „Das gleiche gilt für dich Cassy. Du kennst diesen Poritac nicht, auch wenn du das Gegenteil behauptest." Sie antwortete nicht, stattdessen senkte sie leicht ihren Blick. „Hört mal zu: Ich kenne jemanden, dem ich absolut vertraue. Sie ist ein Profi, aber anders als viele andere ihres Gewerbes, stellt sie Fragen. Cassy, wenn du mir verrätst, wen du beseitigt haben möchtest, kann ich dir unter Umständen helfen. Mein Kontakt ist kein Monster ohne Moral. Und so wie ich dich kenne, du auch nicht."

„Woher weißt du das alles überhaupt?", fragte Cassy ihn.

Vincent betrachtete die ernste Miene seines jahrelangen Freundes. Er wirkte nachdenklich. Ob er nun an etwas Gutes oder etwas Schlechtes dachte, konnte er nicht aus seinem Gesicht herauslesen. Schließlich antwortete Gale: „Ich weiß es einfach. Und wenn du mir vertraust, erspare ich dir den Knast oder Schlimmeres."

„Welche Bedingungen stellt dein Kontakt denn?"

Gale zählte auf. „Keine Kinder, keine offensichtlich schwangeren Frauen und keine hochrangigen Politiker. Sie entscheidet von Fall zu Fall, doch man kann mit ihr über alles sprechen, ohne, dass du ein Risiko dabei fährst. Sie ist kein Psychopath und absolut professionell."

„Gut, du kannst deinem Kontakt sagen, dass er weder Politiker noch ein Kind ist." Cassy seufzte. „Und als Gegenleistung soll ich euch bei eurem Auftrag helfen, nicht wahr?"

„Eine Hand wäscht die andere", gab Gale lächelnd zurück, bevor er sich Vincent zuwandte. „Oder wie siehst du das, Verhandlungskünstler?"

Vincent murmelte ein leises „Fick dich", räusperte sich und breitete anschließend die Hände fragend aus. „Bist du nun dabei oder nicht?"

„Du hast von einem Fünf-Personen Job gesprochen. Ich würde, bevor ich euch eine Antwort gebe, gerne wissen, wer noch bei der Aktion mitmacht. Ich arbeite ungern mit Leuten zusammen, die ich nicht kenne."

Von Cassy zu Gale blickend meinte Vincent: „Gale ist für die Flucht und die Logistik zuständig. Er kennt außerdem eine Frau, die in den Reihen von Marek dem Schatten gearbeitet hat. Einbrüche sind ihr Fachgebiet, wenn man so will."

„Ihr Name ist Sarika", erklärte Gale. „Sie ist absolut vertrauenswürdig, das kann ich dir versichern."

Cassy grinste breit, etwas, das Vincent so noch nie bei ihr sehen durfte. „Das glaube ich dir. Ich kenne sie."

„So, wie du Poritac kennst?"

„Pff. Nein. Über ihren jüngeren Bruder, mit dem ich zusammen online zocke. Durch ihn habe ich sie kennengelernt und durch sie wiederum habe ich einige Male mit Mareks Organisation zusammengearbeitet."

„Die Welt ist klein."

„Unsere Welt beschränkt sich auf eine Großstadt mitten in der Wüste. Was ist mit der fünften Person?"

„Ich dachte mir, wir bräuchten einen lautlosen Mann fürs Grobe", erläuterte Vincent ihr. „Deswegen habe ich mich in der Szene ein wenig umgehört und bin dabei auf einen interessanten Namen gestoßen. Er nennt sich Kash und tritt regelmäßig im Billburs auf. Angeblich kämpft er mit einer Sense."

„Warum wundert es mich nicht, dass Gale einen Profi anheuern wird, während du einen verdammten Cagefighter engagieren willst?"

„Immer langsam, Cassy. Ich werde ihn mir erst einmal ansehen. Morgen findet wieder ein Kampf im Billburs statt. Von sechzehn Teilnehmern hat er es bis ins Finale geschafft."

„Zur selben Zeit besuche ich Sarika", sagte Gale. „Wenn sie hört, dass du auch an Bord bist, wird sie sicher auch dabei sein wollen."

Cassy spitzte die Lippen. „Dann sag ihr das. Ich arbeite gerne mit ihr. Sie ist tatsächlich ein Profi." Sie warf Vincent einen vorwurfsvollen Blick zu. „Im Gegensatz zu manch anderen, die ich kenne."

„Du wirst dich wundern, Cassy", meinte Vincent mit triumphierendem Lächeln. „Schon morgen werdet ihr zur besten Crew gehören, die es für diesen Job gibt. Für den Namen habe ich mir etwas ganz besonderes ausgedacht."

„Vincent", zischte Gale warnend. „Sie ist dabei. Zerstör das jetzt bitte nicht."

„Ein Name?", wunderte sich Cassy stirnrunzelnd. „Soll das dein Ernst sein?"

„Die Straßenratten!", ließ Vincent verlauten und grinste bis über beide Ohren. „Weil wir alle auf der Straße aufgewachsen sind. Gale meinte, Sarika war ebenfalls ein Straßenkind und Kash soll seine Karriere im Ring als Straßenkämpfer begonnen haben."

„Straßenratten ..."

„Ich hab dir gesagt, was ich von diesem Namen halte", seufzte Gale und machte seinem Unmut Luft.

„Leute, das ist doch nicht abwertend gemeint", versuchte Vincent zu erklären. „Aber jemand, der uns ansieht, wird uns als genau das sehen ... Wenn dich alle für dumm halten und du spielst tatsächlich den Dummen, dann ..."

„Wir wissen, wie das gemeint ist", fauchte Cassy zurück. „Ob wir uns jetzt Straßenratten oder Kings of Metropola nennen, ein Name ist dämlich. Wir sind kein Kinderclub, verdammt."

„Bikergangs haben doch auch Clubnamen."

„Das sind ja auch halbe Kinder. Auf der Erde hatten sie wenigstens noch coole Maschinen, auf denen sie meilenweit gefahren sind. Durch den Elektromotor sind sie so leise, dass man sie nicht bemerken würde, weswegen sie ihre verdammten Motorengeräusche aus winzigen Lautsprechern abspielen!"

Vincent dachte zunächst, sie hätte bei Gale einen Nerv getroffen, doch dieser reagierte anders als gedacht. „Sie hat leider recht", musste er zugeben. „Zumindest was die Lautsprecher betrifft."

„Na schön, meinetwegen. Kein Name ... vorerst", lenkte Vincent schlussendlich ein. Er dachte einen Moment nach, ob er ihr tatsächlich diese Frage stellen sollte. Anschließend holte er tief Luft. „Ich weiß, es geht uns nichts an, aber wer es auch immer ist, den du tot sehen möchtest, was hat er oder sie getan, dass er den Tod verdient?"

Schweigen. Niemand rührte sich. Vincent und Gale starrten Cassy an, die innerlich mit sich rang. Schließlich sagte sie: „Wenn es erledigt ist, können wir darüber sprechen. Möglicherweise habe ich dann einen Job für euch. Doch bis dahin will ich davon nichts mehr hören."

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