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Schnell zog ich ihn in mein Wohnzimmer.
"Was hast du nach gerechnet?", fragte ich und stellte ich mich dumm.
"Wann du schwanger geworden bist.", antwortete er: "Du bist genau heute vor genau vier Jahren und sechs Monaten nach Las Vegas gezogen."
Ich stutzte. Er hatte die Tage gezählt.
"Ergo kannst du sie nicht in Las Vegas gemacht haben, es sei denn sie war eine Frühgeburt. Eine extreme Frühgeburt. Also war es noch in Dallas.", brabbelte Zach drauflos.
Also los Mara, dachte ich als...
"Das hieße dann, dass dir unsere Nacht entweder gar nichts bedeutet hat, oder alles.", murmelte Zach nachdenklich.
Weißt du was? Scheiß auf die Limelights und Zach Stans. Ich bring den Scheißkerl um! "Bitte was?", fragte ich um meinen eben gefassten Entschluss zu überspielen.
"Mara, bitte sag mir einfach nur, ob dir unsere Nacht irgendetwas bedeutet hat. Dann kann ich heute entweder besser schlafen oder mich ne Brücke runterstützen. Dann weiß ich, ob ich je eine Chance hatte.", flüsterte er und kam immer näher. Beim letzten Satz stand er direkt vor mir und streichelte vorsichtig meine Wange. Seine Finger waren rau. typische Gitarristenfinger. In seinen Augen schimmerte Hoffnung.
Ich war mir sicher, dass ich mich für folgendes hassen würde, aber ich musste es tun, ich musste diese Spannung, die zwischen uns entstanden war auf brechen. Ich musste ihn fragen: "Warum willst du wissen, ob und wie viel mir die Nacht damals bedeutet hat?"
Er stutzte kurz. Seine Antwort war eher eine Frage: "Weil du doch praktisch direkt danach das Kind gemacht hast. Ich weiß, dass ich der erste war, aber ich will wissen, wer der zweite ist und der dritte und der vierte und wie viele da noch waren, weil einer von denen dann der Vater sein muss und ich wissen will, wen ich ein armes Schwein genannt habe und wen ich umbringen muss, weil er dich mit einem Kind, mit seinem Kind, alleine gelassen hat."
Er erinnerte sich an das Schwein? Und hatte mich irgendwie ein Flitchen genannt. "Hast du mich gerade unterschwellig eine Schlampe genannt?", fragte ich und entfernte mich von ihm und sah so kalt ich konnte in seine Augen.
"Das habe ich nie getan. Wenn du das so empfunden hast tut mir das leid, aber bitte sag mir wie viele und wer, damit ich...", er brach ab und sah auf den Boden.
"Damit du was?", fragte ich und versuchte die Wut die langsam in mir aufstieg zu unterdrücken.
"Damit ich weiß, wer...", er brach noch mal ab.
"Krieg dich ein, Herron, und bring den Satz zu Ende.", sagte ich. Es tat mir selbst schon weh, so mit ihm zu sprechen.
Er atmete tief durch und sagte dann: "Damit ich weiß, wer dich mir weg genommen hat. Wer die Chance gesehen und ergriffen hat, als ich damit beschäftigt war, meine Gefühle für dich mit Gemeinheite zu überspielen."
Seine Gefühle für mich...
"Können wir nochmal auf deine Mordpläne zurückkommen?", fragte ich, bevor ich mir noch mehr Gedanken über "seine Gefühle für mich" machen konnte.
"Welche Mordpläne?", fragte er und sah aus, wie ein Eichhörnchen im Scheinwerferlicht.
Ich musste mich zwingen ernst zu bleiben: "Du wolltest doch eben wissen, wen du umbringen musst, weil er mich mit Sammy allein gelassen hat."
Zach nickte eifrig.
"Um eins sicherzugehen, Herron, ich will nicht, dass du ihn umbringst. Es ist schon schwer genug meiner Tochter zu erklären, warum ihr Vater jetzt nicht hier ist. Sie hofft immer noch, dass er eines Tages zu uns zurück kommt. Ich will ihr nicht sagen müssen, dass du dafür gesorgt hast, dass sie ihn niemals kennen lernen kann." Außerdem will ich dich schon umbringen...
Zach nickte verständnisvoll und sagte: "Trotzdem. Wer lässt ein Mädchen wie dich gehen?" Er ließ sich frustriert auf die Couch fallen.
Leise antwortete ich: "Du hast mich doch auch gehen gelassen."
"Das ist was anderes."
"Inwiefern."
Er seufzte: "Ich wusste damals nicht, ob du dich erinnerst. Oder ob du dich an alles erinnerst. Du hast mich immer so angesehen, als wäre ich ein Mathetest und irgendwann später warst du so ängstlich. Ich hab dich kaum zu Gesicht bekommen. Du bist praktisch vor mir weggelaufen. Also dachte ich, du wolltest nicht darüber reden und das du es bereuen würdest."
"Hast du es bereut?", fragte ich zwar neugierig, aber doch leise.
Interesiert musterte er den Boden und schüttelte den Kopf. Als er mir wieder in die Augen sah murmelte er: "Diese Nacht. Ich habe drei Jahre lang über diese Nacht phantasiert. Ich hätte mich nie getraut dich nach einem Date zu fragen. Ich war mir sicher, du würdest mich hassen. Aber dann kam die Nacht. Wir haben zum ersten Mal miteinander geredet ohne uns zu streiten und du hast zum erstenmal über meine Witze gelacht ohne sie auseinander zu nehmen. In dieser Nacht hatte ich zum erstenmal eine Chance. Und dann am nächsten Montag hast du angefangen vor mir weg zu laufen. Aber jetzt sind wir erwachsen und du hast ein Kind. Ich glaube nicht, dass du jetzt abhauen würdest. Außerdem... Ach nicht so wichtig." Er stand wieder auf, kam auf mich zu, umfasste fest meine Hände und sah mir tief, verzweifelt in die Augen. Mit verzweifelter, irgendwie sehnsüchtiger Stimme hauchte er: "Sag mir nur eins: Kannte ich ihn? Gut?"
Wäre seltsam wenn nicht... Ich nickte.
"Waren wir Freunde?"
So ähnlich. Ich nickte wieder.
Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen und fragte: "War es Tyler?"(Weiß irgendwer, wie die Freunde von ihm vor WDW, in der Highschool und in Dallas generell hießen?) Er öffnete seine Augen und sah mich an, als erwartete er ein JA und wollte in dem Fall die Antwort eigentlich nicht hören.
Komm schon, Mara. Jetzt oder nie...
"Warum denkst du das?", lachte ich. Na ja, hätte ich lachen sollen. Stattdessen fragte ich: "Woher weißt du das?"
Er schnaufte: "Er hat es mir erzählt. Ungefähr zwei Wochen nach der Party kam er Montags zur Schule und ich sollte raten, wen er wohl am Wochenende flachgelegt hat. Ich hab geraten und geraten und irgendwann fiel dein Name. Und er hat ja gesagt. Das war so ungefähr die Zeit, in der du angefangen bist wegzulaufen." Er hatte angefangen zu weinen. "Es tut mir so leid, Mara."
Sanft streichelte ich seine Wange und fing die Tränen auf. "Dir muss nichts leid tun.", flüsterte ich und zog ihn in meine Arme. Er sieht vielleicht aus wie ein erwachsener Mann, aber tief in ihm drinnen ist er nur ein gebrochener Junge.
Wir standen fast zehn Minuten lang so in meinem Wohnzimmer, als er sagte: "Ich hätte es sein sollen."
"Du hättest was sein sollen?", fragte ich verwundert.
"Ich hätte Sammys Vater sein sollen!", wiederholte er. Diesmal mit fester Stimme.
"Wie meinst du das?", fragte ich mit zitternder Stimme.
"Er hat dich eine Nacht lang gesehen. Ich war sechs Jahre lang praktisch von dir besessen. Wenn Sammy meine Tochter wäre, hätte ich dich niemals alleine gelassen. Ich wäre in Dallas geblieben um bei euch zu sein. Scheiße, ich hätte versucht dir das Leben zu bieten, das du verdient hast. Ich hätte ihr Vater sein sollen. Ich müsste ihr Vater sein! Um Himmelswillen, wäre ich Sammys Vater, hätte ich dich, sofort wenn du mir von ihr erzählt hättest, gefragt ob du mich heiraten willst. Nicht, weil die Gesellschaft das irgendwie erwartet, sondern weil ich dich geliebt habe. Dieses Jahr war mein bestes in Englisch, weil ich zum Erstenmal verstanden hatte, wovon Shakespeare und so immer faselten. Wir hätten eine Familie sein können. Wir hätten soviel sein können... Alles!" Er schluchzte leise und wischte seine Tränen an meiner Schulter ab.
Mein Herz setzte kurz aus.
Dieser Volltrottel hat keine Ahnung...

Back when I hated you (Zach Herron Ff) (ger)Where stories live. Discover now