Kapitel 2: Die Reise hinter den Nebel

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»Wir haben euren Wagen zur Seite gestellt«, sagte die alte Frau mit den freundlichen Augen. Ihr Name war Traya, sie hatte ihren Stand auf dem Markt schon solange Collin sich erinnern konnte. Immer wenn er mit seinen Eltern hier war, durfte er sich einen winzigen Kuchen bei ihr aussuchen.

Sie waren gerade in die Markthalle gelaufen, da hatte sie hinter ihrem Verkaufsstand mit den Kuchen, Torten und Gebäck hervorgerufen. Damit hatte sie ihnen den Tag gerettet.

»Danke. Wirklich, das ist ...«

Collin atmete noch immer schwer. Die Last, die von seinem Herzen fiel, war unfassbar groß. Ohne Geld nach Hause zu kommen wäre schlimm, aber der Verlust des Wagens käme einer Katastrophe gleich.

»Nichts zu danken.« Die alte Frau lächelte. »Wir müssen zusammenhalten, sonst hat irgendwann niemand mehr eine Chance.«

Collin wusste nicht, was er erwidern sollte. Traya hatte recht, doch in ihm nagte die Ungewissheit, ob er ebenso ritterlich gehandelt hätte. Akira, die die Aufregung der letzten Stunde scheinbar schon wieder überwunden hatte, warf sich der Frau um die Hüfte und umarmte sie.

Traya war gerührt. Mit ihren schmutzigen Fingern fuhr sie Akira durch die Haare.

»Wir müssen dann los. Die Annahme schließt gleich und wir sollten zumindest versuchen noch etwas zu verkaufen.«

Collin sah zu dem kümmerlichen Haufen, der sich auf dem Wagen türmte. Traya tat es ihm gleich. Dann schüttelte sie den Kopf.

»Spart euch die Mühe, die haben schon genug für heute. Guckt euch den Berg an Zuckerknollen an, das ist mehr als sie brauchen können.«

Das war es dann wohl. Sie würden mit vollem Wagen, aber mit leeren Händen zurückkehren. Die nächste Woche gäbe es wieder nur Suppe aus minderwertigem Schwarzweizen und altes Brot. Und dem Ende der Familien-Farm waren sie damit schon wieder ein Schritt näher gekommen. Es war zum Verzweifeln. Collin musste runter von Quinnea; musste irgendwo hin, wo man noch anständiges Geld verdienen konnte. Dann hätte er die Möglichkeit seinen Eltern zu helfen. Und Akira. Arme kleine Akira; sie konnte doch nichts dafür, dass nichts funktionierte.

»Seht mal,« sagte die alte Traya mit ihrer beruhigenden Stimme, »ich brauche auch hin und wieder Zuckerknollen für mein Gebäck; meine Torten. Eigentlich habe ich genug zu Hause, aber ... ich gebe euch 30 Lod für die Füllung eures Wagens. Das ist mehr als alles, was sie euch jetzt noch an der Export-Annahme zahlen würden. Wenn überhaupt. Abgemacht?«

Collin sah den fürsorglichen Blick in ihren Augen.

»Abgemacht?«

»Abgemacht!«

Sie gaben sich die Hände; Collin, Traya und Akira. Dreißig Lod, das war immer noch wenig, aber in Anbetracht der Situation ... Die alte Frau hatte ihm gerade zum zweiten Mal den Tag gerettet.

»Wie sollen wir Ihnen das jemals wieder gut machen?«

»Das ist nicht nötig. Fahrt ihr mir die Sachen bis zu meinem Haus? Es ist nicht weit von hier.«

»Sehr gerne«, sagte Akira und strahlte bis über beide Ohren.

»Warum seid ihr den überhaupt weggerannt?«, fragte sie, als sie zu dritt den Wagen durch die Straßen schoben.

Collin erzählte ihr von dem Streit mit Bennet. Traya hörte aufmerksam zu. Den Teil mit den Menschen in den Höhlen ließ er zunächst weg, aber dann platzte es doch aus ihm hervor.

»Darf ich Sie etwas fragen?«

»Immer gerne, junger Mann.«

»Wir haben etwas gesehen, das wir nicht verstehen. Unten in der Grabkammer gab es eine gemauerte Wand. Ein Stein fehlte und dahinter ...«

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⏰ Last updated: Sep 06, 2020 ⏰

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