Kapitel 3

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Mara stand vor der U-Bahnstation. Sie war ratlos. Sie wusste nicht, wie sie zu der Adresse gelangen sollte, die dem Brief beigelegt war. Die Busse würden sie nur einen Teil der Strecke passieren lassen, umsteigen konnte sie nicht. Den Rucksack auf den Rücken geschnallt, ihren Poncho über das T-Shirt gezogen, so stand sie da, verloren, ohne einen Plan. New York war zu groß, um zu dem abgelegenen Ort zu laufen. Mara kannte sich kaum aus, die untere Ebene war viel kleiner und unbewohnter. Sie erblickte ein Taxi, auf welches sie zuging. Der Fahrer wies ihr einen Platz auf der Rückbank an. ,,Ich habe kein Geld, Sir.", entschuldigte sich Mara. Der Fahrer seufzte. ,,Wie gedenken Sie denn, mich zu bezahlen, junges Fräulein?" Mara setzte einen entschlossenen Blick auf. ,,Verzeihen Sie, Sir, aber ich habe ein Stipendium für ein Internat erhalten und werde heute dort erwartet. Sollten Sie den Spruch 'Kunde ist König' kennen, sollte ich im Recht sein, Sie mit irgendetwas anderen bezahlen zu können. Außerdem werden normalerweise die Anreisekosten von der für das Stipendium verantwortlichen Person übernommen. Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte loszufahren?" Der Fahrer schwieg und startete den Motor. Er wunderte sich. Wie hatte es dieses seltsame Mädchen geschafft, ihn bestimmend und doch höflich zum Handeln zu bewegen?
Noah sah aus dem getönten Fenster, das in dem Auto seiner Mutter eingebaut war. Der Weg zu diesem Internat war beschwerlich und lang. Aber um seiner Mutter Willen sagte er kein Wort, dass sie hätte erzürnen können. Sein Koffer lag auf dem Sitz neben ihm und rutschte bei jeder der unendlich scheinenden Kurven zur Seite. ,,Noah, wir passieren in einigen Minuten das Tor des Internats. Benimm dich bitte und bereite den Lehrkräften keine Probleme, verstanden?", sprach seine Mutter ihn an, wie immer hatte sie diesen elenden, vornehmen Ton aufgesetzt. Zum kotzen, dachte Noah. Sie fuhren durch ein eisernes Tor, das mit metallenen Rosen verziert war. Plötzlich herrschte eine komplett andere Atmosphäre in dem Wagen. Noah konnte sich nicht erklären, woher das kam. Er drehte sich nach hinten und sah eines der gelben New Yorker Taxis hinter sich. Wer kam in so einem Auto hierher? Die Person musste verrückt sein. Plötzlich kam ihm ein Bild in den Kopf. Das kleinere Mädchen, ihre Saphirblauen Augen und die Sommersprossen. Mara. Dieses Mädchen war verrückt, davon war er überzeugt. Aber warum hatte er sie seit dem Central Park nicht wieder gesehen? Nicht, dass es ihn stören würde.
Mara sah auf das schwarze Gefährt, das vor ihnen fuhr. Durch die getönten Scheiben könnte man nichts erkennen. Wer fährt so ein Auto?, dachte Mara und dachte sofort an den Jungen, der sie damals beiseite geschoben hatte. Sie würde ihn nicht wiedersehen, wenn sie nun in diesem Internat wohnt. Sie hätte wenigstens seinen Namen wissen wollen. Der Taxifahrer bog plötzlich in eine Gasse, die mit einem 'M' gekennzeichnet war. Das schwarze Auto hingegen, fuhr in eine Gasse, die mit einem 'J' versehen war. Ein älterer Herr stand am Ende der Gasse und bedeutete dem Fahrer, das Fenster zu öffnen. Der Herr schob einige Geldscheine durch das vordere Fenster und öffnete dann die hintere Tür.
Noah wurde von einer jungen Frau begrüßt. Sie nahm ihm sein Gepäck ab und führte ihn in einen großen Saal. Auf der linken Seite standen einige Mädchen, die ihren Kopf interessiert in die Mitte des Raumes gerichtet hatten. Dort stand eine kleine Tribühne, auf der eine ältere Dame stand. Der rechte Teil, in dem Noah stand, war übersäht mit Jungen, die sich ausgelassen unterhielten, bis das Quietschen eines Mirkofons ertönte.
,,Ich begrüße euch, zukünftige Schüler des IdZ!"

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