Lauf, solange du noch kannst...

By Viskas2611

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!Band 1! Marie lebt seit anderthalb Jahren auf der Lichtung. Sie fühlt sich wohl, arbeitet hart und wird von... More

Disclaimer
Prolog
Der Frischling
Eingewöhnung
Neue Namen
Vorkommnisse
Verbannung
Das Missgeschick
Im Labyrinth
Wiedersehen
Verhandlungen
Gespräche
Arbeit auf der Lichtung
Offengelassen
Angriff
Streit und Trauer
Gally als Anführer
Die Flucht
Die Flucht Teil 2
Freiheit
Epilog

Das Mädchen

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By Viskas2611

Ich ging zu den Gärten. Die meisten Lichter saßen beisammen und redeten über die Ereignisse der letzten Tage. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Es war so viel passiert. Ich war alleine zwischen den ganzen Sträuchern. Die Erde war von dem Platzregen noch aufgeweicht und ich versank mit meinen Schuhen ein wenig. Ich dachte über all das nach was passiert war, seitdem Thomas hier erschienen war. Die Lichtung. Ich sah mich um. Betrachtete die Hütten, den Wald, unsere Schlafplätze. Nichts hatte sich verändert und doch sah dieser Ort so anders für mich aus. Alles lag nun im Schatten der meterhohen Wände. Es fühlte sich an, als hätte ich sie all die Monate, die ich nun hier war, ausgeblendet und jetzt, da ich eine Nacht zwischen ihnen verbracht hatte, konnte ich das nicht mehr. Egal wo ich hinsah, ich sah den grauen Beton der uns hier einschloss, ohne erkennbaren Grund. Mir war mehrmals der Gedanke gekommen, ob wir vielleicht Verbrecher waren und in einem Art Gefängnis gelandet waren, aber warum hatte man dann unsere Erinnerungen gelöscht? Mein Inneres war aufgewühlt. Vielleicht war es nur der Schlafmangel. Vielleicht war es die Nacht im Labyrinth, die mich einfach verschreckt hatte. Morgen könnte alles wieder so werden wie es war. Meine Gedanken würden wieder zur Ruhe kommen. Oder das genaue Gegenteil könnte eintreten. Was wäre, wenn ich morgen immer noch so fühlen würde?
Ich begann zu arbeiten, um mir die Zeit zu vertreiben und nicht in meinen Gedanken zu versinken. Meistens half die körperliche Arbeit, so was wie Unkraut jäten oder graben, tatsächlich dabei meinen Kopf zu klären, doch nicht heute. Zu den Bildern von Ben, die mich heimsuchten, hatten sich nun auch die Griewer gemischt. Ich richtete mich auf und strich mir den Schweiß von der Stirn. Der Himmel war wolkenlos und es herrschte eine drückende Mittagshitze.
„Wieso wusste ich das du hier sein würdest?"
Ich drehte mich um und sah Newt auf mich zukommen. „Weil du mich kennst."
Er grinste. Doch schon kurz darauf verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. „Hör mal, es tut mir leid wie Gally mit dir umgesprungen ist."
Ich winkte ab. „Erstens bin ich das von ihm gewohnt. Zweitens hatte er wirklich Recht. In beiden Punkten. Ich will nicht das für mich irgendwelche Ausnahmen gemacht werden."
Newt sah zu Boden. Er schien mir wiedersprechen zu wollen, sagte aber schließlich doch nichts.
„Also was habt ihr noch besprochen?", fragte ich, meiner Neugier nachgebend.
„Thomas und Minho haben etwas in dem Griewer gefunden. Darauf befinden sich die gleichen Buchstaben, wie auf all den Kisten, die monatlich hier hoch geschickt werden."
„ANGST.", murmelte ich. Niemals würde ich den Anblick in der Box vergessen, als ich zum ersten Mal die eingravierten Buchstaben gesehen hatte.
Newt nickte.
„Das heißt, wer immer uns hier reingesteckt hat, hat auch die Griewer erschaffen?"
„Sehr wahrscheinlich."
„Aber das macht doch keinen Sinn. Nichts von dem was hier passiert, passt zusammen."
Newt sah mich nachdenklich an.
„Was?", fragte ich, als er nichts sagte.
„Ich frage mich nur gerade, wie du und das Mädchen hier hineinpassen."
Das hatte ich mich auch schon gefragt. Ich kam anderthalb Jahre, nachdem Alby hier angekommen war und die Neue anderthalb Jahre nach mir. Selbst wenn es einen Zusammenhang gab, ich konnte ihn nicht sehen.
„Komm schon. Du bist gerade erst zurück. Niemand arbeitet momentan." Newt streckte mir seine Hand hin und als ich danach griff, zog er mich aus den Gärten und über die Wiese an einen schattigen Platz. Dort setzten wir uns nebeneinander, den Rücken an einen Baumstamm gelehnt.
„Was passiert mit Alby?", fragte ich, den Blick auf die Sanitärshütte gerichtet.
„Tommy hat vorgeschlagen das wir uns bis morgen Zeit lassen sollen, um zu entscheiden ob wir ihn verbannen." Newt sah erleichtert aus. Alby ist mit Minho eine der wichtigsten Personen für Newt. Es schien, als würde die drei etwas verbinden. Ich wusste nicht was, aber ich wusste das es Newt zerstören würde, wenn er Alby verbannen müsste.
„Wie sieht das Ding aus, dass die zwei in dem Griewer gefunden haben?"
„Es ist rund, aus Stahl oder Metall. Auf der rechten Seite befindet sich ein kleines Display das die Zahl 7 anzeigt. Links befinden sich die Drähte, mit denen es mit dem Griewer verbunden war."
„Sieben? Wieso gerade Sieben?"
Newt zuckte mit den Achseln. „Vielleicht finden die beiden das ja noch heraus."
„Kannst du glauben, dass das alles ist was wir in drei Jahren jemals gefunden haben?"
Newt grinste. „Sieht so aus, als hätten wir die ganze Zeit über nur einen Frischling gebraucht, der die Regeln brechen kann."
Ich lachte und sah zur Mauer, die uns gegenüber lag. Die Sonne stand tiefer als gedacht. Ihre Strahlen beleuchteten die graue Fläche und ließen das Efeu saftig grün strahlen. Newts Schulter berührte meine und wir lächelten uns an.
Wenn das hier wirklich ein Gefängnis war, dann war es wohl das schönste.

Wir saßen dort noch eine Weile und sahen der Sonne beim Untergehen zu. Plötzlich drangen laute Rufe zu uns herüber. Alarmiert richteten wir uns auf und sahen uns um. Jemand mit langen schwarzen Haaren, stürmte aus dem Sanitärgebäude. Es war das Mädchen, der außerplanmäßige Frischling. Newt schien sie auch erkannt zu haben.
„Noch ein Frischling, der gerne rennt.", murmelte er, nicht gerade erfreut.
„Komm schon. Gehen wir sie einfangen."
Wir eilten auf das Mädchen zu, dass immer noch rannte und dabei allen Jungs, die sie sah, großräumig auswich. Bevor wir sie erreichen konnten, war sie am Baumhaus angekommen. Sie kletterte hinauf. Ich sah, dass Zart versuchte sie festzuhalten, doch er bekam ihren Fuß ins Gesicht und dann flüchtete sie endgültig nach oben.
„Gehts dir gut?", fragte ich Zart, als ich neben ihm zum stehen kam.
„Ja ich wollte nur nicht das sie oben ankommt, weil dort noch eine Machete liegt." Er näselte leicht.
Ich riss die Augen auf. „Meinst du sie tut sich etwas an?"
Zart zuckte mit den Achseln.
Mittlerweile hatten sich auch andere Jungen um das Baumhaus versammelt. Sie sahen alle nach oben. Lange passierte nichts.
„Hallo?", rief Newt schließlich. Irgendeiner musste ja den ersten Schritt machen. „Kannst du mich hören?"
Etwas graues flog über das Geländer, dass das Baumhaus begrenzte. Bratpfanne packte Newt an den Schultern und zog ihn ruckartig zu sich. Mit einem dumpfen Geräusch landete der Stein auf der Wiese. Genau dort, wo Newt wenige Sekunden zuvor noch gestanden hatte. Dann folgte noch einer und noch einer.
„In Deckung!", schrie jemand. Ich hob den Arm und versuchte die Geschosse im Auge zu behalten. Plötzlich packte mich ein Junge an der Taille, drehte mich herum und stellte sich hinter mich. Ein Ruck ging durch den Körper hinter mir und der Junge stöhnte schmerzverzerrt auf. Ich sah hinter mich.
„Gally? Gehts dir gut?", fragte ich erschrocken. Sein Gesicht war kurz schmerzverzerrt verzogen, doch er hatte es schnell wieder unter Kontrolle.
„Ja. Alles in Ordnung."
Ich sah Lichter herumtaumeln, als sie versuchten den Steinen auszuweichen. Mehrere Jungen kamen mit Brettern angerannt und begannen sie über uns zu halten. Einer hatte eine Schüssel aus Bratpfannes Küche in der Hand. Gally schob mich zu Bratpfanne unter ein Brett und ging dann zu Newt, der mittlerweile auch unter einem Stück Holz Schutz gesucht hatte.
„Wo kommen eigentlich diese ganzen Steine her?", fragte Winston, irgendwo rechts von mir. Das war mal eine wirklich interessant Frage. Ich hatte keine Ahnung. Doch der Hagel hörte nicht auf. Ein lautes Poltern ließ mich zusammenzucken. Ein Stein war direkt über uns auf dem Brett aufgeschlagen.
„Hey.", schrie ich nach oben. Vielleicht würde eine andere weibliche Stimme sie ja beruhigen. „Du da oben. Wir wollen nur reden!" Sie schien mich gehört zu haben. Der Hagel hörte auf und ihr Gesicht tauchte am Rand des Baumhauses auf. Weit aufgerissene, blaue Augen starrten nach unten. Ich trat langsam unter einem Brett hervor und winkte ihr zu. Sie reagierte nicht.
„Darf ich hoch kommen?"
Sofort zog sie ihren Kopf zurück. Dann flog der nächste Stein. Bratpfanne zog mich zurück und ich fragte mich, ob sie einen unendlichen Vorrat an Wurfgeschossen zur Verfügung hatte.
„Zu früh.", murmelte Pfanne.
„Ach wirklich? Danke fürs drauf aufmerksam machen.", ätzte ich.
Plötzlich stand Thomas neben mir. „Was ist hier los?", fragte er und hob den Arm, um sich vor den Steinen zu schützen.
„Die Neue ist wach."
„Sie mag uns nicht besonders.", rief Newt in unsere Richtung und suchte dann wieder Deckung.
„Hey!", schrie Thomas neben mir so laut, dass ich zusammenzuckte. Der Steinhagel ging unaufhörlich weiter.
„Hier ist Thomas!", brüllte der Frischling nach einer kurzen Pause.
Augenblicklich hörte es auf Steine zu regnen. Vorsichtig lugte ich unter dem Brett hervor und sah, dass das Mädchen wieder über die Kante des Baumhauses blickte.
„Kann ich hochkommen?", fragte Thomas, ein wenig leiser.
Der Kopf des Mädchens verschwand ohne eine Antwort. Ich machte mich bereit für die nächsten Steine, doch nichts passierte.
„Gebt mir ein paar Minuten, oke?", fragte Thomas und als als Newt nickte, begann er hinaufzuklettern.
Pfanne ließ das Brett, das er gehalten hatte, sinken.
„Wieso ist es bei ihm nicht zu früh?", fragte ich beleidigt und Pfanne begann zu lachen.

Für ein paar Minuten starrten wir nur nach oben.
„Was ist denn los? Kommt sie runter?", rief Gally schließlich nach oben.
Thomas Kopf tauchte auf. Er zögerte. „Gebt uns noch ein paar Minuten."
Newt seufzte. „Na los, gehen wir. Keiner hat heute irgendwas gemacht. Wir sollten noch ein paar Dinge erledigen." Er begann die Jungen fortzuscheuchen. Jeder machte sich auf den Weg zu seinen jeweiligen Aufgaben. Ich ging neben Newt her, stieß ihm den Ellbogen in die Seite und sagte: „Du machst das gut. Alby wäre stolz."
Newt grinste schief. „Es ist erst ein Tag. Außerdem wirst du die Nacht im Bau verbringen, dank mir."
„Das ist nur gerecht und das weißt du genauso gut wie ich. Ich meinte das vorhin ernst. Ich will nicht das du mich bevorzugst."
„Jaja.", murmelte Newt.
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Seitdem ich hier war, war Newt der einzige Junge mit dem ich mich noch nie gestritten hatte. Nicht das ich mich regelmäßig mit jedem hier anlegen würde, aber es konnte ab und zu mal vorkommen das man diskutierte. Ab und zu wurde auch geschrien, je nachdem wie frustrierend das Thema der Diskussion war. Nur mit Newt war dies noch nie passiert. Vielleicht lag es an seinem Wesen. Oft brach er Gespräche ab, bevor es zu großen Diskussionen kommen konnte. Er ging Konfrontationen gerne aus dem Weg. Doch manchmal konnte selbst er es nicht vermeiden und geriet mit anderen aneinander. Meistens mit Gally. Nur mit mir nicht, worüber ich erleichtert war. Ich hatte meinen Spaß daran mit Gally zu diskutieren, aber es gab Personen mit denen wollte man einfach keinen Streit. Vielleicht war ich ja genau diese Person für ihn.
Wir arbeiteten noch eine Weile in den Gärten und gingen dann zum Abendessen. Oder besser gesagt: Newt ging zum Abendessen und ich begleitete ihn nur. Teil meiner Strafe war kein Abendessen. Wenn ich mir den Stand der Sonne ansah, würde ich auch bald in den Bau müssen. Ich konnte jetzt nicht behaupten, dass ich Lust darauf hatte, aber ich hatte auch nicht wirklich Angst davor. Der Bau war einfach eine Einlassung in den Boden mit einem selbst gebauten Gitter darüber. Es würde nicht bequem werden und doch würde ich lieber eine Woche im Bau sitzen, als noch eine Nacht im Labyrinth zu sein.
Ich hatte mich noch nicht ganz hingesetzt, als Thomas und die Neue auf mich zugestürmt kamen. Beide blieben schlitternd vor mir stehen.
„Wo ist Newt?", rief Thomas aufgeregt. Mehrere Jungs, die in der Nähe standen, drehten sich neugierig zu uns um.
Ich stellte mich wieder hin. „Er ist sich Essen holen. Wieso? Ist was passiert?"
Thomas antwortete nicht, sondern lief an mir vorbei auf das Gehöft zu. Ich sah zu der Neuen. Ihr Gesicht wirkte freundlich, aber immer noch eingeschüchtert. Es wurde von langen, dunklen Haaren umrahmt. Ein wenig beneidetete ich, wie gesund sie aussahen. Man gewöhnte es sich mit der Zeit ab, sich um sein Aussehen zu kümmern, doch sie führte mir vor Augen wie abgestumpft und kaputt meine eigenen Haare aussahen. Ich dachte daran, wie grün und blau der Rest meines Körpers war und verwarf dann die Gedanken an mein Aussehen. Wir hatten wirklich größere Probleme.
„Was ist denn mit ihm los? Ich heiße übrigens Marie."
„Teresa." Sie lächelte leicht. „Wir glauben, dass wir etwas haben um Alby zu heilen."

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