09. nicht allein

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Ein amüsiertes Schmunzeln überquerte Junas Lippen, während sie langsam den Kopf schüttelte und sich auf die Unterlippe biss. Zu ihrer besten Freundin wollte und konnte die Blauäugige nicht 'nein' sagen, weil sie sie in dieser Situation nicht im Stich lassen konnte. Vanessa hatte solang darauf hin gearbeitet um in die Mannschaft zu kommen, außerdem war Nessa so glücklich gewesen, als sie es endlich geschafft hatte und die ehemalige Bogenschützin mochte es, wenn die Unerschrockene glücklich war, weil sie selbst es dann auch war.

"Geht klar Nessi." Die Achtjährige stand von ihrem Bett auf um zu ihrer Kommode gehen zu können, wo sie sich die nötigen Gegenstände heraussuchte, die sie für die Mutprobe brauchte. "Trommel die Kerle zusammen, ich treffe euch da."

"Aber Juna, ich brauch deine - warte was?" Die Unerschrockene sprang quitschend vom Bett auf und überrumpelt ihre beste Freundin in eine knochenbrechende Umarmung. "Danke, danke, danke, du bist echt die beste."

"Das weiß ich doch." Der ehemalige Torwart löste sich lachend aus der Umarmung und wandte sich erneut ihrem schwarzen Rucksack zu. "Könnte ich das vielleicht trotzdem schriftlich haben?"

Ohne auf Junas letzten Satz, der Vanessa ein lächeln entlockte, genauer einzugehen, verschwand sie durch die Tür um ihre Mannschaft zusammen zu trommeln. "In zwanzig Minuten am Baggersee."

"Worauf du Gift nehmen kannst." Die Blonde schloss den Reisverschluss ihrer Tasche, ehe sie über die Holztreppe nach unten in die Küche ging, wo sie den Wasserkocher anschmiss, damit sie nach der Mutprobe etwas warmes zu trinken hatte. Auf die Küchentheke steigend, strecke sie sich nach oben zum Tassenschrank, aus welchem sie vier Plastiktassen herausholte, damit sie, falls es nötig war, genug dabei hatte.

Fertig gepackt zog die ehemalige Bogenschützin sich ein paar Sneakers an, bevor sie sich zu Fuß auf den Weg zum See machte, damit sie genug Zeit hatte ihre mitgebrachten Gegenstände auf der kleinen Halbinsel, die sich in der Mitte befand, abzulegen. Über einen steilen, steinigen Feldweg stieg sie zum Treffpunkt auf die höchste Stelle der Klippe hinauf um dort auf die wilden Kerle zu warten.

Ihre hellblonden Haare fielen ihr durch den leichten, kühlen Windzug, der die Blätter der Bäume rüttelte, ins Gesicht, weshalb sie sie mit der Hand hinter die Ohren strich. Die kühle Nachtluft bereitete der Achtjährigen eine Gänsehaut, die sich über ihre Arme zu ihrem Nacken empor schlich. Einzelne kleine Sterne funkelten am Himmel, wobei sie immer wieder von den dunklen Wolken verdeckt wurden. Der Vollmond spiegelte sich im Baggersee und brachte ihn durch die Lichteinstrahlung zum glitzern.

Das knacken von Stöcken aus dem Unterholz beanspruchte Junas Aufmerksamkeit, weswegen sie ihren Blick vom See abwandte und sich umdrehte. Vanessa kam mit den wilden Kerlen im Schlepptau zwischen den Bäumen und Sträuchern heraus, wobei die Unerschrockene schnurstracks auf ihre beste Freundin zumarschierte und sich neben sie stellte.

Markus lies seinen Kopf seufzend auf das Lenkrad seines Fahrrads fallen. "Na super, die Prinzessin ist also auch wieder mit von der Partie."

"Also Nessi, was wollen wir hier?" Leon zog auf eine Antwort wartend die Augenbraue hoch, während er seine Hände vor der Brust verschränkte, er wollte einfach in sein Bett und einen guten Fußballcomic lesen, stattdessen stand er ohne einen Plan auf der höchsten Klippe, die es in ganz Grünwald zu finden gab.

Eine kleine Falte bildete sich auf Marlons Stirn, woraufhin er sich zu seinem kleinen Bruder drehte. "Das siehst du doch, die wollen springen."

Der Streuner richtete seine Mütze, ehe er sich auf seinem Fahrrad zurücklehnte. "Haben die ne Meise?"

"Ne, und wir springen ganz bestimmt nicht alleine." Vanessa hatte genug von den ewigen Beleidigungen der Jungs und wollte ihnen zeigen, dass sie eine Mutprobe dringend nötig hatten, damit sie sich ihr Selbstvertrauen zurückholen konnten.

𝐏𝐑𝐈𝐍𝐂𝐄𝐒𝐒 | markus von theumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt