Sportunterricht- oder wie ich ein interessantes Angebot bekomme.

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Rennen ist wirklich keine meiner Stärken. Die Zeit zog sich gefühlt ins unendliche und ich musste wieder einmal feststellen, dass ich absolut keine sportliche Begabung habe. Als ich die Runden schnaufend und schwitzend beendet hatte, sah ich erneut zu dem Monster genannt Debbie. Sie ist ein sportlicher Teufel. Der Rest des Unterrichts verlief relativ eintönig, wenn auch qualvoll. Während des Zirkeltrainings war ich oft kurz davor wirklich ohnmächtig zu werden, aber jedes Mal war Debbie sofort zur Stelle, die mich dann, sadistisch wie sie ist, wieder aufgeweckt hatte, indem sie mich "motivierte" weiter zu machen. Im Grunde schrie sie mich an und drohte mir mit einem engelsgleichen Lächeln, dass wir später gemeinsam meine sportlichen Fähigkeiten verbessern würden, wenn ich schon nach dem bisschen Sport Schwäche zeigen würde, wäre das ein muss. Es war tatsächlich die Hölle.

"Okay, wir sind für heute fertig. Die Ergebnisse könnt ihr vorne bei mir abegeben." Das Klatschen von Grimm ertönt. Ich liege immer noch auf dem Boden, meine ganzen Muskeln brennen. Debbie beugt sich über mich, ihre pinken Haare fallen ihr ins Gesicht. "Soll ich dir aufhelfen?" Ich versuche sie böse anzuschauen, aber meine Gesichtsmuskeln wollen mir einfach nicht gehorchen. Ich seufze. "Ja, bitte." Sie reicht mir ihre Hand und ich greife stöhend danach. Womit habe ich diese Schmerzen verdient? Gemeinsam gehen wir nach vorne zu Grimm und geben ihm die Ergebnisse. Mir fällt auf, dass die anderen Gruppen schon gegangen sind. Ich habe wohl echt lange auf dem Boden gelegen. Grimm überfliegt das Papier. "Interessant. Für deine erste Sportstunde sind das ausgezeichnete Zeiten, Morgaine. Debbie, deine Ergebnisse sind exzellent wie immer. Ich habe nichts anderes von dir erwartet." Er lächelt sie an und zeigt uns seine Grübchen. Er hat nichts anderes von ihr erwartet? Ich blicke zu Debbie, die stolz sein Lächeln erwidert. Ein mulmiges Gefühl baut sich in mir auf. "Vielen Dank, Grimm." Sie verabschiedet sich nickend und verlässt die Sporthalle. Ich drehe mich schnell um, um ihr hinterherzulaufen, wer weiß, ich könnte mich ohne sie erneut verlaufen, doch Grimm's Stimme hält mich davon ab. "Morgaine, könnte ich kurz mit dir sprechen?" Ich bleibe stehen und drehe mich zu Grimm. Wieder betrachte ich ihn eingehend. Etwas an seiner Art... kommt mir so vertraut vor. Ich nicke ihm zu und beobachte verwirrt, wie sich seine Hand hebt, als wolle er sich über die Augen streichen, ehe er sich durch seine Haare fährt. "Ich habe von Laurenne gehört, was dir gestern passiert ist." Sein Blick verdunkelt sich. Ich denke unwillkürlich an den Bären und erschaudere. Neben mir ertönt ein leises Miauen und als ich herab schaue, sehe ich Luna, die sich an meinem Bein reibt. Hast du mich vermisst? Sie setzt sich neben mich, legt den Kopf schief und mustert Grimm. "Du hast deinen Gefährten gefunden.", murmelt er leise. "Das freut mich." Er schweigt kurz. "Was wollten sie mit mir bereden, Grimm?" Die Frage hört sich härter an als beabsichtigt, doch das scheint ihn nicht zu kümmern. "Ich wollte dir etwas anbieten." "Etwas anbieten?" Verwirrt sehe ich ihn an. "Ich leite hier an der Schule nicht nur den Sportkurs. Ich biete auch eine Ausbildung an. Zu einem Krieger. Du weißt, was Krieger sind, nicht wahr?" Ich nicke. "Es ist inakzeptabel, dass es ein Dämon geschafft hat, durch die Barriere zu brechen und in die Menschenwelt zu gelangen. Und egal, wie gerne ich dir und den anderen versichern würde, dass das nicht wieder vorkommen wird, so kann ich das nicht tun. Etwas stimmt hier nicht. Und bis wir wissen, wie es dazu kommen konnte, dass sich ein Damön hier materialisiert, können wir dir deinen Schutz und den der anderen Schüler nicht hundertprozentig gewährleisten." Er schaut mich ernst an. "Warum erzählen sie mir das alles?" "Weil ich es will. Es ist wichtig, dass du darüber informiert bist, weil es augenscheinlich vor allem dich betrifft. Ich weiß nicht, wieso es der Dämon auf dich abgesehen hatte. Vielleicht hattest du einfach nur Pech und warst zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder vielleicht, warst du genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Ich erschaudere bei der Erinnerung an den Bären. Fast hätte er es geschafft mich zu verschleppen... wer weiß in welche tiefen der Hölle. "Ich biete der die Möglichkeit, zu lernen, wie man sich verteidigt. Wie man kämpft." "Sie wollen, dass ich die Ausbildung zum Krieger bei Ihnen mache?" "Im Idealfall, ja." Ich schweige. Ich soll eine Ausbildung zu einer Kriegerin anfangen? Soweit ich verstanden habe, bekämpfen sie Hexenjäger... Mein Blick wandert zu meinen Händen. Könnte ich anderen Leuten Schmerz zufügen? Grimm räuspert sich. "Das ist eine schwere Entscheidung, ich verstehe vollkommen, wenn du dir Zeit nehmen willst, um mir eine Antwort zu geben. Denk gut darüber nach." Er wendet sich zum Gehen, doch ein lautes Knurren ertönt plötzlich neben mir, dass ihn innehalten lässt. Luna neben mir hat aufgehört sich zu putzen und sieht unverwandt zu Grimm, der sich langsam zu uns dreht: "Sie ist keine Kriegerin. Sie will niemanden bewusst verletzen, dieser Beruf ist nichts für sie." Die paar Worte, die Luna sagt, scheinen mir direkt aus der Seele zu sprechen. Ich atme erleichtert aus. Grimm schaut kurz herab auf Luna, ehe er sich wieder an mich wendet und mich eingehend betrachtet. Ich erwidere seinen ernsten Blick, denn etwas sagt mir, dass ich gerade geprüft werde. Doch so plötzlich wie die Ernsthaftigkeit in seinem Gesicht erschienen ist, so plötzlich scheint er vor meinen Augen rapide zu altern. Ich blinzele verwirrt. Er seufzt und streicht ich durch seine Haare, ehe er erschlagen antwortet: ,,Falls du die Ausbildung nicht anfangen willst, ist es zwar schade, da du Potenzial zeigst eine gute Kriegerin zu werden, aber es ist in Ordnung. In erster Linie geht es mir darum, dass du lernst dich zu verteidigen. Ich lege dir ans Herz, überlege dir gut, ob du nicht zumindest das Grundtraining lernen willst. Da die Situation so prekär ist, biete ich dir die Option früher als normalerweise möglich an. Denk bitte gut darüber nach." Sein erschöpfter Anblick lässt mich innehalten. Etwas klingelt in meinem Kopf. Murray...? Der Gedanke ist kurz da, doch ebenso schnell, wie er vor meinen Augen zu altern scheint, genauso schnell hat er sich wieder gefasst und schenkt mir ein freundliches, warmes und energiegeladenes Lächeln. Er sieht wieder genauso aus, wie vorher und nichts erinnert im entferntesten an Murray. Mein Blick wandert zu Luna, die nun schnurrend an meinem Bein reibt. ,,Wenn du deine Entscheidung getroffen hast, wende dich gerne an mich. Ich bin zu jeder Zeit ansprechbar." Ich nicke. Merkwürdig. Wie bin ich auf Murray gekommen? Egal, wie