Eyes of Death [Naruto Fanfikt...

Par xShiraXx

57.5K 3.3K 1.3K

Ein einziger Blick und deine Zeit ist abgelaufen, willst du es riskieren? [OC x Itachi] Plus

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15 - Obito
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
KEIN KAPITEL
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
KEIN KAPITEL
Kapitel 54

Kapitel 31

743 57 25
Par xShiraXx

Sie ertrank.

Sie glaubte nicht, dass sie jemals in einer Situation gewesen war, in der sie in die unerschütterlichen Tiefen des Meeres gezogen wurde. Und doch fühlte sie es in diesem Moment.

Wie sich ihre Lungen unerlässlich mit Wasser füllten und ihr die Luft zum Atmen raubten. Ihre fruchtlosen Versuche sich über die Oberfläche zu befördern, während ihr Wesen schutzlos und schwach in die Tiefe sank. Das Licht brach in den Wellen die über ihrem Kopf zerbarsten und schien sie auszulachen. Für ihre Nutzlosigkeit. Ihre Schwäche. Ihre vergeblichen Versuche gegen das Blei in ihren Adern anzukämpfen, dass ihre Glieder langsamer und langsamer werden ließ, während die Strömung sie mit sich riss.

Sie wusste nicht ob es ihre Tränen waren, der Wolkenbruch ihrer Seele–oder der Fluss an überwältigenden Emotionen in denen sie ertrank.

Doch sie tat es.

Und es gab nichts und niemanden der sie vor ihrem sicheren Untergang retten konnte.

Vor den Klauen die ihr Herz in der Luft zerfetzten und es ihr zum Fressen vorsetzten. Den Dämonen die sie auslachten in der Finsternis, für ihre zwecklosen Versuche ihren Fängen zu entkommen die sich schon längst in ihrem naiven Geist festgesetzt hatten.

Oh ja, ihre Naivität.

Ihre kindliche Leichtfüßigkeit, ertränkt in einem Meer aus Reue. Furcht. Hoffnungslosigkeit.

Ihr Lachen aus dem Gesicht gerissen, erbarmungslos verfüttert an die Haie der Qualen und des Elends.

Ihre Tränen versiegt in der Dürre der Fakten die sie nicht leugnen konnte. Nicht wenn sie sie direkt vor ihren Augen sah.

Nicht wenn sie ihre leeren Irden sah die gen Himmel starrten. Ohne die geringste Hoffnung auf Zukunft.

Seine Angst, wie er panisch vor ihr wegkroch, als wäre sie das Monster, das alle heimlich in ihr sahen.

Das Blut. Oh, all das Blut.

Die leblosen Körper derer, die ihrem Clan so viel Leid gebracht hatten. Ihre verdorrte Haut, nichts weiter als Leder, dass ihre letzten Knochen zusammenhielt.

Und schließlich, er.

Sie erstickte an diesem durchbohrten Körper der zu ihren Füßen lag. Leblos. Tot.

Die Wut, all die Wut und die Sorge und die pure, verzweifelte Hoffnung an die sie sich klammerte das alles gut werden würde.

Doch es wurde nicht gut.

Denn es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

...

Der einzige Grund warum Hokuro jemals erlaubt hatte sie alleine in eine unbekannte Geisterwelt zu schicken, war der, dass er darauf vertraute, dass sie schlau genug wäre zurückzukommen, bevor Situationen ausarteten oder zu brenzlig wurden.

Zugegeben, in manchen Fällen war ein vorzeitiger Rückzug nahezu unmöglich, doch inzwischen bezweifelte er, dass überhaupt irgendetwas für sie unmöglich war.

Kohana erinnerte ihn an die Kinder der Kriegszeit. An sich selbst. Dazu fähig zu überleben, egal ob man Talent hatte oder nicht, weil es die einzige Möglichkeit war die einem blieb, wenn man nicht schon mit 7 Jahren sterben wollte. Damals war es normal den Großteil der eigenen Kindheit zu überspringen, um seinem Clan von Nutzen zu sein– um bereit zu sein sich dem Schlachtfeld und den Kämpfen zu stellen die ohne Zweifel eines Tages ihre Geliebten überrollen würden wie ein unaufhaltsamer Tsunami.

Es waren wahrlich keine schönen Zeiten, keine feierlichen Zeiten. Nichts, dass man einem Kind wünschen würde, vor allem nicht wenn es die Chance hatte in einer größtenteils friedlichen Zeit wie dieser aufzuwachsen. Der dritte Ninjaweltkrieg war inzwischen nur noch eine dumpf pochende Wunde in den Hinterköpfen der Menschen, die sich langsam aber sich wieder ihrem Alltag fügten.

Der Hass blieb bestehen, natürlicherweise, doch er war nicht ausschließlich gerichtet auf eine gesamte Nation. Es waren Individuen die die Rage auf sich zogen und damit ihrem Dorf ein bestimmtes Bild gaben, das sich in den Köpfen der Menschen so ausmalte, wie sie es wollten.

Dennoch waren es friedvolle Zeiten.

Und er fühlte sich einerseits schlecht, dass er ein junges Wesen wie sie in der Kunst des Tötens unterrichtete und andererseits–

Er konnte das Gefühl nicht abschütteln das in seinen Knochen lag. Das es noch nicht das Ende war, das das letzte Wort nicht gesprochen und die finalen Karten nicht gelegt waren. Vielleicht war es der Teil in ihm der als Kind all diese Schrecken hautnah miterlebt hatte. Der sein erstes Blut mit kümmerlichen 4 Jahren vergoss, um seine Mutter vor dem sicheren Tod zu bewahren–um im Endeffekt doch zu scheitern.

Auch in diesen friedlichen Zeiten konnte jederzeit genau das passieren, was man am Wenigsten erwartete.

Die wirklich grausamen Auswirkungen eines Krieges konnte man nur erfahren, wenn man auch den Frieden gesehen hatte. Denn die Balance musste gehalten werden. Der Kontrast war das, was es so unheimlich...grässlich machte.

Denn welches Kind würde beim Anblick einer Leiche weinen, wenn es mit blutigen Händen geboren wurde?

Und wie sehr würde ein Jugendlicher leiden, der in den sicheren vier Wänden eines geschützten Friedens aufgewachsen war, und dann plötzlich in einen Kampf auf Leben und Tod geschickt wurde? In dem er nicht nach einem stressigen Tag zu einem warmen Mahl und einer liebenden Familie zurückkehren konnte und entspannte. Sondern sich mit einem kalten Riegel, der nur mehr Leere hinterließ als zuvor, in einem Baum positionierte und in einen Dämmerschlaf fiel, der von jedem noch so winzigen Geräusch aufgeschreckt wurde? Dessen Deckung niemals fallen durfte, nur damit er überlebte.

Das Leben eines Shinobi war kein Kinderspiel, nichts das man auf die leichte Schulter nehmen konnte, nicht einfach oder gar spaßig. Sie waren diejenigen die die brutale Realität auf ihren Schultern trugen, damit Kinder in falschem Frieden und einem trauten Heim aufwachsen konnten. Sorglos. Freudig. Rein.

Alles was sie niemals sein konnten.

Und er wusste was das Opfer mit sich brachte, er hatte es oft genug gesehen. Gefühlt.

Es tat ihm leid, dass sie diese Bürde ebenfalls trug. Das sie nie wieder hinter sich sehen würde, weil ein wundervoller Schmetterling ihre Aufmerksamkeit geschnappt hatte, sondern aus purer Paranoia vor potentiellen Gegnern. Das sie lautlos durch Gänge schleichen würde, nicht weil sie ihre Eltern nicht wecken wollte, sondern weil sie starb, wenn sie es nicht tat. Das sie Töten musste um nicht getötet zu werden.

Und das sie nie mehr Essen oder Trinken annehmen würde, ohne die unterschwellige Bemerkung, dass es vergiftet sein könnte.

Das was sie von Tag eins an getan hatte, als sie bei ihm aufgewacht war.

Und es zeigte ihm deutlich, dass was auch immer in ihrer Vergangenheit lag, einen Schatten hinter ihr entblößte, der dunkler war, als er sich vorstellen wollte.

Und gerade deshalb machte ihn der Gedanke verrückt, dass sie seit einer ganzen Woche nicht zurückgekehrt war.

Eine. Ganze. Woche.

Sieben Tage.

Hundertachtundsechzig Stunden.

Er zählte jede Minute bis auf die Sekunde genau und mit jedem einzelnen Ticken seiner inneren Uhr, wurde das dunkle Gefühl in seinem Magen nur präsenter. Wie eine scheußliche Vorahnung, dass ihm, was auch immer passiert sein mochte, nicht gefallen würde.

Es trieb ihn in den Wahnsinn, dass er nicht wusste wo sie war, was sie ausgesetzt war– wem sie ausgesetzt war.

Sogar die Natur schien seine Stimmung zu bemerken und ihren eigenen Kummer auszulassen–in den dunklen Wolken die den Himmel bedeckten, dem horrorartigen Heulen des Windes, der durch hohle Gassen von Wäldern wehte, der Art wie ihr Grün zwar nicht weniger satt erschien aber dennoch so falsch.

Es verringerte seine Sorge nicht.

Kazuro hatte ihm die gesamte Woche über Gesellschaft geleistet, da er offensichtlich dieselbe Unruhe wie er selbst spürte und auch wenn er es nicht äußerte, war er froh. Er war es gewohnt alleine zu sein. Und doch, fiel es ihm inzwischen schwer sich seinen eigenen Gedanken zu stellen, die immer wieder in diese blutigen, blutigen

"Sie kommt sicherlich bald wieder. Sie ist zu entschlossen um so früh zu sterben und das wissen wir beide, hu." Der Eulenvater versuchte überzeugt zu klingen, auch wenn sie beide wussten, dass er es nicht tat. Hokuro nickte betont ruhig und richtete seinen Blick zurück in den Himmel.

Heute schien er nicht ganz so bewölkt wie sonst. Die Schafe hingen nicht mehr tief genug um die Gebirgsspitze zu streifen, waren nicht so dunkel wie die Schatten die sie die vergangene Woche auf die Wälder geworfen hatten. Er meinte sogar die winzigste Silhouette der Sonne hinter den Wasseransammlungen zu sehen und es...beruhigte ihn auf eine seltsame Art und Weise.

Es war ohnehin ungewöhnlich genug, dass sie im Feuerreich mehr als 3 Tage vollkommen abgeschottet von der Sonne waren, vielleicht war es die Routine die in ihm aufblitzte, als sie sich entschied aus ihrem Schlaf zu erwachen und das Land zu wärmen. Was auch immer es war, es lenkte ihn ab und dafür war er dankbar. Es machte sein Herz wenigstens ein bisschen leichter.

"Ja, vermutlich."

Und sie fielen zurück ins Schweigen. Umhüllt von Stille die nicht ganz so schlimm war wie zuvor, dem Heulen das nicht ganz so horrorartig war wie noch vor einigen Stunden und dem Gras dessen dumpfes Grün in den Boden zurücksickerte um einem strahlenden Frühling platz zu machen.

Sie konnten warten.

Nur noch ein klein wenig. 

...

Was war Liebe?

Wie fühlte es sich an eine Familie zu haben, die einen nach einem langen Tag begrüßte und umarmte und seine Sorgen vergessen ließ? So wie er es bei all den Kindern gesehen hatte die ihm nicht eines Blickes würdigten?

War es ein gutes Gefühl? Gewöhnte man sich daran?

Er wollte sich nicht daran gewöhnen, sollte er jemals eine Familie haben. Auch wenn es nur eine Person war, ein Tier–irgendetwas. Solange jemand ihm Liebe schenkte, wollte er sie nie wieder gehen lassen und jeden Moment mit ihnen genießen.

Denn er war ohne die Behütung des Friedens aufgewachsen für die sein Dorf bekannt war.

Er war einsam.

Er war allein.

Er war vier Jahre alt.

Und alles was er hatte waren die Kleider die er am Leibe trug.

Kein Zuhause, keine Familie, keine Freunde. Er wusste mit diesen Begriffen nichts anzufangen, nicht weil er kalt war. Im Gegenteil, er liebte die wenigen Menschen die ihn akzeptierten–vier an der Zahl, mehr als alles andere. Er war dankbar für die warmen Blicke und das leckere Essen, dass ihm der nette alte Mann und seine Tochter schenkten. Er war dankbar für den alten Hokagen, der mindestens einmal die Woche nach ihm sah und irgendwie war er dankbar für den Shinobi mit der Hundemaske, der ihn schon aus so etlichen brenzligen Situationen gerettet hatte.

Er wurde gehasst. Auch wenn er nicht wusste warum oder wieso, was er getan hatte ihre strafenden, hasserfüllten Blicke zu verdienen– er akzeptierte sie. Mit der Zeit.

Irgendwann, sagte er sich, irgendwann würde er Hokage sein und alle würden zu ihm aufsehen. Nicht mit diesen fürchterlichen Blicken der Pein, sondern mit Bewunderung und Respekt.

Es war das was ihn durchhalten ließ, jedes Mal wenn er zusammenzuckte, weil sein Kopf getroffen wurde, jedes Mal wenn ihre Blicke seine Knochen so, so schwer werden ließen. Dann ging er weiter, denn es war alles was er tun konnte.

Es war das, was er von Geburt an tat.

Rennen, vor den Schatten die sich nach ihm streckten; vor ihren Blicken, die so angsteinflößend waren, obwohl der alte Mann gesagt hatte, dass sie es nicht so meinten. Aber wenn sie es nicht so meinten, wieso taten sie es dann?

Wieso er?

Nach vier langen Jahren hatte er es noch immer nicht begriffen.

Obwohl, noch war er nicht ganz vier.

Zwei Wochen.

In zwei Wochen würde alles so viel schlimmer werden. So wie jedes Mal an seinem Geburtstag. Es war als wollten sie ihn nicht glücklich sehen, als wollten sie die Tränen in seine Augen treiben, einfach weil sie es genossen ihn leiden zu sehen.

Und leiden tat er. Täglich.

Aber es wurde so viel schlimmer.

So viel harscher.

So viel schmerzhafter.

So viel...finsterer.

Und während er im Dunklen seiner kleinen, heruntergekommenen Wohnung saß und aus dem Fenster in den hell erleuchteten Sternenhimmel blickte, kam er nicht umhin sich die Frage zu stellen:

Wurde es jemals besser?

...

Erst ahnte er nichts.

Es war ein weiterer ruhiger Tag, umgeben von nichts außer den Tieren, der Sonne und den immerwährenden Wäldern über die er wachte.

"Ist das eine kahle Stelle auf deinem Kopf, hu?"

Und dem Eulenidioten.

Seine Augen waren auf der Suche nach nichts und doch allem auf den Horizont gerichtet, dabei zusehend wie die Sonne ihre Arme nach den Sternen ausstreckte und langsam über die Berge in weiter Entfernung kletterte. Die Vögel erwachten aus ihrem Schlaf, Tau tropfte unschuldig auf den Boden und ließ die Käfer unter ihnen freudig aufjubeln. Die Bäume raschelten auch die letzten Langschläfer wach mit ihren sanften Melodien und wiegten sich gleichmäßig im Wind.

Es war eine kühle Nacht gewesen, für die Verhältnisse des Feuerreichs, doch es störte ihn nicht. Er mochte die Frische, die nach einer kalten Nacht in der Luft mag. Die Brise die man so viel ausgiebiger auf der Haut spüren konnte, im Vergleich zur warmen Sommernacht.

Und vielleicht der Fakt, dass nicht so viele Mücken unterwegs waren, die sein Leben zur Hölle machten, doch die umgaben meist sowieso eher den Eulenvater hinter ihm, als ihn selbst. Als wäre er ein Magnet für ihr ewiges, nervenaufreibendes Summen.

"Ignorierst du mich, hu?"

Zusammenfassend, es war ein perfekter Morgen, wenn man von demjenigen absah der–wortwörtlich–nicht seinen Schnabel halten konnte und damit seine wundervolle Ruhe unterbrach. Er sah es ihm nach, es lag in den Genen. Auch wenn Eulen nicht wie die Tiere schienen die gerne oder oft redeten...

Sie taten es.

Immer.

Er erhob sich mit einem Seufzen aus seinem Seiza, sein Rücken gerade, Schultern zurückgezogen, die perfekte Haltung die ihm als Kind eingehämmert wurde.

Hokuros Blick fiel kurz auf Kazuro, der ihm pure Empörung über seine Gleichgültigkeit entgegenwarf, die er gekonnt an sich abperlen ließ wie die Hitze an einem Hochsommertag.

Ein Shinobi konnte es sich nicht leisten sein Chakra für menschliche Bedürfnisse oder Empfindlichkeiten zu opfern. Also musste ein starker Geist und sehr viel Willenskraft herhalten. Er zitterte nicht, seitdem er 10 Jahre alt war. Er schwitzte nicht seitdem er 20 Jahre alt war. Und er spürte Schmerz nicht, solange er es nicht wollte. Die ultimative Form der Stärke, und eine die benötigt war, wenn man den Namen Fuyumi tragen wollte, ohne Schande über ihn zu bringen.

Es gab wenige Sachen die ihn wirklich beunruhigten, was wohl auch daran lag, dass er nicht genug Kontakt zur Außenwelt hatte um Grund zur Beunruhigung zu haben. Doch in den letzten Jahren hatte er genau das bekommen. Es wurde vor seine Haustür gelegt wie ein zukunftsloses Waisenkind und schlich sich langsam aber sicher durch die Mauern die er über die Jahre um sich herum aufgebaut hatte. Keine Mauern der Kühle oder der Reserviertheit.

Doch er konnte nicht leugnen, dass Jahre über Jahre ohne Menschenkontakt jemanden...apathisch werden ließ gegenüber sozialen Anforderungen. Er fand er hatte einen guten Job geleistet sie nicht zu verschrecken, und ihr dennoch den Weg zu zeigen den sie gehen musste mit der Bürde, die sie trug.

Was das Ganze grundsätzlich nicht leichter machte. Aber er war froh; sie hatte das Training besser überstanden als er dachte und er war an dem Punkt angekommen, an dem alles was noch fehlte eigentlich hauptsächlich der Feinschliff war. Sie hatte die Grundkatas des Taijutsu-Stils in ihren Kopf gehämmert wie die Chakrakontrolle die so wichtig für ihren Clan war wie das Atmen selbst. Alles was sie brauchte war Erfahrung und eine Hand die sie für die nächsten Jahre den richtigen Weg entlangführte–oder sie wenigstens fing sobald sie auf einem rutschigeren Stein zu fallen drohte.

Doch alles in Allem war sie ein beeindruckendes kleines Ding, für das er sich eine gute Zukunft erhoffte, eine bessere als die mit der er gestraft wurde. Obwohl, das Exil war nicht unbedingt eine Sache die ihn groß zurückgeworfen hatte.

Blumen fragten nicht nach Meinungen, Bäume hatten keine Erwartungen, Flüsse brauchten keine helfende Hand und die Sonne schien–egal ob er es wollte oder nicht. Es war eine Zeit, eine Umgebung, die ihm half zu sich selbst zu finden, zu seiner inneren Ruhe. Seinem Mittelpunkt. Seiner Balance. Seinem Frieden.

Hokuro hatte schon vor vielen Jahren beschlossen, dass das das Leben war mit dem vergehen wollte. Umgeben von dem was seinen Clan zu dem machte, was er war.

Das Einzige was ihn herunterzog war der Gedanke, dass Kohana nicht bis zum Schluss dabei sein würde. Er konnte es spüren, dass sie langsam aber sicher unruhig wurde. Das sie sich auf ihre eigene Reise begeben wollte–um herauszufinden wer sie war oder nur was vor ihr lag, er war sich nicht sicher, doch er wollte sie niemals auf diesem Weg zurückhalten.

Er hatte ihr alles gelehrt, was er wusste. Und er war überzeugt, dass er seinen Part geleistet hatte.

Das Wasser im Topf vor ihm begann leise zu blubbern und bald schon füllten Wasserschwaden den Raum, beschlugen die Fenster in eisigem Nebel. Er warf einige Kräuter hinein, seine Bewegung geziert von einer unverkennbaren Routine, als seine Hände ihren Weg über das Wasser fanden.

Plötzlich leuchteten seine Hände in einem satten Mintgrün auf und sein Chakra sickerte in ausgefallenen Striemen in das inzwischen leicht grünliche Wasser. Wenn er es nicht besser wüsste, würde man denken es wäre Tee–er stockte.

Genau genommen war Tee auch nur Wasser mit Kräutern, also war es wohl gerechtfertigt.

Er griff gerade nach einem kleinen Holzlöffel, selbstgeschnitzt, als Kazuro rücksichtlos durch die Tür barst und mit geweiteten Augen auf der Stelle schwebte. Seine stechend gelben Augen schienen zu leuchten in den Strahlen der Morgensonne die durch das Fenster brachen und die pure Sorge die sie und sein Wesen umgaben waren mehr als genug Grund für ihn sich sofort zu erheben.

Seine Augen öffneten sich prüfend, ehe etwas am Rande seiner Sinne aufleuchtete. Aufpochte. Ein Herzschlag drängte sich in seinen Kopf, so laut und deutlich, dass er die Aufgewühltheit und Panik in ihm nicht ignorieren konnte. Vor allem nicht, weil er den Rhythmus nur zu gut kannte, der zwischen seinen Ohren widerhallte wie ein immerwährendes Echo.

Kohana.

Es war alles das er brauchte, um loszustürmen.

"Kazuha hat mir eben eine Nachricht zukommen lassen, Kohana-!" Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als sie durch eine Schiebetür auf den Engawa stürmten und ihre keuchende Figur auf dem Boden liegen sahen. Keinerlei Wunden, keinerlei Blut und doch konnte Hokuro deutlich die Zerrissenheit in ihrem Inneren erspüren.

Sie kämpfte sich langsam auf die Knie, ihr Atem ruckartig–stockend–ihre Augen in Schatten gelegt hinter den Haaren die ihr Gesicht wie einen Vorhang verdeckten. Ihre Kleider waren getränkt von Schweiß und einigen Erdflecken die schon lange vertrocknet waren und hingen klamm an ihrem schmalen Körper.

Neben ihr hockte Kazuha, Kazuros Frau, die ihren Blick sorgenvoll auf den jungen Sprössling gelegt hatte–ebenso wie einer ihrer Flügel der ihr beruhigend über den Rücken streifte.

"Also doch Eulen." durchbrach Hokuro als erster die Stille, die sich über sie gelegt hatte und nickte der Eulendame begrüßend zu. Sie erwiderte seine Geste, wenn sie ihn auch nicht ansah. "Was ist passiert?"

Diesmal, lösten sich tiefschwarze Irden, sorgenerfüllt und zögerlich von dem jungen Mädchen, um ihm mit gekräuselter Stirn entgegenzublicken. "Sie hat ihre Erinnerungen zurück."

Kohana schien bei ihren Worten zusammenzuzucken, ihr Atem unregelmäßiger als je zuvor als leise Schluchzer ihren Mund verließen. Es klang als könne sie kaum atmen, wie ein Ertrunkener, der nach Jahren der Qual nach Luft schnappte. Und es ging Hokuro nicht anders, als rotumrahmte, aufgequollene Augen sich hoben und seinen Blick auffangen. So verzweifelt, so entsetzt. So selbsthassend.

Tränen liefen ihre Wangen entlang, Wangen die überflossen waren von Striemen jeglichen Trockenheitgrades, nur ein Anzeichen dafür, wie lange sie schon weinte. Und wie oft.

Und doch konnte sie niemals beschreiben wie unendlich zerrissen sie sich fühlte.

"Auf unnatürliche Art, nehme ich an." sagte Hokuro ruhig und schritt auf das Mädchen zu, dessen Augen unscharf wurden, als würde sie etwas sehen, auf das sie niemals ihre Blicke legen konnten.

Er legte langsam eine Hand auf ihre Schulter, unter der sie merklich zusammenzuckte, jedoch nicht zurückschreckte. Lediglich ihr Zittern stellte sich ein, um einer instabilen, gebrochenen Stimme platz zu machen, die plötzlich so fremd in seinen Ohren klang. Nicht wie das Mädchen das er kannte.

Als wäre sie...jemand anderes.

"Ich habe sie alle umgebracht."

...

Was bedeutete es das Richtige zu tun?

Sie saßen im Inneren der Hütte, eine Decke über den noch immer zitternden Körper des Mädchens geschlungen. Ihre Hände klammerten sich an eine dampfende Tasse Tee, als wäre sie das letzte, dass sie über Wasser halten würde–die Hitze drang nicht zu ihr durch.

Ihr Atem ging noch immer stockend, wenn auch nicht so extrem wie zuvor und ihre Augen waren paralysiert auf das Feuer gerichtet, das zwischen ihnen loderte.

Flammen die sie so sehr an diese Nacht erinnerten. Ihre Muskeln verkrampften sich kurz, als die Narbe an ihrem Arm ein reuevolles Stechen von sich gab, doch sie nahm einen tiefen Atemzug.

"Alles ist in Ordnung. Atme tief ein und aus. Durch die Nase ein, durch den Mund aus. Langsam."

Sie hörte Inoichis Stimme.

Inoichi. Derjenige den sie neben dem Hokagen als erstes kennenlernte. Der ihr immer weiße Lilien verkaufte, wenn sie das Grab ihrer Mutter besuchte, zusammen mit ihrer neuen Mutter. Kushina Uzumaki–verstorben beim Angriff des Kyuubi oder wer auch immer ihn gelenkt hatte.

Derjenige der sie beruhigte, wenn die Sorge um ihre Eltern übermannte und ihr half, als sie sich so so leer fühlte. Inoichi den sie in seinem Büro zurückgelassen hatte in der Sorge, dass es ihr auch wirklich gut ging. Seit vier Jahren.

"Du machst das wunderbar. Tief durch die Nase ein und entspannt durch den Mund aus."

Durch die Nase ein, durch den Mund aus.

Durch die Nase ein–ein Zucken–durch den Mund aus.

Es war alles in Ordnung, sagte sie sich. Doch das war es nicht, oder?

War es richtig Menschen zurückzulassen, deren Tod unausweichlich war? Vorherbestimmt? Endgültig?

Ein zitternder Atemzug, es musste. Es musste in Ordnung sein.

"Kohana-chan..."

Sie brachte ein schwaches Nicken fertig, ein leichtes Kräuseln ihrer Augenwinkel. Doch ihre Lippen blieben zu einer dünnen Linie gepresst.

Sie waren tot. Ihre Eltern, sie waren tot. Seit vier Jahren. Vier Jahre.

Es war nicht in Ordnung, nichts war. Sie hatte gelacht, trainiert, als wäre nichts geschehen, während ihr Babybruder alleine in einem Dorf eingesperrt war, dass Jinchūriki nicht als Menschen ansah. Niemand tat das. Selbst sie hatte diese Blicke abbekommen, unbegründete Angst. Was, wenn sie ihm etwas antaten? Was wenn er litt? War er alleine? Wurde er aufgenommen? Kümmerten sich die Uchihas um ihn?

Ein Blitz der Reue und des Schmerzes fuhr durch ihren Körper, als schwarzes Haar vor ihrem Augen aufblitzte. Schwarze Linien unter seinen ebenso schwarzen Augen die vor Interesse und Neugierde funkelten. Dann–krause, schwarze Locken die in alle Richtungen abstanden. Ein spielerisches Lächeln auf seinen Lippen, die immer glücklich zu sein schienen. Immer präsent, immerwährend, immer da, wenn ihr Tag alles andere als gut war, obwohl sie es ihnen nie zeigen wollte.

Itachi.

Shisui.

Sie hatte sie alleine gelassen.

Sasuke, dabei wollte sie zusehen wie er seine erste Schritte machte, auch wenn sie ihn vermutlich nie gänzlich hätte sehen können. Waren seine Haare wie die seines Bruder, oder die seines Vaters? War er glücklich oder arrogant? Würde er Tomaten so sehr lieben wie sein großer Bruder?

Hatte er Naruto kennengelernt? Ging es Naruto...gut? Hatte er ein Zuhause? Genug zu essen, zu trinken, ein warmes Dach über dem Kopf? Ihr kleiner, wundervoller Babybruder...war er überhaupt am Leben? Hatten die Schatten ihn getötet?

Tränen wellten in ihren Augen erneut auf und strömten über ihre zerkauten Lippen. Sie spürte nicht den Schmerz des Salzwassers der ihre Bisswunden reinigte. Nur diese knochenerschütternde Qual die ihre Seele entzweiriss.

Mikoto. Sie musste sich so sehr sorgen. Vier Jahre.

Sie war vier Jahre wie vom Erdboden verschluckt.

Gab es ein richtig oder falsch? Wenn doch jeder nach seinen eigenen Regeln lebte?

Ihre Sicht wurde rot. Rot vor Blut, dass aus den Körpern ihrer Eltern quoll, durchbohrt von einer riesigen Klaue die überall sein wollte außer dort. Bluttropfen auf den Wangen ihres stummen Babybruders, der kein Geräusch von sich gab. Als wüsste er nicht, dass seine Eltern–ihre Eltern– neben ihm verbluteten. Langsam, beständig. Starben, damit er eine Zukunft hatte.

Sie alle.

Das Dorf.

Ihre Kinder.

Sie opferten so viel.

Wieso war sie fortgerannt? Wieso war sie nicht geblieben?

Wieso?

Wieso

"Du machst das wunderbar."

Ein...Aus...

Ein. Aus.

Ein--Aus--Ein--Aus-

Einauseinauseinauseinaus–

"Tief durch die Nase ein und entspannt durch den Mund aus."

Wieso erschien ihr der Raum plötzlich so klein? Wieso lachten die Schatten über sie? Wieso sah Hokuro sie so mitleidig an? Wieso wurde das Feuer größer und größer und größer–

Sie schrie.

...

Hokuro starrte lange auf ihren unbeweglichen Körper. Zusammengerollt auf den Futon den sie nun schon so viele Jahre besetzte. Ihre Haare klebten durch Salzwasser und Schnodder an ihrem Gesicht wie eine zweite Haut. Ihre Stirn gerunzelt, ihre Lippen verzogen zu einer Grimasse.

Selbst im Schlaf sah sie nicht friedlich aus.

"Also, was ist passiert?" fragte er schließlich, und durchbrach die Stille die den Raum überrollt hatte wie eine Welle der Sorge.

Auch Kazuro riss seinen Blick von ihrem nun ruhigen Körper los und schenkte alle Aufmerksamkeit seiner Frau. Sie hatte das Mädchen mit einem gezielten Schlag ausgeknockt und aus ihrer Misere befreit. Es war nicht so, als ob er nicht dankbar dafür wäre, doch die Routine in der Bewegung, das Wissen in ihrem Blick, es sammelte sich zu einem Knoten in seinem Magen.

