Kapitel 66 - 30. März 2012

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"Niklaus, ich bitte dich, lass Josh gehen", redete ich leise auf meinen Bruder ein, aber er ignorierte mich einfach und bat stattdessen alle Anwesenden um ihre Aufmerksamkeit. Sofort spannte sich alles in mir an und ein kurzer Blick zu Elijah verriet mir, dass auch er sich Sorgen machte, was Niklaus vorhaben könnte. Wenn er in aller Öffentlichkeit Josh umbrachte, wäre der mühsam erhandelte Frieden sofort beendet.

"Wir haben uns heute hier getroffen, um die wiederauferstandenen Erntemädchen zu ehren", fing Niklaus an zu sprechen. "Und doch wurde eine von ihnen an diesem Abend viel zu wenig beachtet. Davina, Liebes, ich bitte dich, dieses Geschenk von mir anzunehmen."

Lächelnd hielt er ihr eine kleine, schwarze Schatulle entgegen, aber Davina weigerte sich, sie zu ergreifen. "Nein. Ich nehme kein Geschenk von Ihnen an."

Ein leises Raunen ging durch die Menge und selbst Niklaus' Blick verfinsterte sich für den Bruchteil einer Sekunde. Es war Tradition, dass die Erntemädchen jedes Geschenk annehmen mussten und niemandem ihren Segen verweigern durften. Davina war das klar, aber sie war offenbar bereit, ihre Traditionen zu vergessen. Sie hasste Niklaus wirklich und ich konnte es ihr nicht verübeln. Immerhin hatte er Tim getötet und streng genommen auch sie selbst, und das nur, weil er nicht bekommen hatte, was er wollte. Mein Bruder war jedoch noch nicht bereit, einfach aufzugeben, und er zog grinsend Josh näher zu sich heran.

"Dieser Vampir hier hat mich belogen und verraten. Und ich hätte jedes Recht, ihn dafür umzubringen." Angespannt sah ich Niklaus an und überlegte, ob ich es schaffen würde, Josh rechtzeitig von ihm wegzuziehen, bevor er ihn töten konnte. Zum Glück musste ich das nicht herausfinden. "Aber in Anbetracht der Tatsache, dass jetzt Frieden zwischen uns allen herrscht, werde ich Gnade walten lassen. Du, Josh, hast von jetzt an nichts mehr von mir zu befürchten. Nun, Davina, bist du jetzt bereit, mein Geschenk anzunehmen?"

Davina schien verunsichert zu sein und ich nickte ihr kaum merkbar zu. Wenn sie Niklaus jetzt nicht verärgerte, würde er sein Wort halten und Josh gehen lassen. Leicht nickend nahm sie die Schatulle entgegen und Josh atmete erleichtert auf. Niklaus ließ uns drei wieder allein, als wäre nichts gewesen und die Aufmerksamkeit der Gäste wandte sich wieder anderen Dingen zu. Ich sah dabei zu, wie Davina vorsichtig das kleine Kästchen öffnete.

"Was ist es?", fragte Josh neugierig und Davina sah mit überraschtem Gesicht für uns auf.

"Es ist ein Ring. Und der Spruch, um einen Tageslichtring daraus zu machen."

Ungläubig sah ich Davina über die Schulter, aber sie hatte tatsächlich recht. Mein Bruder hatte ihr die Möglichkeit gegeben, einen Tageslichtring für Josh anzufertigen, und davon hatte er eindeutig keinen Vorteil. Was bedeutete, dass er irgendetwas anderes von Davina wollte. Wahrscheinlich hatte er sich mit Genevieve gestritten und suchte jetzt eine neue Hexe, die bereit war, einen Zauber für ihn zu sprechen. Das hatte bestimmt etwas mit seinem neu entdeckten Interesse an Mondlichtringen zu tun. Die Frage war nur, was er damit vorhatte.

Die Wölfin - The Originals FFWhere stories live. Discover now