37 | Ein Funken Hoffnung

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Love

»Formuliert jeweils zu zweit eine kurze Rede in der Rolle von einem der folgenden Politikern«, las Faith nuschelnd unsere Aufgabenstellung vor, lehnt sich zurück in ihren Plastikstuhl und verschränkt ihre Arme vor der Brust.

»Gehts auch lauter?«, sagte ich ironisch und grinste.

Faith hob ihren unterkühlten Blick vom Blatt und verdreht ihre Augen. »Können wir einfach anfangen, ohne deine Bemerkungen?«

Perplex nickend und die Ruhe in Person rutschte ich näher zu ihr und las mir die Aufgabenstellung nochmal durch. Ein weißes DINA4 Blatt vor meinem Gesicht, darauf ein riesiger Text und eine klitzekleine Aufgabe, die uns wohl eine halbe Stunde beschäftigen wird.

Faith und ich saßen in ihrem Zimmer. Ein kleines gemütliches Zimmer, mit einem Bett, einem Kleiderschrank und einem Schreibtisch. Alles war schlicht gehalten und nichts auffallendes fiel mir ins Auge. Nur ihr Gebetsteppich, der auf ihrem Bett zusammen gefaltet lag.

Ich warf meiner Freundin einen verstohlenen Blick, wodurch ich merkte, dass sie schon angefangen hatte einige Sätze auf ihrem Blatt zu verfassen.

»Faith, wollen wir das gemeinsam machen oder kann ich gleich gehen?« Der eigentliche Grund, weshalb ich hier bei ihr bin ist, dass wir bis morgen diese Partnerarbeit erledigen müssen. Und da ich nicht gerne dies übers Handy mache, eignete sich das am besten. Eigentlich wollte ich, dass sie zu mir kommt, aber sie hat verneint und wollte, dass ich zu ihr komme.

»Wir können es gemeinsam machen.«, antwortete sie und dann fingen wir an.

Eher gesagt ich fing an zu sprechen und erklärte ihr dabei die Auswahl. Gemeinsam entschieden wir uns letztendlich für einen Politikern. Währenddessen hatten wir uns auch einige Überlegungen zur seine Rede gemacht und diese auf einen Notizblock verfasst.

Auch wenn wir hart daran saßen, entging es mir nicht, dass Faith andauernd Wörter falsch schrieb, diese dann durchstrich und es daneben von neu schrieb. Ich kannte es von mir. Wenn mich irgendwas bedrückt, konnte ich mich nicht konzentrieren. Egal um was es sich handelt. Meine Gedanken schwankten zu dieser Sache und ließen mich nicht mehr in Ruhe.

»Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir alle wünschen uns eine Welt frei von Gewalt, von Terror und von Missbrauch. Wir wünschen uns eine Welt ohne körperliche und seelische Misshandlungen, die oft die Schwächsten der Schwachen treffen.«, las ich vor und zugleich suchte ich nach einigen Satzbaufehlern.

Jedoch war alles korrekt. Nur Faiths Gesichtszüge nicht.

Ich seufzte kurz, bis ich meinen Mund öffnete. »Ist alles .. okay bei dir?«, Ich wollte ihr nicht zu nahe treten, wollte es aber auch wissen. Faith brauchte in diesem Moment eine Freundin, die ihr zu Seite stand. Jemanden mit dem sie sprechen konnte und sich davor nicht scheuen muss.

Meine Freundin hob ihren Kopf und sah mir stumm in die Augen. Ich konnte die Unsicherheit darin erkennen. Sie war sich wohl nicht sicher, ob sie mir das anvertrauen konnte, aber sie war bei der richtigen Person.

»Er verwirrt mich.«, verließ es verzweifelt ihren Mund.

»Wer?«, kam es direkt im selben Moment von mir.

Faith presste ihre Lippen aufeinander, blickte mir schweigend in die Seele, bis sie seufzend antwortete. »Sean.«

Sean, Rowens bester Freund. Verständnisvoll nickte ich. »Wobei verwirrt er dich?«, wollte ich es konkreter erfahren.

»Er schreibt mich privat an, dann starrt er mich komisch in der Schule an und lächelt plötzlich, als wären wir die besten Freunde, obwohl wir nichts miteinander zutun haben. Rein gar nichts, Love! Einfach nichts!«, sie schüttelte mit ihrem Kopf und ein trauriger Ausdruck kam in ihren Augen hoch.

Till the Death | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt