Zuneigung

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Dracos Sicht

Meine Schritte führten als erstes einmal in Richtung unseres Schlafsaals im Kerker, da ich mir für später etwas Gemütlicheres anziehen und mich noch etwas frisch machen wollte.
Ein Malfoy musste eben immer perfekt aussehen, egal wie es ihm ging.
Diese ganzen Familientraditionen hatten eben immernoch Bestandt in meinem Leben, ob gewollt oder nicht.
So war es, wenn man bei so einer Familie aufwuchs.
In leichter Eile durchquerte ich also die dunklen Flure, in welchen ab und an ein Schüler auf dem Weg nach oben war, bis sich das große Porträt von Salazar Slytherin vor mir auftat.
Der Zugang zum Gemeinschaftsraum.
Ich murmelte schnell das Passwort und schlüpfte durch die Öffnung ins Innere.
Dort, wie immer im grünen Schimmer des schwarzen Sees, welcher durch die hohen Fenster auszumachen war, wurde mir die Sicht auf einen großen Raum offenbart.
Düster und mysteriös sowie dessen Bewohner.
Nur vereinzelte Fackeln und ein munter vor sich hin knisternder Ofen erhellte neben dem wenigen Tageslicht die Atmosphäre.
Wahrlich traute sich kein anderer in diese Schlangen Grube, auch wenn sie könnten.
Zurecht, denn gemütlich oder sehr einladend war der dunkle, schon fast gefährlich wirkende Raum nicht gerade.

Doch ich war das mittlerweile schon gewohnt und lief ohne mich weiter umzusehen entlang des dunkelgrünen, großen Ledersofas mit ein paar Schülern darauf die wenigen Treppen nach oben.
Obwohl es noch hellichter Tag war, brauchte man auch dort Fackeln, um etwas sehen zu können.
An meiner Zimmertür angekommen, trat ich ohne zu klopfen ein und schenkte Blaise sowie diesem anderen Slytherinjungen, dessen Name mir nicht einmal bekannt war, nicht die kleinste Aufmerksamkeit, da meine Gedanken sowieso noch ganz wo anders lagen.
Bei schwarzen Haaren, die nach Cocos rochen...
Smaragtgrüne Augen, dessen Tiefgründigkeit mich jedes Mal ablenkten sowie faszinierten...
Wieso musste Harry nur immer wieder meine Gedanken auf sich ziehen?
Alles war anders.
Es fühlte sich so neu und aufregend an, was mich meine anderen Sorgen sowie Probleme schon fast kurzzeitig vergessen ließ.
Aber auch nur fast.
Doch war ich nur mit ihm befreundet so wie die anderen Gryffindors auch.
Also nichts Besonderes wahrscheinlich.
Einer von vielen.
Aber wiedersprüchlich schien es mir in letzter Zeit nicht so zu sein, dass Harry noch sehr viel Zeit mit dem Wiesel und Granger verbrachte.
Beim Essen wirkten sie schon fast fremd und sonst sah ich das einst so zusammengeschweißte Trio auch kaum zusammen.
Ob sie sich gestritten hatten?
Wohlkaum, denn ihre Freundschaft war bereits so lang und dick, sodass dieses Bündnis wahrscheinlich niemand oder nichts so leicht zerschlagen konnte.
Das, auf was ich seit dem ersten Jahr neidisch war.
Wahre Freundschaft.
Doch nun hatte ich einen echten Freund.
Einer der jahrelang mein Rivale und verhasster Mitschüler war, mit diesem ich mich bei jeder Gelegenheit angelegt hatte.
Immer und immer wieder.
Aber diese Zeiten waren vorbei.
Ich wollte nicht mehr der fiese und verwöhnte Malfoybengel sein.
Hoffentlich erkannte Harry das.
„Was hattest du denn bei den Gryffindors zu suchen, Malfoy?", fragte plötzlich eine tiefe sowie ölig klingende Stimme und riss mich somit aus den Gedanken.
Ich blickte auf und blieb wie angewurzelt stehen.
Der Schwarzhaarige, dessen stechender Blick nun auf mir lag, saß auf dem Bett von Blaise und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
Seine hellblauen Augen funkelten gefährlich im grünen Schein des Lichtes.
„Ich..ähm.. das.. geht dich garnichts an verstanden?", kam es zuerst leicht unsicher und dann wieder, als ich mich gefangen hatte, recht standhaft aus meinem Mund.
Wieso mischte sich dieser Typ jetzt in meine Dinge ein?
Sonst hatte er sich doch auch nie für mich interessiert, wenndann nur, um sich lustig zu machen.
Selbst für die Slytherins aus meinem eigenen Haus galt ich als Schande.
Mir wurde es hier zu blöd.
S

ollte sich um seine Sachen kümmern und wie immer lieber mit Blaise abgeben.
Ich drehte mich wieder um, verschwand nach einem kurzem Griff in meinen Schrank in das nebenanliehende Bad und verschloss hinter mir die dunkle Holztür.
Sie sollten mich doch einfach in Ruhe lassen!
Langsam hasste ich es wirklich, mit den beiden in einem Schlafsaal zu wohnen, obwohl ich Blaise eigentlich immer ziemlich gemocht hatte.
Aber jetzt...
Nervenaufreibend und störend.
Viel besser wäre ein Einzelraum gewesen, in den nicht jede Sekunde ein anderer hereinspazieren konnte.
Doch wollte ich mich nicht weiter mit diesen Gedanken beschäftigen, sondern damit, dass ich ungefähr in einer Dreiviertelstunde mit Harry verabredet war.
Im Raum der Wünsche, um den Sieg der Löwen zu feiern.
Das war jetzt wichtiger.
Als allererste Handlung zog ich mir meine Kleidung aus, die neben mir auf dem Boden abgelegt wurde und stieg unter die große Dusche in der Ecke des Raumes.
Dann drehten meine Finger den Hahn auf, sodass warmes Wasser meinen Körper hinunterfloss, das all die Wut von gerade einfach davonwusch.
So befreiend.
Auch wenn ich wiedereinmal daran erinnert wurde, was ich eigentlich war.
Ein Todesser.
Denn auch heute noch konnte ich auf dem linken Unterarm, welcher nun entblößt wurde, das dunkle Mal ausmachen.
Unheilvoll zog es meine Aufmerksamkeit immer wieder auf sich.
In alle Ewigkeit würde mich meine Vergangenheit einholen.
Wie ich es doch hasste.
Aber wenigstens brannte die Haut an dieser Stelle nicht mehr so wie früher, wo diese immer geschmerzt hatte, wenn Voldemort in der Nähe war, oder seine Anhänger gerufen wurden.
Ich glaubte einmal fast sterben zu müssen, so viel Schmerz hatte ich verspürt.
Doch jetzt nicht.
Jetzt wollte ich diesen von Elend und Leid getränkten Gedanken nicht in meinem Kopf haben.
Ihn rausschmeißen, am besten für immer.
Dann griff meine Hand nach dem Shampoo und verteilte es großzügig auf meinen platinblonden Haaren, was sofort einen angenehmen Minzduft freisetzte.
Ich atmete einmal tief durch.
Das entspannte richtig.
Als ich mich dann vorsichtshalber noch einmal eingeschämt hatte, um auch wirklich gut zu riechen, wurde das Wasser wieder abgestellt, wonach ich mir ein weißes Handtuch vom Hacken nahm, um mich abzutrocknen.
Nurnoch anziehen, Haare machen und fertig.
So vergingen zwanzig Minuten.
Nun trug ich einen gemütlichen, etwas weiteren, schwarzen Pulli mit dem dazugehörigen Slytherinwappen vorne aufgenäht sowie eine hellblaue Jeans.
Doch mit den Haaren brauchte ich etwas länger.
Die blonden Strähnen sollten perfekt auf meinem Kopf sitzen.
Keine durfte aus der Reihe tanzen.
Als dann alles soweit passte, huschte ich wieder hinaus, nahm meine grünschwarze Robe und verschwand auch schon, ohne die anderen beiden noch einmal eines Blickes zu würdigen, hinaus auf die Gänge.

Through good and badWhere stories live. Discover now