Kapitel 19: Silvester bei den Hollingworths

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Jetzt freute ich mich schon auf eine warme Dusche und eine heiße Schokolade. Ich zog mir die Mütze tiefer ins Gesicht ehe ich das Stalltor hinter mir zuzog und hielt dann in der Bewegung inne. Ich kniff meine Augen zusammen, um genauer sehen zu können, wer mich da vom Haupthaus aus beobachtete. Doch ich täuschte mich nicht. Es war Leo. Wieso war er nicht mit zu seiner Familie gefahren? Zickig stemmte ich meine Hände in die Hüften und funkelte ihn an. Was für ein Stalker. Doch er wandte sich schnell ab und verschwand vom Fenster. Verwirrt setzte ich meinen Weg zur Hütte fort. Ich schlenderte gerade an den Koppeln entlang als ich seine Stimme hinter mir hörte.

"Roxy, warte!", doch ich lief schnurstracks weiter. Nach dem gestrigen Abend würde ich kein Wort mehr mit ihm sprechen.

"Roxy!", ich beschleunigte meine Schritte sogar noch, doch in der nächsten Sekunde wurde ich am Arm festgehalten. Schnell riss ich mich los.

"Fass mich nicht an!", zischte ich ohne mich umzudrehen.

"Roxy, jetzt warte doch einfach kurz!", sagte er bittend doch ich würde mich nicht darauf einlassen, auf dieses Warm-Kalt-Kindergartenspiel hatte ich echt keinen Bock. Doch er griff erneut nach meinem Arm und riss mich zu sich herum, sodass ich jetzt unmittelbar vor ihm stand und gezwungen war, in seine blauen Augen zu sehen.

"Was ist denn?", fragte ich genervt und befreite meinen Arm wieder aus seinem festen Griff.

"Ich wollte kurz mit dir reden, wegen gestern."

Ein spöttisches Lachen entfuhr meiner Kehle und ich warf dabei den Kopf in den Nacken.

"Passt schon, Leo, ehrlich!", sagte ich trocken und wollte mich wieder umdrehen um endlich nach Hause gehen zu können.

"Nein Roxy, ich meine es ehrlich. Das ist doch beschissen so."

"Nein, nein, nein. Die Situation ist nicht beschissen, Leo, du bist beschissen!", sagte ich und wedelte dabei mit meinem Zeigefinger vor seinem Gesicht herum.

"Du machst es einem auch nicht gerade einfach!", beschwerte er sich und hob dabei meine Hand fest, sodass ich nicht mehr vor seinem Gesicht herumfuchteln konnte.

"Lass. Mich. Los.", zischte ich und befreite mich zum dritten Mal von seinem Griff. "Und jetzt lass mich endlich in Ruhe, mir ist kalt und ich möchte nach Hause!", mit diesen Worten wandte ich mich wieder ab und setzte meinen Weg fort. Doch Leo gab keine Ruhe, immerhin packte er mich nicht mehr und hielt mich fest sondern schrie mir nur noch hinterher.

"Roxy, hör mir doch einfach nur zu, ich....!", doch mehr hörte ihn nicht mehr da ich mir die Hände auf die Ohren presste und fast schon rannte um schnellstmöglich von ihm wegzukommen.

Als ich endlich an der Hütte ankam und die Tür hinter mir zu schlug nahm ich die Hände von meinen Ohren.

"Roxy? Alles klar? Was war das denn?", Josh kam mir entgegen und sah mich ernsthaft besorgt an. Wahrscheinlich zweifelte er an meiner Zurechnungsfähigkeit, zugegeben, diese hat echt schwer nachgelassen seit ich hier in England war, das musste wohl am Wetter liegen.

"Leo!", lieferte ich ihm die Erklärung mit einem Wort. Fragend sah er mich an.

"Leo?"

"Jap, Leo."

Er schien angestrengt zu überlegen. "Was läuft da zwischen euch?"

Als er diesen Satz ausgesprochen hatte, schnappte ich erschrocken nach Luft.

"Was? Nichts!", rief ich aus, etwas zu hysterisch und schrill. Josh hatte es sofort bemerkt und grinste wissend.

"Hör auf zu grinsen, wir sind hier doch nicht bei Alice im Wunderland!"

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