Die Tage zogen nur so an mir vorbei, während der gesamten Trainingeinheiten und der Freizeit ging Kai mir kontinuierlich aus dem Weg. Immer wenn ich auf ihn zugehen wollte blockte er ab, beim Training machte er die Partnerübungen mit Timo. Jetzt saß ich hier beim Frühstück und wartete darauf das Jogi die Aufstellung für das Spiel heute Abend bekannt gab. Nachdem dies geschehen war und ich nicht in der Startelf stand, verschlechterte sich meine Laune noch weiter. Emre, der wie sich irgendwie eingebürgert hatte, neben mir saß, klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Ich stand auf und sah mich nochmal suchend um, als ich Kai entdeckte, der bei Timo stand, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Er würdigte mich nicht mal eines Blickes. Schnell drehte ich mich um, damit niemand sehen konnte, wie sehr mich das doch mitnahm, begegnete jedoch im nächsten Moment Jonathans mitfühlendem Blick, welchen ich verwirrt erwiederte, worauf seiner wiederum fragend wurde. Nun noch verwirrter als ohnehin schon verließ ich den Speiseraum und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer, indem ich den restlichen Tag, bis zur Abfahrt ins Stadion, meinen Gedanken nach hing und mit Jannis und Ella schrieb. So kam es das ich schneller als ich schauen konnte neben Emre im Bus saß. ,,Hey Jule, alles klar, ich hab dich außer beim Mittag den ganzen Tag nicht gesehen." ,,Ja klar, alles gut." meinte ich kurz angebunden und wandte mich wieder meinem Handy zu. Zwar konnte Emre nichts dafür, aber was stellte er auch für blöde Fragen, wie  sollte es mir schon gehen, wenn mein Freund mich, die einzige Zeit die wir zusammen verbringen konnten ignorierte, schlimmer mir sogar noch aus dem Weg ging. Später am Abend saß ich auf der Reservebank und beobachtete mal wieder Kai. Ich ärgerte mich im Moment wirklich welche Wirkung er immer auf mich hatte, wobei ich eigentlich wütend auf ihn sein sollte. Und ja man, ich war wütend, verdammt wütend sogar. Aber mindestens genauso enttäuscht. Trotzdem fragte ich mich warum Kai immer noch einige Plätze von mir entfernt auf der Bank saß. Er hatte eine tolle Saison gespielt und auch im Training eine super Leistung gezeigt. Irgenwie verwirrte mich das alles immer mehr und ich hatte das Gefühl irgendwas wichtiges zu übersehen. Das Spiel war nervenaufreibend und ärgerlich, vorallem als Spanien in der Nachspielzeit noch ein Tor schoß und es so 1:1 ausging. Die Interviews ließ ich noch über mich ergehen, ehe ich erleichtert das Stadion verließ und mich auf meinen Platz im Bus fallen ließ, ich wollte nur noch ins Bett und doch konnte ich mich nicht entspannen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sein Wechsel nach Chelsea offiziell verkündet wird. Was um Himmels Willen meinte Mertesacker damit?! Ich meine natürlich gab es, vorallem in der letzten Zeit, einen Haufen Wechselgerüchte über Kai. Aber der würde doch nicht wirklich wechseln. Kai hätte mit mir gesprochen, wenn das der Fall wäre. Er hätte das getan... Aber wieso war da dieses Gefühl in mir, wie eine dunkle Vorahnung. Jonathans und Timos Blicke. Egal. Jetzt musste ich erstmal hier raus. Eilig verschwand ich wieder auf mein Zimmer, verzichtete sogar auf das Abendessen. Wollte einfach nur alleine sein. Umso erstaunter war ich als es um kurz vor 12 an der Zimmertür klopfte. Ich öffnete die Tür und stolperte im nächsten Moment zurück. Kai drängte sich an mir vorbei und presste mich im nächsten Moment an die Wand hinter mir. ,,Wa..." Mir wurde das Wort im Keim erstickt, als Kai seine Lippen schon beinahe grob auf meine drückte. Überrascht erwiederte ich den Kuss, welcher immer leidenschaftlicher wurde. Mein Herz klopfte wie verrückt und das altbekannte Kribbeln machte sich in meinem gesamten Körper breit. Verzweifelt klammerte ich mich an Kai fest. Einige Zeit später lösten wir uns atemlos voneinander. ,,Kai..." ,,Jule...ich...es...es geht nicht mehr." meinte er stotternd und löste sich von mir. Augenblicklich stoppte mein Herz, nur um doppelt so schnell weiter zuschlagen. Diesmal vor Angst. Das beängstigende Gefühl ergriff erneut Besitz von mir. ,,Was meinst du?" hauchte ich. ,,Ich gehe, Jule." Verwirrt blickte ich zu ihm auf. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sein Wechsel offiziell verkündet wird. ,,Ich wechsle zu Chelsea." ,,Was?" ,,Verdammt, Jule, ich reise heute Nacht noch nach London, um meinen Vertrag zu unterschreiben." Er fuhr sich angespannt durch die dunklen Haare. ,,Und was hat das mit uns zu tun?" fragte ich. ,,Unsere Beziehung, dass geht so nicht mehr." ,,Aber, es hat doch die ganze Zeit auch funktioniert." erwiederte ich. ,,Julian, Dortmund ist nicht London!" entfuhr es ihm lauter. ,,Unsere Beziehung hat so keine Chance." Fassungslos sah ich den Größeren an. Ich konnte mir nicht erklären warum, doch von einer Sekunde auf die andere wechselte meine Trauer zu Wut. ,,Achso, du tauchst hier auf, mitten in der Nacht, nachdem du mich drei Tage durchgehend ignoriert, geradezu von dir weggestoßen hast, um mir zu sagen das unsere Beziehung keine Chance mehr hat, weil du, du entschieden hast nach London zu wechseln, ohne davor überhaupt jemals etwas erwähnt zu haben, geschweigeden mit mir darüber zu reden." rief ich. ,,Ich wollte ja mit dir reden, aber die Gelegenheit hat sich nie ergeben. Hätte ich es dir vielleicht am Telefon sagen sollen?!" ,,SOLL MICH DAS JETZT ETWA TRÖSTEN?!" schrie ich und merkte wie meine Stimmung erneut in Sekundenbruchteilen wechselte. Die Wut wich der Verzweiflung. ,,Wieso sagst du es erst jetzt? Warum...warum verlässt du mich?" entfuhr es mir schluchzend. ,,Es ist besser so. Die Entfernung würde uns kaputt machen." Er trat erneut auf mich zu und wischte mir zärtlich eine Träne weg, die sich aus meinem Augenwinkel gelöst hatte. ,,Warum..." ,,Es tut mir leid. Machs gut, Jule." Erneut trat er zurück, bevor er sich umdrehte und mein Zimmer verließ ohne sich nochmal umzusehen. Die Tür fiel hinter Kai ins Schloss. Meine Beine gaben unter mir nach, ich ließ mich einfach auf den Boden fallen. Es war als würde mir jemand mein Herz heraus reißen. Ich schluchzte laut auf. Es füllte sich an als würden sich meine Eingeweide zusammen ziehen. ,,Kai...Kai...komm zurück...Kai." Ich kauerte mich zusammen. Ließ dem nicht enden wollenden Strom an Tränen seinen Lauf.

Sweet Follow Of Separation Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt