Lauf, solange du noch kannst...

By Viskas2611

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!Band 1! Marie lebt seit anderthalb Jahren auf der Lichtung. Sie fühlt sich wohl, arbeitet hart und wird von... More

Disclaimer
Prolog
Der Frischling
Eingewöhnung
Neue Namen
Vorkommnisse
Verbannung
Im Labyrinth
Wiedersehen
Verhandlungen
Das Mädchen
Gespräche
Arbeit auf der Lichtung
Offengelassen
Angriff
Streit und Trauer
Gally als Anführer
Die Flucht
Die Flucht Teil 2
Freiheit
Epilog

Das Missgeschick

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By Viskas2611

Es begann gerade erst hell zu werden, als ein lautes Rascheln mich weckte. Ehrlich gesagt war ich ziemlich erleichtert darüber. Meine Träume hatten alle mit Ben und dem Angriff zu tun gehabt und ich war mehrmals mitten in der Nacht schweißgebadet aufgewacht. Als ich jetzt die Augen aufschlug war ich einfach nur erleichtert das die Nacht vorbei war und ich etwas anderes sehen konnte, als Bens wirre Augen.
Ich sah mich um, woher das Rascheln gekommen war. Es war Thomas. Er lag nicht weit von mir in seiner Hängematte und warf sich unruhig hin und her. Ich war wohl nicht die einzige mit schlechten Träumen. Leise stand ich auf und schlich um die anderen Hängematten herum, um Thomas zu wecken. Wenn er sich weiterhin so heftig bewegte würde er früher oder später einfach herausfallen.
„Hey Thomas.", flüsterte ich und tippte ihn an. Als das nichts brachte, nahm ich seine Schultern und schüttelte sie.
„Thomas.", flüsterte ich erneut, diesmal eindringlicher.
Er fuhr nach oben und hätte mir beinahe eine Kopfnuss verpasst. Kurz sah er verwirrt aus und schien einen Moment zu brauchen, bis er sich orientiert hatte.
„Alles klar?", fragte ich.
Er nickte und versuchte seinen Atem unter Kontrolle zu bringen, der schnell und unregelmäßig war. „Hab nur geträumt.", flüsterte er schließlich und sah zu mir auf. „Wieso bist du schon wach?"
„Aus dem selben Grund. Willst du drüber reden?"
Thomas überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Willst du drüber reden?", bot er dann an.
„Nein, danke.", sagte ich lachend. „Ich habe mich heute Nacht schon lange genug damit beschäftigt."
Mit einem lauten Rumpeln setzten sich die Tore in Bewegung. Wir sahen gleichzeitig in die Richtung und ich konnte Newt, Alby und Minho sehen, die vor der Mauer standen, die sich langsam öffnete. Sie sagten etwas zueinander, doch sie waren viel zu weit weg, als das ich verstehen könnte, was sie sagten. Newt klopfte Alby auf die Schulter und dann liefen unser Anführer und Minho ins Labyrinth. Was taten sie denn da? Ignorierte Alby da gerade seine eigenen Regeln?
Thomas sah mich verwirrt an. „Ich dachte nur die Läufer dürfen ins Labyrinth?"
Ich nickte. „Also komm nur ja nicht auf dumme Ideen, Frischling." Mein Blick wanderte wieder zu Newt, der unruhig vor dem Tor auf- und ablief.
„Schlaf noch ein bisschen.", schlug ich vor.
Thomas reagierte nicht. Vermutlich war er mit seinen Gedanken schon so weit weg, dass er gar nicht mehr zugehört hatte. Solange er liegen blieb und nicht auf die Idee kam es Alby gleich zu tun, sollte mir das Recht sein.
Aus Erfahrung wusste ich, dass ich kein Auge mehr zumachen würde, also lief ich zwischen den Hängematten umher, bis ich auf die offene Wiese trat und auf Newt zuging.
„Was machst du denn schon hier? Solltest du nicht so lange wie möglich schlafen, um dich auszuruhen.", rief mir dieser entgegen, bevor ich ihn erreicht hatte.
„Ich weiß nicht wovon du redest, ich bin topfit.", antwortete ich und brachte ihn kurz zum schmunzeln.
„Erklär das mal deinen Augenringen."
Ich zuckte mit den Schultern. „Schon ausprobiert. Sie sind ausgesprochen schlechte Zuhörer."
Newts Lächeln verschwand langsam, als er auf meinen Hals sah. „Wie gehts dir damit?", fragte er, Sorgenfalten auf der Stirn. Verlegen begann ich meine Haare nach vorne fallen zu lassen, sodass sie die blauen Flecken verdeckten. Bevor ich antworten konnte begann Newt wieder zu reden: „Tut mir leid, ich war gestern so beschäftigt das ich gar nicht gefragt habe, ob du darüber sprechen möchtest." Er rieb sich verlegen über den Nacken.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Newt, mir gehts gut. Wirklich. Ich brauch nicht darüber zu sprechen."
Er betrachtete mich misstrauisch, bedrängte mich aber nicht weiter.
„Wieso ist Alby ins Labyrinth?", fragte ich und sah in den Gang hinein, den die Tore tagsüber offenbarten. Efeu wuchs die Wände hinauf und bedeckte den grauen Stein fast komplett. Einzelne Stränge wuchsen zwischen den Mauern hin und her, so als wollten sie eine Art Dach bilden.
„Er versucht Bens Schritte nachzuvollziehen, um herauszufinden wo er gestochen wurde."
„Was?", fragte ich geschockt. „Was ist, wenn Alby auch gestochen wird? Wie könnt ihr denn wissen, dass es sicher genug ist?"
Newt schien überrascht von meiner Reaktion zu sein. „Alby weiß was er tut und es ist nicht so als hätten wir eine Wahl. Wir müssen herausfinden, ob und wieso die Griewer jetzt auch tagsüber herauskommen."
„Und warum genau?", hakte ich nach.
„Wenn die Griewer wirklich tagsüber im Labyrinth herumlaufen, was hält sie davon ab einfach hier hereinzuspazieren? Immerhin sind die Tore den ganzen Tag geöffnet.", gab er zu bedenken.
Ein Schauder lief mir über den Rücken. Ich wusste das er Recht hatte und das es vermutlich keine andere Möglichkeit gab, zumindest keine bei der kein anderer Lichter in Gefahr gebracht wurde, und doch begann ich mir Sorgen zu machen. Ein komisches Gefühl breitete sich in mir aus, so als würde etwas nicht stimmen. Es war allerdings zu ungenau, als das ich es benennen könnte.
„Komm schon. Es bringt nichts den ganzen Tag die Tore anzustarren." Newt drehte sich um und ging in Richtung Gehöft davon. Ich folgte ihm.
„Mal schauen, ob Bratpfanne schon wach ist und Lust hat uns Frühstück zu machen."

„Wieso haben sie keine große Gruppe genommen? Wäre das nicht sicherer?", fragte Thomas.
Die Baumeister hatten uns darauf aufmerksam gemacht, dass auf der linken Seite, in der noch zum Großteil unberührten Ecke, ein Baumstumpf stand, der entwurzelt und weggebracht werden sollte. Also hatte ich mir zwei Macheten und Thomas geschnappt und wir hatten uns auf den Weg gemacht. Der Frischling hatte wieder die ganze Zeit Fragen gestellt und Newt hatte ihn schlussendlich angesehen, als würde er heute gerne ihm mit der Schaufel eins überziehen. In dem Moment war dann Gally aufgetaucht und hatte wegen dem Baum Bescheid gesagt. Ich hatte die Chance sofort genutzt und Thomas weggezogen. Irgendwo auf dem Weg hatte Chuck sich uns angeschlossen und jetzt saß er neben Thomas auf einem alten Baumstamm und schnitzte. Der Kleine war erstaunlich ruhig und schien tief in Gedanken versunken. Vielleicht beschäftige ihn immer noch die Verbannung von Ben.
„Dann hätten wir erstens eine der Grundregeln gebrochen und zweitens mehr Lichter in Gefahr gebracht.", beantwortete ich Thomas Frage und schlug mit der Machete auf die Wurzel ein.
„Aber Alby hat die Regel doch auch gebrochen."
Ich seufzte. Thomas stellte meine Nerven wirklich auf die Probe. Wenn er wenigstens helfen würde, während er die Fragen stellte, doch stattdessen saß er da und sah zu, wie ich arbeitete. So als könnte er auf keinen Fall beide Dinge gleichzeitig tun.
„Er hat die Regeln aufgestellt. Ich denke dann ist es okay, wenn er sie bricht." Es hörte sich nicht fair an, aber Alby war schon seit über drei Jahren hier gefangen, was auch alles andere als fair war.
Thomas stellte die Spitze der Machete auf seinen Schuh und begann an dem Griff in seiner Hand zu drehen. „Wieso ist Alby eigentlich der Anführer?"
„Wenn du deine Zehen behalten möchtest, würde ich das lassen.", sagte ich zwischen zwei Hieben und richtete mich dann auf. „Jeden Monat kommen hier neue Frischlinge an. Immer nur einer."
Thomas Augen weiteten sich, so als wüsste er worauf ich hinauswollte. Ich sprach trotzdem weiter: „Alby war der erste. Er war einen Monat allein hier. Ohne Erinnerungen und ohne Gesellschaft." Ich holte aus und schlug so heftig auf die Wurzel das die Machete stecken blieb. „Dann kam einer nach dem anderen dazu und Alby hat die Dinge in die Hand genommen." Ich zog heftig am Griff der Machete, doch sie ließ sich nicht lockern.
„Aber wieso?", fragte Thomas.
„Wieso was?", fragte ich, genervt, weil ich meine Machete nicht aus der Wurzel bekam und weil Thomas nicht die Klappe hielt.
„Wozu das Ganze? Das Labyrinth, die Lichtung. Wieso sind wir hier?"
Chuck sah ihn verwirrt von der Seite an.
„Frischling, wenn ich das wüsste, wäre ich ganz sicher nicht mehr hier. Ich weiß nur eins mit Sicherheit: Wir stecken hier alle gemeinsam fest, deswegen ist es wichtig das wir zusammenhalten. Du hast doch deinen Namen in die Mauer geritzt oder?"
Thomas nickte.
„Damit gehörst du also offiziell zu uns. Die bist ein Lichter. Ob es dir gefällt oder nicht. Könntest du jetzt bitte anfangen zu helfen?"
Thomas tippte mit der Machete zweimal neben sich auf den Baumstamm, stand dann auf und reichte sie mir. „Nimm du die. Ich kümmere mich um die andere."
„Danke."
Eine Weile waren wir damit beschäftigt, die Wurzeln vom Baumstumpf zu trennen. Nach ein oder zwei Stunden stand plötzlich Gally bei uns.
„Seid ihr immer noch dabei?", fragte er, mit Spott in der Stimme. „Ich glaube ich sollte mir besser eine Machete holen und euch helfen."
„Besser nicht.", antwortete ich. „Du würdest dir nur die Hand abhacken." Ich senkte die Stimme, als würde ich ihm etwas geheimes erzählen. „Weißt du eigentlich haben die Sanis mich bestochen langsamer zu arbeiten, damit sie mal ein wenig Freizeit haben."
Thomas lachte leise und hielt den Kopf gesenkt, damit Gally es nicht sehen konnte. Doch dieser hatte gerade eh nur Augen für mich.
„Witzig.", sagte er trocken. „Aber ich meine es ernst. Wir können nicht arbeiten, bevor ihr nicht fertig seid."
An dieser Stelle sollte eine neue Hütte entstehen, damit die Hüter mit ihren Beratungen nicht immer den Speisesaal belegten. Außerdem sollten im zweiten Stock neue Räumlichkeiten für die Sanis entstehen, die momentan nur eine kleine Hütte in der Nähe der Schlafplätze hatten.
„Ich weiß.", antwortete ich, um Gally zu beruhigen. „Wir beeilen uns."
Leider war der Baum hartnäckiger, als gedacht und am Ende mussten Gally und Zart mithelfen, den Baumstumpf umzukippen, damit sie ihn wegtragen konnten. Sie kamen gerade zurück, als Bratpfanne alle zum Mittagessen rief. Meine Arme fühlten sich an wie Gummi, als ich Pfanne meinen Teller hinhielt.
„Du siehst müde aus.", bemerkte er.
„Danke. Genau das was ich hören wollte.", erwiderte ich sarkastisch. „So würdest du auch aussehen, wenn du den ganzen Morgen auf Holz eingeschlagen hättest."
Bratpfanne lachte nur und gab mir eine größere Position als sonst. Erst als ich wieder nach draußen trat, fiel mir auf, wie schwül es war. Dunkle Wolken hingen am Himmel und verdeckten die Sonne.
„Das sieht nach Regen aus.", bemerkte ich, als ich mich zu den Jungs setzte.
Zart sah nach oben. „Das wäre gut für die Pflanzen."
„Auf jeden Fall. Danach wird es vielleicht auch endlich ein wenig kühler.", meinte Newt und steckte sich eine Gabel Erbsen in den Mund. Er sah auf meinen Teller. „Pfanne hat dich heute gern."
Ich grinste. „Pfanne hat mich immer gern. Außerdem hatte ich ja auch die anstrengendste Arbeit heute. Sowohl physisch, als auch psychisch." Ich sah zu Thomas, der mit Chuck ein wenig entfernt saß. Die beiden waren in ein Gespräch versunken.
„Naja darüber lässt sich streiten.", meinte Newt.
Ich sah ihn zweifelnd an. „Wirklich? Wenn das so ist, sage ich in Zukunft das der Frischling sich mit Fragen an dich wenden soll."
Newts Gesichtszüge wandelten sich von belustigt, zu ablehnend. „Okay, ich gebe es zu. Du hattest die schwerere Arbeit."
„Geht doch.", antwortete ich zufrieden und begann zu essen.

Den restlichen Mittag arbeiteten Thomas und ich wieder in den Gärten. Mir fiel auf, dass Newt abgelenkt wirkte und viel zu oft hinüber zu den Toren sah. Je mehr Zeit verging, desto unruhiger wurde er. Er steckte uns andere damit an und wir begannen die Tore ebenso im Auge zu behalten. Ich konnte nicht abschätzen, wie lange Minho und Alby noch hatten, bevor die Tore sich schlossen. Normalerweise orientierte ich mich am stand der Sonne, doch die Wolken verdeckten sie immer noch. Ich sah nach oben. In dem Moment traf mich der erste Tropfen an der Wange. Keine Sekunde später begann ein heftiger Platzregen. Innerhalb weniger Sekunden war ich bis auf die Haut durchnässt. Die Jungs ließen alles stehen und liegen und suchten sich irgendetwas zum unterstellen. Ich dachte für mich das es jetzt sowieso keinen Unterschied mehr machte und blieb kurz stehen, um das kühle Nass zu genießen. Der letzte Regen war so lange her, dass ich mich kaum daran erinnern konnte, wie die Lichtung roch, wenn alles nass war. Ich nahm mir kurz Zeit, um die kühlen Tropfen auf meiner Haut zu spüren und ging dann den anderen hinterher. Die meisten waren zu den Schlafplätzen gelaufen. Der Großteil war überdacht. Es war nicht komplett wasserdicht, hielt aber das meiste ab. Zart grinste, als er sah wie langsam ich zu ihnen kam. „Dir ist bewusst das es regnet oder?"
Ich nickte ernsthaft und drückte mein Haare aus. „Aber das letzte Mal als ich nachgeschaut habe, war ich nicht aus Zucker und werde schon nicht schmelzen sobald ich nass werde. Aber deine Sorge rührt mich."
Zart lachte und schüttelte den Kopf über mich. Ich sah mich um und entdeckte Newt und Thomas, die sich beide an einen Baum gelehnt hatten und die Tore anstarrten.
"Wie lange haben sie noch?", fragte ich, als ich mich zwischen die beiden stellte. Newt strich sich die nassen blonden Haare aus den Augen. "Ein oder zwei Stunden vielleicht."
"Sollten Sie nicht schon wieder zurück sein?", fragte Thomas. Er klang nervös.
"Sie schaffen das.", antwortete Newt knapp.
"Aber was ist wenn...?"
Newt unterbrach Thomas. "Sie schaffen das." Sein Ton klang schärfer als sonst, aber seine braunen Augen zeigten, dass er sich Sorgen machte.
Ich schüttelte den Kopf in Thomas Richtung, um zu zeigen das er jetzt besser still war. Dann lehnte ich mich neben Newt an den Baum. Komischerweise schoss mir Thomas Frage durch den Kopf, als ich durch den Regen in Richtung des Labyrinths blickte.
Wieso waren wir hier? Welchen Zweck erfüllten wir?

Eine Stunde später, regnete es immer noch. Es war düster geworden und ich hatte mittlerweile meine Jacke angezogen. Ein kühler Wind schien aus dem Labyrinth durch die Lichtung zu wehen. Die meisten Jungs hatten sich inzwischen mit etwas anderem beschäftigt. Newt wurde jedoch mit jeder Minute unruhiger und hatte mittlerweile begonnen auf und ab zu gehen. Er war von Natur aus ein sehr fürsorglicher Mensch und hatte die Rolle der Mama von uns allen eingenommen. Als wäre es seine Aufgabe auf uns alle gleichzeitig aufzupassen. Wenn etwas passierte, wie gestern mit Ben, dann gab er sich selbst die größte Schuld daran. Nichts könnte daran etwas ändern.
"Newt?"
Er sah mich nicht einmal an, als er antwortete. "Ja?"
Als er das nächste Mal an mir vorbei ging, griff ich nach seinem Unterarm und hielt ihn fest. Endlich blieb er stehen.
"Du machst mich wahnsinnig. Setz dich.", bat ich und klopfte neben mich auf den Boden. Newt seufzte, setzte sich und begann an seinem beigefarbenen Pulli herumzunesteln.
"Alles wird gut.", murmelte ich, um uns beide ein bisschen aufzubauen.
"Ich vertraue Minho. Wenn einer das Labyrinth kennt, dann er. Nur laufen momentan gefühlt so viele Dinge falsch und ich hab das Gefühl das etwas nicht stimmt."
Das Gefühl hatte ich auch, aber ich wollte seine Vermutung nicht bestätigen.
"Du kennst doch Minho. Er kommt immer ziemlich knapp aus dem Labyrinth. Vielleicht hat er noch einen Umweg genommen, um sich eine andere Stelle anzusehen."
Plötzlich fiel mir auf, dass das Plätschern nicht mehr zu hören war. Der Regen hatte so schnell aufgehört, wie er begonnen hatte.
Ich stand auf. "Komm wir können vor die Tore gehen.", schlug ich vor. Vielleicht würde das Newt ein wenig beruhigen. Wir machten uns auf den Weg. Thomas und Chuck folgten uns auf dem Fuß. Ein Stück weiter hinten kamen Gally, Bratpfanne und Jeff hinter uns her. Wir versammelten uns vor dem Gang und warteten. Je länger wir dort standen, desto mehr Lichter kamen zu uns. Schließlich standen wir alle im Halbkreis vor dem Gang und warteten. Ich zog meine Jacke fester um mich, weil ich fröstelte.
„Willst du meinen Pulli haben?", fragte Gally, der hinter mir stand. Er setzte dazu an sich den roten Pulli auszuziehen, doch ich hielt ihn davon ab. „Nein, so schlimm ist es nicht, aber danke."
Er lächelte mir kurz zu und sah dann wieder zum Labyrinth. Gally war zwar ziemlich launisch, doch wenn er gute Laune hatte, konnte er unglaublich lieb und aufmerksam sein. Ich fragte mich kurz, ob er mir angesehen hatte, welche Sorgen ich mir machte und deshalb so lieb zu mir war. Allerdings verwarf ich den Gedanken sofort wieder. Es gab jetzt wichtigere Dinge.
Ich sah wieder ins Labyrinth hinein. Nichts tat sich. Ein heftiger Windstoß kam uns entgegen. Ich hob einen Arm, um den Dreck, den der Wind mit sich brachte, von meinen Augen fernzuhalten.
„Sollten wir nicht jemanden hineinschicken?", fragte Thomas in die Stille, die unter uns herrschte. Seine Stimme klang panisch.
„Das geht nicht.", antwortete Jeff. „Wir können es nicht riskieren noch jemanden zu verlieren."
Ein mechanisches Surren hallte über die Lichtung und ich zuckte zusammen. Nein, Nein, Nein. noch nicht. Das war zu früh. Sie waren noch nicht wieder da. Die Tore begannen sich langsam in Bewegung zu setzen.
„Nein...", hörte ich Chuck von irgendwo entgeistert flüstern. Mir entglitten alle Gesichtszüge. Das konnte nicht sein. Minho hatte es immer geschafft.
„Da!", rief Zart plötzlich. Ich sah genauer hin und erkannte im düsteren Licht Minho, der um die Ecke stolperte. Er war langsam und trug irgendetwas.
„Etwas stimmt nicht.", flüsterte Newt neben mir.
Plötzlich sah ich es. „Es ist Alby.", rief ich. Minho schleppte ihn mit sich. War er tot? Oh Gott bitte nicht.
Chuck begann als erster zu schreien. „Komm schon Minho. Du schaffst das."
Dann begannen wir alle durcheinander zu rufen und Minho anzufeuern. Die Tore rückten unaufhaltbar näher zueinander. Minho war zu langsam. Er hatte Alby abgelegt und versuchte ihn zu ziehen, doch er wurde dadurch nicht schneller. Er schrie vor Verzweiflung und Anstrengung.
„Er schafft es nicht.", sagte Newt verzweifelt.
Plötzlich stürmte jemand an mir vorbei. Reflexartig griff ich nach demjenigen und erwischte ihn am Arm. Es war Thomas. Anscheinend hatte er in den letzten Minuten Superkräfte entwickelt, denn anstatt stehenzubleiben lief er einfach weiter auf die sich schließenden Tore zu und zog mich mit sich. Ich hatte damit nicht gerechnet und stolperte hinter ihm her. Er bemerkte wohl, dass ich an seinem Arm hing, doch er war so auf Minho und sein Vorhaben fixiert, dass er sich nicht darum kümmerte.
„Marie!", hörte ich Newt hinter mir schreien. Er schien nach mir zu greifen, ich spürte seine Fingerspitzen, die meine Hand streiften, doch er bekam mich nicht zu fassen.
Ich hörte Newt irgendetwas rufen, doch ich verstand nicht was. Thomas war zu schnell. Bis ich realisiert hatte, dass ich ihn loslassen musste, weil ich sonst im Labyrinth enden würde, befanden wir uns schon zwischen den Toren. Ich würde mitrennen müssen, wenn ich nicht zerquetscht werden wollte. Also krallte ich mich an seinem Arm fest und rannte wortwörtlich um mein Leben. Die Wände kamen immer näher und ich musste mich zur Seite drehen, damit ich überhaupt in den Spalt passte. Thomas vor mir stolperte aus der engen Lücke heraus in den Gang und ich direkt hinter ihm her. Gerade rechtzeitig. Hinter mir polterte es laut, ein Zeichen dafür dass die Tore sich für die Nacht geschlossen hatten.
Wir waren eingesperrt.

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