Kapitel 23

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Ich erkannte in seinen Augen das Grauen. Ich zitterte vor Angst, denn nach dem was ich mit meinen eigenen Augen gesehen hatte war ich mir klar, dass er selbst mich nicht verschonen würde.
Mit einem festen Griff zerrte er mich an meinem Handgelenk in den Raum, in dem er kurz zuvor den älteren Mann ermordet hatte. Ich zerrte mit all meiner Kraft, schlug mit meinen Fäusten auf seinen Körper. Doch das alles brachte nichts. Er war viel zu stark gebaut. Kurz ließ er von mir ab, doch nur um mit einer Schelle auszuholen und mich zu treffen. Der Schlag war so stark dass mir schwindlig und leicht schwarz vor Augen wurde. Keine Minute später folgte der nächste und ich verlor mein Bewusstsein und ging zu Boden.

Nach einer Zeit wachte ich auf, doch sah schwarz um mich. Ich sah nichts um mich. Es schien als hätte man mir die Augen zugebunden. Als ich zu mir kam bemerkte ich das man noch in einen Sack gepackt hatte. Augenblicklich fiel mir das ein was mir Cennet vor der Nacht mit dem Sultan gesagt hatte. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter.

Nein, ich tue alles aber nicht das.
Ich will nicht sterben.
Nicht jetzt.

Ich gab Laute von mir, strampelte mit meinen Beinen soweit es ging, doch es brachte nichts.
"Hilft mir!"
Durch einen kleinen Loch hindurch erahnte ich eine Gestalt die über mir gebückt war. Anfangs war es schwierig was zu erkennen. Ich hörte das schwere Atmen des Mannes als er mich weiter zog. Das Geräusch des Meeres wurde lauter.
"Du kannst deine Sorgen nun den Fischen im Meer erzählen" war das letzte was Reyhan von sich gab, bevor er mich in einem Schubs ins Wasser warf.
Das Gewicht des Steines was am Ende angebracht war zog mich in die Tiefen des Meeres. Ich versuchte mich zu befreien.
Die Zeit rannte mir davon. In all dem Stress fand ich letztendlich den Loch durch den ich zuvor Reyhan gesehen hatte und versuchte ihn soweit es geht mit meinen Fingern zu öffnen. Es tat sich was und ich steigerte mich hinein. Zog mit all meiner Kraft, wie es im Wasser nur möglich war an dem Stoff und schaffte es tatsächlich Zentimeter für Zentimeter das Loch zu erweitern.

Meine Luft in den Lungen erreichte das Limit und so verlor ich trotz all den Bemühungen meinen letzten Atemzug.

Die Schwärze des Meeres umgab mich und ich erblickte über mir die schwachen Lichtstrahlen die meine Rettung hätten sein können.

Ich schloss meine Augen.

Als ich meine Augen eröffnete, lag ich auf meiner linken Seite und spuckte das Wasser aus meinen lungen heraus. Die Luft die wieder in meine Lunge gelang gab mir mit jedem Atemzug wieder Kraft. Ich drehte mich so schwach ich war wieder auf den Rücken und erahnte, dass die Person die mich gerettet hatte Gölge war. In ihren Augen erkannte ich nichts als Sorge. Ich war ausgelaugt. Meine Energie war am Ende. Und so umhüllte mich wieder einmal die Dunkelheit. Doch dieses mal wusste ich, war ich geborgen und in sicheren Händen.

