55. Wenn die Bombe platzt

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*SPECIAL* aus James' Sicht:

Oh beim Barte des Merlin, wie konnte ich nur so dumm, unfähig und hirnverbrannt sein? Lily musste mich doch in diesem Augenblick hassen, ich hatte alles kaputt gemacht, hatte alles - wirklich alles zerstört.
Rosalie sah zwischen uns beiden hin und her, ihr Mund stand weit offen, die Augenbrauen hatte sie zusammengezogen und eine kleine Falte erschien über ihrer Nase auf der Stirn, als würde sie gebannt darüber nachdenken, was sie nun als nächstes tun sollte. Vermutlich würde sie es jedem erzählen, allen voran Petunia, die mit Lily nie wieder ein Wort wechseln würde und das alles wäre meine Schuld. Weil ich so dumm war, bei der Erwähnung meines Namens schlaftrunken aus dem Haus zu laufen, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Das könnte Lily mir nie verzeihen, das würde sie mir nie verzeihen. Ein einzelner Kuss hatte gerade wohl das Ende unserer Beziehung eingeleitet... auf einen Schlag fühlte ich mich hellwach und elend zugleich, ich wollte meinen Schädel gegen die nächste Wand hämmern und mir am liebsten schon mein eigenes Grab schaufeln.
"Heißt das... ihr zwei?", Rosalie musterte uns verblüfft.
Lilys Wangen färbten sich rot und sie biss sich auf die Unterlippe. Das reichte ihrer Cousine wohl als Antwort.
"Amelia... das warst du? Er hat über dich gesprochen?"
Ich nickte.
"Gott! Wie dumm hab' ich mich aufgeführt! Herrje, es tut mir so leid."
Irritiert musterte ich das blonde Mädchen, die zerknirscht von einem auf den anderen Fuß trat. Sie schämte sich für ihr Verhalten? Nun, eigentlich war das sogar gerechtfertigt. Obwohl ich eine Freundin hatte, das am gestrigen Abend mehr als deutlich wurde, dachten Rosalie und ihre Schwester es wäre wohl das Beste, mich davon zu überzeugen, irgendwelche Dummheiten mit ihnen anzustellen. Mir war schon früh bewusst geworden, dass ich die zwei eindeutig nicht leiden konnte, doch Lilys Eifersucht war wirklich niedlich gewesen. Wie sie bei jedem ihrer Worte grün angelaufen war, das hatte schon Spaß gemacht.
"Ihr seid also wirklich ein Paar? So richtig offiziell?", wollte Rosalie wissen.
"Ja sind wir", sagte Lily, "seit ein paar Monaten, kurz nach Weihnachten."
Ihr war die Situation noch unangenehmer als mir, denn schließlich stand hier die Beziehung zu ihrer Schwester auf dem Spiel.
"Wieso habt ihr denn nichts gesagt? Das ist doch toll!"
Verdutzt runzelte ich die Stirn. Sie freute sich ganz offenbar für Lily, die sie kurz darauf sogar in eine Umarmung schloss, als würde ihr ein riesiger Stein vom Herzen fallen.
"Ro, das darf aber keiner wissen. Petunia ist...", setzte meine Freundin an, doch ihre Cousine schnickte ihre Worte bloß mit einer wegwerfenden Handbewegung beiseite.
"Von mir erfährt keiner etwas, aber ich muss jetzt alles wissen! Wie habt ihr euch verliebt?"

Es vergingen Stunden, Rosalie war eine gute Zuhörerin, obwohl sie bei beinahe jeder Kleinigkeit anfing seltsame Geräusche von sich zu geben, wenn ihr etwas besonders süß vorkam.
Ein "Aw" hier, ein "Naww" da oder ein übertriebenes "Ach Gottchen". Während Lily erzählte, warf ich hin und wieder etwas ein, um dem ganzen auch meine Perspektive zu verleihen, was jedoch mehr zu Verwirrungen führte, als die Sache aufzudecken.
Als wir schließlich fertig waren, verabschiedete sich Rosalie mit einem Zwinkern und dem Versprechen, die Klappe zu halten, in dem alten Gartenschuppen.
Sie ließ uns zwei allein, was ich natürlich gleich ausnutzte, um die rothaarige Hexe an mich zu ziehen und ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, bei dem sich in mir tausend Gefühle der Erleichterung breitmachten. Nochmal war alles gut gegangen. Diesmal...

Der nächste Morgen kam und somit auch die Vorbereitung für die Hochzeitsfeier nach der eigentlichen Trauung. Alles auf Muggelart zu erledigen war interessant und anstrengend zugleich. Ich half Lilys Vater Zelte und Tische aufzustellen, Gartenmöbel auseinanderzuschrauben und in dem Schuppen zu verstauen, wir hämmerten, sägten, nagelten klebten, bis meine Hände blutig waren. Das gab Lily aber die Möglichkeit, mich in eins der Badezimmer zu ziehen, um die Wunde zu versorgen und mit mir allein zu sein.
Ich hockte mich auf den Rand der Badewanne, legte beide über das Waschbecken und lehnte mich an die kühle Fliesenwand, während Lily nach dem Erste-Hilfe-Koffer in dem Spiegelschrank neben der Tür kramte.
"Gefunden!", rief sie mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Sie kniete vor mir nieder und begutachtete meine zerschundenen Hände.
"Ein bisschen Diptam und alles ist wieder gut", schmunzelte ich, doch die rothaarige schüttelte bloß den Kopf.
"Das wäre viel zu auffällig. Keiner außer meinen Eltern und Tuni weiß von unseren Fähigkeiten. Das würde bloß Fragen aufwerfen."
Zärtlich nahm sie meine rechte Hand in ihre und begann dunkelbraune Flüssigkeit draufzuträufeln, die bei der Berührung mit meiner Haut anfing zu brennen. "Au!", erwiderte ich erschrocken, woraufhin Lily bloß lachte.
"Ich hätte dich nicht für ein Weichei gehalten."
"Hey!" Schmollend entzog ich ihr meine Hand und verschränkte beide Arme vor der Brust.
"Los, gib mir die andere Hand, das muss desinfiziert werden, danach bekommst du schöne Verbände. Willst du es klassisch weiß oder passend zu deiner Einstellung in schweinchenrosa?"
Sie hielt zwei verschiedene Mullbinden hoch und feixte. Ihr Lächeln löste schon wie gestern dieses Feuer in mir aus, als würde ich innerlich brennen.
"Ich liebe dich", rutschte es mir raus und zunächst erfüllte mich Panik, ehe mir einfiel, dass ich ja gestern schon den wagemutigen Schritt gewagt hatte, als ich mir einfach so sicher war, dass sie die Person ist, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Irgendwann würde ich Lily Evans heiraten und wenn es das letzte war, was ich täte. Das wäre es allemal wert.
"Ich dich auch", flüsterte sie und reichte mir die pinken Verbände.
"Die passen so toll zu deinen Wangen", kicherte sie und begann mir das rosane Zeug um die Handflächen zu binden, meine Finger blieben unversehrt.
"Wow, ich fühle mich meiner Männlichkeit beraubt."
"Welche Männlichkeit?"
Lachend stürzte ich mich auf sie, meine Finger wanderten über ihren Körper und kitzelten sie überall, bis sie keine Luft mehr bekam und ihr Gesicht rot anlief.
"James!" Mit den übrigen Verbänden schlug sie mir gegen die Schulter und stieß mich kichernd von sich, doch keine zwei Sekunden später zog ich sie wieder zu mir, beide Hände an ihrer Hüfte platziert, ihre Arme um meinen Nacken geschlungen. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel, doch dann geschah, was geschehen musste...

"Lily, deine Mutter sucht nach dir. Ich..."
Edward "Eddy" Keppner stand im Türrahmen und schenkte mir den wohl hasserfülltesten Blick des Jahrhunderts. Es war ein Wunder, dass ich mich nicht in Asche aufgelöst hatte. Wir unterbrachen natürlich abrupt den Kuss und starrten Eddy erschrocken an.
"So ist das also", murmelte der Kerl. Ich konnte ihn partout nicht ausstehen, er war mir einfach nur unsympathisch, beinahe noch schlimmer als Schniefelus persönlich und das wollte etwas heißen. Wie er sich auf seine schleimige Art an meine Freundin versucht hatte ranzumachen - gut ihm sei verziehen, da er nicht wusste, dass wir ein Paar waren, doch das gab ihm nicht das Recht, sich aufzuführen wie ihr Ritter in glänzender Rüstung, der sie vor dem großen, bösen Drachen retten musste. Er stürmte ins Bad und riss mich von ihr weg.
"Hey, was soll das?", protestierte ich, doch er schlug mir tatsächlich ins Gesicht. Seine Faust landete auf meiner Nase, wodurch meine Brille zu Boden fiel und das Glas zersplitterte. Blut tropfte aus meinem Nasenloch und ich hatte das Gefühl kleine Hippogreife würden um meinem Kopf ihre Kreise ziehen.
"Eddy!", rief Lily erzürnt und ich konnte nur erahnen, dass sie sich runterbückte und die Scherben aufsammelte. Merlin, mir wurde mal wieder bewusst wie blind ich wirklich war.
"Hat er dich belästigt?"
War das wirklich sein Ernst? Lily lachte sarkastisch auf, drückte mir die kaputte Brille in die Hand und schob mich zum Ausgang.
"Ich kläre das hier", war ihre knappe Antwort und die Tür flog zu.

Ich wusste, ich hätte nicht lauschen sollen, doch irgendetwas in mir wollte sichergehen, dass Eddy keine Dummheiten anstellte. Ich vertraute ihm nicht, keineswegs. Als dann auch noch mein Name fiel, konnte ich mich nicht zurückhalten.
Mit meinem Zauberstab reparierte ich meine Brille und lehnte mich neben einem großen Wandschrank aus Naturholz gegen die grün-orangene Tapete. Die Stimmen der beiden, obwohl sie sehr hitzig zu diskutieren schienen, waren ganz deutlich zu verstehen.
"Hat er dich belästigt?", fragte Eddy erneut.
"Belästigt? Ich bitte dich...", erwiderte Lily.
Auf einmal nahm seine Stimme eine andere Tonart an, statt der ersten Bestürzt, schien er nun regelrecht zu knurren.
"Also ihn lässt du ran, obwohl er eine Freundin hat?"
"Sag mal, was ist dein Problem?"
"Er betrügt mit dir seine Freundin, glaubst du wirklich ihm liegt etwas an dir?"
Ich traute mich kaum zu atmen, aus Angst sie könnten mich hören. Regungslos stand ich an der Wand, darauf bedacht keinen Mucks von mir zu geben.
"Er betrügt niemanden. Schnallst du's nicht? Ich bin seine Freundin."
Auf der anderen Seite der Tür wurde es kurz still. Dann lachte Eddy, wie ein verrückter begann er lauthals zu gackern.
"Ach und wieso soll das keiner erfahren? Sollen alle glauben, dass du ein unschuldiges, kleines Lamm bist?", höhnte er.
Ein Schlag ertönte, als hätte sie ihm eine Backpfeife verpasst - hoffentlich war das der Fall.
"Fass mich nicht an", knurrte Lily bedrohlich.
Ich stieß mich schnell von der Wand ab und griff an die Tür, doch etwas hielt mich noch zurück.
"Wieso? Bereust du es bereits, mich gestern geküsst zu haben, du kleine Schlampe?"
Nun riss mir endgültig der Geduldsfaden. Ich riss die Tür auf, packte Eddy am Kragen und zog ihn mit solcher Wucht nach hinten, dass er gegen den Schrank stolperte und sich übel wehtat. Meine Nase entschuldigte das zwar nicht, doch sein dummes Gesicht zu sehen, wie er sich verdattert aufrappelte, entlockte mir ein Grinsen.
"Na?", spottete der Idiot, "Lässt sie dich auch nicht ran? Musst ihr mal zeigen, wozu Frauen da sind."
Das war dann wohl das letzte, was er an diesem Tag mitbekam, den ohne groß zu überlegen, landete meine Faust zuerst in seinem Gesicht und danach im Magen, ehe er sich krümmte und ohnmächtig zu Boden sackte.
"Er ist bloß k.o. gegangen", informierte ich Lily, die kurz aufgeschrien hatte.
Zum Glück waren alle ihre Verwandten im Garten. Bei einer Schlägerei in ihrem Haus wäre ich wohl schneller rausgeflogen, als ich Quidditch sagen könnte. Egal, ob ich berechtigt zugeschlagen hatte oder nicht.

"W-was hast du gehört?", fragte Lily, ihre Stimme zitterte.
Zurecht, dachte ich frustriert.
"Meinst du den Teil, als er davon sprach, wie du ihn geküsst hast? Das habe ich gehört."
Lily sah mich schockiert an, so kühl sollte meine Stimme überhaupt nicht klingen. Edward war definitiv nicht die seriöseste Quelle, bevor ich ein Urteil traf, musste ich mir beide Seiten der Geschichte anhören, obwohl ich mich eigentlich schon entschieden hatte.

Ahhh die Kapitel die noch kommen, kann man an zwei Händen abzählen
:(

Falls ihr schon Verbesserungsvorschläge für die Überarbeitung habt, könnt ihr sie gerne HIER kommentieren :)

✓|𝐎𝐛𝐥𝐢𝐯𝐢𝐨𝐧 - JilyWhere stories live. Discover now