Es war nicht das erste Mal, dass sie eine Panikattacke hatte. Das war sicher, und es erklärte warum sie eine ganze Woche lang verschwunden war. Nur...wie schlimm musste es sein, dass sie selbst nach einer Woche noch so aussah? So reagierte? So zusammenbrach? Er persönlich hatte bei Weitem nicht so viel von ihrem Leben mitbekommen, wie seine Frau. Hatte oft seine Zeit bei dem alten Mann verbracht und mit ihm über die Wälder gewacht. Es war verständlich, immerhin kannten sie sich seitdem Kazuro ein Kind war. Er verstand ihn wie kein anderer, aber es war ebenso der Preis dafür, dass er nicht annähernd den Auslöser dessen einschätzen konnte, was das Mädchen so sehr quälte.

"Vielleicht sollte ich von vorne beginnen..." seufzte Kazuha, ihr Blick niemals von dem weißen Schopf weichend, der sich um das blasse Gesicht der Fuyumi sammelte.

Und sie begann von vorne. Wie Kohana gelandet war, ihre Verfolgungsjagd, bis hin zu ihrem Aufeinandertreffen mit dem Ur-Uhu und ihrer Entschlossenheit die sie schließlich alle überzeugte. Der Vertrag.

"Sie gingen in die Bibliothek. Für drei ganze Tage war sie wie vom Erdboden verschluckt, bis sie aus der Tür gehumpelt kam. Ihr–" sie stockte. Ihre Augen schlossen sich für einen Moment, Erinnerungen vor ihrem Auge aufblitzend wie die winzigen Flammenausläufer des Feuers, die ungehindert in den Raum schwirrten. Es dauerte einige Momente, ehe sie sich fasste.

"Ihr Blick war leer. Einen ganzen Tag lang war sie nicht ansprechbar, bis sie langsam wieder zu sich gekommen ist. Und dann...ist genau das passiert was ihr eben gesehen habt. Sie hat hyperventiliert, eine Panikattacke nach der nächsten. Aber sie hat sich geweigert zurückzukommen, bevor es sich nicht wenigstens ein Bisschen legen würde. Doch–" sie schluckte.

"Es hat sich nicht gelegt." endete Hokuro wissend, die Hände in seinem Schoß fest ineinander gepresst. Kazura nickte.

"Es braucht nur einen winzigen Auslöser und sie ist sofort zurück in einer Spirale der sie nicht entkommen kann. Sie weiß was passiert und das sie es verhindern muss, aber sie schafft es nicht alleine, deshalb...dachte sie es würde helfen, wenn sie zurückkäme." Hokuro sagte nichts, seine Augen lediglich auf ihren unbeweglichen Körper gefesselt. Die Worte der Eulendame brannten sich in sein Innerstes wie flüssige Lava, die Sorge die ihn mit ihnen übermannte, doch es würde nichts helfen, wenn er sich nicht zusammenriss.

Wer sollte sie sonst beruhigen?

"Wir haben uns sehr auf ihr geistiges Training fokussiert. Es wird Zeit, das sie es lernt umzusetzen." war das Einzige was er sagte, bevor er sich erhob und seinen Tee nachfüllte.

"Denn ich denke nicht, dass sie lange hierbleiben wird."

...

"Mama?" fragte Kohana mitfühlend, ihre Hand vorsichtig auf den flachen Bauch ihrer Mutter legend.

"Ja, Kohana?" Kushina war überrascht von der Schwere in der Stimme ihres kleinen Engels, doch noch geschockter war sie, als die nächsten Worte über die Lippen der Weißhaarigen rollten.

"Wieso ist es so traurig und hasserfüllt?" Kushina runzelte verwirrt ihre Stirn.

"Was meinst du Kohana? Was ist traurig?" Sie legte ein verständnisvolles Lächeln auf, doch es rutschte schnell von ihrem Gesicht.

"Das dunkle Wesen in deinem Bauch." sagte Kohana mit gerunzelten Augenbrauen während ihre Hand sanft über den Bauch ihrer Mutter strich. "Ich kann sein trauriges Herz hören. Traurig und einsam und hasserfüllt." Fuhr sie fort. "Aber wieso? Wieso muss es so dunkel sein? Hat es keine Mama und keinen Papa?"

"K-Kohana, wovon redest du? Sein Herz?" Sie versuchte sich zu beruhigen, vergebens.

Kohana nickte, ein wenig verwirrt über die Reaktion ihrer neuen Mutter. "Ja, sein Herz. Kannst du es nicht hören? Wusste Mama nicht, dass er da drin ist? So Einsam?" Kushina öffnete und schloss ihren Mund für einige Minuten, doch kein Laut entwich ihr.

"Kannst du Mamas Herz auch hören?" fragte sie schließlich, als der verwirrte Blick ihrer Tochter sie aus ihrer Trance gerissen hatte und starrte in ihre großen weißen Augen.

"Hu-hum." Kohana nickte mit einem traurigen Lächeln und blickte dann wieder hinab auf den Bauch ihrer Mutter. "Als Mama mich hergebracht hat, sind viele Schläge verstummt. Als Mamas auch verstummt ist, dachte ich das es Leben sein mussten. Und das Leben ist verbunden mit unserem Herzen, oder?" fragte sie betrübt, während sie sich seufzend gegen die Rothaarige lehnte.

"Dein Herz ist genau wie dein Verhalten Mama." kicherte sie plötzlich. "Es wechselt zwischen furchteinflößend und liebevoll. Immer wieder, so schnell, dass ich es kaum mitbekomme."

Kushina legte ihre langen Arme um die Weißhaarige und drückte sie sanft an sich.

"Manchmal vermisse ich Mamas Herz. Aber, deine und Papas Herzen sind fast genauso beruhigend wie ihres war. Glaubst du, ihr könnt auch dem einsamen Wesen in deinem Bauch helfen wieder glücklich zu sein?"

Wieso habt ihr mich alleine zurückgelassen? Darf ich nicht glücklich sein?

"Bist du schon Genin, Shisui-san?" fragte Kohana nach einer Weile der Stille und starrte wie verzaubert auf die intensiven Rot- und Gelbtöne, die sich langsam ins dunkelblaue Violett der Nacht verloren. "Ja...ich wurde früher befördert wegen des Krieges, aber es ist nichts mit dem ich mich gerne rühme. Es ist nicht richtig Kinder unseres Alters..." Er gab ein tiefes Seufzen von sich. "Ist nicht so wichtig-"

"Ich denke schon, dass es wichtig ist Shisui-san. Und du hast recht, es ist nicht richtig Kinder für das Wohlbefinden der Welt in ihren Tod zu schicken." Unterbrach sie ihn und wendete zum ersten Mal ihren Blick ab, um ihn auf den älteren Uchiha zu richten. Er erwiderte ihren erstaunt.

"Es tut mir leid, auch wenn ich weiß, dass du es vermutlich nicht hören willst, aber du bist noch so jung, eigentlich solltest du deine Kindheit ohne solche Gedanken genießen dürfen." erklärte er sich und lächelte. "Aber es scheint, als hätte die Welt schon ihren Teil dazu beigetragen, dass diese Zeit vorbei ist." Sie nickte verständnisvoll, doch ihre Augen glitten wieder zurück zu dem See, in dem sich nun Sterne spiegelten.

"Aber auch wenn ich Kriege und den Tod Unschuldiger verabscheue, finde ich Shinobi dennoch bewundernswert. Sie können die Elemente bändigen, sind schneller als der Wind und auch wenn sie ein gefährliches Leben führen, sie tun es um die zu beschützen die es nicht selbst können." Sie fuhr flüsternd fort. "Ob ich wohl auch so ein Shinobi werden könnte?"

"Du kannst alles werden was du willst Hana-chan. Du musst nur hart genug dafür arbeiten und darfst dein Ziel und deine Moral niemals aus den Augen verlieren."

Aber wieso konnte ich dann niemanden beschützen? Mutter, Obito, Rin, Kakashi, Okaa-san...Otou-san.

"Willst du etwas Interessantes über diese Blume erfahren?" fragte Inoichi ablenkend und griff nach einer Chrysantheme. Kohana nickte kaum erkennbar.

"Das ist eine Chrysantheme. Sie steht sowohl für ein langes Leben, als auch für Aufrichtigkeit und manchmal sogar Liebe. Und das hier" Er griff nach einer weiteren Blume. "ist eine Hyazinthe. Sie steht für Wohlwollen und Vertrautheit."

Er fügte zwei kleine Zweige Thymian und Weißdorn hinzu.

"Und die beiden stehen für Stärke und Hoffnung." Er band die Blumen geschickt mit einem grünen Band zusammen und reichte sie ihre vorsichtig in ihre empfangenden Arme. "Du vertraust deinen Eltern oder?"

Sie nickte zögerlich.

"Und das tue ich auch, sie sind die stärksten Shinobi die unser Dorf zu bieten hat, und wenn du nur nicht aufhörst an sie zu glauben, dann werden sie auch heil zurückkommen. Und diese Blumen werden dir helfen nie aufzuhören an sie zu glauben, in Ordnung?"

Ein Lächeln breitete sich wieder auf ihrem Gesicht aus und schnell waren die Blumen neben ihr auf der Theke und ihre Arme um seinen Oberkörper geschlungen. "Danke, Inoichi-san." murmelte sie in seinen Kittel hinein. Er strich ihr beruhigend über den Kopf. "Danke nicht mir, du bist diejenige die jetzt stark sein muss."

Aber was, wenn es von Anfang an zum Scheitern verurteilt war?

"Jetzt wird alles wieder gut, wir werden dich nie mehr alleine lassen, Kohana-chan. Versprochen...echt jetzt." Kohana nickte, doch ihre Tränen stoppten nicht.

Wieso habt ihr mich damals angelogen, Okaa-san, Otou-san?

...

Ihre Augen brannten. Ihre Glieder fühlten sich so steif an als wäre sie für hunderte von Jahren in derselben Position vereist worden. Und ihr Geist war so, so müde.

Sie verstand nun, warum Chishiki sie gewarnt hatte. Warum es nicht immer eine gute Idee war Dinge zu erzwingen die auf natürliche Weise aus der eigenen Reichweite entfernt wurden. Dinge, die man nicht ändern konnte, egal was man tat. Sie fühlte es in ihren Knochen, die schwere Einsicht, das es einen Grund gab, warum ihr Unterbewusstsein all das verschlossen hatte auf der untersten Ebene ihres Gedächtnisses.

Warum sie im Dunkeln getappt war für so lange.

Sie verstand nun, auch wenn es zu spät war.

Sie blickte stumm auf den Tee, der in ihren Händen dampfte. Wieder.

Sie vermisste ihre Herzschläge.

Den wilden Wechsel der Emotionen ihrer Mutter, schwer handzuhaben aber niemals böse.

Der ruhige Fluss ihres Vaters, ein Bunker in den Tiefen eines reißendes Stromes.

Die Stille Itachis–einfache, pure Stille.

Die blühende Freude Shisuis, der immer wie die Sonne leuchtete, nach Tagen des Regens.

Die Wärme Inoichis, die ihr Herz schlagen ließ wie eine Frühlingsbrise die ihren Geist davontrug.

Die Logik und Struktur Shikakus, der so kalkulierend und doch so sorgsam war.

Sogar die stumme Liebe Fugakus und die herzerwärmende Sorge Mikotos.

Sie vermisste sie.

Es war als würde etwas fehlen, urplötzlich. Als wäre dort mehr als nur der Friede mit dem Hokuro sie umgeben hatte die vergangenen Jahre.

So viel mehr.

Sie schloss mit einem Seufzen die Augen und blickte auf den Engawa, wo Hokuro regungslos meditierte. Kazuha und Kazuro waren anscheinend gegangen, während sie ohnmächtig war...geschlafen hatte...Albträume

Vielleicht sollte sie auch meditieren.

Meditieren half immer, richtig?

Das hatte es früher schon. Wenn sie Angst um ihre Eltern hatte–die jetzt tot waren. Wenn ihr die Situation mit den Schatten zu viel wurde–all die Leichen, die ihren Pfad zierten. Wenn sie Angst vor sich selbst hatte–zurecht.

Kohana schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf, verzweifelt versuchend die Stimmen zu vertreiben die ihr zuflüsterten, dass es alles ihre Schuld war.

Sie wollte...gehen. Sie wollte Naruto sehen, und ihn in den Arm nehmen und ihm sagen, dass seine große Schwester zurück war und das es ihr leid tat, dass sie ihn solange alleingelassen hatte.

Doch hatte sie noch das recht?

War sie stark genug ihn zu beschützen, wenn es hart auf hart kam?

Könnte sie ihm in die Augen sehen, ohne in Reue und Trauer und Kummer zu versinken?

Sie wusste es nicht. Wollte sie es herausfinden? Es war riskant.

Aber hatte sie das Recht selbstsüchtig zu sein, wenn sie sich vier Jahre lang die Frechheit herausnahm Freude zu verspüren? Während sie alles und jeden zurückließ–planlos, fröhlich.

Sie war so glücklich jemanden zu finden, der wie sie war. Sie hatte Familie, ihre einzige Familie die sie mit ihrem Blut verband. Wollte sie ihn zurücklassen?

Er würde auskommen, nicht?

Außerdem waren dort immer noch...die Schatten.

Es war eine unbegründete Angst, denn wie sollten sie sie plötzlich finden, obwohl sie es in den vergangen vier Jahren auch nicht getan hatten. Doch andererseits...was wenn sie es taten? Und Hokuro, als letzten Überlebenden des Clans, neben ihr selbst, auch eine Zielscheibe auf den Hals banden.

Was wenn sie sie zu ihm lockte?

Sie wollte nicht die letzte sichere Familie verlieren, die diese Welt ihr schenkte. Nicht ihr letztes Blut, nicht ihre letzte Verwandtschaft, nicht ihren Mentor. Sie–

Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ein dunkelgrüner Seesack vor ihr auf den Boden fiel und den Holzboden ungeduldig zum Erzittern brachte. Sie zuckte erschrocken zusammen, der heiße Tee über ihre Knie laufend und richtete ihren Blick fragend nach oben.

Hokuro stand vor ihr, seine Haltung gerade wie immer, keinerlei Makel, keinerlei Schwächen. Er war wie eine Wand, und doch hatte sie eher das Gefühl er verkörperte eine Säule die sie durch die vergangenen Jahre trug.

"Wofür?" Ihre Stimme klang rau, ob von den Stunden über Stunden die sie in der letzten Woche geschrien hatte, oder all der Körperflüssigkeit die sie durch ihre Heulattacken verlor–sie war sich nicht sicher. Ihr Ton war tiefer, fiel ihr auf. Schwerer, trug nicht die Leichtigkeit, die sie sich angeeignet hatte.

"Du gehst." War das Einzige was er sagte, ehe er sich umdrehte und in dem anliegenden Raum verschwand. Sie weitete geschockt ihre Augen und sprang sofort auf die Füße, ihre Knie protestierend knackend. "Was meinst du mit-"

"Genau das was ich gesagt habe, du gehst. Zurück nach Konoha wo du hergekommen bist." erläuterte er. Ein ebenso waldgrüner Mantel landete auf ihrer Schulter, gepaart mit einem weißen, viel zu großen Shirt, einer weiten Leinenhose und einem dunklen Bauchband, das dieselbe Farbe hatte wie die Nadelbäume der Nara-Wälder. "Zieh dich um, du reist noch heute Morgen ab."

Für einige Sekunden stand sie bewegungslos in der Mitte des Raumes. Das Feuer knisterte weiter an seiner Stelle, der Tee auf ihren nackten Beinen trocknete und die Sonne kroch Zentimeter um Zentimeter über den Horizont. Es war als wäre die Zeit für sie stehen geblieben, ehe sie wie vom Blitz getroffen aufschreckte und die Sachen auf den Boden warf, um ihm zu folgen.

Hokuro war zurück auf dem Engawa, die Augen geschlossen.

Doch auch wenn er seine Augen schloss, konnte Kohana trotzdem sein Herz zwischen ihren Ohren schlagen hören. Reuevoll, stark, hoffend.

"Du–"

"Du hast einen Bruder der auf dich wartet. Freunde die um dich trauern." Seine Augen öffneten sich einen Spalt, und er saugte jede Facette auf, den ihre Präsenz hergab. Die Tränenrinnen die ihr Gesicht so blass und kränklich wirken ließen. Die Zweifel die ihre Stirn falteten. Der Unglaube der an ihren Lippen hing, wie das Blut ihrer Selbstbeherrschung.

Aber er sah auch die Muskeln die unter ihrer Haut Muster des Trainings zeichneten. Die Hornhaut die ihre Hände besetzte und die Schwielen ihrer Narben, die sie ohne Scham offen präsentierte. Ihr Herz schlug stark–traurig vielleicht, reuevoll, aber er wusste, dass ihre Zeit gekommen war. Er hatte seinen Job getan, und nun war es an der Zeit, dass sie ihren eigenen Weg beschritt.

"Ich bin nur ein alter Mann, der schon seit Jahren mit seinem Leben abgeschlossen hat. Aber du hast noch dein ganzes Leben vor dir...verbringe es nicht eingepfercht im Niemandsland. Immerhin war es doch dein Wunsch stark zu werden um zu beschützen, nicht?" fragte er mit einem seichten Lächeln und schloss die Augen erneut.

"Ja, aber ich...ich bin nicht bereit-"

"Wirst du jemals bereit sein?" unterbrach er sieh, sein Unterton scharf wie der Schmerz der durch sein Innerstes schoss.

Sie stockte. Natürlich nicht, aber was wenn sie zusammenbrach? Was wenn ihr alles über den Kopf wuchs und sie niemanden hatte der ihr schnell schlagendes Herz beruhigte? Niemand der sie ausknockte.

"Du verstehst nicht- Ich, was wenn ich keine Luft bekomme und niemand- Du bist nicht da und–" Ihre Hände begannen zu zittern und sie presste sie in einem verzweifelten Versuch sich zu beruhigen ineinander.

"Dann musst du darüber stehen." sagte er trocken, nicht auf ihre Panik eingehend. Kohana spürte etwas in ihrem Inneren aufkochen. "Ich bin sieben–!"

"Wenn du eine Waffe halten kannst, dann kannst du dich auch selbst halten. Dein Alter hat dich noch nie zurückgehalten, also nutze es nicht in einem Moment wie diesem als Ausrede." unterband er sie augenblicklich, sein Ton streng. Ihre Zähne schnappten mit einem lauten Klacken aufeinander und sie presste ihre Lippen zu einer Linie.

Wieso verstand er nicht? Sie wollte ihn nicht zurücklassen und dort draußen...waren so viele Gefahren. Himmelherrgott, sie selbst war eine wandelnde Gefahr! Wie sollte sie jemals Itachi gegenübertreten? Wie sollte sie auf Naruto achtgeben, wenn sie nicht einmal sich selbst unter Kontrolle hatte? Nur ein falscher Gedanke und ihr Atem ging so schnell.

Ihr Herz sprang ihr aus der Brust und sie fühlte sich als müsste sie ihre Lungen auswürgen.

Ihr Magen drehte sich schneller als jegliches Karussell, sie–

"Reiß dich zusammen." Die Worte bohrten sich durch ihr Inneres wie geschmolzener Stahl, und plötzlich blieb das Karussell stehen. Ebenso wie die Welt. Seine Worte hallten durch ihren Kopf wie ein Mantra, dass sie nicht stoppen konnte und setzten sich in ihre Knochen wie ein Parasit.

"Hör auf wegzurennen und stell dich deinen Problemen." zischte er.

"Du bist vielleicht jung, aber nicht dumm. Ich habe dich trainiert, vier lange Jahre lang, habe deinen Geist gestärkt, deinen Körper. Du bist bereit. Das warst du schon immer. Also reiß dich am Riemen und lass dich nicht zurückwerfen von etwas, dass schon lange hinter dir liegt."

Die Grillen beendeten ihr einstudiertes Nachtlied und machten dem fernen Gesang von Vögeln Platz. Mit ihm, trug die Brise den Duft des Herbstes an ihre Nase.

"Niemand hat gesagt das es einfach wird. Shinobi sind immerhin diejenigen die erdulden und bestehen, egal was geschieht."

Doch sie roch es nicht. Ihr Blick erstarrt auf einen unbestimmten Punkt fixiert, den nur sie sehen konnte.

"Kannst du ihren Tod rückgängig machen?" Sie schüttelte zögernd den Kopf.

"Wird deine Sorge irgendetwas an deiner Zukunft ändern?" Wieder ein Kopfschütteln.

"Solange du dich nicht selbst überwindest kannst du nicht wachsen. Etwas verschreckt dich? Bekämpfe es. Du hast Angst? Stell dich. Du hast Panik? Das redest du dir ein, weil du deinen Geist schwächeln lässt. Spürst du den Tee auf deinen Beinen?" Sie zuckte fragend zusammen, ihre Augen auf ihre leicht geröteten Knie fallend. Sie hatte es nicht bemerkt.

"Nein..."

"Siehst du? Dein Geist ist nicht schwach, ansonsten würdest du Schande über deinen Clan bringen. Und ich unterrichte niemanden der eine Schande ist. Meine Schüler sind Krieger die aus ihren Fehlern lernen und sich allem und jedem stellen, der ihnen entgegengeworfen wird. Sie zucken nicht zurück, sie zögern nicht und sie schwächeln nicht. Und wieso?"

Ihr Blick riss sich aus ihrer eigenen Dimension und landete auf seinen starken Augen, die sich in ihr Wesen bohrten. "Weil sie einen starken Geist haben?"

Er lächelte.

"Nein, weil sie keinen Grund dazu haben."

...

"Hast du alles?"

Sie standen am nördlichen Ende des Waldes. Ihr Körper eingehüllt in einen dunklen Umhang, dessen Farbe im Grün ihrer Umgebung unterging, wie ein Jäger in den Schatten. Über ihrer Schulter ruhte der Seesack, gefüllt mit Salben, Kräutern, Verpflegung und einigen Waffen.

"Ich denke schon." flüsterte sie lächelnd. Ihr Gesicht hatte seine natürliche Farbe angenommen, nur die roten Ränder ihrer Augen zeugten von den Qualen der vergangenen Tage. Wochen. Jahre.

Hokuro stand ihr gegenüber, sein Blick starr, seine Haltung stramm, doch sie spürte die Wehmut gegen seine Rippen schlagen. Die Sorge. Die Liebe. Und es zauberte ein warmes Gefühl um die Risse ihrer Seele, die sie hoffte irgendwann mit neuen wundervollen Erinnerungen füllen zu können.

"Das wars dann wohl...hm?" fragte sie zögerlich und spielte mit den Rändern ihres Umhangs. Es wurde allerdings schnell unterbunden, als ihre Arme gegen ihre Brust gedrückt wurden, und gegen seine.

"Pass auf dich auf." murmelte er in ihr Haar, sein Griff auf ihren Körper stark. Er wollte nicht loslassen. Er hatte all diese Dinge gesagt, aber nur weil er es musste. Natürlich würde er sie vermissen, natürlich musste er von Neuem lernen wie es war alleine zu sein ohne einsam zu sein. Natürlich war es nicht einfach ein Kind, auch wenn sie noch so gut trainiert war, auf sich alleine gestellt durchs Land reisen zu lassen.

Doch sie musste gehen.

Um ihren eigenen Weg und vielleicht das Glück zu finden, dass sich seine Enkelin für ihre Tochter gewünscht hätte. Sein Enkelin die so viele Meilen gerannt war, von Waffen durchbohrt und blutüberströmt. Nur um ihr junges Leben zu retten.

Er hoffte er hatte seinen Teil als Urgroßvater erfüllt. Und das ihr seine Lehren irgendwann helfen würden.

"Ich werde dich vermissen." hauchte sie in sein Hemd und schniefte leicht auf, doch keine Tränen verließen ihre Augen. Sie hatte genug geweint.

"Ich dich auch Kleines, ich dich auch." Er lockerte seinen Griff und stoppte, als sie keinerlei Anzeichen zeigte ihren eigenen Klammergriff zu lösen. Mit einem Lächeln und einem liebevollen Kopfschütteln streichelte er ihren Kopf. "Es ist fast Mittag." Die Sonne stand beinahe senkrecht über ihnen. Es war 10, vermutete er.

Mit einem letzten Seufzen löste sie sich von ihm und folgte seinem Blick. "Ja, scheint so."

Eine kurze Stille fiel über sie. Zweifel. Sorge. Angst. Kälte.

Entschlossenheit.

"Du kennst den Weg? Immer dorthin wo die Sonne nie scheint." Sie nickte.

"Versteckt in den Schatten, verborgen vor aller Welt, wird die weiße Blüte blühen-"

"-wie eine Knospe am Himmelszelt." vervollständigte er stolz und drückte einen Kuss auf ihren Schopf.

"Du erinnerst dich." Es war eine Feststellung, die sie nur mit einem Schnauben bestätigen konnte. "Ich vergesse niemals." Nicht freiwillig, fügte sie innerlich an.

Es war nur wenige Monate nach ihrer Ankunft, als sie es entdeckte. Eine Schriftrolle, aufgehangen an einer der Wände. Ihr Ränder waren Grün, verwoben mit goldenem Faden und geziert mit schwarzen und weißen Blüten. Das Pergament war vergilbt, aber nicht unleserlich. Es gab ihr eine antike Aura, die augenblicklich das Interesse in Kohana weckte. Umso mehr der Spruch in seiner Mitte, mit dem sie nichts anfangen konnte.

Versteckt in den Schatten, verborgen vor aller Welt, wird die weiße Blüte blühen wie eine Knospe am Himmelszelt.

"Ah, du hast sie entdeckt." sagte Hokuro amüsiert über ihre Verwunderung und trat neben sie. Sie hob fragend den Blick, nickte allerdings. "Hat es etwas mit unserem Clan zutun?" fragte sie neugierig und ignorierte den Seitenblick den er ihr gab.

"Wie kommst du darauf?" Sie runzelte für einige Momente die Stirn, ein trauriges, aber bewunderndes Funkeln in ihren gemischten Augen. "Meine Mutter. Sie hatte immer eine weiße Lilie im Haar, darauf ist es doch bezogen, oder?"

Eine Emotion die sie nicht deuten konnte legte sich auf seine Züge. Vielleicht Sehnsucht, Erinnerung, ein wenig Schmerz. So vieles und doch nichts. Er durchbrach die Stille erst nach einigen Minuten. Kohana hatte schon aufgegeben, überhaupt eine Antwort zu erhalten und stoppte in ihrer Tätigkeit, den Wasserkrug aufzufüllen.

"Es ist das Motto unseres Clans. Was glaubst du das es bedeutet?" unterbrach er sie und fing ihren Blick mit unverschleierter Neugierde auf. Sie überlegte kurz, ihre Augen ein erneutes Mal über die Worte fliegend.

"Wir brauchen keine zehntausenden Augen die unseren Fortschritt begutachten. Wir warten in den Schatten, wachsen durch das was uns zur Verfügung steht und wissen um unsere Stärke, auch wenn wir für den Rest der Welt nur ein weiter Stern am Himmel sind. Einer von Tausenden?" Er ließ ihre Worte einsinken, verdaute sie wie einen beruhigenden Tee, ehe er nickte. Seine Augen gehüllt in Stolz und einem Hauch von Überraschung. Wer hätte vermutet, dass sie so poetisch veranlagt war.

"Sehr nah. Es geht um deinen Geist." Er tippte ihr sanft auf die Brust, dort wo ihr Herz lag. "Wir brauchen kein Licht, dass uns gedeihen lässt oder Wasser, dass uns mit Nährstoffen füllt. Wir wachsen, ungeachtet der Umstände oder wie karg unsere Umgebung auch sein mag. Denn alles was wir brauchen sind wir selbst und ein starker Geist, um uns bis an die Spitze zu kämpfen, ungeachtet dessen wer sich uns in den Weg stellt. Wir werden dennoch am hellsten Strahlen."

Sie tat es ihm gleich, hüllte den Raum einige Momente in eine nachdenkliche Stille, ehe sie ihren Blick mit einem zufriedenen Lächeln hob.

"Ich denke, ich mag das Motto."

Sie lächelte.

"Mach deine Mutter stolz." sagte Hokuro und strich ihr ein letztes Mal über den Kopf. Vermutlich das letzte Mal für den Rest seines Lebens. Er war froh, dass das Schicksal sie zu ihm geführt hatte. Und auch wenn sich die ganze Welt gegen sie wendete–

"Ich werde für immer stolz auf dich sein, egal was passiert. Vergiss das nicht." Sie nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Hu-hum."

"Und ich werde dir für immer dankbar sein. Für alles. Ich hoffe, dass–" Er unterbrach sie mit einem Kopfschütteln und legte seinen Finger auf die Stelle ihres schwer schlagenden Herzens.

"Ich werde immer bei dir sein, für den Rest deines Lebens–und mit deinen Eltern über dich wachen."

Sie biss sich schmerzlich auf die Lippe, ballte ihr Hände zu Fäusten.

Richtig. Sie hatte einige Leute, die sie stolz machen musste.

Ein Glanz legte sich über ihre Irden, den er nur als Entschlossenheit bestimmen konnte und trat lächelnd einen Schritt zurück. Doch nicht bevor er die Kapuze des Umhangs über ihren Kopf zog, der ihr auffälliges weißes Haar verstecken würde.

"Gute Reise und falls du jemals über einen schusseligen Bergeremiten stolpern solltest-" Sie hatte sich bereits umgedreht und war einige Schritte gelaufen, doch sie stockte, eingefroren in ihren Bewegungen. Erst als er zu ende sprach, traute sie sich wieder zu atmen und unberührt weiterzugehen. "-dann richte ihm aus, dass ein alter Mann nicht vergisst."

Sie nickte. Ein Lächeln, ein Winken.

Und dann...

War sie verschwunden.

____________

Ich erstatte Anzeige gegen Wattpad istg, ich musste ungelogen 60% des Kapitel manuell  Absatz für Absatz entkursiven, weil mich das System hasst idk? Ja jedenfalls...enjoy lol

–Shi out

Continuer la Lecture

Vous Aimerez Aussi

10.4K 553 60
"Kannst du nicht für einen kleinen Moment dein Riesen-Ego abschalten und mir einfach mal zuhören?" - "Könnte ich schon, aber wo wäre denn der Spaß da...
50.7K 2K 95
"Ich bin der böse, Avery. Denk daran. Ich tue, was ich will, ich nehme was ich will, und ich will dich." Avery war die Letzte, die lebte. Er nahm ih...
9.3K 2.2K 24
»οиgοιиg« Es ist ein heißer Sommer und das Ende der 1970er in Korea. Jimins Eltern haben einen Freund der Familie für besagten Sommer aufgenommen, da...
52.2K 2.4K 62
Fortsetzung von Young Love - Jamal Musiala!!! Nachdem Juli und Jamal endlich den selben Nachnamen tragen und die freudigen Nachrichten kennen, geht d...