Blinny

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Ginny:

Ich lehnte mich an seine Schulter und blickte mit ihm auf das weite Meer hinaus. In meinem Bauch fühlte ich etwas, was ich noch nie wirklich gefühlt hatte. Warum? Warum, ausgerechnet er? Aber dann kam wieder die Frage: Warum nicht? Ich sufzte leise und schmiegte mich enger an ihn. Ich saß da mit ihm. Und so ist es dazu gekommen:

"Hör zu Harry", versuchte ich zu erklären, "es ist nicht so, dass ich dich nicht mehr mag oder so..." Harry sah mich verletzt an und beendete den Satz für mich; "aber du magst mich nicht so wie ich dich"

Mir war höchst unbehaglich. Ja, ich labte Harry. Aber da gab es etwas ungreifbares zwischen uns.

Etwas fehlte. 

Es war einfach nicht die wahre Liebe. Ich glaube Harry wusste das auch. "Hast du meine Gedanken gelesen?", versuchte ich zu scherzen. Er ging nicht darauf ein. Ich konnte es ihm nicht verdenken. "Ich glaube ich weiß was du meinst", sagte er plötzlich, "wenn ich uns mit Ron und Hermine, zum Beispiel vergleiche, sehe ich dass bei uns etwas fehlt", ich nickte traurig. "Sollen wir uns trennen?", fragte er geknickt. Ich atmete tief ein und sagte: "Vielleicht ist es besser so. Ich meine wir können Freunde bleiben...", "ja-", sagte Harry halbherzig. "hab eh schon längst eine andere", Er wandte sich ab und ließ mich geschockt zurück. Hatte er es nur so gesagt, aus Enttäuschung und Wut, oder hatte er mich wirklich betrogen?

Ich war definitiv nicht der Heul-Typ aber jetzt ließ ich mich weinend auf mein Bett fallen. Ich hatte mich geweigert zum Essen zu kommen und als meine Mum in mein Zimmer kam, versuchte ich so gut es ging sie nicht zu beachten. Schließlich schoss meine meine Beste Freundin Hermine in mein Zimmer und ließ sich neben mich auf das Bett plumpsen. "Was ist passiert?", fragte sie mitfühlend. "Hab mit Harry Schluss gemacht", flüsterte ich, da ich meiner Stimme nicht traute. "Was?", fragte Hermine entsetzt. Sofort begann sie mich aufzumuntern und nach einer halben Stunde lachte ich wieder und ging mit Hermine sogar runter zum Abendessen. 

Alle hatten mich mitleidig angesehen.

Das fand ich furchtbar und gleichzeitig fragte ich mich, ob ich wirklich so schrecklich aussah. Als meine Mum mit dem Essen kam, ließ sie den Topf in dem das Gulasch gefährlich schwappte, auf den Tisch krachen. "Schätzchen, was ist passiert?", trällerte sie laut, sodass alle Gespräche verstummten. "Mum..", sagte ich unbehaglich und warf einen Bitte-Hilf-Mir-Blick zu Hermine. "Sag, was ist denn Ginnylein", witzelte George. Alle Gesichter waren erwartungsvoll auf mich gerichtet. Das war mir definitiv zu viel.

Ich spürte wie mir Tränen in die Augen traten und zu meiner Verärgerung, tauschten Percy und Bill einen bestürzten Blick. Ich wollte nicht, dass sie das mit Harry erfuhren. "Ist etwas mit der Arbeit?" fragte Dad. Ich schüttelte den Kopf, "Vielleicht hat sie ja ihre Tage", hörte ich Ron kichern. 

Das ließ das Fass zum überlaufen und ich sprang auf. Der Stuhl kippte nach hinten und ich versuchte mit aller Macht die Tränen zurückzuhalten. "Ich hab mit Harry Schluss gemacht!", schrie ich.

Die Stille war erdrückend.

Mum sah mich vorwurfsvoll an. Alle begannen etwas über "aber...Heiraten..." zu reden. Mir entfuhr ein wütender Schrei der meine Familie zusammenzucken ließ. Ich rannte weg. 

Weg von meinen bescheuerten Brüdern. 

Weg von meiner vorwurfsvollen Mutter. 

Weg von meiner besten Freundin, die es gar nicht für nötig hielt mir zu helfen. 

Und vor allem weg von all diesen Erwartungen. 

Ich lief aufgebracht in meinem Zimmer umher und überlegte was ich tun sollte. Ich konnte meiner Familie jetzt sicher nicht unter die Augen treten. Die Bilder, meiner enttäuschten Eltern, die blöden Witze von Ron und das Nichtstun meiner besten Freundin kamen wieder gewaltsam in mein Unterbewusstsein. Ich fing kurz entschlossen an, all meine nötigsten Sachen in einen Rucksack zu packen. Ich rannte aus meinem Zimmer in den Garten und hörte Rufe hinter mir, die ich nicht beachtete. Schnell kletterte ich über die kleine Mauer und disapparierte. Ich hatte keine Ahnung wohin. Einfach weg. Als meine Lunge wieder Luft bekam öffnete ich die Augen und blickte mich um. Ich war an einem Strand gelandet und eine leichte Briese strich durch mein langes, rotes Haar. Die Sonne sank schon langsam und der Himmel begann rosa zu werden. "Na toll", sagte ich, "wohin jetzt?" Ich stand auf einem Kiesweg der wohl zum Meer führte und ich blickte mich suchend um, fand aber keinen einzigen Menschen. Doch etwas weiter konnte ich ein paar Häuschen auf den Dünen sehen. Entschlossen steuerte ich darauf zu. Doch als ich los lief stolperte ich und fiel hin. Auf dem kratzigem Kiesweg schürfte ich mein Knie, mein Ellbogen und meine linke Wange etwas auf. "Mist, Mist, Mist", schrei ich so laut es ging. Mir war es egal, ob mich jemand hörte. Ich rappelte mich auf und lief weiter. 

One-Shots (Harry Potter Ships)Where stories live. Discover now