Kapitel 2 - Christian

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DING-DONG

»Endlich!« rief Christian. Er packte seinen Schulrucksack und schmiss ihn sich auf seine Schultern.

Ihre letzte Schulstunde an diesem Tag endete. Ein lautes Getümmel begann. Christian, Rami, Ben und Paul verließen die Klasse. Im Speisetrakt der Schule kauften sie sich einen kleinen Mittagssnack. Sie setzten sich auf einen Tisch im Speisesaal und besprachen, was sie vor dem heutigen Training unternehmen würden.

»Gehen wir doch in das Einkaufszentrum. Der Musikladen hat heute eine Ausstellung und man kann die Instrumente testen.« Ben sah erwartungsvoll in die Runde.

»Du und deine Musik«, sagte Christian. »Deine verschnörkelten Poster von deinen Bands und deine Erzählungen von den Konzerten sind für mich ausreichend an Musikinfos. Aber wenn du unbedingt willst und die anderen nichts dagegen haben, können wir trotzdem hingehen.«

Rami und Paul nickten leicht, als ob sie sich nicht sicher wären. Die Gruppe verließ den Speisesaal und ging in ihre Zimmer. Christian verstaute seinen Schulrucksack in seinem Schrank und ging zu seinem Schreibtisch. Er nahm ein Comicheft und starrte auf das Cover des Heftes. Es zeigte einen Mann in einem gelben Anzug. Zwischen den Fingerknöcheln befanden sich spitze Klauen.

»Wieder einmal dein Lieblingsheft von Wolverine?« riss ihn Ben aus seinem Tagtraum.

Christian nickte. »Er ist für mich der beste Superheld.«

Die Tür ihres Zimmers öffnete sich. Paul steckte seinen Kopf herein. »Seid ihr fertig?«

Tüche war eine überschaubare Stadt. Es gab kaum Hochhäuser und es herrschte wenig Hektik. An der gesamten östlichen Stadtgrenze führte ein Fluss entlang. Sie gingen entlang der Hauptstraße in Richtung des Einkaufszentrums. und erspähten einen Obdachlosen. Dieser hatte sein Lager in einer Seitenstraße aufgeschlagen. Christian sagte den anderen sie sollten kurz warten und verschwand im nächsten Supermarkt. Im Laden nahm er Sandwiches und Trinkflaschen und ging mit vollen Händen zur Kasse. Während dem Bezahlen fiel ihm ein Mann in einem schwarzen Anzug auf. Dieser sah seriös, aber zu gleich auch unheimlich aus. Er war etwas stärker gebaut. Sein Anzug saß wie maßgeschneidert auf seinem Körper. Christian packte alles in eine Papiertüte und wollte ihn beobachten. Aber da war der Mann auch schon verschwunden. Verwundert verließ Christian den Supermarkt und bog in die Seitenstraße des Obdachlosen ab.

»Was machst du da?« rief Paul hinterher. Christian gab die Lebensmittel dem Mann mit zerzaustem Bart und löchriger Kleidung. Dieser bedankte sich mit einem Lächeln.

»Ich habe ihn schon öfters gesehen. Er braucht Essen und Trinken« sagte Christian, als er von der Seitenstraße zurückkam.

»Dann soll er sich einen Job suchen, mein Geld bekommt er auf keinen Fall«, antwortete Paul.

»Denk nach, bevor du sprichst, Paul. Nicht jeder hat so viel Glück wie wir. Du solltest nicht immer nur an dich denken, sonst wirst du vielleicht auch einmal keine Hilfe bekommen, wenn du sie einmal brauchst.«

Paul verdrehte die Augen. Er machte eine Geste mit seinem Arm, um die anderen zum Weitergehen zu animieren. Sie hatten erst die Hälfte des Weges zurückgelegt, als Christian das aussprach, was jeder von den Jungs dachte: »Wieso haben wir uns kein Taxi bestellt?«

Auf Jubel gebautWhere stories live. Discover now