Weihnachtsfrettchen (3/3)

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Draco pov

Ich decke die Möbel mit weißen Tüchern ab. Ich werde sie wohl eh nicht mehr benutzen. Es ist gruselig, zu hören, wie jeder meiner Schritte in dem leeren Haus wiederhallt und mir das Gefühl gibt, nicht alleine zu sein, obwohl ich es bin. Vermutlich werde ich in diesem Haus noch schizophren. 

Stundenlang laufe ich durch die dunklen, staubigen Gänge, höre meinen wiederhallenden Schritten zu. Irgendwann gehe ich ins Schlafzimmer meiner Eltern und lasse mich auf ihr Bett fallen. Sicher, mein Vater ist nicht der netteste Mensch auf Erden, aber er ist und bleibt mein Vater und ich liebe ihn. 

Gelangweilt beschließe ich, ein bisschen in dem Zimmer herumzustöbern. Ob meine Eltern je zurückkommen ist ungewiss, also werden sie mir kaum den Kopf abreißen. 

Ich sehe mir den Schmuck meiner Mutter an, durchstöbere das Bücherregal meines Vaters und widme mich schließlich seinem Nachtschrank. Ich ziehe die Schublade auf und schiebe das Zeug darin ein wenig hin und her. Nichts besonders Spannendes. Ein Buch, das er wohl zur Zeit gelesen hat, sein typischer Schlangenring, ein Haarband und eine halbleere Phiole mit unbestimmbarem Inhalt. Aber etwas Bestimmtes weckt mein Interesse. Ein Zauberstab. Ich greife danach und drehe ihn vorsichtig in meinen Händen. Schnell weiß ich, wessen Zauberstab das ist. Der meines Patenonkels! 

Vater hat ihn mitgenommen? Er hat ihn behalten? Ich dachte, ihm wäre Severus' Tod egal gewesen, da er keinerlei Reaktion zeigte, als Granger uns zu ihm brachte. Auch als sie schon längst wieder gegangen war, hat er ihn einfach nur hochgehoben und gemeint, dass er dort nicht bleiben könne. 

Mich hat der Verlust von Severus total fertig gemacht, aber meinem Vater schien es vollkommen egal zu sein. Aber anscheinend hatte ich mit dieser Annahme unrecht. Auch Vater hat Severus geliebt und hat einfach, wie immer, seine Gefühle nicht gezeigt. 

Ein lautes Hämmern, das durch das ganze Haus hallt, weckt mich aus meinen Gedanken. Ich gehe, den Zauberstab meines Patenonkels lege ich vorher zurück in die Schublade, zur Haustür und öffne. Davor stehen McGonagall und Harry. Der Gryffindor fällt mir um den Hals und drückt sich fest an mich. Überfordert schlinge ich meine Arme locker um den Kleineren und blicke die neue Direktorin verwirrt an. Sie lächelt nur freundlich. 

"Ich dachte, du hättest dir was angetan." schluchzt Harry an meinem Hals. Ich drücke ihn vorsichtig fester an mich. "Mir geht's gut." flüstere ich in sein Ohr. "Sie haben ja das Flohpulver, Mr. Potter. Seien sie beide bitte vor der Nachtruhe wieder in Hogwarts." meint McGonagall und verschwindet dann wieder. 

Ich halte Harry weiter fest, streichle seinen Rücken. Noch immer schluchzt der Dunkelhaarige an meinem Hals und durchnässt mit seinen Tränen mein Hemd. Schließlich hebe ich ihn hoch und trage ihn nach oben in mein Zimmer. Sanft lege ich ihn auf mein Bett und streichle ihn.

"Warum bist du hergekommen?" frage ich, als er sich wieder ein bisschen beruhigt hat. "Ich hab mir Sorgen gemacht. Ich dachte, du würdest dir was antun oder dich umbringen. Und ich kann dich nicht auch noch verlieren. Ich liebe dich und ich hätte deinen Kuss erwidern sollen, ich hätte nicht zulassen sollen, dass du weggehst." sagt er verzweifelt und kuschelt sich nah an mich heran. "Ich liebe dich auch." sage ich leise und verbinde unsere Lippen wieder miteinander. Wir küssen uns vorsichtig, dann springt Harry auf. 

"Komm, Frettchen, wir gehen zurück nach Hogwarts. Du musst deinen Abschluss auch machen!" seufzend erhebe ich mich. Harry hat schon meinen Koffer in der Hand und sieht mich erwartungsvoll an. Zusammen gehen wir ins Wohnzimmer und reisen mit Hilfe von Flohpulver zurück nach Hogwarts. Harry hat irgendwie eine Sondererlaubnis, sodass er problemlos nach Hogwarts kommt. Und ich auch. 

"McGonagall hat dir ein Einzelzimmer gegeben und ich darf ein paar Nächte bei dir bleiben, wenn das für dich auch okay ist." informiert Harry mich, während wir den Weg zu den Kerkerräumen gehen. "Ich glaube, das macht mich nur unbeliebter." seufze ich. "Oder es macht dich noch beliebter, weil ich einfach toll bin." grinst Harry und gibt mir einen Kuss. 

Wir gehen zusammen in mein neues Zimmer und räumen meine Sachen aus. "Hast du Hunger?" fragt Harry und ich schüttle den Kopf. Stattdessen lege ich mich auf das Bett und strecke mich aus. "Müde?" Ich nicke erschöpft. Lächelnd legt Harry sich zu mir und lässt sich von mir in den Arm nehmen. 

Bald schon sind wir beide tief und fest, und vor allem überglücklich, eingeschlafen. 

Drarry OneshotsWhere stories live. Discover now