Captured | Band 1

By theclaramay

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[•Wenn die WAHRHEIT dein TODESURTEIL ist ...•] Clove wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich eine Wächter... More

Vorwort
Prolog
Kapitel 1.1
Kapitel 1.2
Kapitel 2.1
Kapitel 2.2
Kapitel 3.1
Kapitel 3.2
Kapitel 4.1
Kapitel 5.1
Kapitel 5.2
Kapitel 5.3
Kapitel 6
Kapitel 7.1
Kapitel 7.2
Kapitel 8.1
Kapitel 8.2
Kapitel 8.3
Kapitel 9.1
Kapitel 9.2
Kapitel 10.1
Kapitel 10.2
Kapitel 10.3
Kapitel 11.1
Kapitel 11.2
Kapitel 12.1
Kapitel 12.2
Kapitel 12.3
Kapitel 13.1
Kapitel 13.2
Kapitel 13.3
Kapitel 14.1
Kapitel 14.2
Kapitel 14.3
Kapitel 15.1
Kapitel 15.2
Kapitel 15.3
Kapitel 16.1
Kapitel 16.2
Kapitel 16.3
Kapitel 17.1
Kapitel 17.2
Kapitel 17.3
Epilog
Danksagung
Meet the Characters
Band 2

Kapitel 4.2

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By theclaramay

Mir endlich die kalten Tropfen wegwischen zu können, erleichterte mich. Die Muskeln in meinem Gesicht verkrampften sich schon, weil ich die ganze Zeit über die Augen zusammengekniffen hatte, um etwas durch das Wasser hindurch erkennen zu können, welches mir so gnadenlos ins Gesicht getropft war. Ich rang mit der nassen Jacke darum, sie endlich auszuziehen und wrang sie aus, als ich mich endlich von ihr freigekämpft hatte. Das Wasser klatschte auf den Boden und das Geräusch wurde von den Wänden des hohen Turms wiedergegeben.

Der Betonklotz war leergeräumt worden. Der Zonenschutz bestand zwar aus Wächtern, die vom Militär auf diese Posten verteilt wurden, - Maddox sagte immer, der Zonenschutz bestehe aus Idioten, denen man nur Waffen in die Hand drückte, weil sie für eine andere Arbeit nichts taugten, aber immerhin die Befehle befolgten und die Ordnung in den Zonen aufrechterhielten - doch waren sie keinesfalls gleichrangig, mit den Wächtern der Schutzeinheit von Circle.

Der Zonenschutz erhielt von der Regierung nicht annähernd so viel finanzielle und materielle Unterstützung, wie die zwei Hauptposten des Militärs (Katastrophenteam und Schutzeinheit) und so wurden die Dinge, die noch funktionierten aus dem Turm geräumt und in anderen Arealen weiter genutzt.

Der Zonenschutz war den Bürgern des dritten und vierten Rings also gar nicht so unähnlich, das wusste jeder. Sie hungerten auf gewisse Weise ebenso wie wir; zwar nach Materialien, aber sie hungerten. Akzeptieren wollten diese Wächter es trotzdem nicht. Aber das war nicht mein Problem. Solange sie mich und meine Familie in Ruhe ließen, konnten sie sich gern wie Könige aufspielen. Sollten sie sich doch selbst belügen.

Ich legte meine Jacke auf den Boden, setzte mich drauf, lehnte mich an die kalte Wand und starrte an die hohe Decke. Wäre ich doch lieber umgekehrt und hätte noch einen Tag mit dem Training gewartet. Doch ich wusste, wie schnell sich die Kondition verschlechtern konnte.

Vor ein paar Jahren hatte mich heftiges Fieber mehrere Tage ans Bett gefesselt. Die Zeit, die ich damals mit Liegen verbringen musste, hatte mir mein Körper übelgenommen und der erste Lauf nach meiner Genesung, war für mich überaus anstrengend und kräftezehrend gewesen. Das Nichtstun konnte meine Chancen auf den Wächterjob so schnell zu Fall bringen, dass ich mich nicht traute, das Training noch länger auszusetzen. Vor allem jetzt nicht, wo es doch nur noch vier Tage bis zur Prüfung waren. Es war schon schlimm genug, dass mir mein Arm bereits einige Minuspunkte einbrachte, weil er nicht richtig einsatzfähig war. Doch ich klammerte mich nach wie vor an die Hoffnung, dass sich das bis zum Test noch ändern würde.

Ich sah auf die Uhr und merkte mit Bedauern, dass die Sonne in weniger als einer Stunde aufgehen würde und auch, wenn sie hinter den Wolken verborgen blieb, würde das innere Uhrwerk meiner Mutter sie rechtzeitig zum gewohnten Zeitpunkt wecken. Dann wäre es aus mit meinen Freiheiten.

Weil mich plötzlich eine kribbelnde Unruhe überkam und ich nicht weiterhin herumsitzen wollte, stand ich auf und ging die Metallstufen der Treppe hoch, die sich an der Wand entlang zu einer erhöhten Plattform schlängelte. Ein schmaler Streifen war im Beton ausgelassen worden und bildete eine Schießscharte, durch die ich nun neugierig hindurchblickte.

Ich war noch nie in diesem Wachturm gewesen, denn mit meinen zehn Jahren, als ich in der vierten Zone angekommen war, hatte ich mich nicht allein hier hineingetraut.

Die Scharte bot keinen schönen Ausblick. Durch die Kuppel, deren Existenz sich ab und an durch ein leichtes Flimmern offenbarte, konnte man einen kleinen Teil der fünften Zone erkennen. Der Wald auf der sicheren Seite der Mauer - unserer Seite - erstreckte sich noch ein paar hundert Meter weit in den äußersten Ring, verlief sich dann aber in der Ebene. Das satte und gesund wirkende Grün bildete einen krassen Kontrast zu dem hässlichen Grau-Braun des Ödlands, was Leid und Gnadenlosigkeit verheißen ließ.

Obwohl dieser Ausblick so karg und reizlos erschien, hoffte ich, es selbst einmal betreten und alles von Nahem betrachten zu können, vorausgesetzt ich bestand die Prüfung und wurde der Schutzeinheit von Circle zugeteilt.

Ab und an konnte man zusammengefallene Ruinen entdecken, die wohl früher einmal Häuser gewesen waren. Doch hauptsächlich war der Blick vom Nebel verdeckt, der trügerisch still vor sich hinwaberte, jedoch seine tödlichen Finger nach jedem austreckte, der es wagte mit ihm in Berührung zu kommen. Selbst der Regen vertrieb ihn nicht. Er verschwand genauso darin wie die vom Krieg zerbombten Gebäude.

Wie um diese schaurige Szenerie zu untermalen, ertönte über mir das dumpfe Scheppern des Donners, der den Turm ein wenig erzittern ließ. Unmittelbar darauf zuckte ein Blitz über den Himmel. Das Unwetter musste nun direkt über mir sein. Es war wohl besser, wenn ich die Plattform verließ. Wer weiß, wie stabil die Konstruktion nach all den Jahren noch war. Ich warf noch einen letzten Blick durch die Schießscharte auf das leblose Land, dann machte ich mich daran, die Treppe wieder hinabzusteigen.

Kaum war ich die ersten Stufen nach unten gegangen, als der Donner erneut den Beton erzittern ließ, dann ertönte plötzlich ein ohrenbetäubender Knall und über mir barst etwas mit solch einem Krach, dass mir zuerst der Gedanke kam, eine Bombe wäre ganz in der Nähe explodiert. Bei der zweiten Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass irgendwo der Blitz eingeschlagen sein musste.

Der Boden unter mir bebte plötzlich und riss mich von den Füßen. Ich griff nach dem Eisengeländer, um mich vor dem Sturz zu schützen, doch ich fasste ins Leere und fiel nach vorn. Als mein Körper auf den Stufen aufschlug, setzte gleich darauf ein pochender Schmerz ein. Die Kanten der Metalltreppe gruben sich in meine Haut, während ich wie ein nasser Sack die Stufen runterrollte. Ich schlug auf dem Absatz auf und fiel gegen die Betonwand.

Benommen rappelte ich mich auf und stützte mich keuchend auf die Hände. Ein Blick auf meinen rechten Oberarm verriet mir, dass die Wunde erneut angefangen hatte zu bluten. Doch mir blieb nicht viel Zeit, um darüber zu fluchen, denn von draußen ertönte ein lautes Knacken, als hätte jemand einen riesigen Stock langsam entzweigebrochen. Ich kannte das Geräusch.

Ein paar Mal hatte ich mit Cori aus sicherer Entfernung beobachtet, wie in unserem Wald Bäume gefällt wurden. Die Holzarbeiter kamen aus Zone Drei, holten sich hier das Material und transportieren es zur Weiterverarbeitung in ihren Ring. Cori sagte immer, ihn beruhige das Knacken, wenn der Baum zur Seite stürzte. Doch mich wühlte es innerlich auf. Für mich klang es wie das Bersten von Knochen, jedenfalls stellte ich es mir so vor, und jedes Mal richteten sich mir die Nackenhaare auf.

Genau dieses Geräusch drang von der gefährlichen Seite der Mauer durch den Schlitz im Beton zu mir. Ich spürte, dass gleich etwas Schlimmes passieren würde und nur einen Wimpernschlag später krachte etwas Schweres auf den Turm.

Das Beben versetzte mir das nötige Adrenalin, um hastig aufzustehen und schnell die letzten Stufen hinab zum sicheren Boden zu laufen. Über mir zogen sich Risse durch den Beton, die immer größer wurden und sich zu einem großen Loch entwickelten. Meine Augen weiteten sich panisch, als ich sah, wie ein dicker Stamm über dem Turm lag und die Kuppel unkontrolliert aufflackerte.

Fast im gleichen Augenblick starteten Sirenen ihr panisches Geschrei. Sie gingen eigentlich nur einmal im Jahr an. Nämlich nur dann, wenn die obligatorische Katastrophenübung anstand, um das Gedächtnis der Bürger von Circle aufzufrischen, wie sie sich in solch einem Fall zu verhalten hatten. Die bekannte blecherne Frauenstimme betete bei diesen Übungen immer alle möglichen Gefahren herbei, doch nun hörte ich etwas komplett Neues, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: »Achtung, Achtung! Filtermembran beschädigt! Zone Vier, südlicher Quartalsübergang. Katastrophenteam ist unterwegs! Alle Bürger haben sich in ihre Schutzräume zu begeben und Ruhe zu bewahren! Dies ist keine Übung!« Sie wiederholte sich immer und immer wieder.

Ich bekam nur am Rande mit, wie ich aufstand und den Turm verließ. Wie ich in den Regen hineinlief, der sich seinen Weg durch die Blätter bahnte. Die Hälfte meiner Gedanken beschränkten sich nur darauf, so schnell wie möglich von hier wegzukommen, während die andere Hälfte versuchte den Satz zu verarbeiten, der von der Warnanlage immer noch durch ganz Circle tönte.

Wenn die Kuppel beschädigt war, dann war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Nebel sich seinen Weg durch die Risse und das große Loch an dem Dach des Turmes bahnte. Der Nebel fand immer einen Weg, ohne Maske war man ihm hilflos ausgeliefert. Zudem hätte ich ein riesiges Problem, wenn mich die Wächter vom Katastrophenteam hier finden sollten, denn ich hatte mit dem Betreten des Areals gegen das Gesetz verstoßen.

Ich rannte los, so schnell ich konnte, zurück nach Hause, wo im Garten eine Klappe wartete, die in unseren Schutzraum führte und wo ich sicher war.

Meine Beine überschlugen sich fast, mein Arm brannte, ich spürte, wie das Blut auf meiner Haut hinablief und sich mit dem Regen vermischte, doch ich blieb nicht stehen. Hektisch brach ich zwischen den Reihen der Bäume hervor. Gleich würde ich es geschafft haben. Als ich in den Himmel blickte, sah ich von weitem, wie sich die Drohnen näherten, die die Wächter des Katastrophenteams transportierten, sowie die nötigen Mittel, um das Loch der Kuppel wieder zu schließen. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass sie mich nicht sehen würden, lief ich noch viel schneller und kam keuchend an unserer Hütte an. Ich hetzte durch die Tür ins Innere und fand unser Haus leer vor.

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