Schultag

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"Warte!", keuchend raste ich Kramisha hinterher. Diese blieb jedoch nicht stehen sondern flitzte weiter durch den Wald. Dauernd schlugen mir Äste ins Gesicht und ich verlor sie aus den Augen. Mitten auf einer Lichtung blieb ich stehen. Hektisch sah ich mich um. Wo war sie jetzt schon Wieder? Plötzlich hörte ich das flattern einer Eule direkt hintermir. Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Ich starrte direkt in blitzende grüne Augen. Die Eule hatte ein helles gefieder das leicht besch war. Ihre scharfen Krallen bohrten sich in einen Ast. Ihre mächtigen Schwingen waren weit ausgebreitet und ihr goldener Schnabel funkelte im seichten Sonnenlicht. Das war eindeutig keine normale Eule. Und ich wusste nicht ob mich das beruhigen sollte oder nicht. In dem Moment sah ich wie die Flügel der Eule schrumpften und die Federn  mit einander zu Haut verschmolzen. Langsam sah ich Kramishas schwarzes Haar wieder auftauchen und nach wenigen Sekunden fiel nur eine einzige Feder zu Boden, die daran erinnerte dass gerade noch eine Eule vor mir gesessen ist. "Krass!", brachte ich nach kurzem Schweigen hervor. Kramisha grinste mich fröhlich an. "Wie machst du das?", brach es aus mir herraus. "Ich verwandele mich einfach. Denke daran. An jede Einzelheit, wie es ist sich zu verwandeln. Und dann..." Ich unterbrach sie: "Nein das meine Ich nicht. Ist es nicht eine unglaubliche Last für dich? Die Wächterin zu sein? Wie lange bist du das schon? Wie lange musst du das bleiben? Das ist doch gefährlich. Hast du dir dein Schicksal selber ausgesucht? Du bist doch erst 15!" ich plapperte wild vor mich hin, aber ich meinte jedes Wort ernst. Lillith hatte im Krankensaal laut betont, dass alle auf Kramisha vertrauten. Ich selber könnte mir dass einfach niemals vorstellen! Kramishas Blick wurde traurig. "Es hat seine guten seiten und seine Schlechten. Du wirst gefeiert und du verdienst Respekt. Aber es ist gefährlich. Das stört mich nicht einmal! ich liebe die Herausforderrung, das Wilde. Das ist meine Natur, aber ich habe seit ich 13 bin praktisch nichts anderes mehr getan. Ich streife jede Nacht im Wald umher. Und es gibt fast keine Nacht in der ich nicht mindestens einen Eindringling getötet habe", ihre augen schimmerten sehnsüchtig und sie blickte verloren in den Wald hinein. "Ich habe mich nicht dafür entschieden. Das Orakel hat sich für mich entschieden. Aus 1000 andrer hat es mich erwählt. Das ist eine große Ehre. Und doch nicht mein Traum gewesen. Hätte ich wenigstens einen Partner. Der mit mir nachts durch die Wälder streift. Einen zweiten Wächter. Das Orakel sprach vor ungefähr einer Woche eine Prophezeihung. Ich werde wohl einen Partner bekommen, oder eine Partnerin!", sie zwinkerte mir zu. "Im Übrigen bin ich 16!" Ich verdrehte die Augen und umarmte sie. Erst war ich erschrocken über mich selbst, doch in den wenigen Tagen war sie schon eine freundin geworden. Meine einzige. Eine kurze Weile standen wir einfach nur da. "Okay!", murmelte Kramisha und löste sich von mir. "Ich möchte dir jemanden vorstellen. Komm!", sie reichte mir ihre Hand und raste dann los Ich wurde wie vom Wind getragen. An mir rauschte alles vorbei. Wir waren so schnell dass ich nicht einmal mehr die Vögel hörte. An einer Lichtung blieben wir stehen. Ich schnappte nach Luft, da ich vor Schreck die ganze Zeit die Luft angehalten hatte! "Was war das?!" , keuchte ich müde. Kramisha lachte fröhlich: "Das kannst du auch bald. Es sei denn du fällst durch." "Durch was?", hackte ich nach. "Durch die Prüfung. Wenn du durch sie durch fällst kannst du aber nichts mehr", sie sah mir fest in die Augen und wieder wunderte ich mich warum sie mir so weise vorkam, obwohl sie erst 16 war. Ich verstand, wie so oft, nur Bahnhof. Sie schüttelte den Kopf und meinte: "wenn du die Prüfung nicht schaffst stirbst du", sagte sie mir unverblümt ins Gesicht. Ich versteifte mich augenblicklich und starrte sie an. "Tolle Aussichten!", knurrte ich sauer. "Ja,", stimmte sie mir zu, "Das schlimme ist, du kannst nichts dafür tun. Nicht lernen, oder so. Man weiß nie, was auf einen zu kommt. Ob du deinen Kopf einsetzen musst, ob du mutig sein musst, ob sie deine körperliche Anstrengung testen..." sie brach ab. "Aber darüber machen wir uns später Gedanken!", sie lächelte mich sanft an. "Komm!", sie schritt anmutig voran und ich erblickte ein kleines Häuschen. Sie klopfte laut und kräftig an die Tür. Nur wenige Sekunden später, wurde sie einen spalt breit geöffnet. Eine wunderschöne junge Frau trat heraus. "SIe ist da." Kramisha deute mit dem daumen auf mich. Die Frau hatte blondes leicht gelocktes Haar, ihre blauen Augen funkelten freundlich. Sie hatte ein schmales Gesicht, welches spitz zulief. Ihre wangen waren leicht gerötet und sie hatte wie Kramisha schwarze Kleider an. Eine hautenge Hose und ein schwarzes Top über dem sie eine lederjacke trug. SIe war barfuß und ihre Nägel waren blutrot, lackiert. Plötzlich riss sie die Augen auf und flüsterte leise: "Das ist unmöglich! Lucy?"

Das Amulett der EulenWhere stories live. Discover now