42. Kapitel

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Jonah ging so lange in dem warmen Sand, bis seine Beine müde wurden. Er setzte sich in den Schatten einer Palme und atmete tief aus. Er rieb sich vorsichtig über den Handrücken. Seine Knöchel waren angeschwollen und etwas gerissen. Felix hatte ganz schön was einstecken müssen. Aber auch er hatte etwas ab bekommen, seine Schläfe pochte und seine Hände schmerzten.

Er hörte ein Knacken hinter sich und schaute sich um. "Hey," Marlia lächelte zaghaft und sah zu ihm hinunter. "Darf ich mich zu dir setzten?" fragend deutete sie auf die Stelle neben ihm. Er nickte und wandte sich wieder mit dem Blick aufs Meer.
"Danke," sagte sie nach einigen Sekunden der Stille. "Wofür?" er sah sie nicht an, aber in seiner Stimme schwang Freundlichkeit und Ruhe mit. "Das du mich verteidigt hast. Nicht jeder hätte das gemacht," nun drehte er sich zu ihr. Sie war überrascht von der Intensität seiner blauen Augen und dem Mitgefühl, das darin zu erkennen war. "Er hat es verdient," meinte er. "Niemand sollte dich zu irgendetwas drängen, das ging einfach zu weit," weiterhin starrte er ihr in die Augen und sie wurde nervös. Schnell schaute sie auf ihre zusammen gefalteten Finger in ihrem Schoß.

"Du hast Recht. Niemals hätte ich sowas von ihm erwartet.," leise schüttelte sie den Kopf. "Was für ein Arsch," sagte sie mehr zu sich, als zu jemand anderem . Ihre Gedanken schweiften zu Emma. Was hatte sie nur getan? Ihre beste Freundin betrogen für ein totales Arschgesicht. Sie war wohl die schlechteste Freundin der Weltgeschichte.
"Das hätte niemand," fiel ihr Jonah in die Gedanken. "Ich hätte auch nicht gedacht, das er so was tut oder von sich geben würde. So wirkt er eigentlich gar nicht. Du hast nichts falsch gemacht," er lächelte sie ermutigend an. Sie lächelte zurück und ohne groß darüber nach zu denken, umarmte sie ihn.

Sie drückte sich an seine warme Brust und nach einem kurzen Moment der Verwirrung, schlang Jonah seine Arme um ihren zierlichen Körper. Sie fühlte sich geborgen und sicher. Jonahs Herzschlag ging ruhig und regelmäßig, langsam löste sich die Anspannung aus ihren Gliedern und sie atmete aus. So saßen sie einige Zeit einfach da, hörten das Wellenrauschen, das zwitschern der Vögel und genossen den Frieden.

"Marlia?" hörten sie Allisons Stimme rufen und die beiden lösten sich aus der Umarmung. "Ich muss dann," sagte Marlia schüchtern, lächelte Jonah nocheinmal zu, stand auf und ging auf Allison zu, die ihr entgegen kam.
"Mensch, ich habe mir schon Sorgen gemacht, dachte du sitzt irgendwo und weinst," besorgt sah Allison ihre Freundin an. "Nein ist alles in Ordnung," lachte diese nur, legte ihren Arm um ihre Schulter und die beiden Mädchen schlenderten am Strand entlang.

"Wie geht es dir jetzt?" fragend sah Allison sie an. "Besser, aber ich kann es immer noch nicht verstehen," Allison nickte verständnissvoll. "Wie kann ich mich nur so in ihm getäuscht haben? Er hat mir die ganze Zeit nur was vorgemacht," immernoch ungläubig starrte Marlia aufs blaue Meer. "Das ist wirklich krass, ich verstehe das dir das alles an die Nieren geht. Er hat sich benommen wie das Letzte! Aber du kommst drüber hin weg," unterstützend knuffte sie ihr in den Oberarm. "Wir stehen alle hinter dir," "Danke!"

In der Abenddämmerung saßen alle zusammen um ein kleines Feuer und verspeißten das spärliche Essen. Marlia vermiet es Felix an zu sehen, geschweige denn, Blickkontakt zu ihm aufzunehmen. Sie hatte Angst ihn anzufallen, oder schlimmer noch, wieder in Tränen auszubrechen.
Die Stimmung war bedrückt. Jonah spannte sich immer wieder an, wenn sich Felix auch nur bewegte, Selina versuchte immer wieder ein Gespräch mit ihm zu beginnen, aber er blockte stehts ab. Allison unterhielt sich mit Marlia um sie abzulenken und Linus saß etwas bedröppelt in der Mitte. Er und Selina waren momentan die einzigen die mit Felix sprachen, wenn auch nicht sehr viel.

Kurz bevor sich alle zum Schlafen legten, kam Felix Marlia näher. "Marlia," flüsterte er und sie erstarrte. Weder Jonah noch Allison waren in Hörweite, mist! "Lass mich in Ruhe," presste sie hervor. Er stand so nah bei ihr, das sie Gänsehaut bekam, aus purer Verabscheuung.
"Bitte, lass mich entschuldigen," "Lass mich," zischte sie und ging so schnell sie konnte zu Linus, der noch immer am Feuer saß und in die Glut starrte. Felix seufzte und ließ sich auf seinem Schlafplatz nieder.  Irgendwann lagen alle in der Dunkelheit und gingen ihren Gedanken nach. Als Marlia endlich ins Reich der Träume driftete, träumte sie von dunklen Gassen, Emma die um Hilfe schrie und Marlia ihr nicht helfen konnte. 

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