Erste Annäherungen

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Owen's PoV:

Erneut geht der Anrufbeantworter dran. "Scheiße, Jane! Was soll das?!", fluche ich und stecke mein Handy wütend in die Hosentasche. Ich habe meine kleine Schwester den ganzen Morgen schon nicht gesehen und mache mir langsam aber sicher sorgen! Wo könnte sie nur stecken? Ich gehe aus meinem Apartment und runter zum Restaurant um dort zu Frühstücken. Mit ziemlich schlechter Laune setze ich mich an einen Tisch, die Kellnerin welche mich bedient wird nur angeblafft. Die arme... Aber was solls.

Mit meiner Schwester rechne ich schon gar nicht mehr. Sie ist anscheinend schon arbeiten gegangen und hat unser gemeinsames Frühstück wohl mal wieder vergessen. Umso überraschter bin ich jedoch als ich sie mit Mrs. Dearing durch die Tür kommen sehe. Jane ist herausgeputzt und gleicht der rothaarigen neben ihr. Als meine kleine Schwester mich entdeckt winkt sie aufgeregt und zieht Claire mit sich. Beide setzen sich zu mir an den Tisch. "Das ist also der Grund weshalb du mich versetzt hast ohne Bescheid zu geben?", frage ich spöttisch. "Owen!", erwidert meine Schwester darauf erschrocken doch Claire, welche gegenüber von mir sitzt, lacht nur und gibt Jane ein Zeichen sich zu beruhigen. "Ich bin auch sehr erfreut Sie wieder zu sehen und gemeinsam mit Ihnen frühstücken zu dürfen, Mr. Grady.", raunt Claire charmant und lächelt mich mit ihren strahlend weißen Zähnen an. Am liebsten würde ich einen Makel an diesem Engel finden, doch leider sitzt auch heute wieder alles perfekt an ihr. Was für eine Schande. Ihre Antwort tue ich nur mit einem Schnauben ab und sehe dann wieder zu Jane. "Bestellt ruhig, das geht auf mich. Aber nur, wenn Sie nett sind, Mrs. Dearing.", sage ich nun auch lächelnd und Blicke zu gerade genannter. Wie ich es schon oft beobachtet habe schlägt sie jetzt ihre Beine elegant übereinander. Und was für Beine diese Frau hat! " Aber sicher, Mr. Grady." "Owen. Nenn mich ruhig Owen.", korrigiere ich sie nun und ein weiteres hübsches Lächeln ziert das Gesicht von meinem Gegenüber.

"Also Owen.. Ich hab da etwas was ich mit dir besprechen muss. Und auch mit dir, Claire!", sagt Jane nach einer Zeit und legt ihre Gabel mit welcher sie eben noch in ihrem Omelette herumgestochert hat beiseite. "Na endlich rückst du mit der Sprache raus und verunstaltest nicht weiter das arme Ei.", grinse ich, bekomme dafür aber ihrerseits einen bösen Blick. "Es ist eine wirklich wichtige Angelegenheit. Dr. Wu...", beginnt sie. Claire wird sofort aufmerksam. "Was ist mit ihm?", fragt die rothaarige nachdem Jane nicht mehr weiter spricht. "Naja... Ich war gestern Abend ein wenig mit Zach draußen und da ging Dr. Wu ganz hektisch und telefonierend an uns vorbei. Er klang nicht gerade gut gelaunt.", das ist er nie. "Glaub mir, das ist total normal.", bestätigt Claire meinen Gedanken. "Es war anders. Er ging ins Labor... Gegen 23 Uhr. Wir sind ihm gefolgt." "Ihr seid was?! Dir ist hoffentlich klar, dass du in eines der Gebäude eingebrochen bist?!", sagt Claire nun geschockt. "Ja, aber er ist es doch auch!", widerspricht meine Schwester der rothaarigen. "Er arbeitet dort. Das Labor gehört sozusagen ihm!", erklärt Claire nun wütend. Jane seufzt und scheint es aufzugeben. Sie isst also ihr Omelette weiter. Auch ich bin der gleichen Meinung wie Mrs. Dearing.. Und das obwohl ich der Bruder von Jane bin..

Claire muss schon recht früh gehen und auch Jane will verschwinden doch sie zieht mich schnell mit sich und grinst mich an wie ein Honigkuchenpferd. "Ich muss dir noch etwas erzählen.", fängt sie an und ich male mir schon die schlimmsten Dinge aus. Schwanger, verlobt, hat einen Freund, hatte schon ihr erstes mal... Ohje.. Was wird jetzt kommen? Sie bemerkt meinen fragenden Blick und schmunzelt etwas. "Ich wurde befördert. Bin jetzt die persönliche Assistentin von Claire.", erzählt sie stolz und sieht mich dann aufgeregt und neugierig an. Einerseits wundert es mich nicht. Jane ist schlau, hat Stil, hat immer gute Ideen parat und ist genau perfekt für so einen Job. Andererseits bin ich etwas geschockt wie schnell das ging und warum mir Claire nichts davon erzählt hat. "Ich.. Das freut mich wirklich sehr für dich!", gebe ich nun lächelnd zu und nehme meine kleine Schwester glücklich in die Arme. Sie erwidert die Umarmung fest und drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Ich muss jetzt los, bis dann." flüstert sie und geht. Lange sehe ich ihr hinterher und überlege wie ich Claire dafür danken kann? So eine stelle wollte Jane schon immer mal haben.

Es ist 20 Uhr und das bedeutet Feierabend für heute! Hier und da laufen noch einige Besucher umher und kommen von Gehegen oder Besichtigungen zurück. Familien oder Pärchen gehen in die Restaurants und lassen es sich schmecken. Ich jedoch hole mir an einem Kiosk nur ein Bier wie jeden Abend. Mase, der Besitzer des Kiosk, grinst mich an. "Du kommst immer auf den letzten Drücker. Nur deinetwegen habe ich immer 5 Minuten länger auf.", lächelt der ältere Mann. Mase ist ca. 56 Jahre alt, hat schon graues Haar und einen niedlichen Schnäuzer. Seine blauen Augen stechen aus dem faltigen Gesicht besonders heraus. Generell ist er ein recht schlanker und großer Mann. Ich schenke ihm ebenfalls ein Lächeln. "Danke, Mase." Damit verschwinde ich Richtung Strand. Jeden Abend gehe ich dort hin. Es war mal ein Ritual von Lilly und mir. Doch jetzt, da sie Tod ist, gehe ich allein dort hin, betrachte die Wellen und den Sonnenuntergang. Auch heute ist der Himmel wieder Rosig gefärbt und spiegelt sich wunderschön auf dem dunklen Wasser wider. Eine Zeit lang betrachte ich diese Kulisse und trinke ab und zu mal einen Schluck aus meiner Flasche. "Weißt Du, Lilly. Diese Claire... Ich mag sie. Sie ist hübsch, nett, ein wenig hochnäsig aber sie hat Köpfchen und sie hat meiner Schwester einen Traumjob gegeben. Anfangs hatte ich ja kein so gutes Bild von ihr... Aber jetzt..", murmle ich gen Himmel.
"Du bist jeden Abend hier.. Warum?", höre ich nach einigen Minuten die sanfte Stimme Claire's Hinter mir. Ich gucke nicht erschrocken zusammen oder so, aber dennoch macht mein Herz einen Satz. Es ist nicht der Schreck oder Angst oder sowas. Kann man es Freude nennen? Begeisterung oder vielleicht auch Sehnsucht? Vorsichtig setzt sie sich neben mich in den Sand was mich zunächst verwirrt. Ihre hübsche Kleidung kann schmutzig werden. Doch überraschenderweise trägt sie jetzt nur eine Jeans, ein blaues Tanktop und ein paar Flipflops. Ihre Haare sind zu einem kurzen Zopf zusammengebunden und ihr Gesicht wird nicht mehr länger von irgendwelchem Makeup verziert. Dennoch macht sie das nur noch schöner. Jetzt kommen erst ihre hübschen Sommersprossen richtig zur Geltung! Sie sieht mich an und lächelt sanft. "Meine Freundin... Also meine ex. Sie ist hier gestorben als der Indominus ausgebrochen ist. Wir waren gern abends am Strand und haben den Himmel betrachtet.", beichte ich leise und schlucke den Schmerz, welcher aufkommt, herunter. Vorsichtig legt sie eine Hand auf meine und ihr Blick ist nicht mitleidig oder spottend. Sie sieht mich eher mitfühlend und trauernd an. " Was vor ein paar Jahren hier geschehen ist ist schrecklich und man sollte viel häufiger ein Andenken für die Toten machen. Ich werde alles dafür tun damit dies umgesetzt werden kann.", flüstert sie. Es ermutigt mich und wieder lächle ich. "Ich wusste gar nicht das es auch normale Klamotten bei dir gibt.", grinse ich dann. "Hey!!", ruft Claire nun empört und lacht sobald ich anfange zu lachen ebenfalls.

Der Abend vergeht wie im Flug und wir lernen uns besser kennen. Letztendlich habe ich sie noch bis zu ihrem Hotelzimmer gebracht. Sie lächelt mich an. "Danke für den tollen Abend. Du bist doch... Ganz okay.", sagt sie und kichert. "Ja, du hast mich mit deinen unnormalen Klamotten auch davon überzeugt das du doch normal sein kannst.", necke ich sie zurück woraufhin sie schmunzelt. "Bis morgen, Owen.", haucht sie und schließt ihr Zimmer mit der Karte auf. Langsam dreht sie sich um und geht hinein. Ich kann jedoch nicht anders, packe ihr Handgelenk, ziehe sie zu mir zurück und drücke meine Lippen auf die Ihren. Und ihre Lippen sind genauso weich wie sie aussehen! Einige Zeit küssen wir uns voller Leidenschaft. Dann löse ich mich von der rothaarigen und streiche ihr sanft mit dem Daumen über die Lippen. "Bis morgen, Claire.", hauche ich. Ihre Wangen sind errötet was wirklich niedlich an ihr aussieht. Ein lächelnd ziert nun wieder ihr Gesicht und sie verschwindet schnell nach drinnen. Ich schmunzle.. Süß!

Stronger For YouWhere stories live. Discover now