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"Hat's geschmeckt, ihr zwei Turteltäubchen?", bemerkte die Bedienung lächelnd, als sie das benutzte Geschirr vom Tisch räumte.

"Wir sind nicht -", begann Jane, während Donna zeitgleich "Haha, sehr witzig" kundgab, was aber zusammen in einen nur halbwegs verständlichen Wortsalat endete.

Die Bedienung lachte. "Jaja, ich weiß. Wem darf ich die Rechnung geben?"

"Mir", antwortete Donna und fuhr dann zu Jane augenzwinkernd fort: "Ich hab für heute schließlich 49,51£ über."

Jane lächelte sie als Antwort einfach nur herzlich an.

Als die Bedienung ihnen einen schönen Restabend wünschte und sie ihre Mäntel nahmen, um diese wieder anzuziehen, fragte Donna frei heraus: "Wollen wir noch etwas spazieren gehen? Ein wenig reden?"

"Nichts lieber als das.", erwiderte Jane und bot ihr ihren Arm an. Eine eigenartige Geste, die Donna sonst nur von Gentlemen kannte. Welche jedoch an einer so zierlichen, kleinen Frau, die Donna gerade einmal zur Nasenspitze reichte, eigentlich komödiantisch aussehen sollte; Aber irgendwie schaffte Jane es, dass es gut funktionierte. Donna nahm an.

"Wie geht es deinem Großvater denn generell?", fragte Jane schließlich, als sie unter den gedimmt leuchtenten Laternen der Straße entlang wanderten.

Donna wollte antworten, dann hielt sie jedoch inne. Hatte sie von ihrem Opa erzählt? Sie hatte über ihn nachgedacht, ja, aber hatte sie diese Gedanken ausgesprochen? Sie konnte sich nicht erinnern. Es muss so gewesen sein. Und Jane fragte so selbstverständlich, als wären die beiden schon lange befreundet. Ein schönes Gefühl.

"Den alten Knacker werde ich so schnell nicht los, falls es das ist, was du fragst", entgegnete Donna schließlich, jedoch in einem Tonfall, der Jane deutlich übermitteln sollte, dass sie ihn sehr liebte.

"Er bastelt gerne, trifft sich mit seinen Omi- und Opi-Freunden zum Bingo und guckt sich jeden Abend die Sterne an, sofern die Wolken das zulassen."

Jane blickte lächelnd in den Himmel, welcher trotz den Laternen so klar sichtbar war, dass man einige Himmelskörper erkennen konnte.

"Die Sterne...", kommentierte sie nachdenklich, "... dein Großvater weiß, was gut ist."

Donna lächelte.

"Ja. Aber nicht nur er."

Jane richtete ihre Augen wieder auf Donna, welche selbst im fahlen, sich stetig verändernden Licht der langsam vorbeiziehenden Beleuchtungskörper eine sonderbare Tiefe ausstrahlten.

"Naja. Ich mag die Sterne auch. Ich bin ein ziemlicher SciFi-Fan."

Jane hielt inne, und zum ersten Mal sah Donna den Ausdruck von ungläubiger Überraschung auf ihrem Gesicht.

Sie musste lachen. "Mach den Mund zu, sonst fliegt noch was rein. Was guckst du so überrascht?"

"Ehm, kein bestimmter Grund.", erwiderte Jane schnell und ging wieder weiter.

"Oooh nein, meine Liebe, so leicht kommst du mir nicht davon. Wirke ich nicht wie ein SciFi-Fan, oder was? Seh ich dir zu doof dafür aus?"

"Du siehst brillant aus"; bemerkte Jane nebensächlich und brachte Donna damit zum Schweigen. Sie fühlte, wie ihr die Hitze leicht in die Wangen stieg. Noch nie hatte ihr jemand ein derartiges Adjektiv geschenkt. Vor allem nicht in einer Art und Weise, die so selbstverständlich klang und nicht als Kompliment mit Hintergedanken gedacht war.

"Es überrascht mich einfach nur", fügte sie als einzige Erklärung an.

Donna räusperte sich. "Nun, ehm. Naja. Ich muss ja auch gestehen dass ich ein Spätzünder bin. Als Kind hat mich das alles herzlich wenig interessiert, ich hätte dir noch nicht einmal mein eigenes Sternzeichen am Himmel deuten können. Aber irgendwie hat sich dieses Interesse vor einigen Jahren entwickelt. Einfach so. Vielleicht, weil ich mit meinem Opa ein gemeinsames Hobby haben wollte."

"Ist er auch SciFi Fan?", fragte Jane neugierig.

"Nein", bemerkte Donna und war dabei selbst überrascht, "Nein, eigentlich nicht."

Sie schwiegen und traten an die Balustrade, hinter welcher die Themse in moderater Lautstärke vor sich hinrauschte, um auf den Fluss zu blicken. Hier waren keine Straßenlaternen mehr. Der Weg, auf welchem sie standen, war nur leicht aus der Richtung des kleinen Parkes beleuchtet, in welchem vereinzelt Straßenlaternen, eine Lichterkette, die wohl ein weihnachtliches Überbleibsel war, und eine alte, blaue Polizeibox schimmerten.

"Was fasziniert dich denn daran?", fragte ihre Begleitung schließlich. Donna war sich nicht sicher, meinte aber, dass die Frage ein wenig unsicher klang. Als wäre sie vielleicht etwas zu intim.

"Fremde Welten", erwiderte Donna schlicht.

Die Hand der blonden Frau rutschte plötzlich tiefer, direkt in Donnas Handfläche, und drückte diese.

Als Donna zu Jane blickte, strahlte sie diese an.

"Es ist nur", begann Donna angefeuert von Janes offensichtlichem Interesse, "es gibt so viele Möglichkeiten, weißt du? Wir als Menschen sind so klein. So ein kleiner, kleiner, winziger Teil im Universum. Bis vor kurzem dachten die Menschen noch, dass sie ganz allein in dieser Unendlichkeit waren. Wie kleinkariert das ist, nicht? Dann gab es die ersten Kontakte. Ich hab selbst leider keine einzige Begegnung mitbekommen und kenne die Geschichten nur von Freunden und den paar wenigen Aufnahmen, aber ich war so fasziniert. Und da ich ja schlecht selbst in ein Raumschiff steigen kann, um fremde Welten zu entdecken, nehme ich mir die nächstbeste Sache: fiktive Geschichten. Ich erzähle das normalerweise niemanden, in meinem Freundeskreis würden mich alle für total durchgeknallt halten, aber ich bin so großer Fan, dass ich sogar auf Messen gehe. Von Star Trek T.O.S. habe ich sogar eine signierte DVD-Box. Oh, T.O.S. ist -"

"The original Series", beendete Jane freudestrahlend Donnas Satz, "Wird immer mein Favorit im Franchise bleiben!"

"Meiner auch!", rief Donna aus und griff nun auch zu Janes zweiter Hand, "Ich liebe die Charaktere einfach so sehr. Ich meine, klar, die anderen Serien waren qualitativ sehr viel hochwertiger, aber charakterlich hat mich nichts so gecatched wie T.O.S.. Und außerdem ist der dürre Space Boy einfach absolut ikonisch."

"W-wer?", fragte Jane irritiert.

"Na, Spock."

"Achso, ja, natürlich. Du hast recht. Und auch so nah am Original."

Donna lachte.

"Du bist ulkig", bemerkte sie und drückte Janes Hände. "Aber auf die beste Art und Weise. Deine Patienten müssen dich lieben."

So we meet againWhere stories live. Discover now