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Kind of romantic
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Genug gelebt...diese Worte hatte Jimin ausgesprochen, doch Yoongi schirmte sie ab, ließ sie nicht zu sich durch dringen, wollte ihre Bedeutung nicht realisieren.
„Nein!" Seine Stimme war lauter als gedacht. Er wusste nichtmal, ob er dies zu Jimin gesagt hatte oder zu sich selber. Er wollte einfach weiter mit Jimin den Tag genießen.
„Yoongi.."
Er schüttelte den Kopf, wollte nicht, dass Jimin weiter sprach.
„Lass uns diesen Tag genießen okay? Es wird der letzte sein.."
Nun schaffte Yoongi es nicht mehr, die Worte und ihre Bedeutung zu unterdrücken. Er schluchzte auf und sofort wurden seine Augen feucht. Was sagte Jimin da? Wieso will er ihn verlassen. Und irgendwo tief in seinem Herzen wusste er, dass Jimin recht hatte. Das es richtig so war. Sein Leben musste enden, damit er Frieden schließen konnte. Jimin würde nicht glücklich sein, würde er weiter leben.

„Das kannst du nicht machen! Hör auf! Lass es einfach aufhören!", schluchzte Yoongi in Jimin Halsbeuge. Der braunhaarige hatte seine Arme um den anderen gelegt. Leise lief ihm eine Träne über die Wange. Er wollte Yoongi nicht verlassen, doch der siebzehnjährige hatte etwas besseres verdient als ihn. Yoongi wollte ihn anflehen es nicht zu tun, die Worte schrieen in seinem Kopf, doch er brachte keinen Ton mehr über die Lippen. Erschöpft lehnte er sich an Jimin an.
So saßen sie eine Weile weinend, bis Yoongi den Kopf hob. Er wusste das Jimin es ernst meinte.
„Eine Woche noch?"
Traurig schüttelte Jimin den Kopf: „Heute und kein anderes mal, sonst wird es nur noch schwerer.."

Yoongi schloss die Augen, in der Hoffnung, dies wäre nur ein schlechter Traum. Falls ja, würde er jetzt liebend gerne Aufwachen. Doch natürlich passierte nichts und er öffnete die Augen wieder, um Jimins schönes Gesicht zu betrachten. Er wollte sich jedes Detail von ihm einprägen. Mit seiner Hand strich er über seine leicht runden Wangen und fuhr sanft über die vollen Lippen, die so einladend aussahen. Seine Augen waren vom weinen gerötet. Ihm viel auf das sie es ebenfalls waren, als er heute morgen aufgewacht war. Wieso viel ihm das erst jetzt ein?

Jimin nahm die zweite Decke, um sie über sich und Yoongi zu legen, da es schließlich nicht besonders warm mitten im Wald zur Winterzeit war. Sie lagen aneinander gekuschelt da, küssten sich und redeten über alles, was ihnen in den Sinn kam. Aber die Zeit würde in Yoongis Augen nie ausreichen. Er würde an liebsten die Zeit anhalten können, wollte nicht wahrhaben, dass er sich morgen nicht mehr mit Jimin unterhalten, ihn umarmen oder küssen konnte.

Zwischendurch aßen sie die Brote, die Jimin zuvor eingepackt hatte, doch sie beiden hatten nicht wirklich Hunger. Yoongi wollte sich glücklich fühlen, wollte den letzten Tag mit Jimin zu dem schönsten ihres beiden Lebens machen. Aber er hatte das Gefühl er schaffte es nicht. Sein Herz drückte schmerzhaft in seiner Brust und dieses drücken wurde nur noch intensiver, als die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand.

„Wie wirst du es tun?", fragte Yoongi mit zitternder Stimme. Er konnte die Gedanken nicht mehr zurück halten, schaffte es nicht Jimins Entscheidung zu verdrängen, wie auch, wenn sie schon so nah war. Es ist als würde man einen Film zum zweiten Mal sehen und deshalb schon wissen, dass der Geliebte des Protagonisten gleich bei einem schweren Autounfall ums Leben kommt. Man kann nur zusehen, aber nichts dagegen tun. So und noch so viel schlimmer fühlte es sich an.

„Ich habe ein Messer eingesteckt. Ein Stich ins Herz, das wird genügen."
Auch Jimins Stimme klang schwach. Er wusste, er würde Yoongi damit großen Schmerzen zufügen, indem er ihn verließ, doch er würde sich erholen. Irgendwann war Jimin nur eine von vielen spannenden Geschichten, die er später seinen Kindern mit einem wehmütigem Lächeln erzählen konnte. Jimin wusste, dass Yoongi stark war, er würde über ihn hinweg kommen, auch wenn es seine Zeit brauchte. Jimin selbst verspürte nun ein großes Verlangen, sich sein Leben zu nehmen. Er wünschte er würde nicht so fühlen, doch der Mensch war nunmal nicht unsterblich. Es war schon lange Zeit für ihn.

Schließlich verdunkelte sich der Himmel. Sie saßen immer noch eng aneinander gekuschelt auf den Decken und sahen in den dunklen Himmel. Vereinzelt sah man Sterne aufblitzen, doch auf die Dauer war es zu anstrengend, sie ausfindig zu machen. Letztendlich waren sie doch zu weit weg, um in ihrem vollen Glanz bewundert zu werden. Stattdessen wand Yoongi sich wieder zu Jimin. Er war so viel näher als die Sterne, doch schon bald würde er weiter weg als alles andere sein. Er spürte wie sich wieder dieser schwere Kloß in seinem Hals bildete und seine von weinen rote Augen wieder feucht wurden. Doch er riss sich zusammen, beobachtete einfach nur, wie Jimin in die Sterne schaute. Es war so ein schöner Anblick und er versuchte, dieses Bild in seinem Gedächtnis beizubehalten.

„Irgendwie Romantisch.", flüsterte Jimin und schaute zu Yoongi. Mit einem schmerzhaften Lächeln nickte dieser. Dann Verbänden sich ihre Lippen ein weiteres Mal. Verlangend und verzweifelt schmeckte der Kuss. Yoongi drang mit seiner Zunge in Jimins Mund, als dieser leicht die Lippen öffnete. Der Kuss wurde immer intensiver, während Yoongis Hände unter Jimins Jacke und Hoodie wanderten, und die weiche Haut seines Freundes abtasteten. Vorsichtig aber trotzdem verlangend strich Yoongi über Jimins Hüfte. Dem braunhaarigen verließ ein leises Keuchen, was Yoongi eine Gänsehaut verschaffte. Sie blendeten alles um sich herum aus. Sogar die Trauer und der Gedanke an das, was geschehen musste, konnte er für einen Moment verdrängen, als er in Jimins Sehnsüchtige und Lustvollen Augen sah. Sie beide wussten, dass sie die Nähe das anderen für ein letztes Mal so sehr wie nie zuvor brauchten. Yoongi wusste, er würde niemals auch nur irgendetwas bereuen, was sie zusammen getan hatten. Er liebte Jimin dafür einfach zu sehr.

Lost Boy||YoonminWhere stories live. Discover now