Ich öffnete erneut meine Augen und befand im Palast, in einem Zimmer das mir fremd war. Zu meiner linken erkannte ich Ahmed, der neben dem Bett besorgt zu mir blickte.
"Geht es dir gut?"kam es besorgt von ihm.
Ich bemerkte die Anwesenheit von Cennet, Dudu, einem Derwisch, den ich schon mehrmals neben dem Sultan gesehen hatte, Gölge und dem Mann vor dem ich mich am meisten fürchtete. Reyhan. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen spielte er vor besorgt um mich zu sein. Ich ließ mich davon nicht täuschen.
Ich entgegnete auf die Frage von Ahmed verwirrend mit
"Wo bin ich?"
Vorzuspielen nichts davon zu wissen was passiert ist, ist die beste Möglichkeit lebend rauszukommen.
"Du bist im Palast, neben mir. Gölge hat dich gerettet"
Ich blickte kurz zu Gölge die mich aus ihren braunen Augen zu beobachten schien.
"Wer hat dir das angetan, Nasya?"
Keiner im Raum sagte was. Es schien als würde jeder nur auf meine Antwort warten und die Luft angehalten zu haben. Ich sagte nichts und versuchte mich aufzurichten.
"Ich...Ich bin aus deinem Zimmer rausgegangen, was danach passiert ist, daran erinnere ich mich nicht mehr"
Reyhan der vorher seine Augen geschlossen hatte, öffnete auf meine Antwort hin wieder erleichtert seine Augen.
Noch kann ich es nicht sagen. Ich würde mich selber nur ins heiße Feuer werfen. Auch wenn ich neben Ahmed momentan in Sicherheit bin, so bin ich in Gefahr wenn ich über den Tag hinweg alleine bin. Ich vermag mir nicht vorzustellen was Reyhan mit mir anstellen würde, wenn die Wahrheit hinter der Person herauskäme.
"Wie kann es sein, dass du dich nicht daran erinnern kannst?" gab Ahmed unglaubwürdig von sich.
"Mein Sultan es kann sein dass es aufgrund des Vorfalls dazu gekommen ist, dass sie momentan ein Gedächnisverlust erlitten hat"gab Dudu von sich.
An mir gewandt fuhr Ahmed wieder fort "Nasya, keiner weiß was vorgefallen ist. Man hat mir erzählt du hättest versucht von hier zu entfliehen. Ein Mann im Palast hätte dich danach gefangen.."
Ich blickte auf diesen Satz hin kurz zu Reyhan.
"..Ist das richtig?.Wolltest du von mir fliehen?"
Ich ließ die Worte auf mich wirken, bevor ich den Mut dazu aufbrachte ihm zu antworten.
"Ich weiß wirklich nicht was vorgefallen ist, aber es stimmt. Ja, ich wollte entfliehen." Ich senkte meinen Blick, als ich den Schmerz in seinen Augen sah.
Er lehnte sich zurück, ließ meine Worte auf sich wirken, bevor er von meiner Seite aufstand und sich an dem Bett vor meinen Füßen stellte.
"Lasst uns alleine" war das einzige was er an die anderen im Raum sagte.
Sie befolgte den Befehl und verließen alle nacheinander den Raum.

Wir waren nun alleine.

Mit langsamen Schritten kam er auf meine rechte Seite und setzte sich mit dem Rücken zu mir gewandt an den Rand des Bettes.
Es folgte eine lange Stille. Und ich traute mich nicht mehr etwas hervorzubringen.
"Jedes mal wenn ich schlafen gehe und mein Kopf auf meinem Kissen lege bete ich zu Gott, dass ich aus meinem Schlaf wieder aufstehe um den Sonnenaufgang noch einmal zu sehen. Ich schlafe immer mit einem offenen Auge, meine Ohren hören immer, einer meiner Hände halten immer den Dolch, das sich unter meinem Kissen befindet. Aber zum aller ersten mal Nasya, zum ersten mal in meinem Leben, habe ich nichts von denen getan, was ich dir aufgezählt habe. Einfach weil du diejenige warst die sich neben mir befand. Mit deinem Atem und deinem Geruch, du warst die die neben mir war. Wir haben die Nacht miteinander verbracht, doch als ich aufwachte warst du nicht mehr neben mir. Jetzt erfahre ich, dass du mich verlassen wolltest" in seinen Augen sah ich die Zuneigung die er zu mir hatte und ich fühlte mich schlecht, diese Gefühle nicht erwiedern zu können.
"Ahmed.." begann ich und legte meine Hand auf die seine.
Doch er ließ mich nicht reden.
"Jetzt habe ich realisiert, dass du geflohen bist. Du hast mich an diesem Tag verlassen und bist geflohen."er zog seine Hand von meinem weg, stand auf und verließ das Zimmer.

Ich hatte ihm das Herz gebrochen.
Und komischerweise schmerzte mein Herz mit seinen Worten genauso.

Ein neuer Tag und somit ein neues Kapitel ^^
ich hoffe euch gefällt das Kapitel und ihr seit genauso gespannt was in den folgenden Kapiteln passiert. Ich wünsche euch allen einen schönen Tag und bis zum nächsten Kapitel 😉
-HD

Anastasia-The story of a Queen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt