Dann fiel sein Blick zu meinem Oberarm, in dem der Schnitte klaffte. „Alles in Ordnung?"

Ich schenkte der Wunde nicht einmal einen Blick und nickte. Es war alles in Ordnung. Das erste Mal seit fünf Jahren.
 
Dann schien sich Lex daran zu erinnern, dass es noch mehr Personen um uns herum gab und drehte sich zu den anderen um.

Jules stützte Benson, dem Lex jetzt die Hand gab. „Benson, richtig? Jules Bruder? Ich bin Lex."

„Schon klar", grinste Ben und schüttelte sie. Er wirkte müde, was ich ihm nicht verdenken konnte.

Auch Jules begrüßte seinen ehemaligen Kameraden mit einem Handschlag. „Schön, dass du nicht tot bist, man."

„Finde ich auch."
 
Zum Schluss wandte er sich an Caden. Der sah ihn mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an.

„Hey, Kumpel. Ist lange her", meinte Jacob etwas schüchtern.

Ich konnte beim besten Willen nicht ahnen wie sein ehemals bester Freund reagieren würde. War er erleichtert? Bestimmt. Allerdings hatte er auch allen Grund sauer zu sein. Immerhin hatte Lex seinen Kameraden im Glauben gelassen dabei zugesehen zu haben wie er gestorben war. Ganz ehrlich? Ich könnte es sogar verstehen wenn er ihn jetzt anbrüllte. Im Moment war ich nur zu erleichtert, um wütend zu sein.

Tatsächlich spannte sich der Kiefer des Sergents an. Doch dann trat er plötzlich vor und umarmte meinen Bruder fest. Es war die gefühlsbetonteste Geste, die ich jemals bei Caden Milani gesehen hatte, aber wahrscheinlich galt das für mich genauso. Ich hatte es immer noch nicht geschafft mit dem Heulen aufzuhören. Glücklicherweise regnete es weiterhin wie aus Eimern, weshalb es nicht so auffiel.
 
Nachdem die beiden Männer einander wieder losgelassen hatten, wechselten sie kurz ein paar Worte, dann drehten sie sich zu uns um.

„Wir müssen hier weg", erinnerte uns Lex an unsere Lage.

Hinter uns brannte die Hütte noch immer. Das Feuer verschlang das Holz so hungrig, dass der Regen ihm kaum etwas ausmachte. Von innen heraus fraß es die kleine Hütte auf und war dabei so unerbittlich, dass am Ende nur noch die Grundmauern übrig bleiben würden. Davor lagen die toten Nigreos, deren Blut sich mit dem aufgeweichten Ackerboden mischte.

„Ich nehme mal an, Cielo ist tot?"

Wir nickten.

„Dann wäre es besser, wenn wir heute Nacht untertauchen und morgen so schnell wie möglich verschwinden. Die Nigreos werden nicht gerade glücklich darüber sein, dass ihr Waffenschmied tot ist und ich kann mir vorstellen, dass sie nach uns suchen werden."
 
„Und wo?", fragte Caden und schob sein Schwert zurück in die Scheide.

Auch ich hob meine Waffe auf, dann ging ich zu der Nigreos mit dem Dolch im Hals, zerrte ihn heraus und sammelte die Pistole auf.

Lex beobachtete mich dabei. „Ich kenne hier in der Nähe ein Versteck, in dem wir die Nacht verbringen können. Morgen sollten wir dann so schnell wie möglich verschwinden."

„Wir wollten ohnehin zurück ins Lager reiten", meinte Caden, fing den Dolch auf, den ich ihm zuwarf, wischte die Klinge an seiner Hose ab und steckte sie zurück in die Lederschlaufe an seinem Bracelet, „Wir sind jetzt seit fast zwei Monaten unterwegs. Was meinst du? Zurück nach Hause?"

Jacob lächelte und legte mir einen Arm um die Schulter als ich neben ihn trat. „Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen."
 
Unsere Pferde fanden wir am Waldrand, wo sie sich ziellos zwischen den Bäumen herumtrieben. Die Nigreos hatten sie entweder fortgejagt oder sie waren wegen des Feuers geflohen, aber um das Weite zu suchen, waren sie zu anhänglich.

Feather, Sword & BloodWhere stories live. Discover now