treat people with kindness

135 13 4
                                    

Es stellte sich heraus, dass sie heute Fußball spielen sollten. Harry sah die Freude im Blick seines Freundes aufblitzen, was ihn zum Lächeln brachte. Er liebte es, wenn sich Louis freute und auch an sich dachte. Das kam nicht oft vor, weshalb sich der Lockenkopf nun etwas zurückzog, dem Doncaster Freiraum verschaffte und ihm etwas Zeit mit seinen Freunden schenkte. Dieser schien nicht einmal wahrzunehmen, dass sein Freund nicht mehr an seiner Seite war, denn er unterhielt sich angeregt mit Liam über ein Fußballspiel von Manchester United. Harry hatte sich an die Wand gelehnt und hoffte, dass ihr Lehrer bald auftauchen würde. Er beobachtete seinen älteren Freund, erfreute sich an der Tatsache, dass er glücklich war und konnte so gar nicht sehen, dass er selbst unter Beobachtung stand. 

"Ey Schwuchtel! Du solltest vielleicht zum Mädchensport gehen oder? Fußball ist nichts für Schwuchteln!" Die tiefe Stimme seines Mitschülers ließ ihn aufhorchen, doch wollte er gar nicht so tun, als hätte er das mitbekommen oder als würde er denken, dass David ihn meinte. "Harry", rief er erneut. "Hat deine Mummy dir nicht beigebracht, dass man anderen Leuten antwortet und sie nicht ignoriert?" Okay. Jetzt konnte er schlecht abstreiten, dass er ihn meinte. Im Augenwinkel sah er ihn auf sich zukommen, doch bevor er Harry erreichte, kam Louis ihm zuvor und stellte sich vor seinen Freund. Louis und David kannten sich aus dem Fußballteam und aus irgendeinem Grund hat David nichts gegen den Kleineren. Er war schon fast nett zu ihm und dass, obwohl Louis schwul war. Harry nicht. Er will sich keinen Namen irgendeiner Sexualität aufhalsen und sich festlegen, weshalb er auch die ständigen Beleidigungen nicht verstand. Er hatte nie öffentlich gesagt, dass er ausschließlich auf Männer stand. Doch scheinbar war es für die anderen nicht von Belang. Schließlich war er in einer Beziehung mit einem jungen Mann. 

Dieser stand jetzt vor ihm, starrte seinen Gegenüber wütend an und setzte schon zum verbalen Angriff an. Jedoch kam ihm der Schwarzhaarige zuvor und sagte mit zuckersüßer Stimme: "Ach hallo Louis. Dein Freund und ich wollten uns gerade etwas unterhalten. Hast du etwas dagegen, oder warum schaust du mich so grimmig an?" Herablassend schaute David zuerst Harry und dann Louis an. "Hör zu: solltest du noch einmal etwas abwertendes zu meinem Freund sagen, dann bist du dran, hast du mich verstanden? Ich habe im Team weitaus mehr zu sagen als du und könnte dich ganz locker raushauen. Und wenn du schon dabei bist, uns in Ruhe zu lassen, kannst du auch gleich recherchieren, wieso Menschen, die grundlos andere Leute beleidigen, so unglücklich sind."

Sprachlos wurde das Paar angesehen, denn es hatten sich während Louis' kleiner Ansprache beinahe alle Mitschüler zu ihnen umgedreht. Ohne noch irgendwas zu sagen, kehrte David zu seinen Freunden zurück, die sich sofort danach erkundigten, wieso um alles in der Welt der Doncaster sowas sagen würde. Dieser räusperte sich kurz, griff nach der Hand seines Freundes und wandte sich an den gesamten Kurs: "Das gilt übrigens für euch alle! Ich weiß wirklich nicht, in welchem Jahrhundert ihr lebt, dass ihr Homosexualität nicht akzeptieren könnt, aber das ist ja auch egal." Er machte eine kurze Pause und sah sich um. "Verdammt nein das ist nicht egal! Ihr geht ständig auf Harry los, tut so, als wäre er ein Außerirdischer und es wirkt fast so, als wäre er der einzige, der nicht nur auf das andere Geschlecht steht. Das stimmt aber nicht. An dieser Schule gibt es bestimmt einige, die wegen eurer Ignoranz im Closet leben und ihre Neigungen nicht ausleben können. Warum mobbt ihr mich denn nicht?" Wieder machte er eine Pause, sah dieses Mal aber zu seinem Freund. "Ihr habt ihn nicht verdient okay? Solltet ihr euren Frust rauslassen wollen, dann geht verdammt nochmal auf mich los! Wir sind psychisch am Ende wegen euch, versteht ihr das nicht? Euer Verhalten macht Leute kaputt. Denkt doch bitte mal darüber nach und behandelt Menschen, wie ihr auch behandelt werden wollt. Tretet ihnen freundlich und offen gegenüber, dann müsst ihr keine Angst haben, nicht akzeptiert oder verstanden zu werden. Danke für eure Aufmerksamkeit!" 

