Das Feuer des Lebens

By Katthani22

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Junie ist vierzehn Jahre alt und lebt allein auf der Straße, als sie eines Tages plötzlich den Whitebeardpira... More

Kapitel 1 - Alltag
Kapitel 2 - Sowas von KEIN Alltag
Kapitel 3 - Die Piraten und das Mädchen
Kapitel 4 - Unterkunft und Papierkrieg
Kapitel 5 - Ein Abend in Gesellschaft
Kapitel 6 - von Kleidern und Flatulenzen
Kapitel 7 - Running Gag
"Kapitel 8 - Das wandernde Viertel"
"Kapitel 9 - Phönixfeuer"
10 - Der Überfall"
"Kapitel 11 - Wagemut"
"Kapitel 12 - Flucht"
"Kapitel 13 - Die Rache des Vizeadmirals"
"Kapitel 14 - Weil wir Dich gern haben"
Kapitel 15 (Special) - Der Zorn des Kaisers
Kapitel 16 - Erwachen
Kapitel 17 - Werde meine Tochter
Kapitel 18 - Kleine Schwester, große Brüder
20.Kapitel - Die erste Division
21.Kapitel - Auf flammenden Schwingen
22.Kapitel - Namur
23. Kapitel - Neujahr bei den Whitebeards
24.Kapitel - Spa Island
25.Kapitel - Liebe und Leid
26. Unverzeihlich (Teil 1)
27. Unverzeihlich (Teil 2)
28. Kummer im Paradies
29. Spurensuche
30 Kapitel - Bittere Enttäuschung
31.Kapitel - Vorbereitung
32.Kapitel - Die Schlacht
33. Kapitel - Der Feind in mir
34. Kapitel - Nachwirkungen
35. Kapitel - Unerwartete Begegnung
36. Kapitel - Schwere Entscheidung
37. Kapitel - Abschied nehmen
38. Kapitel - Aufbruch
39. Kapitel - Alte Freundin, neue Wege
40.Kapitel - Loguetown
41 Kapitel - Gehaltenes Versprechen
42. Kapitel - Gum Gum ins Gesich
43. Kapitel - Wiedersehen
44. Kapitel - Die Gaunerbibliothek
45 Nächtlicher Überfall
46 Richtungswechsel
47 Der Kaiser und sein Vize
48 Ein erstes Gespräch"
49 Willkommen auf der Red Force
50 Lehrstunde(n)
51 Zwei auf einen Streich
52 "Reue"
53 Die geheime Einrichtung
54 Das Feuer des Leben
55 Heimweh
56 Prügel, Pläne und Party
57 Worlds Ass
58 Epilog
"Outtakes"

19.Kapitel - Rülpsen, Rundgang und rote Ohren

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By Katthani22

Guten Abend ihr Lieben! ;D

Tut einfach so, als wäre schon Dienstag. Mach ich auch, klappt also. XD

Aber ernsthaft, wer hätte gedacht, dass man nicht nur als Leser ungeduldig auf neue Kapitel warten kann - sondern auch als Autor ungeduldig drauf wartet, endlich wieder updaten zu dürfen?! o.o Darum vergessen wir das einfach mit den festen Tagen und ich überrasche euch spontan mit den neuen Kapiteln. MINDESTENS einmal die Woche, kann ich das so stehen lassen? Wer was dagegen hat, hebt die Hand. :P

Ich danke aber auf jeden Fall wieder allen von Herzen, die Junie ihr Herz geschenkt oder ein Sternchen überreicht haben!! Und am meisten danke ich meinen fleißigen Reviewern - ohne scheiß, ihr ahnt ja gar nicht, wie glücklich ihr mich macht! *_*

Jetzt aber genug gesülzt, und viel Vergnügen beim Lesen! <3

GlG
Ancarda

__________________________________________________


Gebannt lauschte Junie im Laufe des Abends noch vielen Geschichten. Der Alkohol floss in Strömen und die Zungen wurden dementsprechend lockerer - ganz abgesehen davon, dass die Piraten wohl niemals einen begeisterteren Zuhörer gehabt hatten. So scharrten sich mit der Zeit immer mehr Männer um Junie, um sich gegenseitig mit den abenteuerlichsten Geschichten zu überbieten und ihr das erstaunteste Gesicht zu entlocken.

Whitebeard saß überaus zufrieden auf seinem Thron und dezimierte genüsslich den Sakevorrat, obwohl es ihm den ein oder anderen finsteren Blick von Viktor einbrachte. Der stämmige, ältere Mann mit den grauen Haaren und dem kurzen, gepflegten grauen Vollbart saß in seiner Nähe und schüttelte seufzend den Kopf, doch dem Kapitän war das ziemlich schnurz.

Es war wirklich amüsant zu sehen, wie das Mädchen nach und nach in Gegenwart ihrer neuen Brüder auftaute - und wie diese ihre anfängliche Skepsis ihr gegenüber langsam verloren und ihrem bezaubernden Wesen erlagen. Aber am meisten freute es ihn, wie oft sein Vize in ihrer Gegenwart lächelte!
Marco, sein erster Sohn, war schon immer ein eher kühler, reservierter Charakter gewesen - erst recht nach allem, was er als Kind und Jugendlicher erlebt hatte. Obwohl er seine Brüder eindeutig liebte und ohne zu zögern für sie sterben würde, wahrte er dennoch immer einen minimalen emotionalen Abstand zu ihnen. Doch Junie schien innerhalb kürzester Zeit genau diesen Abstand einfach übersprungen zu haben. Wie genau wusste er zwar noch nicht, aber er hoffte wirklich, dass die Kleine einen dauerhaften Platz in Marcos Herz fand.

Es vielleicht sogar endlich heilte.

„Auf unser neues Familienmitglied!", dröhnte Whitebeard gut gelaunt. Sofort hoben alle ihre Krüge nach oben.
„Auf Junie!", gröhlten tausend Kehlen, und das Mädchen nahm mit hochrotem Kopf, aber strahlenden Augen einen Schluck aus ihrem Saftkrug.
Schräg hinter ihr seufzte Curiel zufrieden und rülpste laut.
„War das schon alles?", kommentierte King Dew spöttisch und stieß einen tiefen, langgezogenen Rülpser aus. Izou verdrehte genervt die Augen und klopfte ärgerlich mit seinem Fächer. Junie kicherte verhalten.

„Erbärmlich!", rief ein anderer und schaffte es tatsächlich, King Dew zu übertrumpfen.
„Zihahaha! Was war das denn für ein lausiges Tönchen? Passt mal auf!" Ein dicker, schwarzhaariger Mann mit lückenhafter Zahnpracht sprang auf, klopfte sich auf die haarige Brust und brachte einen wahrlich beeindruckenden Ton hervor, bei dem viele anerkennend johlten und klatschten. Doch dann erhob sich Blenheim und leerte seine riesige Rumflasche in einem Zug.
„Elende Anfänger! SO WIRD DAS GEMACHT!", brüllte er grinsend, und Izou ergriff mit entsetzt-angewiderter Miene die Flucht. Im selben Moment stieß der riesenhafte Kommandant einen derart lauten, langen und dröhnenden Rülpser aus, dass sogar die Planken vibrierten!
Die Crew brach in heiteren Jubel aus und Blenheim verbeugte sich triumphierend.

„Ähm, haben wir unser Schwesterchen jetzt traumatisiert?", fragte Haruta erstaunt und deutete auf Junie, die mit bebenden Schultern ihr Gesicht hinter ihren Knien verborgen hatte und krampfhaft ihre Hände über ihre Ohren drückte.
Sofort sprang Thatch strahlend auf.
„AH! Sie versucht, nicht zu lachen! Schnell!!"

Ziemlich verblüfft sahen Whitebeard und die anderen zu, wie Hiro, Thatch, Hakamaru, Woltan und Kirio auf Junie losstürmten. Kirio und Hakamaru schnappten sich ihre Hände, Hiro warf sich grinsend auf ihre Beine und Woltan piekte ihr hinterhältig in die Seiten, sodass sie reflexartig nach Luft schnappte - und nach Thatchs geflüstertem „Nach Woltans Furz jetzt auch Blenheims Rülpsen, Prinzessin?" regelrecht explodierte. Ihr einzigartiges, schallendes Lachen fegte über das ganze Schiff und steckte einen nach dem anderen an, bis die gesamte Crew in heiteres Gelächter ausgebrochen war. Sogar der Kaiser konnte sich dem nicht entziehen und schüttelte lachend den Kopf - was hatte er sich da bloß an Bord geholt?

Schließlich war es wieder Marco, der Junie von ihren Peinigern befreite und sie zwischen seinen Beinen in Sicherheit brachte, damit sie wieder zu Atem kommen konnte.
„Was hat sie diesmal zum Lachen gebracht?" Izou kam erheitert zurück und setzte sich.
„Blenheim!", antwortete Hakamaru grinsend, woraufhin Thatch gespielt besorgt die Arme in die Luft warf.
„Pops, ich fürchte, wir müssen sie doch auf der nächsten Insel aussetzen. Wenn sie bei allen unmanierlichen Tönen so lachen muss, ist sie hier auf dem Schiff innerhalb einer Woche tot!" Whitebeard schnaufte erheitert und gab ihm eine liebevolle Kopfnuss.

„HEY! Das stimmt doch gar nicht! Ich lache doch nicht deshalb!", empörte sich Junie lautstark. Marco hob die Augenbrauen.
„Ach? Und was ist es dann?", wollte er amüsiert wissen. Die Mundwinkel des Mädchens zuckten verräterisch.
„Na... Izous Gesicht dazu!" Tosendes Gelächter antwortete ihr, und auch Junie erlitt einen erneutigen Lachanfall. Selbst der hübsche Kommandant lachte.
„Unverschämte Göre!", kicherte er und warf seinen Fächer nach ihr - der von Marco aber gewissenhaft gebremst wurde.

******

Einige Stunden später schlief der Großteil der Mannschaft volltrunken an Deck. Nur wenige waren in ihr Quartier gegangen, die meisten waren da umgefallen, wo sie zuvor gesessen hatten. So auch Junie, ihr Kopf lag in Hiros Schoß, ihre Beine über Vista und einer von Jozus riesigen Armen lag wie eine Decke quer über ihr. Marco betrachtete das Bild lächelnd.

„Man muss sie einfach gern haben!"
Er drehte sich zu Whitebeard um, dessen Blick ebenfalls schmunzelnd auf dem verworrenen Haufen lag.
„Ja... irgendwie hat man gar keine andere Wahl", stimmte der Phönix leise zu. Der Kaiser fuhr sich nachdenklich über seinen Bart.
„Sie ist kein gewöhnliches Kind. Unabhängig von ihrem schlauen Köpfchen. Oder nicht nur. Ich kanns noch nicht ganz greifen, was es ist! Aber jemandem wie ihr bin ich in meinem langen Leben noch nicht begegnet...", sinnierte er brummend. Marco konnte dem nur zustimmen.
„Na, ich denke, wir werden es herausfinden! Sie bleibt ja nun bei uns!" Er lächelte überaus zufrieden und trank den letzten Schluck Sake aus. Sein Vater musterte ihn prüfend.

„Marco, ich möchte sie in deine Division stecken. Und ich will, dass du ihr Mentor wirst. Auch wenn das eine zusätzliche Belastung für dich wäre. Ist das für dich in Ordnung?", fragte der Kaiser plötzlich, und Marco hob überrascht die Augenbrauen. Eben weil er nicht nur Kommandant, sondern auch Vizekapitän war, wurde er eigentlich nie mit der Einführung von neuen Mitgliedern behelligt. Doch er würde lügen, wenn er behauptete, dem abgeneigt zu sein.
„Warum gerade ich?", wollte er dennoch wissen, und sah seinen Ziehvater interessiert an. Er kannte den alten Mann besser als jeder andere und wusste, dass hinter seinen Entscheidungen immer etwas mehr als eine Laune oder reine Logik steckte.

Whitebeard leerte in aller Ruhe seinen Krug und stellte ihn beiseite.
„Erstens bist du der klügste Kopf auf diesem Schiff, weshalb sie von dir als Lehrer am meisten profitieren wird. Zweitens kann sie dir im Umkehrschluss mit ihren Fähigkeiten in absehbarer Zeit sicher ordentlich unter die Arme greifen, gerade was den Papierkrieg angeht, und dich langfristig erheblich entlasten. Drittens hat sie bereits jetzt schon großes Vertrauen in dich, was ihr den Übergang in ihr neues Leben hier einfacher machen wird. Und viertens..." Er grinste seinen Sohn an und schlug ihm kräftig auf die Schulter, was dieser mit einer hochgezogenen Braue kommentierte. „....viertens bleibt mein Geheimnis!" Er lachte laut und stand dann auf, um sich endlich hinzulegen. „Also, bist du einverstanden?"

Marco schnaubte, lächelte aber.
„Das weißt du doch schon!"

******

„Ich hab keine Ahnung, wie sie SO schlafen konnte!" Thatch und Haruta standen am nächsten Tag ratlos neben dem noch immer schlafenden Haufen, unter dem gerade noch so ein Stück ihrer Schwester herausguckte. Nicht nur, dass Junie von den drei Männern nahezu begraben war, Jozu und Vista lieferten sich ein regelrechtes Schnarchduell und sägten ohrenbetäubend.
„Und das ohne besoffen zu sein!", stimmte Haruta verwundert zu, ehe er Vista kräftig schüttelte.
„Hey, genug gepennt! Zeit aufzustehen!", rief er energisch. Thatch zog währenddessen grinsend an Jozus Bart, bis er schlaftrunken grunzte und sich umdrehte - was unvermittelt Junie in die Höhe riss, die im Schlaf seinen Arm umklammert hatte.

Verwirrt richtete sie sich mit geschlossenen Augen auf und gähnte veschlafen. Hiro, der mehr oder weniger unter ihr gelegen hatte, murmelte etwas unverständliches und zog sie einfach wieder zu sich in eine feste Umarmung. Das Mädchen seufzte und schmuste sich bereitwillig an ihn, was ihn zufrieden brummen ließ.
Die beiden Kommandanten grinsten von einem Ohr zum anderen.
„Aaaww... wie süß! Da wird man ja direkt neidisch!", kicherte Haruta.
„Habt ihr sie noch nicht aufgeweckt?" Marco trat neben die beiden, eine Zeitung und einen Kaffee in den Händen.
„Wir bringen es nicht übers Herz", erwiderte Thatch lachend und deutete auf Junie.

Marco betrachtete das Bild eine Weile und beugte sich dann schmunzelnd vor.
„Verstehe. Schade, dabei wollte ich ihr doch jetzt mal das Schiff zeigen!"
„OH JAAA!" Mit einem Ruck saß das Mädchen wieder aufrecht und strahlte ihn ohne die geringste Spur von Müdigkeit an, während Hiro nun perplex blinzelte.
Die Kommandanten lachten. Marco klopfte amüsiert mit seiner Zeitung auf ihren Kopf. Er hatte den Dreh schon raus, wie er sie locken konnte.
„Na dann komm. Wir fangen in der Kombüse an, damit du dir ein spätes Frühstück holen kannst. Thatch hat dir was aufgehoben!"

Junie sprang auf die Beine und umarmte den überraschten Koch.
„Dankeschön Thatch!"
„Nichts zu Danken, Sonnenschein. Und jetzt ab mit dir!", scheuchte er sie verlegen lächelnd davon. Bereitwillig folgte sie Marco in den riesigen Speisesaal der Moby Dick. Hundert lange Tische mit Bänken aus dem selben hellen Holz wie das Schiff selbst verteilten sich in dem Raum. Durch einen breiten Mittelgang gelangte man vor zur Essensausgabe und zur Küche.

Dort waren gerade nur zwei Küchenjungen am Werk, die Junie ein großes, gegrilltes Sandwich und einen Apfel überreichten. Marco bot ihr an, hier zu essen, aber dafür war sie viel zu begierig auf den Rundgang. Darum aß sie im Gehen das Sandwich und steckte den Apfel für später ein.
„Also, Frühstück gibts regulär bis zehn Uhr, Mittagessen von eins bis drei, und Abendessen von sechs bis acht. Die Köche läuten aber eine Glocke, wenn das Essen fertig ist. Im Normalfall besteht keine Anwesenheitspflicht, aber für dich erst mal schon - zumindest, bis du ein für dein Alter normales Gewicht erreicht hast. Ich will dich also bei ausnahmslos jeder Mahlzeit hier sehen, hast du mich verstanden?" Junie nickte brav und folgte ihm aus dem Saal hinaus einen Flur entlang.

