Umzug.

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UMZUG

SAM

Kopfhörer rein und einfach diese Stille genießen. Okay, was heißt Stille, meine Musik hat mittlerweile die maximale Lautstärke erreicht. Und endlich habe ich es erreicht, dass ich kein dummes Geplapper mehr hören muss. Nicht von meinen Eltern, die versuchen mir den Umzug schmackhaft zu machen, nicht von einem meiner großen Brüder, der mit seiner dämlichen Freundin telefoniert. Und wenn ich dämlich sage, meine ich auch dämlich. Ich weiß echt nicht was mein Bruder Phil an dieser miesen Intrigantin findet. Ich vermisse Fabi. Er ist der Älteste meiner drei Brüder. Er war bereits vor ein paar Wochen zum neuen Haus gefahren und hatte sich um alles gekümmert. Mein Dad ist bei den Marines, was auch der Grund ist, warum wir bereits das zweite Mal umziehen. Von Jacksonville, Florida, nach New York und von dort aus geht es jetzt weiter nach Boston. Aber dieser Umzug wird für immer sein - oder zumindest bis ich die High-School in zwei Jahren abschließe und aufs College gehe.

Leider bin ich mit meinen sechzehn Jahren das Nesthäkchen der Familie, auch wenn mein Zwillingsbruder Jack nur acht Minuten älter ist. Diese acht Minuten machten, laut meiner Brüder, einen riesen Unterschied. Und sie ließen den Beschützerinstinkt der drei aufflammen wie ein Leuchtfeuer. Ich hatte schon immer eine enge Verbindung zu meinen Brüdern und ihre Art auf mich aufzupassen, verstärkte diese Verbindung noch.

Phil ist unser Sandwichkind und liegt mit seinen 17 Jahren zwischen uns Zwillingen und Fabi. Trotzdem hängt er immer mit Fabi und seinen Freunden ab, als wäre er in ihrem Alter.

Meine Brüder sind alle footballverrückt. Fabi der Quarterback, und das an jeder Schule, an der er bisher war. Phil und Jack die in jedes Team mit Kusshand aufgenommen werden. Die typischen Sportler eben. Und das merkt man schon, wenn man ihre Körper sieht. Ich meine klar, ich sollte das vielleicht nicht über meine eigenen Brüder sagen, aber es ist einfach so. Sie sind heiß. Ein Gutes hat die neue Schule ja auch. Es würde ein neues Team bedeuten und eine neue Gemeinschaft an Leuten, die das gleiche lieben wie ich. Es scheint in der Familie zu liegen, aber auch an mir ist das Footballgen nicht vorbeigegangen. Seit ich klein war, spiele ich Football und das ziemlich gut. Die kleine Geheimwaffe des Teams, hatte mein Coach immer gesagt. Hoffentlich klappt es mit dem neuen Team. Denn ich will auf keinen Fall meinen Lieblingssport aufgeben.

Aber nun mal zum eigentlichen Problem: der Umzug. Der nur durch den Job meines Dads zustande Gekommen ist. Meine Mum ist Architektin und arbeitet glücklicherweise von Zuhause aus. So ist wenigstens einer da.

Ich sitze jetzt schon seit vier Stunden im Auto und versuche den Gesprächen zu entgehen. Ich habe einfach keine Lust auf den Umzug. Trotzdem kann es mein geliebter Zwillingsbruder nicht lassen und geht mir permanent auf die Nerven. Er piekt mir schon seit fast 10 Minuten in die Seite oder den Oberarm. Gott wie kann man so nerven, fragte ich mich selbst. Aber anscheinend ist es wichtig, denn er traut sich wirklich mir meine Kopfhörer aus den Ohren zu ziehen.

"Hey, geht's noch?! Was willst du?", knurre ich ihn gereizt an.

"Hör doch mal zu, Sammy!", antwortet er augenrollend und deutet auf Phil, der sich mit seiner Freundin stritt. Typisch Amy!

"Vergiss es Amy! Es Ist aus!" Meint er das ernst? Gott, ich liebe meinen Bruder gerade dafür. Endlich schießt er dieses Mädchen ab. Amy war echt eine Zumutung, aber die ist jetzt anscheinend Geschichte. Phil legte auf und fährt sich gestresst durch seine dunkelblonde Mähne. Die hat er von meinem Dad. Genau wie Fabi. Ich und Jack haben dagegen die hellblonden Haare meiner Mum geerbt. Ich sah ihn grinsend an. Er war selbst schuld, wenn er sich ein Mädchen wie Amy anlachte. Wenn er nicht so ein Playboy wäre, hätte er jetzt diese Diskussionen nicht.

"Sammy, warum grinst du so blöd?", blaffte mich Phil an.

"Ich bin stolz auf dich Großer", gab ich lachend zurück und grinste weiter vor mich hin. Er dagegen rollt nur mit den Augen und dreht sich von mir weg, um aus dem Fenster zu gucken. Ich weiß es ist krank sich über die Trennung des eigenen Bruders so dermaßen zu freuen, aber ich konnte seine Freundin Amy einfach nicht mehr ab. Erst war sie noch nett, war sogar eine gute Freundin von mir. Bis sie meinen Bruder rumgekriegt hat. Ab da war sie nur noch nett, wenn mein Bruder dabei war. Am Anfang hat mich das fertig gemacht - heute ist es mir einfach nur noch egal. Ich habe meine wahren Freunde, die mich wegen meiner Persönlichkeit mögen und nicht, weil sie meinen Bruder heiß finden. Auch wenn die meisten meiner Freunde männlich sind. Ich meine, was kann man denn schon erwarten, wenn ich an meiner alten Schule als einziges Mädchen in der Jungenmannschaft gespielt habe? Da ist es doch irgendwie klar, dass meine meisten Freunde die Jungs aus der Mannschaft sind. Ich vermisste die Jungs jetzt schon. Leicht lächelnd denke ich an die Abschiedsfeier, die sie für uns geschmissen haben. Wir waren wie eine Familie. Es war als hätte ich noch zwanzig Brüder mehr bekommen! Brüder, die ich jetzt wieder verlassen musste.

Tackled In. [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt