Captured | Band 1

By theclaramay

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[•Wenn die WAHRHEIT dein TODESURTEIL ist ...•] Clove wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich eine Wächter... More

Vorwort
Prolog
Kapitel 1.1
Kapitel 1.2
Kapitel 2.1
Kapitel 2.2
Kapitel 3.2
Kapitel 4.1
Kapitel 4.2
Kapitel 5.1
Kapitel 5.2
Kapitel 5.3
Kapitel 6
Kapitel 7.1
Kapitel 7.2
Kapitel 8.1
Kapitel 8.2
Kapitel 8.3
Kapitel 9.1
Kapitel 9.2
Kapitel 10.1
Kapitel 10.2
Kapitel 10.3
Kapitel 11.1
Kapitel 11.2
Kapitel 12.1
Kapitel 12.2
Kapitel 12.3
Kapitel 13.1
Kapitel 13.2
Kapitel 13.3
Kapitel 14.1
Kapitel 14.2
Kapitel 14.3
Kapitel 15.1
Kapitel 15.2
Kapitel 15.3
Kapitel 16.1
Kapitel 16.2
Kapitel 16.3
Kapitel 17.1
Kapitel 17.2
Kapitel 17.3
Epilog
Danksagung
Meet the Characters
Band 2

Kapitel 3.1

306 39 28
By theclaramay

┎ ┅ ╍ ┒
»Den Bewohnern der Stadt Circle ist
es nicht erlaubt, die Mauer zu
überqueren und die fünfte
Zone zu betreten.
Der Versuch, sei er erfolgreich
oder nicht, wird als Verrat gegen-
über der Stadt Circle und ihren
Bewohnern angesehen und mit
dem Tod geahndet. Das Gericht
verzichtet bei solch einer
Missachtung des Gesetzes
auf eine Anhörung der
Gründe des Verräters.«

–   aus dem Gesetz von Circle
zur Garantie des Friedens
┖ ╍ ┅ ┚

Der Versuch, mich an meiner Mutter vorbeizuschleichen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Erst quietschte die Tür, dann knarzten die Dielen des Holzbodens und zu allem Überfluss blieb ich auch noch mit der Jacke am Stuhl hängen, der ein protestierendes Krachen von sich gab, als er umfiel. Schnell stellte ich ihn wieder auf. Augenblicklich schob sich der Kopf meiner Mutter in den Rahmen der Küchentür.

»Clove!«, rief sie freudig und stürmte auf mich zu. Sie zog mich in eine liebevolle Umarmung und traf dabei ausgerechnet meine Wunde. Ich kniff die Augen zusammen und biss mir auf die Wange, um nicht laut loszuschreien. Sanft drückte ich sie von mir.

»Hi, Mum«, erwiderte ich ein wenig atemlos. Sofort trat ein alarmierter Ausdruck auf ihr Gesicht und ihr Blick scannte mich. Er blieb an der Jacke hängen, die ich trug. Maddox hatte mir eine von seinen gegeben, da er der Meinung gewesen war, ein abgerissener Ärmel würde meine Mutter noch schneller darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte ihm lachend zugestimmt.

»Irgendetwas ist anders«, sagte sie nachdenklich. »Ist was passiert?«

Ich schüttelte den Kopf und versuchte so unbedarft auszusehen, wie ich konnte. »Wir haben zwei Rehe gefangen. Maddox wollte mir unbedingt noch zeigen, wie man sie häutet«, erklärte ich, schob mich schnell an ihr vorbei und ging in die Küche, um mir die Hände zu waschen.

»Die Jacke ...«, murmelte Mum, ohne mir anscheinend richtig zugehört zu haben, woraufhin ich mich versteifte. Verdammt, das ging schnell. »Die Jacke, wo hast du die her?«

Ich verfluchte innerlich ihren Adlerblick. Langsam drehte ich mich zu ihr.

»Hm?«, machte ich, obwohl ich sie ganz genau verstanden hatte.

»Clove, wo hast du die Jacke her?« Ihre Stimme hatte eine Schärfe, die mich zurückzucken ließ und mir das Gefühl gab, jede Lüge auf zehn Meter Entfernung bei Gegenwind riechen zu können.

»Von Maddox ...« Es ärgerte mich, dass meine Antwort eher nach einer unsicheren Frage klang als nach der selbstbewussten Wahrheit, die sie eigentlich darstellen sollte.

Meine Mum kniff die Augen zusammen. »Ich weiß, wenn du lügst! Woher hast du die Jacke?«, sagte sie noch nachdrücklicher. »Ich frage dich nicht noch einmal!«

»Von Maddox!«, antwortete ich, dieses Mal aber deutlich entschiedener. Genau genommen log ich nicht, ich verschwieg nur ein paar sehr wichtige Details.

»Irgendetwas stimmt nicht. Sag mir, was es ist. Ich finde es sowieso heraus!« Sie ließ einfach nicht locker.

Ich überlegte einen Moment, ob ich dieses Spiel noch weiter betreiben sollte, doch ich wusste genau, dass ich früher oder später diejenige war, die einknickte. Ergeben atmete ich aus und ließ die Schultern sinken, die ich angestrengt gestrafft hatte, um meiner Mum den Eindruck zu vermitteln, dass alles in bester Ordnung war.

Erschöpft lief ich zum Esstisch und fiel auf den Stuhl. Mit Zeigefinger und Daumen rieb ich mir über die Augen. Dann würde ich mal die Bombe platzen lassen. »Ich wurde angeschossen.«

»Was?« Die Stimme meiner Mutter wechselte eine Oktave höher.

»Schon gut, es ist nur ein Streifschuss. Maddox hat die Wunde schon behandelt«, versuchte ich, sie zu beruhigen, doch ich merkte schnell, dass ich es eigentlich nur schlimmer machte.

»Ich werde ihn umbringen!«, polterte Mum und machte Anstalten, zur Tür zu laufen, Maddox sofort aufzusuchen und mit seinem eigenen Gewehr zu erschießen. Ich hielt sie zurück.

»Nein, Mum, er kann nichts dafür! Ein anderer Jäger war schuld.«

»Mir egal, dann bringe ich eben den um!«

Sie versuchte, sich gegen meinen Griff zu wehren und da ich mich immer noch ziemlich schwach fühlte, fiel es mir zunehmend schwer, sie festzuhalten. »Mum, es war ein Versehen. Er hat mich für ein Reh gehalten!«

»Für ein Reh?« Die Stimme meiner Mutter jammerte in den obersten Tonhöhen herum und drohte, sich jeden Moment zu überschlagen. »Ich rufe den Zonenschutz!«

Sie wechselte augenblicklich in die andere Richtung, wodurch ich fast vom Stuhl kippte. Ich fing mich im letzten Moment mit der gesunden Hand ab, bevor ich mit dem Gesicht voran auf dem Boden landete. Während ich mich umständlich zurück nach oben schob und schließlich aufsprang, machte meine Mum sich bereits daran, wütende Worte auf ein Blatt Papier zu kritzeln, um es mit der Rohrpost an den Zonenschutz zu schicken.

Als ich sie erreichte, riss ich ihr den Stift aus der Hand. »Mum! Hör endlich auf!«, rief ich aufgebracht und zwang sie dazu, mich endlich anzusehen und zuzuhören. »Es war ein Streifschuss und ist praktisch nur ein Kratzer!« Energisch drückte ich sie auf einen Stuhl hinter ihr und setzte mich dann vor sie.

Langsam hob ich meinen Arm aus dem viel zu weiten Ärmel und versuchte dabei keine Miene zu verziehen. Sie musste ja nicht wissen, wie sehr es eigentlich schmerzte. Ich drehte mich so, dass sie einen guten Blick auf meine rechte Schulter hatte. »Siehst du, es ist gar nicht schlimm!«, log ich und ließ sie argwöhnisch näher rücken, um den Verband begutachten zu können.

Skeptisch sah sie zwischen mir und der Verletzung hin und her. »Und das beeinträchtigt dich auch nicht beim Training?« Sie klang deutlich ruhiger.

»Nein«, sagte ich knapp, denn jedes weitere Wort hätte mich verraten. Meine Mutter anzulügen, machte mir keinen Spaß, doch ihr die Wahrheit zu sagen, würde sie nur unnötig aufregen. Sie würde wieder losgehen wollen, um irgendwelche Leute zur Verantwortung zu ziehen.

Bis zur Eignungsprüfung wäre die Wunde sicher wieder verheilt – jedenfalls redete ich mir das erfolgreich ein.

Ein dumpfes Flopp hinter uns kündigte einen neuen Brief an. Sie erhob sich widerwillig und lief zu dem Rohr, dessen Ende aus dem Boden herausragte. Sie öffnete die Aluminiumklappe und nahm die Kapsel heraus, in der das Papier verstaut war. Seufzend zog sie es hervor, rollte es auseinander und überflog die wohl sehr kurze Notiz, denn sie reichte sie mir sofort weiter. Verwundert nahm ich ihr das Papier ab und erkannte augenblicklich die Handschrift von Maddox. In krakeligen Worten stand auf dem vergilbten Zettel geschrieben:

Fiona,

deine Tochter war mir heute eine große Hilfe bei der Jagd und der Verarbeitung unserer Beute. Das Fleisch bringt uns sicher viel Geld ein. Schick mir doch morgen bitte Clove vorbei, damit sie sich ihren reichlich verdienten Gewinn abholen kann.

- Maddox

Maddox hatte es anscheinend gut gemeint und meine Lügengeschichte mit Fakten hinterlegen wollen, doch die Nachricht kam zu spät.

Ich blickte hoch und beobachtete meine Mum eine ganze Weile dabei, wie sie unruhig auf- und abtigerte. Immer wieder murmelte sie etwas Unverständliches und nur teilweise hörte ich Satzfetzen wie »vielleicht Folgen« und »Entzündungen« heraus.

»Mum, könntest du dich bitte hinsetzen? Du machst mich nervös ...« Ich hielt mir ein wenig benommen den Kopf, in dem jemand angefangen hatte, mit einem Gummihammer gegen die Schädeldecke zu schlagen.

»Du wirst doch bestimmt einen Nachteil in der Prüfung haben, wenn du deinen Arm nicht richtig bewegen kannst. Vielleicht könntest du noch ein Jahr warten? Du musst doch erst wieder richtig gesund werden!«

»Dir wäre es doch am liebsten, wenn ich überhaupt nicht mehr teilnehmen könnte«, brach es aus mir heraus und ich war selbst überrascht, wo auf einmal diese Verbitterung in meiner Stimme herkam. Das ließ auch Mum innehalten.

»Wie kommst du denn darauf?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich trotzig an.

»Du warst von Anfang an dagegen, dass ich zu den Wächtern gehe!« Ebenso stur behielt ich meinen Tonfall bei, vor allem, weil ich nicht zugeben wollte, dass mein gereiztes Verhalten vielleicht nicht ganz gerechtfertigt war.

»Das stimmt nicht!« Sie klang verletzt.

»Und warum fragst du mich immer wieder, ob ich mir auch wirklich sicher bin? Wächterin zu werden, ist mein größter Traum und du weißt das. Würdest du ihn teilen, würdest du nicht ständig versuchen, mich dazu zu bewegen, meine Meinung zu ändern!«

Ich hätte erwartet, dass sie mich ebenso anschreit, schweigt oder wütend den Raum verlässt. Doch dass sie mit Weinen anfing, kam für mich sehr überraschend.

Meine Augenbrauen bewegten sich verständnislos aufeinander zu. Am liebsten würde ich sie fragen, was der Grund für ihren emotionalen Ausbruch war, doch ich blieb still und gab ihr die Zeit.

»Ich frage dich immer wieder, weil ich möchte, dass du dir vollkommen sicher bist. Als Wächterin verschreibst du dein Leben der Regierung. Und ich habe gesehen, dass sie nicht viel auf dein Leben geben, wenn es hart auf hart kommt. Dein Dad hat das auch verstanden - da war es aber schon zu spät. Ich will dich nicht auch verlieren müssen. Also entschuldige, dass ich dich nicht voller Freude in die Reihen des Militärs stoße!«

Das Haus lag auf einmal völlig ruhig da, nur mein heftiges Atmen und die vereinzelten Schluchzer meiner Mutter durchbrachen die Stille. Ich hielt es nicht länger aus, ließ meine wütende Maske fallen und umarmte sie. Es brach mir das Herz, sie so zu sehen. Aus dieser Perspektive hatte ich die ganze Sache noch nicht betrachtet, doch warum sie den Wächtern so abgeneigt war, verstand ich nicht. Schließlich schützten sie unsere Stadt vor den Rebellen, die sich im äußersten Ring aufhielten und unsere Sicherheit schon seit Jahren bedrohten.

»Es tut mir leid, Mama«, nuschelte ich in ihre Haare und vergrub mein Gesicht an ihrem Hals. Ich hasste es, mit ihr zu streiten und außerdem war ich viel zu erschöpft, um diese Diskussion fortzuführen.

Meine Umarmung schien sie zu beruhigen, denn sie erwiderte sie fest. »Ich weiß, dass dir diese Sache wichtig ist. Aber ich lebe nun mal schon ein paar Jahre länger in dieser Welt und sie ist nicht gerecht und erst recht nicht sicher. Die Dinge sind meistens anders, als sie scheinen und ich möchte nur, dass du lernst, hinter die Fassade zu schauen, bevor du Schlussfolgerungen triffst.«

Ich nickte, weil der Kloß, der sich in meinem Hals bildete, mir die Kehle zuschnürte.

»Du hast recht«, krächzte ich nach einer Weile und löste mich von ihr. Mum schniefte laut und wischte sich die Tränen von den Wangen.

»Ich liebe dich, Clove. Mehr als alles andere«, sagte sie leise und trieb damit nun auch mir die Tränen in die Augen.

»Aber mich liebst du doch auch, oder?« Cori stand mit großen Augen hinter uns.

Anscheinend hatte er sich ins Haus geschlichen, während meine Mutter und ich wie zwei emotionale Wracks in unserer Unterhaltung versunken waren. Schnell legte sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich drängte die Tränen zurück. Cori musste nicht sehen, was zwischen uns vorgefallen war, das würde ihn nur ebenso traurig machen. Ich hob ihn hoch und wirbelte ihn herum.

»Aber natürlich, mein kleiner Fuchs. Dich lieben wir beide am allermeisten!«, versicherte ich ihm, warf ihn dann ein kleines Stück hoch in die Luft und fing ihn wieder auf.

Er legte seine dünnen Arme um mich und drückte mich an sich. »Ich habe euch auch lieb!«

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