Kapitel 26

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Ich ging mit einem Lächeln im Gesicht wieder zurück zu unseren Räumlichkeiten zurück.
Da war etwas was ich noch zu erlegen hatte. Ich musste Cennet auf irgendeine Weise treffen und ihr was fragen. Ich ging die langen Gänge entlang. Im Kontrast zu der Nacht, in der ich hierhergebracht war, strahlten die Steine die die Wände mauerten wegen des Tageslichtes in einem beige und hellen Brauntönen. Nicht viel weiter entfernt traf ich schon auf Cennet. Sie war mit dem Rücken zu mir gekehrt und schien in Gedanken versunken zu sein.
"Cennet" rief ich
Sie drehte sich um und schaute mich fragend an. Ich holte einen weiteren Brief den ich meinen Eltern geschrieben hatte heraus und reichte es hier
"Ich habe es an meine Familie geschrieben. Schick sie bitte ebenfalls ab" ich schaute sie flehend und erwartend mit großen Augen an.
Die schaute mich eine Weile an, gab aber nach und steckte es sich ein.
"Du siehst mich schon richtig als deine persönliche Brieftaube"neclte sie mich. Von einem mal auf den anderen änderte sich ihre Haltung und mit einem warnenden Blick nach hinten, deutete sie mir das das Gespräch beendet war.
Ich drehte mich um.
Und auf wem sonst sollte ich in diesem riesigen Palast auftreffen, wenn nicht ihm.
Richtig.
Reyhan.
Mit hinter den Rücken verschränkten Händen kam er mit langsamen Schritten uns näher.
Mein Herzschlag verschnellerte sich wieder. Egal wie oft ich mir es eingeredet hatte. Es klappte einfach nicht. Ich konnte meine Angst vor ihm nicht unter Kontrolle halten.
Cennet und ich gingen in einen Knicks über. Ich wusste nicht was ich ohne Cennet getan hätte. Als ich Schwierigkeiten hatte mich zu bewegen, deutete sie mir mit einer Hand an meinem Rücken an weiterzugehen. Wir gingen an ihm vorbei und bogen in einen weiteren anliegenden Gang ein.
Später gab sie mir noch mit, das der Sultan, heute wie gewöhnlich einen Bad nehmen würde und meine Anwesenheit erwünschte. Ich nickte ihrer Auskunft zu und machte mich daran wieder zurückzugehen. Ich zog mir einen leichten hellblauen Kleid an, der an den Schultern mit wenig Spitze besetzt war.

Ich machte mich auf dem Weg in den königlichen Hamam (Türkisches Badehaus), in dem der Sultan zu erwarten ist.
Ich zog mir vor dem Betreten hölzerne Sandalen an, die bei jedem meiner Schritte auf dem Mamorboden klapperte. In der Mitte des Raumes war im Gegensatz zu unseren Baderäumen ein großer runder Bad angebracht, das bereits mit Wasser befüllt war. Als ich mich näherte merkte ich das Ahmed bereits im Wasser war, jedoch mit dem Kopf unter dem Wasser. Er tauchte aus dem Wasser auf und schaute zu mir herüber.
"Nasya" gab er verwundert von sich.
Seine nassen braunen Haare hingen im ins Gesicht und sein freier Oberkörper, der wohl trainiert war brachte, ließ mein Herz schneller schlagen und brachte mich schon fast aus der Fassung. Ich schluckte nervös, drehte mich mit dem Rücken zu ihm um und setzte mich an den Rand des Bades.
"Man hat mir gesagt das du mich erwartest"
"Ich möchte, dass du diese Nacht bei mir bleibst und neben mir schläfst" fing er mit einer beruhigenden Stimme an.
Als keine Antwort von mir kam, stieg er aus dem Bad, nahm sich eines der Badetücher, die neben dem Bad aufgestapelt waren und wickelte es um seine Hüfte.
Mein Blick fiel auf einen kleinen runden Tisch das im Raum aufgestellt war. Auf ihm lag ein großer grauer Stein, der so groß wie meine Hand war. Von außen betrachtet, sah ich nichts was dem Stein etwas besonderes gab.
"Was ist das fragte ich neugierig nach" und deutete mit meinem Gesicht zu dem Stein
"Es ist ein ganz besonderer Stein"gab er zurück.
"Das hier?" fragte ich verwundert. Ich nahm es in meine Hand und ging damit auf ihn zu.
"Es ist besonders für mich. Es ist der erste Stein gewesen, das auf mich geworfen wurde. Die erste öffentliche Demütigung die ich erlebt habe. Ich bewahre es auf, damit ich diesen Vorfall nie vergessen werde. Sonst vergisst man was einem im Leben passiert ist"

Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht das hinter einem so gewöhnlichen Stein eine so große Bedeutung lag. Ich weiß nicht was vorgefallen ist, oder was die Menschen dazu verleitet hatte einem so jungen Sultan in der Öffentlichkeit mit einem Stein zu bewerfen.
Denn das verdiente keiner. Und erst recht nicht für einen gutherzigen Menschen, für dem ich ihn hielt.
"Ich mag zwar keinen Stein zu besitzen, dennoch habe ich, was mir angetan wurde klar vor meinen Augen"
Ich erwiderte seinen Blick und keiner von uns beiden mehr vermochte etwas zu sagen.

Ich beschloss auf seine am Anfang des Gespräches gestellte Frage einzugehen und somit ein anderes Thema zu öffnen.
"Ich dachte, du würdest heute mit Matidluz die Nacht verbringen"
Mit einem leichten Lächeln korrigierte er mich
"Du meinst wohl Mahfiruze"
"Was auch immer" brachte ich genervt hervor.
Ihm schien es sicherlich zu amüsieren so wie er vor sich hin lachte.
Schnell fasste er sich, als er mein mürrischen Blick sah, den ich ihm zuwarf.

"Ich dachte immer, sobald ich der Sultan wäre, würden alle Regeln und Gesetze enden. Ich dachte ich würde endlich frei leben. Doch es ist nicht im geringsten so wie ich es mir ausgemalt hatte. Und das was du gerade angesprochen hast, ist eines dieser vielen Regeln hier im Palast, die sich seit Jahren bewahrt haben. Ich muss beweisen dass das Erbe von mir aus weiterführt"
"Hast du Angst?"
"Vor was sollte ich Angst haben? Schließlich bin ich der Sultan deises Reiches und fürchte mich vor nichts"
Er könnte jeden auf der Welt täuschen, doch ich wusste dass er sich diese Maske aufgesetzt hat um stark und als unbesigbar zu wirken. Doch tief im Inneren seines Herzens weiß ich, das er immernoch ein kleiner Junge ist.

"Ahmed, auf deinen Schultern liegt bereits eine große Last. Ich möchte nicht dass du auch noch diesen auf deinen Schultern trägst" ich hob den Stein den ich in meinen Händen hielt ihm entgegen.
Er brauchte lange doch schließlich legte er seine Hand unter dem meinem.
"Auf drei" gab ich lächelnd von mir
Er nickte.
"Eins"
"Zwei"
"Drei"
Wir ließen den Stein gemeinsam ins Wasser fallen.
Es fiel plätschernd ins Wasser.
Augenblicklich schien, als wäre ihm eine weitere Last von seinen Schultern genommen. Ja, er lachte sogar.
Es war die richtige Entscheidung gewesen.

Fröhliche Weihnachten euch allen und ein fröhliches Fest. Genießt diesen Tag mit eurer Familie. Auch wenn es dieses Jahr nicht so sein wird, wie letztes Jahr, so hoffe ich euch mit diesem Kapitel eine Freude gemacht zu haben. Bleibt glücklich und gesund und bis zum nächsten Kapitel💗
-HD

Anastasia-The story of a Queen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt