1. Kapitel

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Ich schleppte mich durch die kalten Straßen Londons nur spärlich bekleidet. Ich fror am ganzen Körper und meine Kleider waren zerrissen und alt. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Es war zwar noch nicht Winter, aber Sommer war es eben auch nicht mehr. Es regnete stark und ich hatte Schutz in einer engen Gasse gefunden, die durch Dächer geschützt wurde. Ich wollte schlafen und meine Ruhe haben, mehr wollte ich nicht mehr machen heute. So rollte ich mich im hintersten Eck der Sackgasse zusammen, doch dann sah ich etwas mein Herz höher schlagen ließ. Eine alte, löchrige Decke, die achtlos liegen gelassen wurde am Fuße einer Mülltonne. Ich hob sie auf und legte sie mir um die Schultern. Ich rollte mich im hintersten Eck der Gasse zusammen, hinter einigen Mülltonnen, in der Hoffnung dass mich niemand finden würde. Mir fielen die Augen zu und ich versuchte eine bequeme Position zu finden, doch der Boden war so hart das mir das kaum gelang. Ich war es aber schon so gewöhnt und schlief kurz darauf ein.

In meinem Schlaf quälten mich Albträume, wenn es doch nur Träume wären, das waren sie nämlich nicht. Sie waren alle real, wirklich passiert. Einige schon lange her, andere erst vor wenigen Wochen. Und ich musste diese Situationen noch einmal durchleben, mich wieder und wieder hindurch quälen und jedes Mal waren sie gleich schlimm, obwohl ich wusste wie es ausging. So war ich jedes Mal froh wenn ich wieder erwachte, obwohl nein ich wollte weiter schlafen, nie wieder aufwachen. Weil das Leben war kaum besser. Ich lebte auf der Straße, als Ausgestoßener, verachtete von der Gesellschaft. Gehasst. Von manchen gefürchtet. Und das alles nur weil ich anders war, weil ich einige Katzenhafte Eigenschaften habe. Die mich anders machten. Die mich fremd wirken lassen. Ich hasste mich für diese Eigenschaften, aber ich konnte sie nicht ändern das wusste ich. Vor ihnen weg rennen konnte ich nicht, sie gehörten zu mir.

Ich wurde durch das knurren meines Magens wach. Ich hatte Hunger, schon seit Tagen. Doch nirgends fand ich etwas zu essen. Nicht einmal Abfall, der achtlos weg geworfen wurde. Ich wusste nicht was ich alles dafür geben würde. Ich versuchte wieder ein zu schlafen, aber es gelang mir nicht. So rollte ich mich auseinander und streckte mich leise. Ich sah dass ich noch immer hinter der Mülltonne lag und hörte den Verkehr von London. Ich lugte vorsichtig aus meinem Versteck hervor. Jeder Zeit bereit mich wieder zu verstecken. Doch die Luft war rein und so grabbelte ich aus meinen Versteck. Ich sah das es nicht mehr regnete, aber die Luft war trotzdem noch feucht und schwer. Ich versuchte vorsichtig auf zu stehen. Es gelang mir kaum, aber schlussendlich schaffte ich es doch. Ich wusste wenn ich nicht bald etwas zu essen fand würde ich sterben. Alleine! Das Sterben an sich fand ich zu diesem Zeitpunkt nicht schlimm. Ich fand es schlimm dass ich keine Chance hatte ein normales Leben zu leben. Aber was will man von mir schon erwarten. Ich als Katzenhybrid. Als ein Ausgestoßener. Ich wusste dass ich kein Recht auf solche Gedanken hatte, aber ich hatte sie trotzdem. Ich wusste ich würde nie ein Leben mit Liebe und Familie kennenlernen. Und ich wusste dass ich mich damit abfinden musste, aber ich konnte es nicht. Ich schleppte mich schwerfällig aus der Gasse. Machte mich auf den Weg. Die Decke fest um meine Schultern und um meinen Körper geschlungen. Ich versteckte meinen Katzenschwanz dahinter. Als ich aus der Gasse trat, beachteten mich die Menschen nicht die unterwegs waren. Wie man es halt mit einem Ausgestoßenen tat. Doch ein Junge der direkt an mir vorbei lief viel mir ins Auge, er sah mich mitleidig mit seinen blauen, wunderschönen Augen an. Er hatte eine Tüte mit Gebäck in der Hand und reichte sie mir. Ich sah ihn erstaunt und entsetzt gelichzeitig an. Doch er lächelte mir aufmunternd zu und sagte dann: "Du brauchst es mehr als ich. Ich kann mir ja noch eines holen." Ich konnte vor Staunen nur leise murmeln: "Danke." Ich nahm das Brot und versteckte es unter der Decke, doch dabei bemerkte ich zu spät dass ich meinen Schwanz um meinen Körper geschlängelt hatte und er kam kurz zum Vorschein. Ich hatte Angst das er mir das Gebäck wieder aus der Hand riss und davon rannte vor Angst, doch er tat nichts dergleichen. Er sah mich nur kurz erstaunt an und sagte dann wieder: "Du brauchst es mehr. Genieße es." Ich konnte nur nicken und er ging weiter. Ich ging in die Gasse zurück, aus der ich kam und kroch wieder in mein Versteck um zu essen.

Kitten (Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt