Die Königin der Bienen.- Oder wie ich komplett zum Narren gemacht werde.

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Bee. Es ist Bee, die auf der Lichtung aufgetaucht ist. Noch nie habe ich mich mehr gefreut ihr herablassendes Grinsen zu sehen, als jetzt und ich werde es vermutlich auch nie wieder.

,,Bee!" Reflexartig rufe ich ihren Namen und ich sehe, wie sich kurz so etwas wie Sorge in ihren Augen spiegelt, aber schon ist der kurze Moment verflogen. Ihr Blick schießt zu dem Bären, der immer noch verbissen mit den Bienen kämpft, die jedoch zäher zu sein scheinen, als sie aussehen, denn sie weichen kein Stück, was man von dem Monster nicht behaupten kann.

Bee starrt das Wesen an und ich kenne sie noch nicht lange, kaum ein paar Stunden, und trotzdem kann ich jetzt stolz preisgeben, dass Bee höllisch unheimlich und blutrünstig aussehen kann. Fast so schlimm wie der Bär. Ihre Augen funkeln wütend und sie ballt ihre Hände zu Fäusten, sodass ihre perfekt manikürten Nägel in ihre Haut stechen und sie beginnt zu bluten. Doch sie scheint es nicht einmal zu bemerken. ,,Was ist das für ein Wesen?", sie spuckt das letzte Wort wie eine Beleidigung aus. ,,Das ist ein Bär... denke ich... aber ich glaube es ist mehr. Du musst dich vor seiner Aura in Acht nehmen!", stammele ich und weiche schwach ihrem verwirrten, stechenden Blick aus. Sie sieht aus wie eine Bienenkönigin. Als sie spricht, hört sie sich auch an wie ein wütender Bienenschwarm. ,,Ich sehe, dass das ein Bär ist! Aber was meinst du mit seiner Aura?" ,,Pass auf, das hört sich vielleicht unglaubwürdig, wenn nicht sogar dämlich, an, aber er kann sie benutzen... sie sind wie eine Erweiterung seiner Arme und können, naja, nach dir greifen..."

Sie nickt schnell und reckt ihr Kinn. Eine Welle der Erleicherung überflutet mich, denn sie hat mir gegalubt. Nicht ein Funken Zweifel ist in ihren auf den Bären gerichteten Augen zu sehen. Ich beobachte wie gebannt, wie sie ihren Arm ausstreckt und eine komische Bewegung mit ihm vollführt, ein paar Worte flüstert und wie ein hellrosa-leuchtendes Zeichen kurz in der Luft aufglüht, ehe es sich auflöst. ,,Ich habe einen Schutzzauber gesprochen." Sie schaut mich immer noch nicht an, mit ihren Blicken taxiert sie den Bären. ,,Ehe die Lehrer gleich kommen, sollte uns das ein paar Minuten mehr verschaffen." Der Bär brüllt laut und wütend und die Bienenmasse wird zum ersten Mal nach hinten gedrängt. Auf Bee's Gesicht macht sich Unglaube breit, diesmal sehe ich auch einen Anflug von Angst auf ihrem Gesicht. Ihre zu Fäuste geballten Hände spannen sich an. ,,Ich korrigiere, ein paar Sekunden." Ich schlucke und sehe, zum ersten Mal, dass ihr Blick nicht nur an dem Bären hängt, sondern auch an den Bienen. Könnte es sein...?

,,Sind die Bienen deine Gefährten?" Sie lächelt gezwungen, auch wenn sie ihren Blick nicht abwendet. ,,Nein, nur die Bienenkönigin. Da sie jedoch meine Gefährtin ist, gehört ihr aller Gefolge auch zu mir. Beantwortet das deine Frage?" Sie wirkt leicht gereizt, aber ich verstehe weshalb. Der Bär setzt nun den Bienen kräftig zu, viele fallen zu Boden. Bee zuckt bei dem Anblick zusammen. Da bemerke ich auch die kleine Biene, welche neben ihrem Kopf herfliegt. Sie summt aufgeregt. Ich will helfen, aber ich weiß nicht wie. Noch nie habe ich mich so machtlos gefühlt, wie in diesem Moment.

Hinter uns ertönen Schreie und ich höre, wie sich eine Horde Hexen nähert. Erleichterung überflutet mich. Auch Bee scheint die Lehrer gehört zu haben, denn sie seufzt leise auf. Ich nehme an auch vor Erleichterung. Mein Blick schießt zurück zu dem Monster, dass in dem Moment, in dem ich es ansehe, meinen Blick erwidert. Ich fühle beinahe seinen Hass, wie er sich langsam in mich hineinfrisst, ebenso seinen Spott und seine kranke Neugierde an mir.

Ich komme wieder.... Kind. Spöttisch lacht der Bär auf, brüllt ein letztes Mal und schlägt mit seiner Pranke, ehe er sich in einer Explosion aus schwarzem Rauch in Nichts auflöst. Bee zuckt zurück und der Schwarm von Bienen fliegt vor uns, um uns vor der Schockwelle zu schützen. Ich drehe mich auch schützend weg von der Schockwelle und drücke sachte mein Kätzchen an mich das flach und leise atmet. Aber immerhin atmet sie noch. Bee sieht auf den Boden, und beißt ihre Zähne fest zusammen, als auch schon die Lehrer und weitere bekannte Gesichter auftauchen. Darunter auch meine ach-so-tollen Begleiter, die verdammt schuldbewusst dreinblicken, wenn auch geschockt, als sie die Verwüstung erblicken. ,,Was zum Hexenrat ist hier passiert...?", atemlos tritt eine hochgewachsene, hübsche, ältere Frau aus der Menge. Sie hat platinblondes, hochgestecktes Haar und lange silberne Ohrringe an. Ihre lilane Robe weht, als sie auf uns zurauscht. Ihr Blick ist erst stechend, aber als sie Bee und mich auf dem Boden sieht, wird er weich. Sie hilft uns beiden vorsichtig hoch. Währenddessen wuseln die Anderen, wie ich annehme Lehrer, um uns herum und untersuchen den Kampfort. ,,Ein Monster ist hier aufgetaucht, Frau Abigline. Es hatte die Gestalt eines Bären angenommen und versucht unsere neue Mitschülerin, Morgaine, zu... verletzen." Bee zögerte leicht und sieht mich schief an, ehe sie mit ihrem Bericht fortfährt. ,,Ich kam gerade noch rechtzeitig, konnte das schlimmste dank meiner Gefährtin abwenden. Ehe ich jedoch hier ankam, hatte ich eine Biene zu ihnen geschickt, um sie zu warnen und um Hilfe zu bitten. Ich sprach einen Schutzzauber aus und wartete auf ihre Ankunft. Bloß dank der Bienen wusste ich von der hier herrschenden Aufruhr."
Ich runzele verwirrt meine Stirn. Zwar bin ich müde, verletzt und total auf Adrenalin, nicht zu vergessen hungrig, aber den letzten Teil verstehe ich doch nicht ganz.
,,Wie meinst du das, Bee? Nur dank der Bienen habt ihr mich gefunden? Aber der Bär hat doch wie ein... Monster gebrüllt. Ich dachte jeder hätte es hören müssen?" Ich merke, wie ich mich von Sekunde zu Sekunde dümmer fühle. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich das wissen sollte und das ich etwas ganz offensichtliches übersehen habe.
Leicht spöttisch zieht Bee eine Augenbraue hoch. ,,Gut, dass du hier endlich das Hexen lernst, glaub mir, das hast du nötig. Der Bär oder vielleicht ein verborgener Komplize hat einen Verschleierungszauber gesprochen, der dieses Gebiet völlig abgeschirmt hat. Man konnte von außerhalb nichts sehen und nichts hören, erst wenn man das Gebiet betritt, sieht und hört man wieder alles." Frau Abigline nickt, sichtlich erfreut über die richtige Antwort. ,,Sehr gut, Baylee. Danke für die Auskunft. Wir übernehmen jetzt. Und es wäre sehr gut, wenn sie alle" Ihr Blick gleitet über das Team Wir-führen-Morgaine-rum, dass sich um mich herum versammelt hat, ohne, dass ich es bemerkt hatte, ,,das Geschehniss für euch behaltet, ehe wir nicht das Problem gelöst haben."
Wir nicken alle. Mein Blick fällt auf Aiden, der mich äußerst besorgt mustert.
Ich merke, wie ich langsam unter seinem intensiven Blick rot werde und wende schnell meinen ab.
,,Danke. Ihr alle geht nun und ruht euch aus. Ihr seid allesamt freigestellt vom heutigen Unterricht." Sie zwinkert uns zu und legt mir fürsorglich eine Hand auf die Schulter, ehe sie mir leise zuflüstert: ,,Wir müssen uns auch noch sprechen. Aber vorerst: herzlichen Glückwunsch zum Finden ihres Gefährten. Sie müssen sich nicht sorgen, unsere Krankenschwestern sind spezialisiert auf die Heilung."
Ich kann nur gerade so die aufkeimenden Tränen zurückhalten.
Das war einfach zu viel für einen Tag. Vor allem, da mir das Geschehniss sicher noch lange im Kopf bleiben wird.

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