Kapitel 33: Der Abschied

5.9K 409 36
                                    

Der Wecker klingelte viel zu früh. Leo regte sich zuerst. Er zog mich noch näher an sich heran und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Ich stellte den Wecker aus und beschloss noch ein paar Minuten liegen zu bleiben. Es fühlte sich einfach zu gut an neben Leo aufzuwachen, das wollte ich gleich noch einmal machen. Doch keine drei Minuten später hörte ich Joshs schlurfende Schritte an meinem Zimmer vorbei gehen. Als kurz darauf auch noch Luke vorbei ging löste ich mich aus Leos Griff und stand ebenfalls auf.

"Bleib hier!“, murmelte Leo unwillig und streckte seine Hand nach mir aus. Ich lächelte und beugte mich noch einmal zu ihm hinunter um ihm einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

„Ich muss arbeiten.“, flüsterte ich und schnappte meine Klamotten für den Tag. Als ich wenig später aus dem Bad kam saß Leo zusammen mit Josh und Luke am Frühstückstisch.

„Morgen!“, murmelte ich und ließ mich auf den freien Stuhl neben Leo fallen. Josh reichte mir sofort eine Tasse Kaffee die ich zu gerne annahm.

Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen, doch von schönem Wetter konnte nicht die Rede sein. Es war trüb und der Himmel war wolkenverhangen. Ich beeilte mich heute mit der Stallarbeit, sodass ich noch genug Zeit hatte um etwas mit Embassy zu machen und trotzdem früh bei Leo sein konnte. Während ich mit Embassy an ein paar Dressurlektionen arbeitete ritt Luke eines der Verkaufspferde. Josh hatte die Verteilung des Heus übernommen. Luke war ein guter Reiter. Ich beschloss Richard vorzuschlagen ihn ebenfalls an Turnieren teilnehmen zu lassen. Er würde seine Pferde ebenso zum Erfolg bringen wie Ben das tat. Den Abend verbrachte ich natürlich wieder mit Leo. Er hatte mich im Stall abgepasst und mich direkt mit zur Hütte begleitet. Als Josh und Luke gekommen waren hatten sie sich nur schnell geduscht und waren dann wieder verschwunden. Sie meinten, sie wollten ins Kino gehen. Ich jedoch hatte sie sofort durchschaut, sie wollten Leo und mir Zeit für uns allein geben. Die beiden waren wirklich einfach toll. Während Leo einen Film aussuchte machte ich Popcorn. Natürlich ließ ich es zu lange in der Mikrowelle, sodass die meisten total verbrannt waren. Wir kuschelten uns auf dem Sofa zusammen und kauten auf dem Teil des Popcorns herum, der noch essbar war und schauten irgendeinen Film. Von dem Film bekam ich jedoch fast überhaupt nichts mit, ich war mal wieder total auf Leo konzentriert, wie seine Hand sanft meine streichelte und er mir immer wieder einen Kuss auf den Scheitel drückte. Es war amtlich. Roxy Fleming liebte Leo Hollingworth. Den arroganten, reichen Engländer, den sie anfangs so sehr gehasst hatte.

Die Tage vergingen wie im Flug, die Nächte verbrachte Leo bei mir. Es war zwar eng in meinem schmalen Bett doch das war mir gerade recht, ich wollte ihm so nahe wie möglich sein. Umso näher der Abschied kam, umso gedrückter wurde die Stimmung. Ich war sowieso tottraurig, dass ich hier weg musste, doch auch Leo, Josh, Luke, Danielle und Richard waren mies drauf. Wir umgingen das Thema aber immer, keiner wollte darüber sprechen.

Es war der letzte Abend. Ich war mit meiner Arbeit fertig und betrat nun frisch geduscht das Wohnzimmer in dem Luke und Josh auf der Couch saßen. Dieses Bild brannte sich für immer in mein Hirn ein. Meine beiden Jungs, die ich so sehr schätzte und die mir immer beigestanden waren und mir zugehört hatten, wie sie in unserem Wohnzimmer saßen und den Feierabend genossen. Dieses Jahr in England würde ich niemals vergessen. Ohne es wirklich zu merken brach ich in Tränen aus. Ich stand in der Tür, beobachtete die beiden und heulte wie ein Baby. Ich schluchzte und wurde von den Heulkrämpfen geschüttelt.

„Roxy, was ist denn los?“, Josh war aufgestanden und kam nun besorgt zu mir gelaufen. Als er mich umarmte drückte ich mich an ihn und heulte lauthals weiter. Irgendwann spürte ich Luke, der hinter mir stand und mich ebenfalls umarmte.

Mein weiter Weg zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt