Eyes of Death [Naruto Fanfikt...

By xShiraXx

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Ein einziger Blick und deine Zeit ist abgelaufen, willst du es riskieren? [OC x Itachi] More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15 - Obito
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 24
KEIN KAPITEL
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
KEIN KAPITEL
Kapitel 54

Kapitel 23

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By xShiraXx

Es begann alles in einer unscheinbaren Nacht, in der sie genauso wenig schlafen konnte, wie die letzten zuvor auch schon.

Es wurde beinahe zur Routine, dass sie nach einigen Stunden des Dösens aufstand, sich eine Kerze anzündete und begann sich zu stretchen. Danach setzte sie sich an ihren kleinen Schreibtisch und schrieb einmal alle Kanji die sie zum Versiegeln brauchte in Perfektion nieder. Dasselbe wiederholte sie mit Augenbinde. Und danach machte sie sich daran entweder ein weiteres Buch zu lesen oder die Siegel zu entschlüsseln, die ihr Vater ihr am Vortag aufmalen würde.

Wie sie sagte, es war eine unscheinbare Nacht. Langweilig, eintönig, routiniert.

Ihr Blick glitt nachdenklich aus dem Fenster.

Das Einzige was sich unterschied, war die Tatsache, dass sie für die nächsten 3 Tage bei den Uchihas einquartiert wurde. Laut ihrem Vater rückte der Geburtstermin immer näher und ihre Mutter wurde in ein Versteck gebracht, von dem nur der engste Kreis wusste. Und da sie sie nicht allein lassen wollten, hatten sich die Uchihas ohne große Widersprüche oder Fragen bereiterklärt ihr wieder einmal ein Dach über dem Kopf zu gewähren.

Sie wusste wirklich nicht wie sie ihnen das ganze jemals zurückzahlen sollte. Aber andererseits würde Mikoto sie vermutlich ohrfeigen, wenn sie ihre Bedenken äußerte.

Mit einem Kopfschütteln setzte sie sich auf den Fensterrahmen des einzigen Fensters in dem Zimmer in dem sie sich befand. Es war nicht zu groß und nicht zu klein, derselbe Raum in dem sie schon damals immer übernachtet hatte. Es war nicht viel mehr als ein Bett, ein kleiner Schreibtisch und ein ebenso kleiner Schrank, doch Kohana war nicht gerade für ihre hohen materiellen Ansprüche bekannt.

Sie konnte schlafen, sie konnte aus dem Fenster sehen und sie hatte eine kleine Kerze zum lesen, mehr brauchte sie wirklich nicht.

Und mehr tat sie auch nicht. In ihren Händen lag erneut das Buch über Eulen, dass sie schon vor einigen Wochen begonnen hatte zu lesen, und zu dessen Ende sie aufgrund einiger gewisser Umstände über die sie garnicht erst nachdenken wollte, leider noch nicht vorgestoßen war. Eine Tragödie, wenn man sie fragte. Noch nie hatte sie länger als zwei Tage für ein Buch benötigt─wenn es besonders dick war, vielleicht drei. Aber das war das Maximum.

Ein Seufzen entfuhr ihren Lippen, als ihre Augen zu dem leuchtenden Vollmond wanderten der heute Nacht ganz Konoha in einen tagähnlichen Zustand versetzte. Konohagakure war in ihren Augen ein wunderschönes Dorf. Tagsüber versprühte es Wärme und Frieden, und auch wenn die Nächte kalt und dunkel sein konnten, sorgten die umringenden Wälder doch für eine Atmosphäre der sich niemand zu entziehen vermochte. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Ja, sie war unheimlich glücklich, dass sie diesen Ort ihr Zuhause nennen durfte.

So wundervoll, so friedlich. Es war als könne nichts und niemand die unüberwindbaren Mauern des Dorfes auch nur ankratzen.

Ihr Blick schweifte über die strahlenden Dächer, die Bäume die natürlich aus dem Boden schossen wie Gras auf einer hellen Lichtung und schließlich die Köpfe der Hokage, die über diesen Ort wachten. Sie konnte jedes Detail erkennen, sogar den Schatten ihres persönlichen ANBU, auch wenn er wirklich sein bestes versuchte, um nicht aufzufallen. Sie winkte, ohne ihre Augen vom Kopf ihres Vaters abzuwenden in seine Richtung, traute sie sich doch nicht ihre Augen direkt auf ihn zu richten.

Es war schon riskant genug die Augenbinde hier überhaupt abzunehmen. Doch irgendetwas sagte ihr, dass diese Nacht eine besondere Nacht werden würde. Sie wusste nicht weshalb, wer weiß, vielleicht würde ihr kleiner Babybruder seinen Geburtstag am 10. Oktober feiern. Ein ironisches Datum.

Oder vielleicht würde Itachi sie mitten in der Nacht überfallen und sie würden den gesamten Tomatenvorrat der Uchihas plündern, sie war sich noch uneinig. Doch irgendetwas dazwischen würde sicherlich geschehen. Der Gedanke amüsierte sie vermutlich mehr als er sollte, nicht zuletzt wenn sie sich an die Nacht zurückerinnerte in der es tatsächlich geschehen war. Wer hätte erwartet das Itachi eine Person war die zur Schlafenszeit noch solche ungehorsamen Dinge tat.

Ein Schmunzeln zierte ihr Gesicht, als sie ihre Augen wieder auf die Zeilen ihres Buches fallen ließ. Oder zumindest wollte sie das.

Doch das Buch das in ihren Händen ruhen sollte, lag schon längst auf dem Boden, ebenso wie sie selbst, am anderen Ende des Zimmers. Das Fenster vor dem sie gesessen hatte war von einer Druckwelle, die sie nicht annähernd registriert hatte, ergriffen und zersplittert worden und sie spürte einige Scherben die sich schmerzhaft in ihr Gesicht bohrten. Auch der Rest ihres Körpers schmerzte von dem plötzlichen Aufprall und ihr Kopf war wie gelähmt.

Es dauerte einige Momente.

Eine Sekunde, zwei.

Erst dann verklang das laute Piepen in ihren Ohren, die Blase des Schockes die sich um sie gelegt hatte platzte und das pure Chaos, dass sich innerhalb weniger Momente über Konoha verbreitete, erreichte ihre Rezeptoren.

Schreie drangen an ihre alarmierten Ohren. So laut, dass sie sich panisch die Ohren zuhielt, auch wenn es ihr Klagen kaum dämpfte.

Lichter erloschen und wurden von leckenden Flammen ersetzt, die ihre Erbarmungslosigkeit an den Wehrlosen ausließen.

Es fühlte sich an wie an dem Tag, als ihr eigenes Dorf in Flammen aufging.

Eine Mischung aus emotionalem Tsunami und physischer Überreizung überrollte sie innerhalb weniger Sekunden, und durch ihre Panik hindurch, schaffte sie es gerade noch so ihre Augenbinde mehr schlecht als recht überzuziehen, bevor die Tür zu ihrem Zimmer aufflog.

"KOHANA! GEHT ES DIR GUT?!" Sie versuchte zu antworten, doch kein Wort verließ ihre zitternden Lippen.

Sie versuchte zu atmen, doch nur ein Keuchen kroch hervor.

Ihre Kehle fühlte sich wie aus dem Nichts an als würde sie von innen zugeschnürt werden und sie rang versucht gleichmäßig nach Luft, die immer und immer knapper zu werden schien.

"WO- Da bist du ja!" Mikoto, glaubte die Weißhaarige jedenfalls, hockte sich neben sie und trug sie so schnell es ging zum hinteren Teil der Residenz, wo die anderen schon warteten. Sie waren unversehrt, nur das klägliche Schreien Sasukes ließ darauf schließen, dass dies hier tatsächlich die Realität war. Und nicht nur ein böser Traum, wie sie es sich oftmals in der Zukunft gewünscht hatte.

"Was passiert hier, Mutter?" Itachi, es war Itachi, richtig?

Ohne es aktiv zu bemerken klammerte sich Kohana an Itachis Arm, der das Ganze mit einem besorgten Blick abtat. Sie sah bedenkenswert aus, ihre Arme und Beine wiesen rote Druckstellen auf, und ihr Gesicht und ihre Vorderarme waren geziert von kleinen Scherben, die Blutgerinsel auf ihrer ohnehin schon blassen Haut hinterließen. Er musste sich definitiv darum kümmern.

Fugaku und Mikoto tauschten einen vielsagenden Blick aus.

"Itachi, bleib du mit Sasuke und Kohana hier. Verlasst auf keinen Fall das Gelände, solange ihr euch hier befindet solltet ihr sicher sein." wies das Oberhaupt des Uchiha-Clans an und schnallte sich eine Kunaitasche um das rechte Bein.

"Was auch immer geschieht, bleibt hier bis ein Notfalltrupp eintrifft und euch in die Schutzbunker begleitet, versprich es mir. Es ist zu gefährlich dort draußen." fuhr Mikoto fort und drückte ihren Söhnen einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Itachi nickte ihr ruhig zu und sah dabei zu wie die beiden innerhalb weniger Millisekunden aus seinem Sichtfeld verschwanden.

Mit besorgtem Blick wiegte er Sasuke hin und her und flüsterte ihm beruhigende Worte zu, bis er sein Schreien endlich einstellte. "Shhhhh, keine Sorge Sasuke. Dein großer Bruder wird immer auf dich aufpassen." Er legte ihm seinen Mittel- und Zeigefinger auf die Stirn, so wie es Kohana bei ihm immer getan hatte, seitdem sie sich kennenlernten. Es hatte sich als ein Universalheilmittel herausgestellt, dass Sasuke immer zu beruhigen schien, egal wie laut er auch schrie, und in diesem Moment war Itachi unendlich dankbar dafür.

Doch was ihn umso mehr besorgte war besagte Fuyumi.

Ihr Mund war zu einer festen Linie gepresst und ihre Hände waren inzwischen zu ihren Haaren gewandert.

Unter ihrem Atem hauchte sie kaum vernehmbare Dinge, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagten.

"Kurama-sama, nein, nein, bitte. Du bist frei?! Wieso? Es ist passiert, wieso ist es passiert?!" Ihr Atem wurde schneller, als ein ohrenbetäubender Schrei durch die Nacht hallte.

Kein menschlicher Schrei, nein.

Es war der Schrei eines Monsters, dass in der gesamten Welt gefürchtet war.

Der, des neunschwänzigen Fuchses. Und Kohana wusste genau was das bedeutete.

Auch wenn die Erkenntnis länger dauerte, war sie nicht weniger furchteinflößend.

Ihre Gedanken waren gehüllt in die pure, ätzende Furcht der Menschen, die sie von allen Seiten erreichte. Von Herzen die eines nach dem anderen aufhörten zu schlagen. Von den Schreien der Opfer die unter einstürzenden Gebäuden, Bäumen und Habseligkeiten eingeklemmt wurden. So viele, so unendlich viele.

Doch sie konnte sie nicht abstellen, sie drängten sich immer wieder in ihren Kopf und nahmen ihren gesamten Körper ein. Wie erstarrt stand sie auf der heilen Seite der Uchiha-Residenz, die nicht von der Druckwelle erwischt wurde und versuchte schlichtweg Luft zu bekommen.

Aber es schien ihr als wäre jeglicher Sauerstoff aus ihrer Umgebung entwichen.

Sie keuchte und röchelte und sank schnappatmend zu Boden, doch sie konnte nicht atmen.

Die Angst um ihre Eltern krallte sich ebenso unvorbereitet um ihr Herz, wie sie das Chakra ihres Vaters aufblitzen spürte.

Und plötzlich war es als würde die Zeit von einem auf den anderen Moment stehenbleiben.

Die Welt um sie herum verstummte. Aus der grausigen Todesangst die Konoha wie eine Wolke des Unheils umgab, wurde in ihrem Herzen leidglich ein unheilvolles Flüstern. Die Hilfeschreie der Menschen gingen unter in dem stetigen, lauten Pochen eines Herzschlages, den sie unter tausenden wiedererkennen würde und als hätte sich ein Schalter in ihrem Körper umgelegt, sprintete sie los.

Bum-baba-bum

Obito.

...

Itachi konnte nur dabei zusehen, wie Kohana von einem vollkommenen Schockzustand, in eine Panikattacke verfiel.

Und schneller als er überhaupt reagieren konnte, von einem auf den anderen Moment, über die hohen Mauern der Uchiha-Residenz sprang, als würde sie Jashin selbst auf den Fersen haben.

Seine Augen weiteten sich panisch und er streckte verzweifelt seinen Arm nach ihr aus, doch offensichtlich war sie schon lange über alle Berge.

"Was denkt sie sich dabei?!" fluchte er leise und sah unsicher zwischen Sasuke und der Stelle hin und her, an der sie verschwunden war.

Was sollte er jetzt tun?! Wenn er ihr nachrannte lief er Gefahr seinen Bruder zu verletzen, aber wenn er es nicht tat-

Er wollte sich garnicht vorstellen, was ihr alles geschehen konnte, all die Gebäude die selbst von seinem Standpunkt aus aussahen, als würden sie jeden Moment einstürzen, all die verzweifelten Schreie die seine Ohren erreichten. Er musste seinen kleinen Bruder beschützen, aber...er musste auch sie beschützen.

Sie war hilflos, blind. Was wenn die Assassinen diese Chance nutzten, um ihr endgültig ein Ende zu setzen? Ohne das sie sich wehren konnte? Was wenn sie Angst bekam noch mehr Menschen umzubringen und die Augenbinde nicht abnahm? Nein, sie würde es tun, richtig?

Sie musste.

Sie musste einfach.

Er schlug frustriert gegen die Außenwand des Anwesens- und bereute es augenblicklich, als Sasuke erneut zu schreien begann.

Der Schwarzhaarige seufzte und versuchte vergeblich seinen jüngeren Bruder zu beruhigen, doch in dieser Nacht würde er seine Augen nicht mehr schließen.

Und bis in alle Ewigkeit würde Itachi bereuen Kohana nicht, wie er es sich selbst versprochen hatte, bis in die Tiefen der Hölle gefolgt zu sein.

...

Blut.

Feuer.

Schreie.

Leichen.

Überall wo Kohana entlangstolperte war sie umgeben von der einen Sache vor der sie am meisten entkommen wollte.

Dem Tod.

Sie hatte aufgehört zu zählen wie viele Herzen aufgehört hatten zu schlagen. Wie viele Schreie im Chaos des Untergangs verklangen. Wie oft ihre Lunge davor gewesen war zu kollabieren in dem Smog aus Staub und Rauch der sie umgab.

Jedes ihrer Körperteile brannte wie die Häuser die um sie herum eines nach dem anderen einstürzten und ihre Kehle war so trocken, dass sie sich bei jedem Atemzug fühlte, als würde sie Schmirgelpapier einatmen. Ihre nackten Füße rissen mit jedem Schritt den sie hinter sich brachte auf und Splitter von Glas, Holz und Geröll bohrten sich schmerzhaft in ihre Nerven.

Doch sie musste weiterrennen.

Auch wenn es ihr vorkam wie die Hölle auf Erden.

─Nein, sie war sich sicher. Es war die Hölle.

Und es machte die Sache nicht besser, dass sie den Herzschlag ihrer Mutter nur schwach im Hintergrund der beiden präsenten Herzschläger erkennen konnte, zu deren Aufenthaltsort sie auf direktem Weg unterwegs war. Ihr Vater und Obito.

Der Obito, den die Welt als tot abgeschrieben hatte. Von dessen Überleben sie von Beginn an überzeugt gewesen war, auch wenn sie es niemandem jemals erzählt hatte. Und nun hatte sie den Beweis direkt vor ihrem inneren Auge.

Sein Herzschlag, sein Chakra, seine Aura. Er war es, hundertprozentig. Doch wieso schien er gegen ihren Vater zu kämpfen? Sie konnte ihrer beider Adrenalin deutlich spüren, wie eine Kriegshymne hielt es ihre Körper am Leben und veranlasste sie zu Bestleistungen. Aber wieso? Ihr Vater würde niemals bei rechtem Verstand einen seiner Schüler angreifen, und Obito war erst recht kein Mensch der freiwillig den Konflikt zu anderen suchte, außer es handelte sich bei diesem jemand um Kakashi.

Es ergab keinerlei Sinn!

Und als wäre das nicht genug gewesen, überströmte das übermächtige Chakra Kuramas die Gesamtheit des Dorfes und seiner Umgebung, und mit ihm auch seine ungebändigten Emotionen.

Kohana hatte es nicht für möglich gehalten, doch sie hatte noch nie in ihrem gesamten Leben intensivere Emotionen verspürt, als die des Fuchses. Es war kein Wunder, dass sie durch das professionelle Siegel ihrer Mutter bis hin in ihre Sinne gereicht hatten, wenn sie die unheimliche Tiefe von ihnen nun direkt vor ihren Augen sah. Wie es ihre Sinne so sehr betäubte, dass es ihr schwer fiel zu atmen geschweige denn die Standpunkte ihrer Eltern auszumachen.

Es war ein Dilemma und ihr Kopf war auf Hochtouren dabei Ursachen und Lösungen zu finden, wieso all das passierte und was überhaupt geschah. Wieso Kurama das Dorf auf diese Art und Weise angreifen würde, wenn er doch inzwischen keinen allzu feindlichen Eindruck mehr auf sie gemacht hatte. Was war während der Geburt nur geschehen? Wieso─

Sie wurde aus ihrem inneren Kampf gerissen, als urplötzlich ein schweres Gewicht sie von der Seite erwischte und ohne Vorwarnung von den Beinen fegte.

Ein schmerzerfülltes Keuchen entkam ihrer Kehle als sie auf dem harten Boden unter sich aufkrachte und unter dem Gewicht begraben wurde. Sie wollte laut aufschreien, doch ihre Stimme wurde von dem Stoff gedämpft, der ihr gesamtes Gesicht zu bedecken schien.

Sie schaffte es gerade so ihre Nase so zu befreien, dass sie ein wenig Luft bekam, doch es half kaum gegen den Staub der durch ihren Aufprall in die Luft gewirbelt wurde. Er benetzte ihre Nase, ihre Atemwege, ihre Lunge.

Panisch drückte sie sich gegen das Gewicht und versuchte zu entkommen, doch nichts bewegte sich. Was war überhaupt geschehen? Ihre Gedanken überschlugen sich mit Theorien und Ausgängen, und gleichzeitig fand sie sich unfähig überhaupt eine Lösung zu finden. Denn wie könnte sie mit dem stechendem Geruch von Flammen, Blut und Todesangst die ihre Sinne benebelten.

Sie schüttelte verzweifelt den Kopf.

Nein, nein, nein! Sie musste sich konzentrieren!

Die Fakten zuerst, sagte sie sich bemüht. Sie war unter etwas oder jemandem begraben, das so schwer war, das sie vermutlich ohne Fremdhilfe nicht entkommen konnte. Die Möglichkeit, dass durch den Aufprall einige ihrer Rippen mindestens angeknackst waren, war nicht auszuschließen und dem brennenden, heißen Schmerz in ihrem rechten Arm nach zu urteilen, war auch er nicht unversehrt geblieben. Ihre Füße waren inzwischen so aufgeschlitzt, dass sie nur noch ein taubes Gefühl von ihnen empfing und die Splitter die noch immer in ihrem Gesicht ruhten, waren durch ihr ständiges Fallen, Ausweichen und nun dem Aufprall nur noch weiter in ihre Haut eingedrungen.

Einmal in ihrem Leben war sie froh diese Augenbinde tragen zu müssen, da dadurch wenigstens garantiert war, dass nichts weiter in ihre Augen eindrang, nachdem sie bei der Druckwelle wie durch ein Wunder verschont wurden.

Sie war sich grundsätzlich nicht sicher, ob sie durch die Gase die in der Luft lagen überhaupt dazu in der Lage wäre klar zu sehen, wenn sie es denn riskieren würde sie abzunehmen.

Und da lag auch schon ihre nächste Sorge. Sie würde in ihrem blinden Zustand niemals entkommen können. Sie wusste nicht wo sie sich befand, was sie auf den Boden drückte, was um sie herum geschah. Die Angst ausversehen jemanden in diesem Szenario zu töten, ließ Galle in ihrer Kehle aufsteigen, doch sie war sich auch bewusst, dass sie vermutlich nicht lebend aus dieser Situation herauskommen würde, wenn sie das Risiko nicht einging.

Denn eines war klar, irgendwann würde auch dieser Ort zu brennen beginnen. Sie hörte das nicht allzu weit entfernte Knacken von wehrlosem Holz das von den lodernden Flammen eines unvorbereiteten Dorfes aufging. Sobald es sie erreichte würde sie einen Tod sterben, den sie nicht einmal ihren schlimmsten Feinden an den Hals wünschen würde.

Also musste sie.

Sie musste es tun.

Sie musste es riskieren.

Gott mochte ihr vergeben.

Sie biss die Zähne zusammen, als sie ihren linken Arm, der das einzige war, dass nur unter leichtem Geröll verschüttet gewesen war, zu ihrem Gesicht führte und sich die Maske von den Augen riss.

Nur zaghaft blinzelte sie ihre Augen offen und versuchte so schnell wie möglich ihre Situation zu verarbeiten.

Sie schien in einem eingekrachten Gebäude zu liegen, an dem Ort an dem sie zuvor noch gestanden hatte, lag nun ein riesiger, brennender Balken, dessen lodernde Hitze ihr die Tränen in die Augen trieb.

Und erst dann erkannte sie was genau überhaupt ihren Körper zu Boden drückte.

Das Blut gefror in ihren Adern. Ihr Atem kam zum Stillstand und sie traute sich nicht auch nur einen Zentimeter weiter nach oben zu blicken.

Denn vor ihrem Auge war Stoff. Zerfetzter Stoff. Unter ihm Haut, deren Blut schon lange zum Stillstand gekommen war.

Ein Mensch. Ein Mann. Ein toter Mann.

Und er hatte sie gerettet.

Ihre Augen weiteten sich paralysiert, als sie an seinem Gesicht ankamen, das sich für immer als Bild des Schreckens in ihre Erinnerungen brennen würde.

Seine braunen Augen waren unmenschlich weit aufgerissen, Äderchen waren in ihnen aufgeplatzt, die sein Antlitz des Schmerzes nur noch weiter untermalten. Die rechte Seite seines Gesichtes war von Schnitten und Blut übersät, doch was sie am meisten schockierte, war die andere Hälfte.

Denn sie war verschwunden. Verbrannt. Eingeschwärzt. Verätzt. Geschmolzen.

Kohana konnte das Grauen, das sie sah kaum in Worte fassen und es fiel ihr plötzlich sehr viel schwerer den Würgereiz zu unterdrücken, der ihren Magen reflexartig zusammenzog.

Sie wendete ihren Blick nach nur wenigen Sekunden ab, doch es genügte um sie in einen kurzen Trancezustand zu befördern, der ihr beinahe zum Verhängnis wurde.

Sie wurde erst aus ihrer Starre gerissen, als Hitze ihre Füße erreichte. Flammen leckten gierig an dem Geröll zu ihrer Rechten und versetzten ihr einen Adrenalinschub, den sie sich in ihrem Zustand nicht zugetraut hatte.

Ihre Augen huschten gehetzt hin und her, auf der Suche nach einer schnellen Rettung, doch alles was sie fand war eine Eisenstange, die unsicher aus dem Boden ragte und ihr wohl kaum helfen würde. Sie ballte frustriert die Fäuste. Alles was sie tun musste war seinen Körper von ihrem herunterzubekommen, doch wie sollte sie das bewältigen, wenn sein Körpergewicht mindestens das 8-fache von ihrem war?

Sie ging panisch ihre Möglichkeiten durch, ihre Augen auf die Flammen gerichtet, die mit jeder Sekunde näherkamen.

Nein. Sie musste ruhig bleiben, wies sie sich innerlich an.

Wenn sie keinen klaren Kopf bewahrte, sanken ihre Überlebenschancen nur noch weiter ins Negative. Die Möglichkeiten. Rational. Logisch.

Ein tiefer Atemzug.

Sie könnte versuchen den Körper durch die Eisenstange anzuheben und unter ihm hervor zu rutschen, doch sie bezweifelte, dass das funktionieren würde.

Alleine mit physischer Kraft konnte sie niemals sein Gewicht stemmen.

Vielleicht konnte sie es schaffen seinen Körper um die eigene Achse über sich hinwegzudrehen? Oder mit genug Schwung ihre Positionen zu tauschen?

Die Frage war, ob sie in ihrer derzeitigen Lage überhaupt genug Momentum aufbauen konnte, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Der einzige andere Ausweg der ihr blieb, war ihr Chakra.

Auch wenn sie sich davor hütete es zu benutzen, doch grenzwertige Situationen benötigten grenzwertige Maßnahmen, richtig? Richtig.

Sie hatte nie im Leben genug Chakra, um ihn vollkommen von sich zu heben, doch wenn sie es schaffen könnte durch einen gezielten Chakrastoß seinen Körper ins Rollen zu bringen, sollte es genügen, nicht?

Und da er schon...tot war, musste sie sich nicht davor fürchten ihn noch weiter zu verunstalten.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf schloss sie ein letztes Mal die Augen und suchte versucht ruhig nach dem Fluss aus Lava und stiller See, der in ihrem Inneren versteckt ruhte.

Sie leitete gerade genug in ihren linken Arm und platzierte ihn auf seiner Hüfthöhe. Es war sein Dreh- und Angelpunkt, also sollte es der perfekte Ort sein, zumindest in der Theorie.

Mit einem letzten Blick auf die Flammen, die fast sein offenes, zerfetztes Hemd erreichten und einem stillen Gebet für die Sicherheit seiner armen Seele, presste sie mit so viel Nachdruck wie sie konnte das Chakra aus ihren Poren.

Kohana versuchte nicht einmal den Schrei zu unterdrücken der ihrer Kehle entrang, als ihr linker Unterarm sich anfühlte als würde er gleichzeitig in Flammen aufgehen und aufgespießt werden von tausenden von Messern. Im selben Moment lichtete sich das Gewicht von ihrem Körper und sie rollte mit zusammengebissenen Zähnen so weit es ging von den Flammen weg. Sie zischte leise, als mehr Schmerz ihre Rezeptoren erreichte und wie eine Welle über ihren Körper wusch. Die plötzliche Bewegung ließ ihre Rippen aufächzen und ihr rechter Arm fühlte sich an als wäre er ihr gewaltsam ausgerissen worden.

Kohana presste schmerzerfüllt ihre Lippen aufeinander und kniff die Augen zu. Sie drückte sich so gut es ging mit ihrer Stirn vom Boden ab, ihr linker Arm ihren rechten unterstützend, und traute sich erste die Augen zu öffnen, als sie einigermaßen sicher stand.

Nur um beinahe wieder auf die Knie zu sinken, vor Schock.

"M-Mein-Mein A-Arm." flüsterte sie versteinert und starrte auf den blutbenetzten Holzsplitter der sich durch ihren Arm gebohrt hatte und beinahe die selbe Länge hatte wie ihr Unterarm selbst.

Es war ein grausiges Bild und sie stand einige Momente bewegungslos in einem Meer aus Rauch und Flammen, ehe das bedrohliche Knacken über ihr zu verstehen gab, dass auch das Gebäude in dem sie sich befand nicht mehr lange durchhalten würde.

Ihr raues Schlucken hallte laut in ihren Ohren wider in denen sie ihren eigenen Herzschlag deutlich dröhnen hören konnte, als sie der Leiche zu ihren Füßen einen letzten Blick zuwarf.

"Danke." Nichts als ein gebrochener Hauch, der nur Augenblicke später im kreischenden Krachen des einstürzenden Gebäudes unterging.

Doch sein Auslöser war verschwunden, bevor die Druckwelle sie überhaupt erreichen konnte.

Der Anblick des Mannes, der ihr ihr Leben gerettet hatte für immer frisch ins Gedächtnis gebrannt.

...

Stunden.

Es kam ihr vor wie Stunden, ehe sie auch nur annähernd in die Reichweite derer kam, dessen Herzschläge omnipräsent in ihren Gedanken widerhallten.

Sie waren schwächer geworden mit der Zeit, hatten etliche Male neue Wandlungen angenommen. Liebe, Stolz, Angst, Verwirrung, Entschlossenheit. Sie fühlte sich beinahe so, als könne sie ihren Kampf mitverfolgen ohne überhaupt dabei sein zu müssen.

Doch sie hatte ihren eigenen Kampf zu bewältigen.

Immer mehr Hindernisse versperrten ihr den Weg. Die Straßen wurden von Geröll, Leichen und Flammen geziert. Überall wo sie entlanghumpelte hing der schwere Gestank von Blut in der Luft wie ein niemals endender Nebel.

Ihr Magen fühlte sich von all den Malen in denen sie sich übergeben hatte schwerer an denn je und die immerwährenden Schmerzen und ihr sinkender Adrenalinspiegel waren nur einige Gründe dafür, dass sich ihre Beine wie Blei anfühlten.

Sie hatte die Blutung ihres Armes nicht stoppen können, so sehr sie es auch versuchte. Und was die Sache nur noch komplizierter machte, war die Tatsache, dass er zusätzlich auch noch ausgerenkt zu sein schien.

Um ehrlich zu sein war es über ihr, wie sie überhaupt noch stehen konnte.

Jeder Schritt den sie tat schickte eine neue Welle des Schmerzes durch ihren gesamten Körper der sie fast in ihren Bewegungen innehalten ließ. Fast.

Doch sie hatte ein Ziel vor Augen.

Und sie waren zum Greifen nahe.

Ihre Mutter, ihr Vater. Obito. Auch wenn letzterer sich zurückgezogen zu haben schien konnte sie die starken Schläge ihrer Eltern noch immer deutlich verspüren. Ihre Herzen waren mit Liebe gefüllt, Glück. Aber auch Trauer und Reue.

War die Geburt erfolgreich gewesen? Sie war zu überflutet von Eindrücken, als das sie einen so schwachen Herzschlag wie den eines Babys herausfiltern könnte. Doch sie hoffte nichts mehr, als das alles gut gegangen war. Abgesehen davon, dass es das offensichtlich nicht war, oder Kurama würde nicht hunderte von Metern vor ihr in der Luft ragen und ihr Dorf in Angst und Schrecken versetzen.

Sie schüttelte sich den Sarkasmus aus dem Geist und nahm langsam wieder an Tempo auf. Es schmerzte. Es schmerzte mehr als sie jemals erwartet hätte, dass ein Körper schmerzen konnte.

Doch sie musste wissen, ob es ihnen gut ging. Ob Naruto am leben war. Ob sich ihre Qualen gelohnt hatten. Sie wollte ihre Eltern sehen. Sie wollte, dass sie ihr sagten, dass alles in bester Ordnung war und sie sich keine Sorgen mehr machen musste.

Das sie bald wieder nach Hause konnte und endlich die Augen schließen.

Denn sie war so unendlich erschöpft.

Und das Gefühl in ihrem Magen, dass was auch immer hinter den letzten Ästen die sie von ihrer Familie trennten lauerte, ihr nicht gefallen würde, machte sie nur noch paranoider.

Doch es war unbegründet, nicht?

Es war alles in Ordnung.

Es musste alles in Ordnung sein!

Immerhin war ihr Vater der stärkste Mann Konohas, richtig?

Und ihre Mutter war der rote Tod.

Zusammen waren sie unbesiegbar!

Ihre Mutter hatte ihr sogar gesagt, dass alles gut werden würde!

Das sie sich nicht sorgen brauchte...

Das alles völlig nach Plan verlaufen würde─

Doch es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

Nicht wahr, Okaa-an? Otou-san?


______


Ich möchte einmal anmerken, dass das hier wohl eins der Kapitel ist von denen ich am wenigsten überzeugt bin. Aber ich bekomme es im Augenblick einfach nicht besser hin und die Story muss weitergehen also...sorry I guess^^

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