Kapitel 3

25 3 0
                                    

Um zwei Uhr, schloss ich leise die Zimmertür hinter mir und schlich die Treppen in den Flur hinunter. Von Grandma und Grandpa hatte ich seit in der Früh nichts mehr gehört und auch jetzt sah ich sie nicht.

Sie wussten, dass ich zum Footballspiel gehen würde, also brauchte ich sie nicht zu informieren. Außerdem hatte ich eh keine Zeit, mich mit ihnen erneut zu streiten, denn in fünf Minuten wollte ich mich mit Chloe im Café treffen und ich war eh schon spät dran.

Also nahm ich schnell meinen Rucksack, zog die Haustür ins Schloss und ging Richtung Innenstadt, die man allerdings nur mit sehr viel Optimismus so bezeichnen konnte.
Genau wie gestern blies ein eisiger Wind durch die leeren Straßen und die Kälte drang durch den Mantel hindurch. Ich schlang ihn enger um mich und vergrub meine jetzt schon kalten Hände in den Manteltaschen.
Zehn Minuten später trat ich in das warme Gebäude ein. Sofort beschlugen die Scheiben des Cafés und bevor sich die Türe schloss, zog ein kalter Wind nach drinnen.
Das Café war gut besetzt, dafür dass sich auf den Straßen keine Menschenseele befand.
Suchend sah ich mich nach Chloe um, die sich unseren Stammtisch mit der kleinen Eckbank erkämpfen konnte und dort nun mit zwei Tassen Cappuccino auf mich wartete. Seufzend ließ ich mich ihr gegenüber auf die Bank fallen und legte dankbar meine Hände um die heiße Tasse. Die Anspannung löste sich und ich atmete tief aus.
Chloe zog besorgt die Augenbrauen zusammen und schaute mich fragend an. Mir war definitiv nicht bewusst, wie fertig ich aussah und Chloe war da leider die Erste, die das erkannte.

Ich nahm einen großen Schluck des dampfenden Cappuccinos. „Danke. Daheim ist die Hölle los."

Chloe sah mich aufmerksam an. „Inwiefern?" Sie schien zu ahnen, dass es irgendwie mit meiner Grandma zu tun hat. Wobei sie schien das immer zu vermuten, da sie und Granny gar nicht miteinander klar kamen.

„Gestern hat irgendjemand meine Grandma angerufen und sie haben über einen gewissen George geredet beziehungsweise wohl eher gestritten."
Chloe sah mich verwirrt an. „Und was hat das jetzt bitte mit dir zu tun?"
Ich seufzte „Dieser George ist angeblich hier, um mich nach Chicago zurückzubringen, was Granny natürlich wiederum nicht will." Ich lächelte sie zaghaft an.

Sie schien die Situation abzuwägen. „Und willst du nach Chicago?", fragte sie dann.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe mit Chicago keine sonderlich guten Erfahrungen gemacht, auch wenn ich mich kaum noch an meine Zeit dort erinnern kann. Außerdem habe ich doch hier alles. Warum sollte ich gehen?"

Sie runzelte ihre Stirn. „Was hat dein Grandpa gesagt?"

„Er meinte, ich sollte zumindest mit diesem George reden, aber ich weiß nicht ob ich das will."
Chloe nahm einen Schluck ihres Kaffees und biss sich auf die Unterlippe. „Aber willst du nicht endlich Antworten bekommen? Ich mein deine Familie hat mehr Geheimnisse als alle hier zusammen." Das ist ja auch nicht schwer. „Ich vermute nämlich, dieser George ist gesprächiger als deine Granny."

Ich legte den Kopf schief. „Schon, aber ich weiß ja nicht einmal wie ich ihn kontaktieren soll. Granny wird mir ziemlich sicher nicht seine Nummer geben."

Doch Chloe lies sich nicht beirren. „Er wird dann vermutlich auf dich zu kommen." Sie trank ihren Kaffee aus und sah sich um. „Weiß du, wie er aussieht?"

„Nein, woher auch? Es könnte praktisch jeder sein."

Chloe sah sich im Café um, als ob dort dieser George sitzen könnte. „Weiß du, warum er mit dir reden will?"

„Nein, nicht wirklich. Nur, dass er mich mit nach Chicago nehmen will." Ich rührte in meinem Cappuccino und sah auf die Uhr. Es war 14:42. „Ist ja auch egal, wir müssen gleich zum Spiel. Julien wartet."

Chicago DreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt