Fries before guys

By _Silencia_

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Rayla Carter lebt nach dem Motto „Fries before guys". Als dann aber plötzlich ihr neuer Schwimmtrainer Trace... More

- Vorwort -
- Prolog -
1 - Adonis alias der Lederjackenjunge
2 - Kayla und Trash
3 - Auf die Pommes, fertig, los!
4 - Wenn die Funken fliegen
5 - Chaos um Mitternacht
6 - Unfall im Bowlingcenter
7 - Ein ungebetener Gast
8 - Splitter gebrochener Herzen
9 - Bauchplatscher à la Rayla Carter
10 - Dopingskandal um den Goldjungen
11 - Party vs. Streit
12 - Pomm und Cherry bei Nacht
13 - Die Dämonen der Vergangenheit
14 - Lernen vom Profi
15 - Hyperventilationsexperte Trace
17 - Unter dem Sternenhimmel
18 - Der Pflicht-Kuss
19 - Entenverfolgung
20 - Rache vom Feinsten
21 - Liebeskummer und Herzschmerz
22 - Für immer
23 - Der Überraschungsgast
24 - Schwimmtraining mal anders
25 - Ein Feuer der Leidenschaft
26 - Wenn sich Alles zum Guten wendet
27 - Im Liebesglück
- Epilog -
- Nachwort -

16 - Von Bad Boys und Schwimmtrainern

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By _Silencia_

„Oh Gott, Rayla, mein Schatz!", atmet Mum erleichtert aus, ehe sie mich in eine stürmische Umarmung zieht. „Ist alles okay? Ich bin fast vor lauter Sorge gestorben!"

„Ist sie wirklich", bestätigt Raylie die Worte unserer Mutter. „Dad konnte sie nur mit Mühe und Not zurückhalten, nicht über die Tribüne zu springen."

Automatisch muss ich lachen. Wahrscheinlich ist da der Impuls der Krankenschwester in meiner Mum durchgekommen, als sie gesehen hat, wie mich Trace aus der Schwimmhalle getragen hat.

„Sag doch endlich etwas, Rayla!"

„Ich habe Hunger auf Pommes!"

Dieses Mal sind Dad und Raylie diejenigen, die lachen müssen. „Schön, dass du deinen Humor nicht im Schwimmbecken verloren hast", grinst Dad.

„Das war ernst gemeint!", beschwere ich mich bei ihm. „Ich sterbe beinahe vor Hunger!"

Seit meinem Wettkampf sind eineinhalb Stunden vergangen. Auch die letzten Mädels aus meinem Team sind vor gut fünf Minuten fertiggeworden.

Tatsächlich haben Clarissa und die Staffel von Tory die Norm für die Bezirksmeisterschaften unterboten. Wie Trace vorhergesagt hat, hat mir eine Sekunde, die mich letztendlich auch vom Treppchenplatz gestoßen hat, gefehlt. Schlimm finde ich das aber nicht.

„Ich bin so froh, dass es dir gutgeht!", dramatisiert Mum meinen Zustand immer noch über. „Wenn du Pommes haben möchtest, dann bekommst du auch welche!"

Vielleicht sollte ich öfter hyperventilieren, um meinen Willen durchgesetzt zu bekommen.

Ich möchte mich gerade in Bewegung setzen, um endlich den Weg zum Pomm und Cherry anzutreten, da lässt mich die hysterische Stimme meiner Mutter erneut innehalten.

„Da ist ja endlich der Lebensretter meiner Tochter! Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken kann, Trace!"

Seit wann duzt Mum meinen Trainer? Vermutlich seit sie ihn Montag vor unserer Haustür abgefangen hat.

„Ach Quatsch. Ich habe nur das getan, was jeder in dieser Situation getan hätte", winkt der Blondschopf den Dank meiner Mutter ab. Während er spricht, schweift sein Blick immer wieder zu mir hinüber.

Sehnsucht und etwas, das ich nicht richtig deuten kann, verschleiern seine Pupillen.

„Komm doch mit uns ins Pomm und Cherry!", schlägt Mum plötzlich begeistert vor. „Die Pommes geht auch auf mich."

„Sollte ich mir Sorgen machen, dass deine Mutter gerade mit einem fünfundzwanzigjährigen Milchbubi flirtet?", wendet sich Dad in diesem Moment schmunzelnd an mich. Um ihn zu ärgern, erwidere ich bloß: „Vielleicht solltest du ihr öfter Blumen schenken. Dann würde sie auch nicht bei einem fünfundzwanzigjährigen Milchbubi nach Aufmerksamkeit suchen."

Daraufhin zwickt mir Dad in die Seite. „Sei nicht immer so frech, junge Dame."

„Kommt ihr endlich?!", unterbricht Mum unsere kleine Neckerei, indem sie mit verschränkten Armen vor der Treppe stehenbleibt und uns einen bösen Blick zuwirft. Raylie und Trace stehen neben ihr und scheinen ebenfalls auf uns zu warten.

Gemeinsam machen wir uns also auf den Weg zum Auto und fahren dann zum Pomm und Cherry.

Während der Fahrt quetscht Mum Trace gefühlt über sein halbes Leben aus. Einerseits sind mir ihre vielen Fragen ein bisschen unangenehm, aber andererseits muss ich mich dann nicht mit dem Lederjackenjungen unterhalten.

Die neue Situation zwischen uns überfordert mich. Warum müssen auch plötzlich meine Gefühle mitmischen?

Etwa fünf Minuten später erreichen wir das Pomm und Cherry, sodass ich vorfreudig aus dem Auto springe. Eine Pommes mit Ketchup ist genau das, was ich gerade brauche. Vielleicht hilft sie mir ja sogar dabei, meine Gedanken bezüglich Trace zu sortieren.

„Setzt euch doch schon mal hin, ihr Zwei. Wir machen das mit dem Bestellen", richtet sich Mum im Ladeninneren an den Blondschopf und mich. „Was möchtest du denn haben, Trace?"

„Eine Pommes mit Mayo, bitte."

„Kommt sofort!", lacht meine Mutter albern, ehe sie uns mit einer flinken Handbewegung wegscheucht.

Noch offensichtlicher könnte sie gar nicht zeigen, dass sie Trace und mich miteinander verkuppeln möchte. Warum sonst hat sie nur uns beide zu einem Tisch geschickt? Zum Bestellen braucht man schließlich keine drei Personen.

Schweigend setzen sich der Lederjackenjunge und ich an einen kleinen Tisch im hinteren Bereich des Imbisses. Keiner von uns scheint so recht zu wissen, was er sagen soll - dabei gibt es noch so viele unausgesprochene Wörter zwischen uns.

„Deine Mum ist echt cool", ringt sich Trace schließlich dazu durch, ein Gespräch zu beginnen. „Mit ihrer lockeren Art erinnert sie mich ein bisschen an meinen Großvater."

Sofort halte ich inne und runzele die Stirn. Dann stelle ich schmunzelnd fest: „Es erinnern dich ganz schön viele Menschen an deinen Großvater."

In der Nacht, in der sich Joleene von ihm getrennt hat, meinte der Blondschopf nämlich auch zu mir, dass ich ihn an seinen Großvater erinnern würde.

„Mach es mir doch nicht so schwierig mit deiner sarkastischen Art, Rayla", seufzt Trace. „Ich habe nur versucht, Smalltalk zu betreiben."

Das ist mir natürlich bewusst, aber ich hasse Smalltalk. Dabei ist alles so gestellt und nicht echt. Lieber schweige ich, statt so ein gezwungenes Gespräch zu führen.

„Dann können wir auch direkt über das Wetter reden", erwidere ich augenverdrehend.

„Lass uns doch die Zeit nutzen und über uns reden."

Uns? Ich wusste nicht einmal, dass es überhaupt ein Uns gibt.

„Was ist das, was da gerade zwischen uns passiert?", möchte Trace wissen. „Und sag jetzt nicht, dass da nichts ist."

„Ich habe keine Ahnung", zucke ich ehrlich mit den Schultern.

Bisher waren Jungs für mich nie ein Thema. Woher soll ich jetzt plötzlich wissen, wie ich meine Gefühle einordnen muss?

Vielleicht bin ich ja auch nur auf Pommesentzug und entwickele gar keine romantischen Gefühle für Trace?!

Möglich wäre das doch, oder?

„Rayla-" Trace wird unterbrochen, als sich Raylie seufzend neben mich auf die Sitzbank plumpsen lässt. „Mum und Dad diskutieren gerade darüber, ob Mayo oder Ketchup ungesünder ist", erklärt sie ihren genervten Gesichtsausdruck. „Tut mir leid, wenn ich euch gestört habe, aber diese sinnlose Diskussion hätte ich keine Sekunde länger ausgehalten."

Während der Lederjackenjunge nicht besonders erfreut über das Auftauchen meiner Zwillingsschwester ist, bin ich ihr sogar eigentlich ganz dankbar.

So kann ich dieses Gespräch über unsere Gefühle wenigstens noch ein bisschen aufschieben.

„Was liest du da eigentlich?", wendet sich Trace nach ein paar Minuten des Schweigens an Raylie. Diese hebt mit hochroten Wangen den Kopf und starrt den Blondschopf ungläubig an. Dann fragt sie: „Meinst du mich?"

„Natürlich", lacht Trace. „Ich sehe sonst kein anderes Mädchen in diesem Imbiss, das ein Buch liest."

Anstatt nun Traces Frage zu beantworten, drückt ihm Raylie einfach das Buch in die Hand, damit er sich selber den Titel und den Klappentext durchlesen kann.

Das ist so typisch für meine Schwester.

Zwar hat sie das bessere Hirn von uns beiden und ist weitaus schlauer als ich, aber dafür hat sie kaum Selbstbewusstsein und tut sich unheimlich schwer damit, soziale Kontakte zu knüpfen.

„Klingt interessant", meint Trace schließlich. „Ich sollte auch mal wieder mit dem Lesen beginnen. Als Kind habe ich mich immer nachts unter meiner Bettdecke versteckt und dann heimlich mit einer Taschenlampe gelesen."

Ich merke selber, wie sich meine Lippen zu einem Grinsen verziehen.

Am liebsten würde ich jedes noch so kleine Detail über den Lockenkopf erfahren.

„Dann warst du ja ein richtiger Bad Boy", mische ich mich lachend ein, woraufhin Trace die Augen verdreht. „Ich dachte, ihr Mädels würdet auf Bad Boys stehen."

„Also ich persönlich stehe auf Schwimmtrainer."

Oh mein Gott!

Peinlich berührt schlage ich mir die Hand vor den Mund und halte die Luft an. Warum zum Teufel habe ich das gesagt? Was ist bloß falsch mit mir?

Trace und Raylie schauen mich nicht weniger überrascht an. Vor allem aber meine Schwester scheint die Welt nicht mehr zu verstehen.

„So so", schmunzelt der Lederjackenjunge vergnügt. „Du stehst also auf Schwimmtrainer." Mit jedem einzelnen Wort, das seine Lippen verlässt, wird mir heißer. „War dein alter Schwimmtrainer nicht schon über siebzig Jahre alt?"

Ich schlucke schwer. „Wer sagt denn, dass ich von meinem alten Schwimmtrainer rede?", frage ich ihn dann.

Für einen kurzen Moment, in dem sich Traces kristallblaue Augen in meine bohren, habe ich das Gefühl, dass es nur uns beide gibt. Und verdammt, wäre nicht dieser Tisch zwischen uns, dann würde ich mich jetzt sehr gerne zu ihm vorlehnen und seine Lippen auf meinen spüren.

Schockiert von meinen eigenen Gedanken zucke ich zurück.

Wann habe ich jemals darüber nachgedacht, einen Jungen zu küssen? Ich glaube, noch nie.

Gott sei Dank wird diese unangenehme Situation von meinen Eltern unterbrochen, die sich laut diskutierend zu uns an den Tisch setzen. Anstatt sich weiterhin mit dem Mayo-Ketchup-Problem auseinanderzusetzen, reden sie nun über den Einsatz von Smartphones an der Schule.

„Wenn ich mein Handy nicht mitnehmen dürfte, wärst du doch die Erste, die sich Sorgen machen würde, Mum", gebe ich meinen Kommentar zu diesem Thema ab.

Natürlich stimmt es, dass wir Menschen uns sehr schnell von unseren Smartphones ablenken lassen, aber so lange wir sie nicht im Unterricht benutzen, sehe ich kein Problem darin, mein Handy mit in die Schule zu nehmen.

„Dasselbe habe ich deiner Mum auch schon gesagt", zwinkert mir Dad zu, ehe er mir seine Hand entgegenstreckt, damit wir einschlagen können.

Mein Dad und ich sind schon seit klein auf ein eingeschworenes Team.

„Warum gehst du eigentlich noch zur Schule?", hakt nun Trace interessiert nach. „Meintest du nicht, dass du schon neunzehn Jahre alt bist?"

Genauso reagieren die meisten Menschen, wenn sie erfahren, dass ich meinen Abschluss erst mit zwanzig Jahren in der Tasche haben werde. Dabei finde ich es gar nicht schlimm, wenn man ein Spätzünder ist.

Es können ja schließlich nicht alle Leute so intelligent wie meine Zwillingsschwester sein und schon mit siebzehn Jahren ihr Studium beginnen.

Kurz runzele ich meine Stirn und erwidere Traces Blick. Warum hat er mir diese Frage nicht schon früher gestellt? Vermutlich hat er gerade nur nachgehakt, um ein Gespräch auf die Beine zu stellen.

„Ich war ein Jahr im Ausland", erkläre ich schließlich. „Und im Gegensatz zu Raylie wurde ich nicht frühzeitig eingeschult." Was im Nachhinein auch die richtige Entscheidung war, denn ich war bei Weitem noch nicht so reif wie mein Zwilling.

„Echt?" Traces Augen funkeln begeistert. „Wo warst du denn im Ausland?"

„Kanada."

Im Einklang mit diesem einen Wort gesellt sich ein Kellner zu uns und stellt zwei Tabletts mit Pommes vor uns ab.

Endlich. Ich sterbe schon beinahe vor Hunger.

Trotz der knusprigen Fritten, die nun vor Trace stehen, scheint er mehr Interesse an mir als an seinem Essen zu haben. „Bestimmt sind wir uns damals in Kanada schon einmal über den Weg gelaufen", fantasiert er verträumt.

„Stimmt!", lüge ich. „Du warst der Typ, der mir im Schwimmbad die Pommes geklaut hat."

„Sehr witzig."

Danach ist es für ein paar Minuten still am Tisch. Jeder knabbert an seinen Pommes und hängt dabei seinen eigenen Gedanken nach.

Lange hält diese Stille allerdings nicht an, da Mum irgendwann wissen möchte: „Was machst du denn berufsmäßig, Trace?"

Das ist eine gute Frage, dessen Antwort mich brennend interessiert.

„Aktuell orientiere ich mich ein bisschen um." Warum schaut mich der Lockenkopf währenddessen so intensiv an? „Davor habe ich allerdings als Bankkaufmann gearbeitet."

Trace in einem Anzug? An das Bild könnte ich mich doch glatt gewöhnen.

Die restliche Zeit, die wir im Pomm und Cherry verbringen, unterhalten sich Mum und Dad mit Trace, wohingegen Raylie und ich bloß schweigend danebensitzen.

Schlecht finde ich das allerdings nicht, denn so kann ich Trace ungestört dabei zuschauen, wie sich seine Lippen bewegen.

„Vielen Dank für die Pommes!", bedankt sich der Blondschopf mit einem Lächeln, als wir wenig später vor der Imbissbude stehen und sich unsere Wege wieder trennen müssen.

„Kein Problem!", winkt Mum sofort ab. „Du hast schließlich unserer Rayla das Leben gerettet."

„Mum", jammere ich frustriert. „Ich habe nur hyperventiliert und lag nicht im Sterben!"

Den Hang zur Übertreibung hat sie eindeutig ihrem Job als Krankenschwester zu verdanken.

„Mach's gut, Trace!", verabschiedet sich nun Dad von dem Blauäugigen. „Ich bin mir sicher, dass wir uns ganz bald wiedersehen werden."

Wie meint er das?

„Den Test als potenzieller Schwiegersohn hast du jedenfalls schon mal bestanden."

Bevor ich meinen Vater beschimpfen kann, ergreift er freiwillig mit meiner Mutter die Flucht. „Wir warten im Auto auf dich, Rayla!", ruft er mir noch schnell über die Schulter hinweg zu.

Auch Raylie verabschiedet sich eilig von Trace, sodass wenige Sekunden später nur noch der Lockenkopf und ich vor der Imbissbude stehen.

„Tut mir leid", entschuldige ich mich sofort für meine Familie. „Manchmal denken meine Eltern nicht darüber nach, was sie sagen."

Vor allem Dads letzter Satz war absolut daneben. Er kann Trace doch nicht so offen ins Gesicht sagen, dass er sich wünschen würde, ihn bald in unserer Familie zu begrüßen.

„Du musst dich nicht entschuldigen, Rayla", erwidert Trace lachend. „Deine Eltern sind supercool. Und auch deine Schwester ist sehr nett. Ein bisschen schüchtern, aber sie hat das Herz eindeutig am rechten Fleck."

Es bedeutet mir unfassbar viel, dass der Lockenkopf meine Familie mag.

„Bevor ich dich gehen lassen kann, habe ich aber noch eine Frage an dich."

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaue ich Trace an. Hoffentlich kommt jetzt nichts Dummes.

„Würdest du mal mit mir ausgehen, Rayla?"

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