ich es auch betrachte, er sieht ihm nicht ähnlich. Vielleicht sind die beiden ja verwandt? ,,Bis zur nächsten Stunde.", verabschiedet er sich von mir, dreht mir resolut den Rücken zu und geht schnellen Schrittes durch die Sporthalle. Komisch. Nach kurzem Innehalten drehe ich mich auch um und steuere auf die Umkleideräume zu. Vielleicht warst du auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dieser Gedanke bereitet mir echtes Unbehagen. Ich reibe mir über meine Arme und stelle fest, dass ich eine Gänsehaut habe. Kampfsport lernen... Das Angebot muss ich mir erstmal durch den Kopf gehen lassen...
In der Umkleide wartet zu meiner Erleichterung Debbie auf mich. Sie ist schon umgezogen und sitzt auf der Bank, pfeift leise eine Melodie vor sich hin, doch hört auf, als sie mich sieht. Die Kabine ist ansonsten leer, kein Wunder, das Gespräch mit Grimm ist nicht gerade kurzweilig gewesen.
Ein wissenden Lächeln liegt auf ihren Lippen, als sie zu mir aufschaut. ,,Grimm hat dich gefragt, ob du bei den Kriegern mitmachen willst, stimmts oder hab ich recht?" Sie wackelt aufgeregt mit den Beinen und erinnert mich kurz an die kleinen Kinder, die man oft beim vorbeigehen im Park bei mir zu Hause sehen konnte. Sie sah so aufgekratzt aus, dass ich schmunzeln musste. ,,Woher wusstest du das...?" Ich schaffe es nicht einmal meinen Satz zu beenden, schon ist sie aufgesprungen und stürmt begeistert auf mich zu. ,,Das ist ja super! Dann können wir gemeinsam an deiner Kondition arbeiten, denn die ist echt grottenschlecht. Wie bist du nur durch den Alltag gekommen, wenn du so unsportlich bist? Aber ja, ich bin damals auch genauso von ihm nach dem Unterricht angesprochen worden. Das kam mir alles sehr suspekt vor, ich hatte da einfach so ne Ahnung... und ich hatte recht!" Sie hüpft aufgeregt auf und ab, als ein erschrockenes Quiecken aus ihre Kapuze dringt, was sie auch dazu bringt, sich wieder schnell zu beruhigen. Sie kratzt sich verlegen am Kopf und dreht ihn leicht zurück. ,,Sorry, Kirie....", flüstert sie ihrem Begleiter leise zu und man hört wie es raschelt, ehe es danach wieder still wird. Sie wartet kurz und deutet  mir dann mit der Hand an, ihr zu folgen. ,,Komm' wir gehen raus. Der nächste Unterricht fängt gleich an. Wir wollen ja nicht wieder zu spät kommen." Auf ihrem Gesicht liegt ein breites Grinsen. Ich lächele zurück. Dieses Mädchen ist absolut verrückt. Ich merke gar nicht, dass ich in Gedanken versunken dastehe, ehe sich Luna gegen mein Bein wirft und mich damit aus dem Gleichgewicht bringt. Debbie ist schon fast weg., schnurrt sie und stolziert ihr mit erhobenem Schwanz hinterher. Schnaufend folge ich der nun joggenden Debbie zurück zum Hauptgebäude.

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So meine Lieben,

Es ist schon gefühlt Ewigkeiten her, dass ich das letzte Mal ein Update zu Witchcraft gemacht habe. Ich war so unmotiviert an dem Buch weiterzuschreiben.... Ab und an hat man eben eine Phase wo echt nichts funktionieren will, wie man möchte... aber genug rumgemeckert (haha), ich hoffe, euch hat das kurze Kapitel gefallen.

Also seid gespannt... war es nun Zufall, dass Morgaine von einem Dämon angegriffen worden ist? Oder nicht? Wird sie den Kriegern beitreten? Und was hat es mit dem neuen Sportlehrer auf sich?

Bis hoffentlich bald.
Xoxo

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 14, 2021 ⏰

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