17. Kapitel

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"Was ist gerade passiert?" fragte Allison, als sie sich mit Dean Felix und Selina in einen kleinen Kreis im Sand gesetzt hatten.

"Tja,"Felix fuhr mit seiner Zunge über seine Zähne und strich sich eine seiner braunen Strähnen aus dem Gesicht. "Unsere Chance auf Rettung haben wir wohl verspielt," Dean seufzte laut und schüttelte den Kopf.

"Und Linus hat eindeutig ein Aggressions Problem," Selina legte sich ihre Haare über die linke Schulter und begann sie mit den Fingern zu kämmen. "Was ist bloß in ihn gefahren?" fragte Dean verständnisslos und malte mit seinem Zeigefinger kleine Muster in den Sand.

"Naja die Stimmung war sehr angespannt," Allison starrte in die Richtung, in die Linus verschwunden war. "Aber er kann doch nicht einfach auf Jonah los gehen," bemerkte Felix und wippte mit seinem Knie. "Ihn trifft nicht die Schuld. Wir alle haben gleich viel Schuld," Allison nickte. "Du hast Recht, das war nicht okay von ihm."

Sie schaute auf ihr Knie, das blutete. Sie hatte sich wohl geschnitten, als sie durch den Wald gerannt waren.

Mit der Hand wischte sie das Blut weg und holte einmal tief Luft.

"Wir müssen zusammen halten," sagte Selina und setzte sich in den Schneidersitz. "Wir können nicht auf einander los gehen, sonst gehen wir noch alle drauf," ihre Stimme klang nicht so bestimmt, wie sie es gerne gehabt hätte.

Felix nickte und legte beruhigend seine Hand auf ihre Schulter. Sie lächelte ihn schwach an und sah auf ihre Hände in ihrem Schoß.

"War das die letzte Chance auf Rettung?" keiner antwortete. Alle hatten Angst vor der ungewissen Antwort.

Linus lief einige Zeit am Wasser entlang, einfach weg von den anderen.

So war das alles gar nicht geplant gewesen. Niemals wollte er so ausbrechen wie es gerade geschehen war. Die Situation war so schrecklich gewesen, so stressig und Nerven aufreibend.

Er zog sich sein Shirt über den Kopf und wischte sich damit über die Nase. Es tropfte ein wenig Blut hinaus, aber sein Kopf dröhnte stark. Jonah hatte einen harten Schlag drauf und hat ihn gut getroffen.

Er nahm seinen Kopf in seine Hände und stütze seinen Ellbogen auf den aufgestellten Knien ab.

Er atmete drei mal tief ein und aus um sich zu beruhigen.

Wenn er mit Situationen konfrontiert wird, mit denen er nicht richtig umzugehen weiß, flippt er aus. Sieht einfach rot und kann sich nicht mehr halten.

Das hatte ihm schon öfter Ärger bereitet.

Vorallem vor einigen Jahren, als Marcel aus der Nachbarschaft, schlecht über Lina gesprochen hatte, da seine Schwester im Rollstuhl saß und weil er Linus eh nicht mochte.

Alle wussten das Lina Linus schwachpunkt war. Marcel nutzte dies aus um ihn zu ärgern, aber das hätte er sich zweimal überlegen sollen.

Er hatte so lange auf ihn eingeprügelt bis die Polizei kam und ihn festnahm. Für kurze Zeit saß er im Gefängnis und Marcel landete im Krankhaus, mit einer Gehirnerschütterung, Rippenbrüchen und einem ausgekugelten Arm.

Ab da traute sich niemand mehr schlecht über Lina oder Linus zu sprechen.

Erst jetzt bemerkte er, wie ihm eine Träne über die Wange lief. Er vermisste seine große Schwester und seine Mutter.

Allein kam sie mit Lina gar nicht klar. Linus hatte den Draht zu ihr und konnte am besten mit ihr umgehen.

Wie es den beiden wohl ging? Ob sie dachten er wäre Tod? Nicht auszumalen wie schrecklich es zu Hause war.

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