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„Hier in diesem Gang sind die Aufenthaltsräume". Er öffnete eine der Türen und ließ sie hineinschauen. Der weitläufige Raum war mit runden Tischen für Kartenspiele bestückt, an den Wänden hingen mehrere Dart- und Zielscheiben, und es gab hohe Regale voller Brett-, Karten- und Würfelspiele. „Die Räume sind alle anders bestückt und zu jeder Zeit frei nutzbar, nur haben alle darauf zu achten, sie in einem geordneten Zustand zurückzulassen. Du kannst sie dir alle später mal genauer ansehen", erklärte er ihr und zog das neugierige Kind am Kragen wieder nach draußen.

„Außerdem findest du hier Abstellkammern mit Putzsachen und... die Bibliothek". Schmunzelnd öffnete er die letzte Tür am Ende des Flurs. Hellauf begeistert trat Junie hinein und starrte sehnsüchtig auf die überraschend zahlreichen Schränke, die hunderte Bücher hinter ihren Glastüren präsentierten. Dazu gab es viele urgemütliche Lesesessel und Sitzecken mit kleinen Lampen.
„Wahnsinn... so viele Bücher...", hauchte sie ehrfürchtig und überflog mit Feuereifer die Buchtitel.
„Ja, wenn man viel reist, kommt einiges zusammen. Auch hier kannst du jederzeit herkommen, achte nur bitte darauf, die Schranktüren sofort wieder zu schließen wenn du dir ein Buch rausgeholt hast! Falls plötzlich ein Unwetter heraufzieht, wäre es schlecht, wenn einem hier die Bücher um die Ohren fliegen! Apropos Unwetter..." Ernst drehte er sich zu ihr um und ging sogar in Hocke, um ihr in die Augen sehen zu können. Aufmerksam sah sie ihn an.

„Junie, das Leben auf einem Piratenschiff ist oft wirklich gefährlich. Es gibt nicht nur unvorhersehbare, plötzlich auftretende Stürme, sondern auch Angriffe seitens der Marine und feindlichen Crews. Und solange du noch so jung und unerfahren bist, will ich dich in diesen Situationen in Sicherheit wissen! Das bedeutet im Klartext, du begibst dich umgehend am besten in den Schlafsaal oder eben in einen anderen Innenraum, bis die Gefahr vorüber ist. Keine Alleingänge, kein ‚ich-guck-mal-kurz' oder ähnliches, du würdest damit nicht nur dich selbst, sondern auch deine Familie in Gefahr bringen wenn du uns ablenkst oder wir dich gar retten müssen. Und das ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Hast du mich verstanden?", fragte er eindringlich. In diesem Punkt duldete er keine Widerrede, das war überdeutlich.

Junie nickte ernst.
„Bei Sturm oder Angriff sofort innerhalb des Schiffs verstecken. Verstanden!", widerholte sie entschlossen, und seine Miene wurde wieder weicher.
„Sehr gut, darauf muss ich mich auch absolut verlassen können. Also, wollen wir weiter?"

******

Marco führte seinen Schützling durch die riesigen Lagerräume, zeigte ihr die Mannschaftsschlafsääle, die Gemeinschaftsbäder der Männer und ein wesentlich kleineres, aber hübsches für die Krankenschwestern und nun auch Junie, den Waschkeller, den Maschinenraum, die Werkstätten, die Trainingsräume, das Navigationszimmer, den Kartenraum, den Schießstand, das Archiv und das Kommandantendeck mit den Kajüten der sechzehn Kommandanten und dem Besprechungsraum.

„Gibt es Orte, wo ich nicht hindarf? Oder sonstige Verbote?", wollte Junie auf dem Weg zurück an Deck wissen. Marco dachte gründlich nach.
„Sofern du keine medizinische Versorgung benötigst, ist die Krankenstation tabu, genauso wie natürlich die Krankenakten. Wenn du was brauchst, melde dich bei Viktor, hier ist sein Büro", er deutete im Vorbeigehen drauf. „Außerdem will ich dich, solange du noch nicht wieder vollständig bei Kräften bist, nicht in der Nähe des Krähennestes oder überhaupt in der Takelage sehen, das wäre noch zu gefährlich. Du darfst auch nicht ohne die Erlaubnis der Köche Essen aus der Küche nehmen. Die Lebensmittel sind genau eingeteilt, und nur die Köche wissen, was und wie viel noch da ist. Ansonsten... fällt mir gerade nichts weiter ein. Im Zweifel frag mich einfach, yoi?"

Sie traten zurück ins Sonnenlicht.
„Na Mädchen? Wie gefällt dir die Moby?", fragte Whitebeard grinsend, und Junie strahlte ihn an.
„Sie ist das wunderschönste, großartigste Schiff aller Zeiten! Aber..." Sie ließ wehmütig die Schultern hängen, was den Kaiser und Marco zu einem verwunderten Blick veranlasste.
„...ich werd ewig brauchen mir alles ganz genau anzusehen, und ich weiß nicht mal wo ich anfangen soll! Sie ist so fürchterlich groß!"

Der Kaiser lachte.
„Keine Sorge Tochter, du hast noch genug Zeit, um die Moby komplett auf den Kopf zu stellen! Aber vorher gibt es noch ein paar Dinge zu klären!" Er ließ es sich nicht nehmen, das Mädchen erneut auf seinen Schoß zu heben, was bei ihr für freudig leuchtende Augen sorgte. Marco schmunzelte belustigt.
„Was müssen wir denn klären?", wollte Junie wissen und sah ihn gespannt an.

„Zuerst deine Zugehörigkeit. Junie, du gehörst ab heute zur ersten Division und unterstehst damit Marcos Kommando. Er wird gleichzeitig auch dein Mentor, also ist er direkt für dich verantwortlich und auch dein erster Ansprechpartner für alle Fragen und Probleme. Bist du damit einverstanden?" Die letzte Frage war eher obligatorisch, denn schon nach dem zweiten Satz war die explosive Begeisterung in ihrem Gesicht buchstäblich greifbar.
„Ja, einverstanden!", quietschte sie freudig. Sie bemühte sich zwar redlich, sich etwas zu zügeln und es nicht so offensichtlich zu machen, doch an dem riesigen Strahlen in ihrem Gesicht änderte sich nichts. Sie war in Marcos Division, ha!

Der Kaiser hüstelte verhalten um sein Lachen zu verbergen. Offenbar war „sie hat bereits großes Vertrauen in dich" eine ziemliche Untertreibung gewesen - die Kleine hatte offenbar vielmehr bereits einen regelrechten Narren an Marco gefressen.
Wunderbar!
Verstohlen warf er seinem Sohn einen Blick zu und sah zufrieden den ungewöhnlich liebevollen Ausdruck des Phönix als er bemerkte, wie sehr sich Junie über ihre Zuteilung freute.

„Gut! Dann wirst du ab jetzt seine Anweisungen befolgen und deine Division nach Kräften unterstützen, hast du verstanden?"
„Jawohl Paps!", grinste sie fröhlich, und ihm wurde warm ums Herz - wie immer, wenn ein neues Familienmitglied ihn zum ersten Mal als Vater bezeichnete. Lächelnd strich er ihr über den Kopf.

„Wunderbar. Der Rest ist einfach: wir sind hier eine Familie, also behandeln wir uns untereinander auch so! Du und deine Brüder passt aufeinander auf, ihr achtet und respektiert euch gegenseitig und helft einander. Streitereien gehören dazu, die klärt ihr auch selbst, aber ich dulde keine Feindseligkeiten oder ernsthafte Angriffe auf diesem Schiff! Für schwerere Konflikte sind die Kommandanten als Schlichter da, oder auch ich.
Wenn wir Schätze finden oder erbeuten, werden sie gerecht aufgeteilt. Wer eine Teufelsfrucht findet, hat auch das Recht sie zu essen. Und wenn du an Land gehen willst, dann meldest du dich IMMER zuerst bei Marco ab, verstanden? Bis du auf dich selbst achten kannst, gehst du ohnehin nicht allein von Bord, das ist ein Befehl. Genauso meldest du dich wieder zurück, damit die Kommandanten immer im Bilde über ihre Leute sind.
So, ich denke, das war alles. Hast du noch irgendwelche Fragen?" Junie sah ihn erfreut an, eine Frage spukte tatsächlich schon seit gestern in ihrem Kopf herum.

„Ja. Warum bin ich das einzige Mädchen an Bord?" Whitebeard fuhr sich nachdenklich über die Schläfe.
„Das liegt einerseits daran, dass es generell sehr viel weniger Frauen gibt als Männer, die es als Freibeuter aufs Meer zieht, und zweitens muss ich ehrlicherweise gestehen, dass ich es bisher auch vermieden habe, eine Frau in meiner Crew zu haben", erwiderte er offen.
„Aha, und warum hast du ausgerechnet bei mir eine Ausnahme gemacht?", bohrte Junie überrascht nach, und Whitebeard grinste.
„Weil du das erste Mädchen warst, das den Mumm dazu hatte, sich mir in den Weg zu stellen - noch dazu während ich wütend war!" Peinlich berührt zog Junie den Kopf ein.
„Ich dachte wirklich, Loui kriegt gleich einen Herzinfakt... sonst hätte ich mich vielleicht nicht getraut. Ich hatte echt eine riesen Angst vor dir!", gestand sie verlegen, weshalb er ihr anerkennend lächelnd auf den Rücken schlug.
„Das meinte ich damit - obwohl du Angst vor mir hattest, bist du ohne zu zögern aus deinem Versteck gekommen, hast dich vor mich gestellt und mir deine Dienste angeboten, nur damit ich deinen Freund freilasse! Das würden nicht viele Menschen tun", erklärte er stolz.
Das Mädchen nickte nachdenklich, dann lächelte sie spitzbübisch.
„Und was ist mit deinem versprochenen Gefallen? Bekomme ich trotzdem noch die Geschichten, obwohl ich ja hier bleiben darf?" Nun lachte der Kaiser wieder laut auf.

„Kind - ich mag ein Pirat und sogar ein Kaiser sein, aber unterm Strich bin ich auch nur ein alter Mann. Da musst du mich nicht recht lang bitten!" Ja!! Das war Musik in ihren Ohren, sie durfte wirklich seinen sicherlich unzähligen Abenteuern lauschen! Das war ja besser als eine ganze Bibliothek!! Begeistert und ganz impulsiv wollte sie ihn umarmen und ihm einen... doch sie bremste sich gerade noch rechtzeitig. Durfte sie das überhaupt?

„Darf ich... ähm...", begann sie, doch dann kam sie sich irgendwie blöd vor, so etwas zu fragen, und sie verstummte. Der Kaiser sah sie fragend an.
„Was?"
„Ach nichts!" Verlegen zupfte sie an ihrem Shirt herum.
„Raus damit, Tochter! Was liegt dir auf der Zunge?", bohrte er freundlich nach, und auch Marco, der schweigend zugehört hatte, musterte sie neugierig. Unschlüssig und ziemlich verlegen rutschte sie hin und her.
„Darf ich... also... nachdem du nun mein Vater bist... ist es in Ordnung wenn...", sie holte tief Luft und gab sich einen Ruck. „Darf ich dir einen Kuss geben?"

Das war der Moment, in dem Marco und alle anderen in der Nähe feststellten, dass sogar der alte Kaiser noch rote Ohren bekommen konnte. Der Phönix brauchte all seine Selbstbeherrschung, um nicht laut loszulachen. Stattdessen starb er innerlich tausend Tode und beschränkte sich äußerlich auf ein fettes Grinsen, das er halbherzig hinter seiner Hand verbarg.

Whitebeard räusperte sich erheitert, nachdem er seine Fassung wiedergefunden hatte.
„Wenn du möchtest...", brummte er schließlich mit funkelnden Augen. Das ließ sich Junie nicht zweimal sagen. Sie stand auf, schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Danach kletterte sie aber hastig von seinem Schoß und versteckte sich halb hinter Marco.
„Wir gehen dann mal weiter. Bis später Vater!" Noch immer feixend nahm er das Mädchen an die Hand und schob sie in Richtung der Schlafräume.
„Danke Paps!", rief ihm Junie noch zu und verschwand dann fröhlich winkend.

„Jetzt weiß ich wieder, warum es hier sonst keine Mädchen gibt...", grummelte der Kaiser und rieb sich mit einem breiten Lächeln (und verdächtig glänzenden Augen) über die Wange.
„Ach Pops... dein neues Töchterchen hat dich aber schnell um den Finger gewickelt!", schmunzelte Izou, der das ganze entzückt beobachtet hatte. Whitebeard schnaufte und griff nach seinem Sake.
„Wenn du keine Arbeit hast, geb ich dir gern welche, Sohn!"

Izou lachte und trollte sich. Das musste er unbedingt Thatch erzählen.

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