Traum

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Ich saß da, meinen Blick auf den Teich gerichtet, als ich völlig unerwartet eine Stimme vernahm.
Ich war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht verstanden hatte, was die Person gesagt hatte, geschweige denn, dass ich überhaupt bemerkt hätte, dass sich jemand genähert hat. Ich zuckte zusammen und konnte noch immer nur verschwommen sehen, doch die Quelle der mysteriösen Stimme musste sich gerade mal auf Mindestabstand von mir entfernt befinden, da ich angenehmes dezentes Männerparfum riechen konnte.

Wer hatte sich mir da genähert? Ich wischte meine Augen mit den Ärmeln meiner weichen Jacke trocken und sah verwirrt umher. Als ich meinen Kopf nach rechts drehte, erblickte ich eine, zur Hälfte vom Mondschein beleuchtete, Silhouette eines Mannes, der in meine Richtung blickte.

"W... Wie bitte?", fragte ich höflich, aber mit vom Weinen verlegter Stimme, nach, in der Hoffnung, dass die Person sich wiederholen würde.

"Ich wollte fragen, ob man Ihnen irgendwie helfen kann, Sie sitzen hier so verloren", sagte der Fremde besorgt, doch seine Stimme kam mir sehr bekannt vor. Zu bekannt.

Das konnte doch nicht sein... Ich musste ihn sehen, um meine Vermutung zu bestätigen. Wahrscheinlich war ich schon vor Stunden in meinem Bett eingeschlafen und träumte munter vor mich hin, anders konnte ich mir diese Erscheinung nicht erklären...

"Mir geht es eh supa... Danke. Ich konnte nur nicht einschlafen, also habe ich gedacht, ein bisserl frische Luft kann nicht schaden", erklärte ich und hoffte, dass mein Gegenüber nicht merkte, dass mein Gefühlsausbruch, von dem ich nicht wusste, wie viel er gesehen hatte, wegen (möglicherweise) ihm gewesen war.

"Sind Sie sicher, dass es nur das ist? Sie sahen ur fertig aus", hakte er nach. "Es ist schließlich in meinem Interesse, dass es den Bürgern und Bürgerinnen in Österreich gut geht"

Die Formulierung des letzten Satzes bestätigte meine Vermutung, der Mann vor mir musste tatsächlich der Bundeskanzler sein. Ich wusste nicht, was ich denken oder antworten sollte, also sprudelte es einfach so aus mir heraus.

"Sie... sind nicht zufällig Sebastian Kurz? Nur... Nur so eine Frage, das wäre nämlich ein ziemlich großer Zufall, Sie nachts im Park zu treffen, aber ich finde es toll, dass Sie sich so um uns kümmern"

Ich bereute meine Aussage sofort. Es war doch schon klar, dass ich Shorty vor mir hatte und er wird sicher täglich duzende Male darauf angesprochen. Ich war nur eine/r von fast zwei Millionen Einwohnern Wiens und mit dieser Frage hob ich mich überhaupt nicht vom Rest ab, doch alles was ich wollte war, dass Sebastian mich bei dieser einmaligen Chance in Erinnerung behielt.

"Entschuldigen Sie die Frage... Ich war nur-", fügte ich demnach schnell hinzu, doch Sebastian hatte bereits zu einer Antwort angesetzt und unterbrach mich unbeabsichtigt.
"Ja, der bin ich- Kein Grund zur Entschuldigung, es macht mir nichts aus. Eigentlich komme ich oft hier her, wenn niemand mehr wach ist, um die Ruhe zu genießen"

Ich war kurz peinlich berührt, da wir einander reingeredet hatten, doch die Tatsache, dass er oft hier her kam weckte wieder mein Interesse.
"Ich bin auch gerne hier, aber bisher sind wir wohl immer aneinander vorbeigelaufen"

"Schon seit ich ein Jugendlicher bin suche ich diesen Park auf, um mir, wenn ich nicht schlafen kann, weil ich zu gestresst bin, auf dem Hügel hinter dem Teich den Sonnenaufgang anzusehen"

Ich fühlte mich sofort ein wenig schlecht, weil ich ihm Anfangs verweigert hatte, über den wahren Grund, warum ich verheult am Teich saß zu reden, da er mir nun selbst Privates eröffnete.
"Das ist sicher wunderschön und entspannend. Ich glaube ich war noch nie bis zum Sonnenaufgang hier. Ich beobachte nur oft den Mond im Wasser, wenn ich beispielsweise Liebeskummer habe", erklärte ich ihm nun doch.

Shorty Boi | Sebastian Kurz ff Where stories live. Discover now