Mr. Stevens, der sich nun auch zum Kurs gesellt hatte, wollte für einen kurzen Moment mit Louis sprechen und bat deswegen den Rest der Klasse, sich aufzuwärmen. Das gefiel Harry ganz und gar nicht. Er hasste es, im Unterricht ohne seinen Freund zu sein. Bevor er aber in einen Angstzustand verfallen konnte, kamen drei Freunde von Louis auf ihn zu und begrüßten ihn ganz freundlich. Er kannte sie nicht wirklich gut, betrieb ab und an mal etwas small talk mit ihnen, doch sonst hatten sie nichts miteinander zutun. "Hey Harry! Klasse, was Louis da gesagt hat oder? Er war ja mal richtig mutig und hat den ganzen Lackaffen ins Hirn geschissen."

Die vorlaute Art von Niall verunsicherte ihn etwas, weswegen er als Antwort nur die Stirn in Falten legte und mit den Schultern zuckte. "Hör auf ihn so zu überfallen, Kobold. Hör am besten gleich auf zu reden und gib ihm Zeit, meine Güte." Kopfschüttelnd wandte sich Zayn ab und kehrte ihnen den Rücken zu. Eine peinliche Stille legte sich über die drei und Harry sah, dass Liam immer wieder seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, ihn dann aber wieder schloss. 

...

Die restliche Woche verging schleppend und doch haben sie es überstanden und stehen jetzt in Harrys Zimmer, um seine Sachen zu packen. "Du brauchst doch nicht so viel. Wie lange willst du denn wegfahren? Fünf Jahre?" Louis war zwar noch amüsiert, tief in seinem Inneren jedoch schon etwas genervt. Er wusste nicht warum, denn er kannte seinen Freund schon ein paar Jahre und wusste, wie er war. Und doch konnte er gerade kein Verständnis aufbringen. Dieses Verhalten regte aber auch Harry auf. Er hatte eine wirklich anstrengende Woche hinter sich und erhoffte sich nun eigentlich Verständnis. 

Irgendwann hatte Louis den Punkt erreicht, an dem er besser den Raum verlässt, denn sonst kann er für nichts garantieren. Er wollte seinen Freund nicht unnötig anbrüllen und verletzten, weshalb er nun einfach Schadensbegrenzung betreibt. "Ist alles in Ordnung bei euch?" Anne hatte natürlich ein Gespür für die Gefühle der beiden und musste einfach nachhaken. Sie konnte das Paar nicht in diesem Zustand über ein komplettes Wochenende wegfahren lassen. "Ich bin müde, Anne. Ich bin so verdammt müde. Er ist im Moment so anstrengend und ich weiß nicht, wie lange ich noch so tun kann, als würde mich das nicht stören."

"Konntest du schlafen?" Louis schüttelte den Kopf. "Ich glaube, ich habe die ganze Woche vielleicht neun Stunden geschlafen. Ich liege wach, warte auf einen Anruf oder, dass er mich braucht, aber da kommt nichts. Ich habe Angst, ihn zu verlieren. Ich habe jedes Mal Angst, dass mir die Augen zufallen und ich mein Handy nicht höre. Ich habe Angst, dass ich morgens aufwache mit einer Nachricht von dir, dass er sich das Leben genommen hat." Er muss kurz stoppen, da der Kloß in seinem Hals nicht verschwinden will. "Er hat keine Kraft mehr, zur Therapie zu gehen und macht es nur aus Liebe zu uns. Ich weiß nicht, ob er noch seine Tabletten nimmt, aber selbst die ändern nichts. Ich weiß einfach nicht, ob ich weiterhin für uns beide am Leben bleiben kann." 

Anne hat Tränen in den Augen und schloss Louis jetzt in ihre Arme. "Du kannst ihn nicht heilen, Darling. So sehr du dir das wünscht, es wird nicht funktionieren. Du musst auch für dich sorgen, hörst du? Und bitte denk daran, dass es nicht deine Schuld ist. Wir sind für ihn da und das weiß er. Ich glaube nur, dass seine Depressionen vielleicht fortgeschritten sind. Aber das muss nichts heißen, verstehst du? Er kann kämpfen und das wird er. Ich verspreche es dir." Sie drückte den jungen Mann leicht weg und sah ihm in die blauen Augen. "Hab Geduld mit ihm, bitte. Gib ihn nicht auf, er meint es nicht so. Wenn du über irgendetwas reden möchtest, dann bin ich hier, ja?" Louis nickte leicht und fuhr sich über das Gesicht. Die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. "Ich liebe ihn so sehr. Ich könnte ihn gar nicht aufgeben." Anne lächelte. Es war ein trauriges Lächeln und da sah Louis, dass auch sie wahnsinnig dunkle Schatten unter den Augen hatte. Es tat ihm leid, dass er so blind war und nicht erkannte, was in seiner Umgebung passierte. Er lebte praktisch ausschließlich für Harry und wusste, dass das nicht mehr gesund sein konnte. 

...
maybe we can find a place to feel good and we can treat people with kindness.

fine line // larry stylinsonWhere stories live. Discover now