„Oh man! Der Zug fährt gerade los!", meinte der Größere und schaute in dessen Richtung, wobei ich meine Augen nicht von ihm abwenden konnte, mich selbst beim Starren erwischte. „In mein kleines Dorf fährt der nächste Zug erst in einer Stunde!"

„Ich kann mit dir warten, zwar fährt er bei mir jede halbe Stunde, aber ich warte mit dir!", stieß ich sofort heraus und zog mich dann wieder ein wenig zurück, denn ich war erschreckt von mir selbst. Unwissend darüber, dass ich überhaupt in der Lage dazu war, so direkt auf einen Menschen zuzugehen, dachte ich viel nach, wobei der Junge Mann es aber ganz locker nahm.

„Vielen Dank!", sagte er. Für einen kurzen Augenblick blieb es ruhig bis er sich mit einem „Ah!" meldete und leicht aufstrahlte. „Ich bin übrigens Taehyung. Und du? Ich hab das Gefühl wir kennen uns."

„Jungkook", murmelte ich und dann fiel es mir in den Sinn. „Es tut mir so leid!", sagte ich und verbeugte mich sofort mehrere Male. „Sie sind doch der neue Lehrer! Herr Kim! Ich habe sie nicht erkannt, es tut mir so leid!"

Leise lachend stand ich vor dem Eisregal, da ich es bildlich im Kopf hatte, wie ich dort wie angewurzelt stand, da ich nicht wusste, wie ich mit der Situation umzugehen hatte. Im Nachhinein war es aber kein Fehler, dass ich einfach so zu ihm gesprochen und erst recht nicht, dass ich mit ihm auf seinen Zug gewartet hatte. Wir hatten ein wenig geredet und das war somit der erste, offizielle Tag unserer „Freundschaft". Taehyung behandelte mich von Anfang nicht mehr wie einen Schüler, was mir lange Zeit viel Hoffnung gab, die zum Glück wahr wurde.

Taehyung war wie ein Engel für mich, schließlich begann alles damit, dass er mir das Leben rettete, aber es blieb nicht nur dabei. Sein großes Herz war das, was ihn ausmachte, was ihn kennzeichnete und das zeigte er mir so oft, half mir und stand an meiner Seite, sodass die Liebe nicht mehr länger auf sich warten ließ, für mich sowie für ihn. Es war alles zu perfekt als dass es hätte echt sein können, aber nun stand ich hier, siebenundzwanzig Jahre alt - er neununddreißig - und seit fünf Jahren mit dem Mann meiner Träume verheiratet. Wir hatten sogar eine Tochter, welche Young-Min hieß.

„Behalte den Rest", sagte ich und gab damit dem Schüler, der seine Sommerferien hier zum Arbeiten verbrachte, ein wenig Extrageld. Ich wusste aus eigener Erfahrung, wie niedrig die Bezahlung war für die Arbeit, die man an solchen Orten machte, so wollte ich immer meine Güte zeigen und gab bisschen Geld, als gefragt war.

Weil es nicht besser laufen konnte, ging ich mit meinem Bananenmilch-Eis in meiner rechten und seinem Erdbeereis in meiner linken Hand zurück zu Taehyung, welcher sich mittlerweile aufgesetzt hatte, mit dem Rücken zu mir gedreht. Er schien zu telefonieren, weshalb ich mir den Spaß erlauben wollte, dass kalte, verpackte Eis an seinen wahrscheinlich sehr aufgewärmten Rücken zu legen und ihn somit zu erschrecken.

Mit einem breiten Schmunzeln und einem Kichern, dass ich noch zurückhielt, näherte ich mich schleichend, sodass ich langsam auch seine liebliche Stimme hörte, die sehr tief war und so viel Männlichkeit trug, aber dennoch so sanft war, dass mir jedes Mal das Herz aufging.

„Ja! Ich werde da sein, mach dir keine Sorgen. Wie könnte ich deinen Geburtstag verpassen?", hörte ich ihn sagen und dachte mir, er würde mit einem seiner Freunde sprechen. Vielleicht Mark oder so, jedoch kannte ich die alle nicht wirklich.

Ich stand nun direkt hinter ihm, er hatte mich noch nicht bemerkt und das Eis war nur wenige Zentimeter von Taehyungs Haut entfernt, jedoch wartete ich noch darauf, dass er anfing zu sprechen, um auch wirklich zu schreien, wenn er die Kälte plötzlich spüren würde.

„Das wird kein Problem sein, ich sag einfach wieder ich muss auf Lehrer-Fortbildung oder auf Klassenfahrt mit meiner Klasse", sagte mein Mann. Bevor ich die Worte wirklich aufnehmen konnte, wollte ich schon die letzte, kleine Distanz überbrücken und meinen Streich ausführen, aber ich realisierte nun was er sagte, befand mich ein wenig in einer Starre, denn mich verwirrte, was ich hörte. „Nein, mach dir keine Sorgen, ja? Niemand wird von uns erfahren, schließlich lebst du in Busan und wir in Seoul. Wir zeigen uns bei dir doch sonst auch in der Öffentlichkeit und du hast kein Problem damit, woher die plötzliche Angst? Wir sind schließlich keine Prominente, die von Paparazzi für Dating-Skandale verfolgt werden!"

Taehyung lachte und in genau diesem Moment ließ ich aus Schock das Eis fallen, welches seine Haut streifte. In der nächsten Sekunde sprang der Braunhaarige schon auf, Schrei und ließ sein Handy in den Sand fallen. Er drehte sich um, schaute mich an, die Augen weit aufgerissen und der Mund leicht offen.

„Jungkook! Ich kann das erklären!", sagte er sofort und sprang auf. Natürlich tat er das, was sollte er denn auch sonst sagen? Erklären konnte er gar nichts, er war schließlich ein untreuer, dreckiger Bastard.

Das war der letzte Tag, den wir in einer Beziehung führten, inoffiziell natürlich. Die Scheidung folgte einige Zeit später, aber nicht allzu lang danach. Taehyungs Affäre zu einer Frau, die er scheinbar auf einem Austausch, den er begleitet hatte, kennenlernte, zerbrach mit der Scheidung, sodass er allein da stand.

Nachdem ich unser Haus verließ, welches er damals gekauft hatte, da ich eine Wohnung in der Innenstadt gefunden hatte, die mir passte, sah ich ihn nie wieder. Auch Young-Mi nicht, die ich zwar schon als meine eigene Tochter sah, aber dessen Adoptionspapiere ich noch nicht unterschrieben und somit kein Recht auf Elternschaft hatte. Nicht einmal zufällig an den Orten, die wir sonst gerne zusammen besuchten. Nicht einmal beim Klassentreffen, wo ich das letzte Mal noch so stolz unsere Beziehung preisgab.

Unser gemeinsamer Weg hatte sich nicht mehr nur getrennt, er war gar nicht mehr existent. Es gab kein Taehyung und Jungkook mehr, sondern nur ein Taehyung und ein Jungkook. Einzeln.

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Woaaah! Es gibt Drama liebe Freunde! Wie ich bereits im ersten Buch erwähnte, kann man »Zweites Mal« unabhängig lesen, wer das erste Buch aber bereits gelesen hat, sollte auch dieses hier lesen!

Ich hatte die Idee für dieses Buch vor einiger Zeit und dachte mir, dass ich es einfach an die Charaktere aus »Teacher's Pet« verknüpfe und ihnen sozusagen eine Zukunft gebe, statt irgendwann einfach Schluss zu machen.

So eine Art Story habe ich bisher noch nicht geschrieben, also was den Inhalt angeht, aber ich bin wirklich excited, denn es wird heftig, glaubt mir das!

Ich hoffe doch sehr, dass euch der Start dazu angeregt hat, auch weiterhin dran zu bleiben und zu sehen, ob es für Taehyung und Jungkook nun ein Happy End geben wird oder nicht! Bis dahin ist aber noch viel Zeit!

xo bxbybxy

zweites mal ᵛᵏᵒᵒᵏ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt